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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Gehirn und Rückenmark.
sich mit Fasern des Bogens und verharret so bis zum sie-
benten oder achten Monate, wo der Eingang in die Falte durch
die grösser gewordenen Windungen verdeckt wird. -- Der pes hip-
pocampi minor
zeigt sich im vierten Monate als eine Falte der
dünneren Hemisphären (l. c. S. 171.) und bleibt als Falte selbst
im Erwachsenen (Wenzel l. c. p. 145.). -- Die Entstehung der
Zirbel ist nach v. Bär (über Entwick. gesch. S. 130. bei Burdach
S. 363.) beim Vogel folgende: Die Sehhügel sind in früherer
Zeit durch eine feine Marklamelle verbunden, welche in die ur-
sprüngliche Decke der dritten Hirnhöhle sich fortsetzt, im Laufe
der Entwickelung hinten zur hinteren Commissur wird, nach oben
aber sich erhebt und die Zirbel darstellt. Die letztere ist daher
nach ihm die aufgehobene, obere Wand der dritten Hirnhöhle,
wie der Trichter die hervorgetriebene untere Wand derselben
war. Wahrscheinlich findet dasselbe auch bei den Säugethieren
und dem Menschen Statt. J. F. Meckel hat eine gleiche Lamelle
als Matrix der Zirbel beschrieben und nennt die hintere Commis-
sur als Ueberbleibsel dieses von ihm sogenannten Hornstreifens,
stria cornea. (Arch. I. S. 378. Aehnliches s. bei Döllinger l. c.
S. 16. 17.). Tiedemann sah sie zuerst (l. c. S. 131.) im vierten,
Gebrüder Wenzel dagegen (l. c. p. 313. 314.) im fünften Monate.
Ersterem erschien sie rundlich, plattgedrückt und mit einem
Stiele versehen, welcher von den Sehhügeln herkam; den Letzte-
ren wie ein kleiner Stecknadelknopf, sphärisch und blass. Serres
(Anat. comparee du cerveau. 1827. 8. I. p. 118.) leitet ihre Ent-
stehung aus der Vereinigung ihrer beiden Stiele her. In der
Folge vergrössert sie sich, bleibt immer sehr weich und enthält
im Fötus nie Hirnsand, wie die Beobachtungen von J. und C.
Wenzel (l. c. p. 315.), Döllinger (l. c. p. 18.) und Tiedemann (l.
c. S. 132.) beweisen. Bei Neugeborenen dagegen hat ihn Söm-
mering (in Noethig diss. de acerv. cerebr. recus. in Ludw.
scr. neurol. min. Tom. II. p.
333.) gefunden, während J. u. C.
Wenzel ihn erst im siebenten Lebensjahre beobachteten (l. c. p.
316.). Endlich glaubt der geistreiche Schönlein (l. c. S. 107.),
dass die Zirbel in der Klasse der Säugethiere und in dem Fötus des
Menschen vorzüglich ausgebildet sey. "So wird," sagt er, "ihre
Lebenssphäre von der Klasse der Säugethiere und den frühesten
Perioden des menschlichen Fötuslebens umkränzt." -- Aus die-
sen nun kürzlich dargestellten Metamorphosenveränderungen der

Gehirn und Rückenmark.
sich mit Fasern des Bogens und verharret so bis zum sie-
benten oder achten Monate, wo der Eingang in die Falte durch
die gröſser gewordenen Windungen verdeckt wird. — Der pes hip-
pocampi minor
zeigt sich im vierten Monate als eine Falte der
dünneren Hemisphären (l. c. S. 171.) und bleibt als Falte selbst
im Erwachsenen (Wenzel l. c. p. 145.). — Die Entstehung der
Zirbel ist nach v. Bär (über Entwick. gesch. S. 130. bei Burdach
S. 363.) beim Vogel folgende: Die Sehhügel sind in früherer
Zeit durch eine feine Marklamelle verbunden, welche in die ur-
sprüngliche Decke der dritten Hirnhöhle sich fortsetzt, im Laufe
der Entwickelung hinten zur hinteren Commissur wird, nach oben
aber sich erhebt und die Zirbel darstellt. Die letztere ist daher
nach ihm die aufgehobene, obere Wand der dritten Hirnhöhle,
wie der Trichter die hervorgetriebene untere Wand derselben
war. Wahrscheinlich findet dasselbe auch bei den Säugethieren
und dem Menschen Statt. J. F. Meckel hat eine gleiche Lamelle
als Matrix der Zirbel beschrieben und nennt die hintere Commis-
sur als Ueberbleibsel dieses von ihm sogenannten Hornstreifens,
stria cornea. (Arch. I. S. 378. Aehnliches s. bei Döllinger l. c.
S. 16. 17.). Tiedemann sah sie zuerst (l. c. S. 131.) im vierten,
Gebrüder Wenzel dagegen (l. c. p. 313. 314.) im fünften Monate.
Ersterem erschien sie rundlich, plattgedrückt und mit einem
Stiele versehen, welcher von den Sehhügeln herkam; den Letzte-
ren wie ein kleiner Stecknadelknopf, sphärisch und blaſs. Serres
(Anat. comparée du cerveau. 1827. 8. I. p. 118.) leitet ihre Ent-
stehung aus der Vereinigung ihrer beiden Stiele her. In der
Folge vergröſsert sie sich, bleibt immer sehr weich und enthält
im Fötus nie Hirnsand, wie die Beobachtungen von J. und C.
Wenzel (l. c. p. 315.), Döllinger (l. c. p. 18.) und Tiedemann (l.
c. S. 132.) beweisen. Bei Neugeborenen dagegen hat ihn Söm-
mering (in Noethig diss. de acerv. cerebr. recus. in Ludw.
scr. neurol. min. Tom. II. p.
333.) gefunden, während J. u. C.
Wenzel ihn erst im siebenten Lebensjahre beobachteten (l. c. p.
316.). Endlich glaubt der geistreiche Schönlein (l. c. S. 107.),
daſs die Zirbel in der Klasse der Säugethiere und in dem Fötus des
Menschen vorzüglich ausgebildet sey. „So wird,“ sagt er, „ihre
Lebenssphäre von der Klasse der Säugethiere und den frühesten
Perioden des menschlichen Fötuslebens umkränzt.“ — Aus die-
sen nun kürzlich dargestellten Metamorphosenveränderungen der

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[169/0197] Gehirn und Rückenmark. sich mit Fasern des Bogens und verharret so bis zum sie- benten oder achten Monate, wo der Eingang in die Falte durch die gröſser gewordenen Windungen verdeckt wird. — Der pes hip- pocampi minor zeigt sich im vierten Monate als eine Falte der dünneren Hemisphären (l. c. S. 171.) und bleibt als Falte selbst im Erwachsenen (Wenzel l. c. p. 145.). — Die Entstehung der Zirbel ist nach v. Bär (über Entwick. gesch. S. 130. bei Burdach S. 363.) beim Vogel folgende: Die Sehhügel sind in früherer Zeit durch eine feine Marklamelle verbunden, welche in die ur- sprüngliche Decke der dritten Hirnhöhle sich fortsetzt, im Laufe der Entwickelung hinten zur hinteren Commissur wird, nach oben aber sich erhebt und die Zirbel darstellt. Die letztere ist daher nach ihm die aufgehobene, obere Wand der dritten Hirnhöhle, wie der Trichter die hervorgetriebene untere Wand derselben war. Wahrscheinlich findet dasselbe auch bei den Säugethieren und dem Menschen Statt. J. F. Meckel hat eine gleiche Lamelle als Matrix der Zirbel beschrieben und nennt die hintere Commis- sur als Ueberbleibsel dieses von ihm sogenannten Hornstreifens, stria cornea. (Arch. I. S. 378. Aehnliches s. bei Döllinger l. c. S. 16. 17.). Tiedemann sah sie zuerst (l. c. S. 131.) im vierten, Gebrüder Wenzel dagegen (l. c. p. 313. 314.) im fünften Monate. Ersterem erschien sie rundlich, plattgedrückt und mit einem Stiele versehen, welcher von den Sehhügeln herkam; den Letzte- ren wie ein kleiner Stecknadelknopf, sphärisch und blaſs. Serres (Anat. comparée du cerveau. 1827. 8. I. p. 118.) leitet ihre Ent- stehung aus der Vereinigung ihrer beiden Stiele her. In der Folge vergröſsert sie sich, bleibt immer sehr weich und enthält im Fötus nie Hirnsand, wie die Beobachtungen von J. und C. Wenzel (l. c. p. 315.), Döllinger (l. c. p. 18.) und Tiedemann (l. c. S. 132.) beweisen. Bei Neugeborenen dagegen hat ihn Söm- mering (in Noethig diss. de acerv. cerebr. recus. in Ludw. scr. neurol. min. Tom. II. p. 333.) gefunden, während J. u. C. Wenzel ihn erst im siebenten Lebensjahre beobachteten (l. c. p. 316.). Endlich glaubt der geistreiche Schönlein (l. c. S. 107.), daſs die Zirbel in der Klasse der Säugethiere und in dem Fötus des Menschen vorzüglich ausgebildet sey. „So wird,“ sagt er, „ihre Lebenssphäre von der Klasse der Säugethiere und den frühesten Perioden des menschlichen Fötuslebens umkränzt.“ — Aus die- sen nun kürzlich dargestellten Metamorphosenveränderungen der

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/197>, abgerufen am 24.11.2024.