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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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bleibt eine Lücke, der Nasenfortsatz, welcher nach aussen in die
äussere Nasenöffnung übergeht, mit dem anderen Ende aber in
die Mundhöhle reicht. Dieser kurze Gang steigt fast senkrecht
hinab. Das Riechorgan entsteht also früher, als der für die Ath-
mung bestimmte Luftkanal. Denn die schon an dem vierten
Tage bemerkte Grube ist eigentlich das Riechorgan. Später (üb.
Entw.gesch. S. 122. bei Burdach S. 355.) stellt sich der Nasen-
gang immer mehr horizontal, während sich zugleich die Nasen-
scheidewand immer mehr ausbildet. So entstehen die Gaumen-
bogen, welche vorn an einander stossen, hinten aber durch einen
Schlitz getrennt sind, in den die Nasengänge auslaufen. Die Mu-
scheln wachsen aus der Nasengrube gegen den Nasengang hervor,
und (üb. Entw.gesch. S. 134. bei Burdach S. 367.) ziehen sich
endlich lang aus. -- Mit diesen an den Vögeln bisher beobachte-
ten, freilich noch lange nicht vollständig genug verfolgten Vor-
gängen stehen auch die an Säugethieren gemachten Erfahrungen
in Analogie. So fand Rathke (Abhandl. Th. I. S. 95.) bei sehr
jungen Schaafembryonen die vordere Gesichtsfläche von verhält-
nissmässig sehr geringer Länge und Breite, und in der Nähe der
Mundspalte viel breiter, als nach dem Scheitel hin. An dem un-
teren Ende der Gesichtsfläche fanden sich zwei kleine flache,
rundliche Gruben, die Nasengruben. Von dem äusseren Winkel
der Mundspalte gingen zwei schmale lange und etwas divergi-
rende Furchen nach oben bis zu der Stelle fast, wo in dem In-
nern der Stamm der Wirbelsäule sich befand. Die Nasengruben
werden nun tiefer, indem die Gesichtswand in ihrer Circumfe-
renz dicker wird. Zugleich dehnen sie sich aber auch in ihrem
senkrechten Durchmesser mehr aus, als in ihrem Querdurchmes-
ser. Nun entsteht gleichzeitig und nahe an dem inneren Ende
einer jeden Grube ein kleiner pyramidaler Vorsprung, welcher sich
über die Grube weg nach aussen wendet und den R. (l. c. S.
96.) den Nasenfortsatz der Stirnwand nennt. (Er entspricht
Huschke's Schnabelspitze, Intermaxillartheil bei dem Hühnchen.)
Der spitzwinklige Lappen (Rudiment des Oberkiefers) jederseits
verlängert sich und verwächst immer mehr mit dem vorderen
Rande der Mundspalte. Sein spitziges Ende aber bleibt frei und
es nähert sich, indem es sich vorn umbiegt, dem Vorsprunge des
Nasenfortsatzes der Stirnwand. Der hintere Rand des Lappens
dagegen begrenzt nach vorn die Mundspalte. Indem sich nun der

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bleibt eine Lücke, der Nasenfortsatz, welcher nach auſsen in die
äuſsere Nasenöffnung übergeht, mit dem anderen Ende aber in
die Mundhöhle reicht. Dieser kurze Gang steigt fast senkrecht
hinab. Das Riechorgan entsteht also früher, als der für die Ath-
mung bestimmte Luftkanal. Denn die schon an dem vierten
Tage bemerkte Grube ist eigentlich das Riechorgan. Später (üb.
Entw.gesch. S. 122. bei Burdach S. 355.) stellt sich der Nasen-
gang immer mehr horizontal, während sich zugleich die Nasen-
scheidewand immer mehr ausbildet. So entstehen die Gaumen-
bogen, welche vorn an einander stoſsen, hinten aber durch einen
Schlitz getrennt sind, in den die Nasengänge auslaufen. Die Mu-
scheln wachsen aus der Nasengrube gegen den Nasengang hervor,
und (üb. Entw.gesch. S. 134. bei Burdach S. 367.) ziehen sich
endlich lang aus. — Mit diesen an den Vögeln bisher beobachte-
ten, freilich noch lange nicht vollständig genug verfolgten Vor-
gängen stehen auch die an Säugethieren gemachten Erfahrungen
in Analogie. So fand Rathke (Abhandl. Th. I. S. 95.) bei sehr
jungen Schaafembryonen die vordere Gesichtsfläche von verhält-
niſsmäſsig sehr geringer Länge und Breite, und in der Nähe der
Mundspalte viel breiter, als nach dem Scheitel hin. An dem un-
teren Ende der Gesichtsfläche fanden sich zwei kleine flache,
rundliche Gruben, die Nasengruben. Von dem äuſseren Winkel
der Mundspalte gingen zwei schmale lange und etwas divergi-
rende Furchen nach oben bis zu der Stelle fast, wo in dem In-
nern der Stamm der Wirbelsäule sich befand. Die Nasengruben
werden nun tiefer, indem die Gesichtswand in ihrer Circumfe-
renz dicker wird. Zugleich dehnen sie sich aber auch in ihrem
senkrechten Durchmesser mehr aus, als in ihrem Querdurchmes-
ser. Nun entsteht gleichzeitig und nahe an dem inneren Ende
einer jeden Grube ein kleiner pyramidaler Vorsprung, welcher sich
über die Grube weg nach auſsen wendet und den R. (l. c. S.
96.) den Nasenfortsatz der Stirnwand nennt. (Er entspricht
Huschke’s Schnabelspitze, Intermaxillartheil bei dem Hühnchen.)
Der spitzwinklige Lappen (Rudiment des Oberkiefers) jederseits
verlängert sich und verwächst immer mehr mit dem vorderen
Rande der Mundspalte. Sein spitziges Ende aber bleibt frei und
es nähert sich, indem es sich vorn umbiegt, dem Vorsprunge des
Nasenfortsatzes der Stirnwand. Der hintere Rand des Lappens
dagegen begrenzt nach vorn die Mundspalte. Indem sich nun der

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[478/0506] Von dem Embryo. bleibt eine Lücke, der Nasenfortsatz, welcher nach auſsen in die äuſsere Nasenöffnung übergeht, mit dem anderen Ende aber in die Mundhöhle reicht. Dieser kurze Gang steigt fast senkrecht hinab. Das Riechorgan entsteht also früher, als der für die Ath- mung bestimmte Luftkanal. Denn die schon an dem vierten Tage bemerkte Grube ist eigentlich das Riechorgan. Später (üb. Entw.gesch. S. 122. bei Burdach S. 355.) stellt sich der Nasen- gang immer mehr horizontal, während sich zugleich die Nasen- scheidewand immer mehr ausbildet. So entstehen die Gaumen- bogen, welche vorn an einander stoſsen, hinten aber durch einen Schlitz getrennt sind, in den die Nasengänge auslaufen. Die Mu- scheln wachsen aus der Nasengrube gegen den Nasengang hervor, und (üb. Entw.gesch. S. 134. bei Burdach S. 367.) ziehen sich endlich lang aus. — Mit diesen an den Vögeln bisher beobachte- ten, freilich noch lange nicht vollständig genug verfolgten Vor- gängen stehen auch die an Säugethieren gemachten Erfahrungen in Analogie. So fand Rathke (Abhandl. Th. I. S. 95.) bei sehr jungen Schaafembryonen die vordere Gesichtsfläche von verhält- niſsmäſsig sehr geringer Länge und Breite, und in der Nähe der Mundspalte viel breiter, als nach dem Scheitel hin. An dem un- teren Ende der Gesichtsfläche fanden sich zwei kleine flache, rundliche Gruben, die Nasengruben. Von dem äuſseren Winkel der Mundspalte gingen zwei schmale lange und etwas divergi- rende Furchen nach oben bis zu der Stelle fast, wo in dem In- nern der Stamm der Wirbelsäule sich befand. Die Nasengruben werden nun tiefer, indem die Gesichtswand in ihrer Circumfe- renz dicker wird. Zugleich dehnen sie sich aber auch in ihrem senkrechten Durchmesser mehr aus, als in ihrem Querdurchmes- ser. Nun entsteht gleichzeitig und nahe an dem inneren Ende einer jeden Grube ein kleiner pyramidaler Vorsprung, welcher sich über die Grube weg nach auſsen wendet und den R. (l. c. S. 96.) den Nasenfortsatz der Stirnwand nennt. (Er entspricht Huschke’s Schnabelspitze, Intermaxillartheil bei dem Hühnchen.) Der spitzwinklige Lappen (Rudiment des Oberkiefers) jederseits verlängert sich und verwächst immer mehr mit dem vorderen Rande der Mundspalte. Sein spitziges Ende aber bleibt frei und es nähert sich, indem es sich vorn umbiegt, dem Vorsprunge des Nasenfortsatzes der Stirnwand. Der hintere Rand des Lappens dagegen begrenzt nach vorn die Mundspalte. Indem sich nun der

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/506>, abgerufen am 23.11.2024.