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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Entstehung des Blutes und der Blutgefässe.
rechten Kammer und geht zu dem unteren Theile des Rumpfes,
ist also Aorta descendens. Den oberen hält er für den Stamm
der dritten Gefässschlinge, den unteren für den übrig gebliebenen
Rest der hinteren vierten und fünften Gefässschlingen nebst den
Zweigen der drei vordersten Gefässschlingen. In der achten Wo-
che giebt der untere Arterienstamm Zweige an die Lungen. Der
übrig gebliebene Theil heisst nun ductus Botalli. Die Lungen-
zweige vergrössern sich und erhalten mehr Blut, während der bo-
tallische Gang schwächer wird und die absteigende Aorta eine
grosse Quantität von Blut aus der oberen Körperhälfte erhält.
So wird nun der untere Stamm zur Lungenarterie, ihr Uebergang
in die absteigende Aorta zum botallischen Gange und der ur-
sprüngliche Verbindungszweig zum Mittelgliede zwischen auf-
und absteigender Aorta (Aortenbogen.). 5. Nach der Darstellung
Thomsons (Frorieps Notiz. März. 1831. S. 23.), dessen Referat
zum Theil auf Meckels Beobachtungen am Menschen, zum Theil
auf Owens Untersuchungen an Schaafen und Schweinen basirt ist,
entspringt zuerst nur ein Gefäss aus dem Ventrikel des Herzens,
der bulbus Aortae, welches späterhin von unten nach oben in
zwei Gefässe getheilt wird, um die Aorta descendens und die
Wurzel der Lungenarterie zu bilden. Oben bleiben beide Ge-
fässe in Communication und stellen so den botallischen Gang dar.
In einer späteren Auseinandersetzung der Gefässmetamorphosen
im Besonderen (Frorieps Notizen. Jan. 1833. S. 321.) folgt er
ganz Burdachs Ansicht (vgl. auch das Schema dieser Verwand-
lungen der Gefässe bei Burdach Physiol. II. tab. IV. fig. 3. und
bei Thomson in Frorieps Notizen 1833. fig. 30. u. fig. 39.). -- Nach
unseren eigenen, hierüber angestellten Untersuchungen müssen wir
zuvörderst bemerken, dass man sehr irrt, wenn man aus der je-
desmaligen Grösse eines Embryo auf die Grösse seiner Gefäss-
stämme nahe am Herzen sicher schliessen zu können glaubt. Man
findet hier immer eigenthümliche Bildungen und muss sich erst
durch zweckmässige Composition der einzelnen gefundenen Daten
ein deutliches Bild des Ganzen machen. In frühester Zeit kommt
bei dem Menschen sowohl, als bei den Säugethieren ein einfacher
Stamm aus dem vorderen Theile des noch einfach geschiedenen
Herzens, welcher gerade von unten nach oben verläuft und sich
später in zwei Aeste spaltet. In der Folgezeit findet sich ein
einfacher Stamm, der von der Stelle ausgeht, welche dem oberen

Entstehung des Blutes und der Blutgefäſse.
rechten Kammer und geht zu dem unteren Theile des Rumpfes,
ist also Aorta descendens. Den oberen hält er für den Stamm
der dritten Gefäſsschlinge, den unteren für den übrig gebliebenen
Rest der hinteren vierten und fünften Gefäſsschlingen nebst den
Zweigen der drei vordersten Gefäſsschlingen. In der achten Wo-
che giebt der untere Arterienstamm Zweige an die Lungen. Der
übrig gebliebene Theil heiſst nun ductus Botalli. Die Lungen-
zweige vergröſsern sich und erhalten mehr Blut, während der bo-
tallische Gang schwächer wird und die absteigende Aorta eine
groſse Quantität von Blut aus der oberen Körperhälfte erhält.
So wird nun der untere Stamm zur Lungenarterie, ihr Uebergang
in die absteigende Aorta zum botallischen Gange und der ur-
sprüngliche Verbindungszweig zum Mittelgliede zwischen auf-
und absteigender Aorta (Aortenbogen.). 5. Nach der Darstellung
Thomsons (Frorieps Notiz. März. 1831. S. 23.), dessen Referat
zum Theil auf Meckels Beobachtungen am Menschen, zum Theil
auf Owens Untersuchungen an Schaafen und Schweinen basirt ist,
entspringt zuerst nur ein Gefäſs aus dem Ventrikel des Herzens,
der bulbus Aortae, welches späterhin von unten nach oben in
zwei Gefäſse getheilt wird, um die Aorta descendens und die
Wurzel der Lungenarterie zu bilden. Oben bleiben beide Ge-
fäſse in Communication und stellen so den botallischen Gang dar.
In einer späteren Auseinandersetzung der Gefäſsmetamorphosen
im Besonderen (Frorieps Notizen. Jan. 1833. S. 321.) folgt er
ganz Burdachs Ansicht (vgl. auch das Schema dieser Verwand-
lungen der Gefäſse bei Burdach Physiol. II. tab. IV. fig. 3. und
bei Thomson in Frorieps Notizen 1833. fig. 30. u. fig. 39.). — Nach
unseren eigenen, hierüber angestellten Untersuchungen müssen wir
zuvörderst bemerken, daſs man sehr irrt, wenn man aus der je-
desmaligen Gröſse eines Embryo auf die Gröſse seiner Gefäſs-
stämme nahe am Herzen sicher schlieſsen zu können glaubt. Man
findet hier immer eigenthümliche Bildungen und muſs sich erst
durch zweckmäſsige Composition der einzelnen gefundenen Daten
ein deutliches Bild des Ganzen machen. In frühester Zeit kommt
bei dem Menschen sowohl, als bei den Säugethieren ein einfacher
Stamm aus dem vorderen Theile des noch einfach geschiedenen
Herzens, welcher gerade von unten nach oben verläuft und sich
später in zwei Aeste spaltet. In der Folgezeit findet sich ein
einfacher Stamm, der von der Stelle ausgeht, welche dem oberen

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[313/0341] Entstehung des Blutes und der Blutgefäſse. rechten Kammer und geht zu dem unteren Theile des Rumpfes, ist also Aorta descendens. Den oberen hält er für den Stamm der dritten Gefäſsschlinge, den unteren für den übrig gebliebenen Rest der hinteren vierten und fünften Gefäſsschlingen nebst den Zweigen der drei vordersten Gefäſsschlingen. In der achten Wo- che giebt der untere Arterienstamm Zweige an die Lungen. Der übrig gebliebene Theil heiſst nun ductus Botalli. Die Lungen- zweige vergröſsern sich und erhalten mehr Blut, während der bo- tallische Gang schwächer wird und die absteigende Aorta eine groſse Quantität von Blut aus der oberen Körperhälfte erhält. So wird nun der untere Stamm zur Lungenarterie, ihr Uebergang in die absteigende Aorta zum botallischen Gange und der ur- sprüngliche Verbindungszweig zum Mittelgliede zwischen auf- und absteigender Aorta (Aortenbogen.). 5. Nach der Darstellung Thomsons (Frorieps Notiz. März. 1831. S. 23.), dessen Referat zum Theil auf Meckels Beobachtungen am Menschen, zum Theil auf Owens Untersuchungen an Schaafen und Schweinen basirt ist, entspringt zuerst nur ein Gefäſs aus dem Ventrikel des Herzens, der bulbus Aortae, welches späterhin von unten nach oben in zwei Gefäſse getheilt wird, um die Aorta descendens und die Wurzel der Lungenarterie zu bilden. Oben bleiben beide Ge- fäſse in Communication und stellen so den botallischen Gang dar. In einer späteren Auseinandersetzung der Gefäſsmetamorphosen im Besonderen (Frorieps Notizen. Jan. 1833. S. 321.) folgt er ganz Burdachs Ansicht (vgl. auch das Schema dieser Verwand- lungen der Gefäſse bei Burdach Physiol. II. tab. IV. fig. 3. und bei Thomson in Frorieps Notizen 1833. fig. 30. u. fig. 39.). — Nach unseren eigenen, hierüber angestellten Untersuchungen müssen wir zuvörderst bemerken, daſs man sehr irrt, wenn man aus der je- desmaligen Gröſse eines Embryo auf die Gröſse seiner Gefäſs- stämme nahe am Herzen sicher schlieſsen zu können glaubt. Man findet hier immer eigenthümliche Bildungen und muſs sich erst durch zweckmäſsige Composition der einzelnen gefundenen Daten ein deutliches Bild des Ganzen machen. In frühester Zeit kommt bei dem Menschen sowohl, als bei den Säugethieren ein einfacher Stamm aus dem vorderen Theile des noch einfach geschiedenen Herzens, welcher gerade von unten nach oben verläuft und sich später in zwei Aeste spaltet. In der Folgezeit findet sich ein einfacher Stamm, der von der Stelle ausgeht, welche dem oberen

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/341>, abgerufen am 23.11.2024.