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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Entstehung des Blutes und der Blutgefässe.
trefflichen Czermark, diese Beobachtungen theils bestätigt, theils
erweitert. Nach ihm (p. 3.) hängt, wie Ev. Home schon angege-
ben, entweder die ganze Oberfläche des Eies mit dem Uterus zu-
sammen oder mehrere Cotyledonen bilden diese Verbindung oder
es findet sich nur eine einfache Placenta. 1. Das Erstere findet bei
den Solidungulis Statt, wo die äussere Oberfläche des Chorion mit
Büscheln sehr zarter Gefässe bedeckt ist, welche den Darmzotten
ähnlich sehen und denen Vertiefungen in dem Fruchthälter entspre-
chen. Zwischen beiden befindet sich eine reichliche Quantität einer
chylusartigen Masse. So zertheilen sich in einem fünf Monate träch-
tigen Pferde die grösseren Gefässe in sehr viele Aeste; jeder
Stamm aber endigt in zehn bis zwölf Büschel, in denen der Ue-
bergang der Arterien in die Venen schon mit blossem Auge ge-
sehen werden kann. Eben so ist die Verbindung in dem Kameele,
wo das Chorion eine Gefässmembran darstellt, und in Balaena,
wo die Gefässe zu Büscheln sich sammeln, beschaffen. Was das
Schwein betrifft, so fügt der Vf. zu den richtigen Beobachtungen
Bärs noch hinzu (p. 4.), dass nach Czermak der unmittelbare Ue-
bergang aus den Arterien in die Venen schon in den ersten Wo-
chen nachgewiesen werden kann. 2. Einzelne Cotyledonen fin-
den sich bei den Wiederkäuern, in der Kuh meist 70--100 (p.
4.). Sie bestehen aus zwei Theilen: 1. dem Uterustheile, glan-
dulae uterinae
und 2. dem Fötustheile, villi foetales, nach
Czermak. Diese Letzteren sind von verschiedener Grösse von 1/5
Linie bis 1 Zoll 4--5 Linien Länge; die grösseren meist rund,
die kleineren oval. Ausserdem finden sich einzelne Zotten zwi-
schen den Cotyledonen zerstreut. Die in der Mitte eines jeden
Cotyledon befindlichen Zotten sind perpendikulär, die an der
Peripherie nach dem Centrum hin gerichtet. In jeder Zotte,
welche 1/6 --21/2 Linien lang und 1/40--1/60 Linie breit ist, verlaufen
die Arterien an dem Rande und die mit ihnen sich verbindenden
Venen in der Mitte (p. 5.). Zu jedem Fötaltheile eines Cotyle-
don geht eine Arterie hin und aus ihm kehren zwei Venen zu-
rück. Doch ergiessen oft zwei Cotyledonen ihr Blut in eine
Vene, so wie die kleineren Cotyledonen nur eine Blutader haben.
An der inneren Oberfläche des Chorion aber bilden die Gefässe
da, wo die Zottenbüschel ansitzen, Schlingen, d. h. Anastomosen
von Arterien und Venen. Die glandulae uterinae sind meist
oblong-eiförmig und sitzen mit einer verschmälerten Basis am

Entstehung des Blutes und der Blutgefäſse.
trefflichen Czermark, diese Beobachtungen theils bestätigt, theils
erweitert. Nach ihm (p. 3.) hängt, wie Ev. Home schon angege-
ben, entweder die ganze Oberfläche des Eies mit dem Uterus zu-
sammen oder mehrere Cotyledonen bilden diese Verbindung oder
es findet sich nur eine einfache Placenta. 1. Das Erstere findet bei
den Solidungulis Statt, wo die äuſsere Oberfläche des Chorion mit
Büscheln sehr zarter Gefäſse bedeckt ist, welche den Darmzotten
ähnlich sehen und denen Vertiefungen in dem Fruchthälter entspre-
chen. Zwischen beiden befindet sich eine reichliche Quantität einer
chylusartigen Masse. So zertheilen sich in einem fünf Monate träch-
tigen Pferde die gröſseren Gefäſse in sehr viele Aeste; jeder
Stamm aber endigt in zehn bis zwölf Büschel, in denen der Ue-
bergang der Arterien in die Venen schon mit bloſsem Auge ge-
sehen werden kann. Eben so ist die Verbindung in dem Kameele,
wo das Chorion eine Gefäſsmembran darstellt, und in Balaena,
wo die Gefäſse zu Büscheln sich sammeln, beschaffen. Was das
Schwein betrifft, so fügt der Vf. zu den richtigen Beobachtungen
Bärs noch hinzu (p. 4.), daſs nach Czermak der unmittelbare Ue-
bergang aus den Arterien in die Venen schon in den ersten Wo-
chen nachgewiesen werden kann. 2. Einzelne Cotyledonen fin-
den sich bei den Wiederkäuern, in der Kuh meist 70—100 (p.
4.). Sie bestehen aus zwei Theilen: 1. dem Uterustheile, glan-
dulae uterinae
und 2. dem Fötustheile, villi foetales, nach
Czermak. Diese Letzteren sind von verschiedener Gröſse von ⅕
Linie bis 1 Zoll 4—5 Linien Länge; die gröſseren meist rund,
die kleineren oval. Auſserdem finden sich einzelne Zotten zwi-
schen den Cotyledonen zerstreut. Die in der Mitte eines jeden
Cotyledon befindlichen Zotten sind perpendikulär, die an der
Peripherie nach dem Centrum hin gerichtet. In jeder Zotte,
welche ⅙—2½ Linien lang und 1/40—1/60 Linie breit ist, verlaufen
die Arterien an dem Rande und die mit ihnen sich verbindenden
Venen in der Mitte (p. 5.). Zu jedem Fötaltheile eines Cotyle-
don geht eine Arterie hin und aus ihm kehren zwei Venen zu-
rück. Doch ergieſsen oft zwei Cotyledonen ihr Blut in eine
Vene, so wie die kleineren Cotyledonen nur eine Blutader haben.
An der inneren Oberfläche des Chorion aber bilden die Gefäſse
da, wo die Zottenbüschel ansitzen, Schlingen, d. h. Anastomosen
von Arterien und Venen. Die glandulae uterinae sind meist
oblong-eiförmig und sitzen mit einer verschmälerten Basis am

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[325/0353] Entstehung des Blutes und der Blutgefäſse. trefflichen Czermark, diese Beobachtungen theils bestätigt, theils erweitert. Nach ihm (p. 3.) hängt, wie Ev. Home schon angege- ben, entweder die ganze Oberfläche des Eies mit dem Uterus zu- sammen oder mehrere Cotyledonen bilden diese Verbindung oder es findet sich nur eine einfache Placenta. 1. Das Erstere findet bei den Solidungulis Statt, wo die äuſsere Oberfläche des Chorion mit Büscheln sehr zarter Gefäſse bedeckt ist, welche den Darmzotten ähnlich sehen und denen Vertiefungen in dem Fruchthälter entspre- chen. Zwischen beiden befindet sich eine reichliche Quantität einer chylusartigen Masse. So zertheilen sich in einem fünf Monate träch- tigen Pferde die gröſseren Gefäſse in sehr viele Aeste; jeder Stamm aber endigt in zehn bis zwölf Büschel, in denen der Ue- bergang der Arterien in die Venen schon mit bloſsem Auge ge- sehen werden kann. Eben so ist die Verbindung in dem Kameele, wo das Chorion eine Gefäſsmembran darstellt, und in Balaena, wo die Gefäſse zu Büscheln sich sammeln, beschaffen. Was das Schwein betrifft, so fügt der Vf. zu den richtigen Beobachtungen Bärs noch hinzu (p. 4.), daſs nach Czermak der unmittelbare Ue- bergang aus den Arterien in die Venen schon in den ersten Wo- chen nachgewiesen werden kann. 2. Einzelne Cotyledonen fin- den sich bei den Wiederkäuern, in der Kuh meist 70—100 (p. 4.). Sie bestehen aus zwei Theilen: 1. dem Uterustheile, glan- dulae uterinae und 2. dem Fötustheile, villi foetales, nach Czermak. Diese Letzteren sind von verschiedener Gröſse von ⅕ Linie bis 1 Zoll 4—5 Linien Länge; die gröſseren meist rund, die kleineren oval. Auſserdem finden sich einzelne Zotten zwi- schen den Cotyledonen zerstreut. Die in der Mitte eines jeden Cotyledon befindlichen Zotten sind perpendikulär, die an der Peripherie nach dem Centrum hin gerichtet. In jeder Zotte, welche ⅙—2½ Linien lang und 1/40—1/60 Linie breit ist, verlaufen die Arterien an dem Rande und die mit ihnen sich verbindenden Venen in der Mitte (p. 5.). Zu jedem Fötaltheile eines Cotyle- don geht eine Arterie hin und aus ihm kehren zwei Venen zu- rück. Doch ergieſsen oft zwei Cotyledonen ihr Blut in eine Vene, so wie die kleineren Cotyledonen nur eine Blutader haben. An der inneren Oberfläche des Chorion aber bilden die Gefäſse da, wo die Zottenbüschel ansitzen, Schlingen, d. h. Anastomosen von Arterien und Venen. Die glandulae uterinae sind meist oblong-eiförmig und sitzen mit einer verschmälerten Basis am

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/353>, abgerufen am 23.11.2024.