normale Hypospadie und nach Meckels Ausdruck zuerst Paraphy- mosis (doch nicht ganz mit Recht) und zuletzt Phymosis. Der Hodensack entsteht, wie Tiedemann (Anatomie der kopflosen Miss- geburten. 1814. fol. S. 84.) und Rathke (Abhandl. I. S. 60.) be- merken, dadurch, dass die seitlichen Ränder nach aussen von der Ruthenrinne sich verdicken, und, indem sie mehr an Schleim- stoff gewinnen, an einanderstossen und zu einem einzigen Gebilde sich vereinigen. Die Stelle ihres Zusammenstossens bildet die Nath oder Raphe. Diese ist, wie Rathke berichtet, die Fortset- zung der Nath des Dammes. Die Scheidewand kann man leicht als eine dichtere, weissere Schleimstoffmasse erkennen.
b. Bei dem weiblichen Geschlechte.
Es ist schon oben bemerkt worden, dass der einfache un- paare Gang, in welchen die beiden keimausführenden Geschlechts- theile münden, bei dem weiblichen Geschlechte bleibe und sich zu dem Uterus entwickele. Zuerst stossen die beiden Trompe- ten, wie dieses schon J. Fr. Meckel, Joh. Müller und Rathke be- obachtet haben, zu einem einfachen Kanale zusammen. Selbst bei dem Menschen ist dieses der Fall, und auch er hat in früher Entwickelungszeit einen normalen Uterus bicornis. Später je- doch entwickelt sich der unpaare Gang mehr nach vorn, und es ent- steht auf diese Weise der Fundus der Gebärmutter, während die Mündungsstellen der Trompeten mehr nach den beiden Seiten hin zurücken. Zugleich gewinnt seine Substanz mehr an Dichtigkeit und Stärke, und aus dem Schleimgewebe, das in der Mitte liegt, also zwischen seröser und Schleimhaut sich befindet, entstehen die Fasern des Uterus. Dieser selbst setzt sich zuerst unmittel- bar in den Canalis uro-genitalis fort, welcher in frühester Zeit nicht bloss die Scheide, sondern auch die Harnröhre darstellt. Unterdess hat sich die schon oben erwähnte bei beiden Geschlech- tern zuerst gleiche Warze gebildet, welche in conischer oder cy- lindrischer Gestalt herauswächst, sich nach unten und hinten um- biegt und auf ihrer unteren Fläche eine Rinne enthält, die un- mittelbar mit der vorderen oder oberen Abtheilung des Canalis zu communiciren scheint. Während sie sich bei dem männlichen Geschlechte immer mehr vergrössert und zum Penis wird, bleibt hier ihr Wachsthum relativ stehen, und ihre Volumenvermehrung
Von dem Embryo.
normale Hypospadie und nach Meckels Ausdruck zuerst Paraphy- mosis (doch nicht ganz mit Recht) und zuletzt Phymosis. Der Hodensack entsteht, wie Tiedemann (Anatomie der kopflosen Miſs- geburten. 1814. fol. S. 84.) und Rathke (Abhandl. I. S. 60.) be- merken, dadurch, daſs die seitlichen Ränder nach auſsen von der Ruthenrinne sich verdicken, und, indem sie mehr an Schleim- stoff gewinnen, an einanderstoſsen und zu einem einzigen Gebilde sich vereinigen. Die Stelle ihres Zusammenstoſsens bildet die Nath oder Raphe. Diese ist, wie Rathke berichtet, die Fortset- zung der Nath des Dammes. Die Scheidewand kann man leicht als eine dichtere, weiſsere Schleimstoffmasse erkennen.
b. Bei dem weiblichen Geschlechte.
Es ist schon oben bemerkt worden, daſs der einfache un- paare Gang, in welchen die beiden keimausführenden Geschlechts- theile münden, bei dem weiblichen Geschlechte bleibe und sich zu dem Uterus entwickele. Zuerst stoſsen die beiden Trompe- ten, wie dieses schon J. Fr. Meckel, Joh. Müller und Rathke be- obachtet haben, zu einem einfachen Kanale zusammen. Selbst bei dem Menschen ist dieses der Fall, und auch er hat in früher Entwickelungszeit einen normalen Uterus bicornis. Später je- doch entwickelt sich der unpaare Gang mehr nach vorn, und es ent- steht auf diese Weise der Fundus der Gebärmutter, während die Mündungsstellen der Trompeten mehr nach den beiden Seiten hin zurücken. Zugleich gewinnt seine Substanz mehr an Dichtigkeit und Stärke, und aus dem Schleimgewebe, das in der Mitte liegt, also zwischen seröser und Schleimhaut sich befindet, entstehen die Fasern des Uterus. Dieser selbst setzt sich zuerst unmittel- bar in den Canalis uro-genitalis fort, welcher in frühester Zeit nicht bloſs die Scheide, sondern auch die Harnröhre darstellt. Unterdeſs hat sich die schon oben erwähnte bei beiden Geschlech- tern zuerst gleiche Warze gebildet, welche in conischer oder cy- lindrischer Gestalt herauswächst, sich nach unten und hinten um- biegt und auf ihrer unteren Fläche eine Rinne enthält, die un- mittelbar mit der vorderen oder oberen Abtheilung des Canalis zu communiciren scheint. Während sie sich bei dem männlichen Geschlechte immer mehr vergröſsert und zum Penis wird, bleibt hier ihr Wachsthum relativ stehen, und ihre Volumenvermehrung
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[422/0450]
Von dem Embryo.
normale Hypospadie und nach Meckels Ausdruck zuerst Paraphy-
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Hodensack entsteht, wie Tiedemann (Anatomie der kopflosen Miſs-
geburten. 1814. fol. S. 84.) und Rathke (Abhandl. I. S. 60.) be-
merken, dadurch, daſs die seitlichen Ränder nach auſsen von der
Ruthenrinne sich verdicken, und, indem sie mehr an Schleim-
stoff gewinnen, an einanderstoſsen und zu einem einzigen Gebilde
sich vereinigen. Die Stelle ihres Zusammenstoſsens bildet die
Nath oder Raphe. Diese ist, wie Rathke berichtet, die Fortset-
zung der Nath des Dammes. Die Scheidewand kann man leicht
als eine dichtere, weiſsere Schleimstoffmasse erkennen.
b. Bei dem weiblichen Geschlechte.
Es ist schon oben bemerkt worden, daſs der einfache un-
paare Gang, in welchen die beiden keimausführenden Geschlechts-
theile münden, bei dem weiblichen Geschlechte bleibe und sich
zu dem Uterus entwickele. Zuerst stoſsen die beiden Trompe-
ten, wie dieses schon J. Fr. Meckel, Joh. Müller und Rathke be-
obachtet haben, zu einem einfachen Kanale zusammen. Selbst
bei dem Menschen ist dieses der Fall, und auch er hat in früher
Entwickelungszeit einen normalen Uterus bicornis. Später je-
doch entwickelt sich der unpaare Gang mehr nach vorn, und es ent-
steht auf diese Weise der Fundus der Gebärmutter, während die
Mündungsstellen der Trompeten mehr nach den beiden Seiten hin
zurücken. Zugleich gewinnt seine Substanz mehr an Dichtigkeit
und Stärke, und aus dem Schleimgewebe, das in der Mitte liegt,
also zwischen seröser und Schleimhaut sich befindet, entstehen
die Fasern des Uterus. Dieser selbst setzt sich zuerst unmittel-
bar in den Canalis uro-genitalis fort, welcher in frühester Zeit
nicht bloſs die Scheide, sondern auch die Harnröhre darstellt.
Unterdeſs hat sich die schon oben erwähnte bei beiden Geschlech-
tern zuerst gleiche Warze gebildet, welche in conischer oder cy-
lindrischer Gestalt herauswächst, sich nach unten und hinten um-
biegt und auf ihrer unteren Fläche eine Rinne enthält, die un-
mittelbar mit der vorderen oder oberen Abtheilung des Canalis
zu communiciren scheint. Während sie sich bei dem männlichen
Geschlechte immer mehr vergröſsert und zum Penis wird, bleibt
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/450>, abgerufen am 23.11.2024.
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