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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Sympathischer Nerve.
der Untersuchung der Evolutionsgeschichte irgend eines anderen
Organtheiles so viele, weniger als 1/2--3/4 Zoll lange Embryo-
nen zerschnitten, als zu dieser. -- Wenn Rathke (Burdachs
Physiol. II. S. 193. und Flusskrebs S. 30. u. 50. tab. 3. fig. 30.
u. 31.) den Ganglienstrang bei dem Krebse zuerst als eine Reihe
hinter einander liegender Knötchen sah und E. H. Weber (Meck.
Anat. 1828. S. 392. tab. X. fig. 9. und tab. XI. fig. 13.) an dem
Blutegel dasselbe beobachtete, so war dieses entweder schon ein
secundärer Zustand, oder die Entstehung des Ganglienstranges
der Wirbellosen ist eine andere, als die des sympathischen Ner-
ven der Wirbelthiere. Dieser ist wahrscheinlich (denn diesen
Urzustand zu sehen, ist mir bis jetzt trotz aller angewandten
Mühe noch nicht geglückt; ich erschliesse ihn nur aus dem Fol-
genden) zuerst ein verhältnissmässig starker, aber überall gleich dik-
ker Faden. Er bekommt nun theilweise Anschwellungen in glei-
chen Entfernungen, welche aber unmerklich in den verbindenden
Theil des Fadens übergehen. Es hat daher auf den ersten Blick
den Anschein, als bestünde der sympathische Nerve aus einer
Kette kegelförmiger Glieder, welche so übereinander stehen, dass
die Spitze eines vorderen Gliedes mit der Basis des nächst hin-
teren verschmilzt. Die Anschwellung zieht sich nun immer mehr
in jedem Gliede nach vorn zurück und der Gegensatz zwischen
Ganglien und verbindendem Faden wird schärfer, ja sogar zum
Theil bestimmter, als späterhin; denn bald darauf nimmt der
Ganglientheil wiederum relativ ab, und wird daher nicht mehr
so überaus bestimmt und auffallend von dem verbindenden Theile
geschieden. Diese Metamorphosen des sympathischen Nerven
habe ich an einer Reihe von Schaaf- und Schweineembryonen
verfolgt. Der kleinste Embryo, in dem ich den Nervus sympa-
thicus
in jener Form, wie ich sie als von mir wirklich gesehen
beschrieben, beobachtet habe, war ein acht Linien langer Schwei-
neembryo. Der zuletzt erwähnte Zustand dagegen findet sich
schon bei 4--5 Zoll langen Früchten des Schaafes und des
Schweines. Wenn ich etwa in der Darstellung der Genese des
sympathischen Nerven wegen des Mangels von Abbildungen
undeutlich gewesen bin, so werde ich vielleicht verständlicher
werden, wenn ich eine, wie ich glaube, nicht ganz unzweckmä-
ssige Vergleichung anführe. Man kann nämlich dem Aeusseren
des Bildungsherganges nach die Entstehung des Nervus sympa-

Sympathischer Nerve.
der Untersuchung der Evolutionsgeschichte irgend eines anderen
Organtheiles so viele, weniger als ½—¾ Zoll lange Embryo-
nen zerschnitten, als zu dieser. — Wenn Rathke (Burdachs
Physiol. II. S. 193. und Fluſskrebs S. 30. u. 50. tab. 3. fig. 30.
u. 31.) den Ganglienstrang bei dem Krebse zuerst als eine Reihe
hinter einander liegender Knötchen sah und E. H. Weber (Meck.
Anat. 1828. S. 392. tab. X. fig. 9. und tab. XI. fig. 13.) an dem
Blutegel dasselbe beobachtete, so war dieses entweder schon ein
secundärer Zustand, oder die Entstehung des Ganglienstranges
der Wirbellosen ist eine andere, als die des sympathischen Ner-
ven der Wirbelthiere. Dieser ist wahrscheinlich (denn diesen
Urzustand zu sehen, ist mir bis jetzt trotz aller angewandten
Mühe noch nicht geglückt; ich erschlieſse ihn nur aus dem Fol-
genden) zuerst ein verhältniſsmäſsig starker, aber überall gleich dik-
ker Faden. Er bekommt nun theilweise Anschwellungen in glei-
chen Entfernungen, welche aber unmerklich in den verbindenden
Theil des Fadens übergehen. Es hat daher auf den ersten Blick
den Anschein, als bestünde der sympathische Nerve aus einer
Kette kegelförmiger Glieder, welche so übereinander stehen, daſs
die Spitze eines vorderen Gliedes mit der Basis des nächst hin-
teren verschmilzt. Die Anschwellung zieht sich nun immer mehr
in jedem Gliede nach vorn zurück und der Gegensatz zwischen
Ganglien und verbindendem Faden wird schärfer, ja sogar zum
Theil bestimmter, als späterhin; denn bald darauf nimmt der
Ganglientheil wiederum relativ ab, und wird daher nicht mehr
so überaus bestimmt und auffallend von dem verbindenden Theile
geschieden. Diese Metamorphosen des sympathischen Nerven
habe ich an einer Reihe von Schaaf- und Schweineembryonen
verfolgt. Der kleinste Embryo, in dem ich den Nervus sympa-
thicus
in jener Form, wie ich sie als von mir wirklich gesehen
beschrieben, beobachtet habe, war ein acht Linien langer Schwei-
neembryo. Der zuletzt erwähnte Zustand dagegen findet sich
schon bei 4—5 Zoll langen Früchten des Schaafes und des
Schweines. Wenn ich etwa in der Darstellung der Genese des
sympathischen Nerven wegen des Mangels von Abbildungen
undeutlich gewesen bin, so werde ich vielleicht verständlicher
werden, wenn ich eine, wie ich glaube, nicht ganz unzweckmä-
ſsige Vergleichung anführe. Man kann nämlich dem Aeuſseren
des Bildungsherganges nach die Entstehung des Nervus sympa-

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[471/0499] Sympathischer Nerve. der Untersuchung der Evolutionsgeschichte irgend eines anderen Organtheiles so viele, weniger als ½—¾ Zoll lange Embryo- nen zerschnitten, als zu dieser. — Wenn Rathke (Burdachs Physiol. II. S. 193. und Fluſskrebs S. 30. u. 50. tab. 3. fig. 30. u. 31.) den Ganglienstrang bei dem Krebse zuerst als eine Reihe hinter einander liegender Knötchen sah und E. H. Weber (Meck. Anat. 1828. S. 392. tab. X. fig. 9. und tab. XI. fig. 13.) an dem Blutegel dasselbe beobachtete, so war dieses entweder schon ein secundärer Zustand, oder die Entstehung des Ganglienstranges der Wirbellosen ist eine andere, als die des sympathischen Ner- ven der Wirbelthiere. Dieser ist wahrscheinlich (denn diesen Urzustand zu sehen, ist mir bis jetzt trotz aller angewandten Mühe noch nicht geglückt; ich erschlieſse ihn nur aus dem Fol- genden) zuerst ein verhältniſsmäſsig starker, aber überall gleich dik- ker Faden. Er bekommt nun theilweise Anschwellungen in glei- chen Entfernungen, welche aber unmerklich in den verbindenden Theil des Fadens übergehen. Es hat daher auf den ersten Blick den Anschein, als bestünde der sympathische Nerve aus einer Kette kegelförmiger Glieder, welche so übereinander stehen, daſs die Spitze eines vorderen Gliedes mit der Basis des nächst hin- teren verschmilzt. Die Anschwellung zieht sich nun immer mehr in jedem Gliede nach vorn zurück und der Gegensatz zwischen Ganglien und verbindendem Faden wird schärfer, ja sogar zum Theil bestimmter, als späterhin; denn bald darauf nimmt der Ganglientheil wiederum relativ ab, und wird daher nicht mehr so überaus bestimmt und auffallend von dem verbindenden Theile geschieden. Diese Metamorphosen des sympathischen Nerven habe ich an einer Reihe von Schaaf- und Schweineembryonen verfolgt. Der kleinste Embryo, in dem ich den Nervus sympa- thicus in jener Form, wie ich sie als von mir wirklich gesehen beschrieben, beobachtet habe, war ein acht Linien langer Schwei- neembryo. Der zuletzt erwähnte Zustand dagegen findet sich schon bei 4—5 Zoll langen Früchten des Schaafes und des Schweines. Wenn ich etwa in der Darstellung der Genese des sympathischen Nerven wegen des Mangels von Abbildungen undeutlich gewesen bin, so werde ich vielleicht verständlicher werden, wenn ich eine, wie ich glaube, nicht ganz unzweckmä- ſsige Vergleichung anführe. Man kann nämlich dem Aeuſseren des Bildungsherganges nach die Entstehung des Nervus sympa-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/499>, abgerufen am 23.11.2024.