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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Darm und Gekröse.
Trennung der Bauchplatten in eine obere und untere Lage war der
erste Antrieb zur Entstehung der Bauchhöhle gegeben. Sie ist daher
Anfangs jederseits offen und wird um so mehr geschlossen, je mehr
der Nabel sich ausbildet, indem zugleich die Trennung immer
fortschreitet und das Gekröse sich vergrössert (Entw.gesch. S. 68.
bei Burdach S. 298.). Der Speisekanal ist an dem vierten Tage
noch ganz gerade. Nur der mit der offenen Rinne versehene
Theil liegt tiefer, indem sich hier das Gekröse vergrössert hat.
In dem vorderen Eingange liegt nach vorn die Rachenhöhle, hin-
ter dieser die kurze Speiseröhre und hinter ihr eine Erweiterung
der noch in der Längenaxe befindliche Magen, zuletzt endlich
das duodenum, welches sich erweiternd in den vorderen Eingang
der Speiseröhre ausläuft. Diese Rinne ist 1/3 Linie lang. Im hin-
teren Theile des Speisekanals findet sich der dicke Darm nebst
seinen beiden Blinddärmen und der von ihm sonst nicht unter-
schiedene dünne Darm (üb. Entw.gesch. S. 70. bei Burdach S.
300.). Die Lücke im Gekröse hat sich indess verengt (üb. Entw.
gesch. S. 71. bei Burdach S. 301.). Am fünften Tage gewinnt
nun das Gekröse in der Mitte an Ausdehnung, so dass die beiden
Darmhälften mit einander einen scharfen Winkel gegen den Dot-
tergang (den verengerten Nabel) machen. Die übrigen Theile des
Darmkanales individualisiren sich immer mehr (üb. Entw.gesch.
S. 80. bei Burdach S. 312.). Es scheidet sich der Vormagen
von dem Magen. Der Darm bildet hinter dem Magen eine den
Zwölffingerdarm enthaltene Schlinge und hinter dieser eine zweite
Schlinge, welche aus zwei gleichen, einfachen Bogen besteht.
Der erstere ist der vordere Theil des Dünndarmes, und der Dick-
darm, an welchem sich jetzt rasch die Blinddärme weiter ent-
wickeln (üb. Entw.gesch. S. 96. bei Burdach S. 325.). Nun ver-
längert sich die vordere Hälfte des Dünndarmes, so dass ihr Bo-
gen nicht mehr einfach bleiben kann, der dicke Darm dagegen
ist viel weiter, als die dünnen Gedärme. Am Halse bildet sich
der Kropf als eine blasige Erweiterung (üb. Entw.gesch. S. 111.
bei Burdach S. 340. 41.). Endlich scheiden sich die einzelnen
Theile des Darmkanales noch deutlicher von einander und bilden
auch an ihrer inneren Fläche, Unebenheiten, so wie in sich ihre
verschiedenen histiologischen Charaktere vollständiger aus.

Es entsteht nun zuvörderst die Frage, welches ist bei den
Säugethieren der analoge Theil, aus dem die primäre Bildung des

Darm und Gekröse.
Trennung der Bauchplatten in eine obere und untere Lage war der
erste Antrieb zur Entstehung der Bauchhöhle gegeben. Sie ist daher
Anfangs jederseits offen und wird um so mehr geschlossen, je mehr
der Nabel sich ausbildet, indem zugleich die Trennung immer
fortschreitet und das Gekröse sich vergröſsert (Entw.gesch. S. 68.
bei Burdach S. 298.). Der Speisekanal ist an dem vierten Tage
noch ganz gerade. Nur der mit der offenen Rinne versehene
Theil liegt tiefer, indem sich hier das Gekröse vergröſsert hat.
In dem vorderen Eingange liegt nach vorn die Rachenhöhle, hin-
ter dieser die kurze Speiseröhre und hinter ihr eine Erweiterung
der noch in der Längenaxe befindliche Magen, zuletzt endlich
das duodenum, welches sich erweiternd in den vorderen Eingang
der Speiseröhre ausläuft. Diese Rinne ist ⅓ Linie lang. Im hin-
teren Theile des Speisekanals findet sich der dicke Darm nebst
seinen beiden Blinddärmen und der von ihm sonst nicht unter-
schiedene dünne Darm (üb. Entw.gesch. S. 70. bei Burdach S.
300.). Die Lücke im Gekröse hat sich indeſs verengt (üb. Entw.
gesch. S. 71. bei Burdach S. 301.). Am fünften Tage gewinnt
nun das Gekröse in der Mitte an Ausdehnung, so daſs die beiden
Darmhälften mit einander einen scharfen Winkel gegen den Dot-
tergang (den verengerten Nabel) machen. Die übrigen Theile des
Darmkanales individualisiren sich immer mehr (üb. Entw.gesch.
S. 80. bei Burdach S. 312.). Es scheidet sich der Vormagen
von dem Magen. Der Darm bildet hinter dem Magen eine den
Zwölffingerdarm enthaltene Schlinge und hinter dieser eine zweite
Schlinge, welche aus zwei gleichen, einfachen Bogen besteht.
Der erstere ist der vordere Theil des Dünndarmes, und der Dick-
darm, an welchem sich jetzt rasch die Blinddärme weiter ent-
wickeln (üb. Entw.gesch. S. 96. bei Burdach S. 325.). Nun ver-
längert sich die vordere Hälfte des Dünndarmes, so daſs ihr Bo-
gen nicht mehr einfach bleiben kann, der dicke Darm dagegen
ist viel weiter, als die dünnen Gedärme. Am Halse bildet sich
der Kropf als eine blasige Erweiterung (üb. Entw.gesch. S. 111.
bei Burdach S. 340. 41.). Endlich scheiden sich die einzelnen
Theile des Darmkanales noch deutlicher von einander und bilden
auch an ihrer inneren Fläche, Unebenheiten, so wie in sich ihre
verschiedenen histiologischen Charaktere vollständiger aus.

Es entsteht nun zuvörderst die Frage, welches ist bei den
Säugethieren der analoge Theil, aus dem die primäre Bildung des

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[431/0459] Darm und Gekröse. Trennung der Bauchplatten in eine obere und untere Lage war der erste Antrieb zur Entstehung der Bauchhöhle gegeben. Sie ist daher Anfangs jederseits offen und wird um so mehr geschlossen, je mehr der Nabel sich ausbildet, indem zugleich die Trennung immer fortschreitet und das Gekröse sich vergröſsert (Entw.gesch. S. 68. bei Burdach S. 298.). Der Speisekanal ist an dem vierten Tage noch ganz gerade. Nur der mit der offenen Rinne versehene Theil liegt tiefer, indem sich hier das Gekröse vergröſsert hat. In dem vorderen Eingange liegt nach vorn die Rachenhöhle, hin- ter dieser die kurze Speiseröhre und hinter ihr eine Erweiterung der noch in der Längenaxe befindliche Magen, zuletzt endlich das duodenum, welches sich erweiternd in den vorderen Eingang der Speiseröhre ausläuft. Diese Rinne ist ⅓ Linie lang. Im hin- teren Theile des Speisekanals findet sich der dicke Darm nebst seinen beiden Blinddärmen und der von ihm sonst nicht unter- schiedene dünne Darm (üb. Entw.gesch. S. 70. bei Burdach S. 300.). Die Lücke im Gekröse hat sich indeſs verengt (üb. Entw. gesch. S. 71. bei Burdach S. 301.). Am fünften Tage gewinnt nun das Gekröse in der Mitte an Ausdehnung, so daſs die beiden Darmhälften mit einander einen scharfen Winkel gegen den Dot- tergang (den verengerten Nabel) machen. Die übrigen Theile des Darmkanales individualisiren sich immer mehr (üb. Entw.gesch. S. 80. bei Burdach S. 312.). Es scheidet sich der Vormagen von dem Magen. Der Darm bildet hinter dem Magen eine den Zwölffingerdarm enthaltene Schlinge und hinter dieser eine zweite Schlinge, welche aus zwei gleichen, einfachen Bogen besteht. Der erstere ist der vordere Theil des Dünndarmes, und der Dick- darm, an welchem sich jetzt rasch die Blinddärme weiter ent- wickeln (üb. Entw.gesch. S. 96. bei Burdach S. 325.). Nun ver- längert sich die vordere Hälfte des Dünndarmes, so daſs ihr Bo- gen nicht mehr einfach bleiben kann, der dicke Darm dagegen ist viel weiter, als die dünnen Gedärme. Am Halse bildet sich der Kropf als eine blasige Erweiterung (üb. Entw.gesch. S. 111. bei Burdach S. 340. 41.). Endlich scheiden sich die einzelnen Theile des Darmkanales noch deutlicher von einander und bilden auch an ihrer inneren Fläche, Unebenheiten, so wie in sich ihre verschiedenen histiologischen Charaktere vollständiger aus. Es entsteht nun zuvörderst die Frage, welches ist bei den Säugethieren der analoge Theil, aus dem die primäre Bildung des

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/459>, abgerufen am 23.11.2024.