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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
Monat wieder schwindet (vgl. Brendel opuscula mathem. et me-
dic. argum ed. Wrisberg
1769. 4. I. pag. 132.). Im Laufe
der Entwickelung wird auch die Divergenz der Sehachse und
imaginären Längenachse immer kleiner. Auch die anderen Krüm-
mungsverhältnisse, wie sie vorzüglich Petit Chaussat und Krause bei
dem Erwachsenen anzugeben versucht haben, ändern sich während
des Fötallebens auf die mannigfaltigste Weise, deren Modificatio-
nen wir bald bei den einzelnen Augentheilen anzugeben Gelegen-
heit haben werden.

Eine andere ebenfalls bei äusserer Ansicht des Bulbus schon
auffallende Eigenthümlichkeit ist der Spalt des Auges. Nach
Huschke's oben gelieferter Darstellung ist er durch die früheste
Genese des Organes bedingt; allein Spuren desselben dauern dann
noch fort, wenn die äusserste Haut, die Sclerotica, sich selbst
schon vollkommen geschlossen hat. Man sieht nämlich noch ei-
nige Zeit nachher in dem durch schwarzes Pigment gefärbten,
äusserlich erkennbaren Ringe der Chorioidea an ihrem untern
und äussern Winkel eine schief von innen nach aussen gehende
farblose Leiste. Ueber die Existenz derselben bei allen Wirbel-
thieren kann kein Zweifel mehr seyn, da sie bei ihnen Malpighi,
Kuhlemann, Haller, Wrisberg, Autenrieth, Sömmering, Meckel,
Emmert, Carus, Treviranus, Huschke, Bär, Ammon, Joh. Müller, Ge-
scheidt und wir selbst wahrgenommen haben. Bei dem Men-
schen, wo ihr Verschwinden in die seehste bis siebente Woche
fällt, haben sie Huschke, Ammon, Joh. Müller, Gescheidt und
wir gesehen. Viele Beobachter halten sie für eine wahre
Spalte. Von Bär dagegen (l. c. S. 77. bei Burdach S. 508.) sah
sie beim Hühnchen am vierten Tage als eine verdünnte Stelle
der Netzhaut, über welcher am sechsten Tage noch (l. c. S. 106.
bei Burdach S. 136.) der Chorioidea die Pigmentschicht fehlt.
Für die nächste Zeit, nach welcher die harte Haut sich geschlossen
hat, müssen wir nach eigener Untersuchung dem Letztern auch bei-
stimmen. -- Die Ansicht Kiesers (de anamorphosi oculi 1804.
4. p. 64. und Okens und Kiesers Beiträge Hft. II. 1806. 4. S.
108.), dass die Spalte auch die Iris trenne, ist wohl nur aus ei-
ner missverstandenen Stelle Malpighis hervorgegangen, da Kieser
selbst die Spalte nur in der Chorioidea gefunden hat (Beitr. S.
93. bis 97.). Auf einem ähnlichen Grunde mag die Angabe bei
Meckel (Anat. IV. S. 116.) beruhen. Bei Fischen dagegen scheint

Von dem Embryo.
Monat wieder schwindet (vgl. Brendel opuscula mathem. et me-
dic. argum ed. Wrisberg
1769. 4. I. pag. 132.). Im Laufe
der Entwickelung wird auch die Divergenz der Sehachse und
imaginären Längenachse immer kleiner. Auch die anderen Krüm-
mungsverhältnisse, wie sie vorzüglich Petit Chaussat und Krause bei
dem Erwachsenen anzugeben versucht haben, ändern sich während
des Fötallebens auf die mannigfaltigste Weise, deren Modificatio-
nen wir bald bei den einzelnen Augentheilen anzugeben Gelegen-
heit haben werden.

Eine andere ebenfalls bei äuſserer Ansicht des Bulbus schon
auffallende Eigenthümlichkeit ist der Spalt des Auges. Nach
Huschke’s oben gelieferter Darstellung ist er durch die früheste
Genese des Organes bedingt; allein Spuren desselben dauern dann
noch fort, wenn die äuſserste Haut, die Sclerotica, sich selbst
schon vollkommen geschlossen hat. Man sieht nämlich noch ei-
nige Zeit nachher in dem durch schwarzes Pigment gefärbten,
äuſserlich erkennbaren Ringe der Chorioidea an ihrem untern
und äuſsern Winkel eine schief von innen nach auſsen gehende
farblose Leiste. Ueber die Existenz derselben bei allen Wirbel-
thieren kann kein Zweifel mehr seyn, da sie bei ihnen Malpighi,
Kuhlemann, Haller, Wrisberg, Autenrieth, Sömmering, Meckel,
Emmert, Carus, Treviranus, Huschke, Bär, Ammon, Joh. Müller, Ge-
scheidt und wir selbst wahrgenommen haben. Bei dem Men-
schen, wo ihr Verschwinden in die seehste bis siebente Woche
fällt, haben sie Huschke, Ammon, Joh. Müller, Gescheidt und
wir gesehen. Viele Beobachter halten sie für eine wahre
Spalte. Von Bär dagegen (l. c. S. 77. bei Burdach S. 508.) sah
sie beim Hühnchen am vierten Tage als eine verdünnte Stelle
der Netzhaut, über welcher am sechsten Tage noch (l. c. S. 106.
bei Burdach S. 136.) der Chorioidea die Pigmentschicht fehlt.
Für die nächste Zeit, nach welcher die harte Haut sich geschlossen
hat, müssen wir nach eigener Untersuchung dem Letztern auch bei-
stimmen. — Die Ansicht Kiesers (de anamorphosi oculi 1804.
4. p. 64. und Okens und Kiesers Beiträge Hft. II. 1806. 4. S.
108.), daſs die Spalte auch die Iris trenne, ist wohl nur aus ei-
ner miſsverstandenen Stelle Malpighis hervorgegangen, da Kieser
selbst die Spalte nur in der Chorioidea gefunden hat (Beitr. S.
93. bis 97.). Auf einem ähnlichen Grunde mag die Angabe bei
Meckel (Anat. IV. S. 116.) beruhen. Bei Fischen dagegen scheint

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[190/0218] Von dem Embryo. Monat wieder schwindet (vgl. Brendel opuscula mathem. et me- dic. argum ed. Wrisberg 1769. 4. I. pag. 132.). Im Laufe der Entwickelung wird auch die Divergenz der Sehachse und imaginären Längenachse immer kleiner. Auch die anderen Krüm- mungsverhältnisse, wie sie vorzüglich Petit Chaussat und Krause bei dem Erwachsenen anzugeben versucht haben, ändern sich während des Fötallebens auf die mannigfaltigste Weise, deren Modificatio- nen wir bald bei den einzelnen Augentheilen anzugeben Gelegen- heit haben werden. Eine andere ebenfalls bei äuſserer Ansicht des Bulbus schon auffallende Eigenthümlichkeit ist der Spalt des Auges. Nach Huschke’s oben gelieferter Darstellung ist er durch die früheste Genese des Organes bedingt; allein Spuren desselben dauern dann noch fort, wenn die äuſserste Haut, die Sclerotica, sich selbst schon vollkommen geschlossen hat. Man sieht nämlich noch ei- nige Zeit nachher in dem durch schwarzes Pigment gefärbten, äuſserlich erkennbaren Ringe der Chorioidea an ihrem untern und äuſsern Winkel eine schief von innen nach auſsen gehende farblose Leiste. Ueber die Existenz derselben bei allen Wirbel- thieren kann kein Zweifel mehr seyn, da sie bei ihnen Malpighi, Kuhlemann, Haller, Wrisberg, Autenrieth, Sömmering, Meckel, Emmert, Carus, Treviranus, Huschke, Bär, Ammon, Joh. Müller, Ge- scheidt und wir selbst wahrgenommen haben. Bei dem Men- schen, wo ihr Verschwinden in die seehste bis siebente Woche fällt, haben sie Huschke, Ammon, Joh. Müller, Gescheidt und wir gesehen. Viele Beobachter halten sie für eine wahre Spalte. Von Bär dagegen (l. c. S. 77. bei Burdach S. 508.) sah sie beim Hühnchen am vierten Tage als eine verdünnte Stelle der Netzhaut, über welcher am sechsten Tage noch (l. c. S. 106. bei Burdach S. 136.) der Chorioidea die Pigmentschicht fehlt. Für die nächste Zeit, nach welcher die harte Haut sich geschlossen hat, müssen wir nach eigener Untersuchung dem Letztern auch bei- stimmen. — Die Ansicht Kiesers (de anamorphosi oculi 1804. 4. p. 64. und Okens und Kiesers Beiträge Hft. II. 1806. 4. S. 108.), daſs die Spalte auch die Iris trenne, ist wohl nur aus ei- ner miſsverstandenen Stelle Malpighis hervorgegangen, da Kieser selbst die Spalte nur in der Chorioidea gefunden hat (Beitr. S. 93. bis 97.). Auf einem ähnlichen Grunde mag die Angabe bei Meckel (Anat. IV. S. 116.) beruhen. Bei Fischen dagegen scheint

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/218>, abgerufen am 22.11.2024.