nennen wir mit Pander das seröse, die untere das Schleimblatt. Zwischen beiden entsteht im Laufe der Entwickelung eine La- melle zarter Kügelchen, in welcher Blutgefässe und Herz sich ausbilden. Man sieht zwar diese auch als ein gesondertes Blatt an und nennt sie allgemein das Gefässblatt. Doch lassen sich noch einige Gründe dagegen aufstellen.
b. Die Sonderung in der Dimension der Breite (Fläche) ist zuerst dadurch angedeutet, dass der Embryo sich bestimmter von der ihn peripherisch umgebenden Dotteroberfläche trennt. Es bildet sich nämlich um ihn ein Ring, welcher nach v. Bär (l. c. S. 11.) nicht vollkommen kreisförmig ist, sondern aus zwei Bogenlinien besteht und nach vorn und hinten sich einbiegt, während eine den Embryo selbst umgebende kreisförmige Umgrenzung durch Helle und Durchsichtigkeit sich auszeichnet. Hierdurch entsteht zuerst nach der Mitte der Fruchtanlage (und des ersten Rudimen- tes des Embryo) der Fruchthof, nach aussen zu und gegen die Peripherie hin der Dotterhof. Zwischen beiden bildet sich ein neuer Hof, gleichzeitig mit dem Gefässblatte, der Gefässhof und eben so, wie dieses, zuerst als eine begrenzte Kügelchenschicht, später als der Raum der Gefässbildung.
c. Die Sonderung der Theile in der Dimension der Länge geht den beiden vorigen entsprechend eben so vor sich. Doch kann hier die Trennung weniger rein seyn, da die einzelnen Or- gane, wie es auch im ausgebildeten Zustande der Fall ist, keine blosse Nebeneinanderlagerung in einer geraden Linie, sondern eine Ueberlagerung beobachten. Am meisten nach vorn (und zugleich nach oben) liegt das Gehirn, nach hinten (und zugleich nach un- ten) der Verdauungskanal. Zwischen beide und in die Mitte der- selben legt sich später das Herz. Doch wenn einerseits die pri- märe Darstellung des Darmkanal-Endes in der fovea cardiaca diese Ansicht zu bestätigen scheint, so wird sie doch durch die längs des ganzen Körpers verlaufende Anlage der Centraltheile des Nervensystemes, so wie durch die mehr nach oben und vorn rückende Einmündungsstelle der Verdauungsorgane und die Hin- einbildung der Fortsetzungen des Herzens (der Blutgefässe) in die Organe nicht wenig getrübt. -- Stellen wir nun diese drei Arten von Spaltungen zusammen, so erhalten wir folgendes Schema:
Sonderungen der Keimhaut.
nennen wir mit Pander das seröse, die untere das Schleimblatt. Zwischen beiden entsteht im Laufe der Entwickelung eine La- melle zarter Kügelchen, in welcher Blutgefäſse und Herz sich ausbilden. Man sieht zwar diese auch als ein gesondertes Blatt an und nennt sie allgemein das Gefäſsblatt. Doch lassen sich noch einige Gründe dagegen aufstellen.
b. Die Sonderung in der Dimension der Breite (Fläche) ist zuerst dadurch angedeutet, daſs der Embryo sich bestimmter von der ihn peripherisch umgebenden Dotteroberfläche trennt. Es bildet sich nämlich um ihn ein Ring, welcher nach v. Bär (l. c. S. 11.) nicht vollkommen kreisförmig ist, sondern aus zwei Bogenlinien besteht und nach vorn und hinten sich einbiegt, während eine den Embryo selbst umgebende kreisförmige Umgrenzung durch Helle und Durchsichtigkeit sich auszeichnet. Hierdurch entsteht zuerst nach der Mitte der Fruchtanlage (und des ersten Rudimen- tes des Embryo) der Fruchthof, nach auſsen zu und gegen die Peripherie hin der Dotterhof. Zwischen beiden bildet sich ein neuer Hof, gleichzeitig mit dem Gefäſsblatte, der Gefäſshof und eben so, wie dieses, zuerst als eine begrenzte Kügelchenschicht, später als der Raum der Gefäſsbildung.
c. Die Sonderung der Theile in der Dimension der Länge geht den beiden vorigen entsprechend eben so vor sich. Doch kann hier die Trennung weniger rein seyn, da die einzelnen Or- gane, wie es auch im ausgebildeten Zustande der Fall ist, keine bloſse Nebeneinanderlagerung in einer geraden Linie, sondern eine Ueberlagerung beobachten. Am meisten nach vorn (und zugleich nach oben) liegt das Gehirn, nach hinten (und zugleich nach un- ten) der Verdauungskanal. Zwischen beide und in die Mitte der- selben legt sich später das Herz. Doch wenn einerseits die pri- märe Darstellung des Darmkanal-Endes in der fovea cardiaca diese Ansicht zu bestätigen scheint, so wird sie doch durch die längs des ganzen Körpers verlaufende Anlage der Centraltheile des Nervensystemes, so wie durch die mehr nach oben und vorn rückende Einmündungsstelle der Verdauungsorgane und die Hin- einbildung der Fortsetzungen des Herzens (der Blutgefäſse) in die Organe nicht wenig getrübt. — Stellen wir nun diese drei Arten von Spaltungen zusammen, so erhalten wir folgendes Schema:
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Sonderungen der Keimhaut.
nennen wir mit Pander das seröse, die untere das Schleimblatt.
Zwischen beiden entsteht im Laufe der Entwickelung eine La-
melle zarter Kügelchen, in welcher Blutgefäſse und Herz sich
ausbilden. Man sieht zwar diese auch als ein gesondertes Blatt
an und nennt sie allgemein das Gefäſsblatt. Doch lassen sich
noch einige Gründe dagegen aufstellen.
b. Die Sonderung in der Dimension der Breite (Fläche) ist
zuerst dadurch angedeutet, daſs der Embryo sich bestimmter von
der ihn peripherisch umgebenden Dotteroberfläche trennt. Es bildet
sich nämlich um ihn ein Ring, welcher nach v. Bär (l. c. S. 11.)
nicht vollkommen kreisförmig ist, sondern aus zwei Bogenlinien
besteht und nach vorn und hinten sich einbiegt, während eine
den Embryo selbst umgebende kreisförmige Umgrenzung durch
Helle und Durchsichtigkeit sich auszeichnet. Hierdurch entsteht
zuerst nach der Mitte der Fruchtanlage (und des ersten Rudimen-
tes des Embryo) der Fruchthof, nach auſsen zu und gegen die
Peripherie hin der Dotterhof. Zwischen beiden bildet sich ein
neuer Hof, gleichzeitig mit dem Gefäſsblatte, der Gefäſshof und
eben so, wie dieses, zuerst als eine begrenzte Kügelchenschicht,
später als der Raum der Gefäſsbildung.
c. Die Sonderung der Theile in der Dimension der Länge
geht den beiden vorigen entsprechend eben so vor sich. Doch
kann hier die Trennung weniger rein seyn, da die einzelnen Or-
gane, wie es auch im ausgebildeten Zustande der Fall ist, keine
bloſse Nebeneinanderlagerung in einer geraden Linie, sondern eine
Ueberlagerung beobachten. Am meisten nach vorn (und zugleich
nach oben) liegt das Gehirn, nach hinten (und zugleich nach un-
ten) der Verdauungskanal. Zwischen beide und in die Mitte der-
selben legt sich später das Herz. Doch wenn einerseits die pri-
märe Darstellung des Darmkanal-Endes in der fovea cardiaca
diese Ansicht zu bestätigen scheint, so wird sie doch durch die
längs des ganzen Körpers verlaufende Anlage der Centraltheile
des Nervensystemes, so wie durch die mehr nach oben und vorn
rückende Einmündungsstelle der Verdauungsorgane und die Hin-
einbildung der Fortsetzungen des Herzens (der Blutgefäſse) in die
Organe nicht wenig getrübt. — Stellen wir nun diese drei Arten
von Spaltungen zusammen, so erhalten wir folgendes Schema:
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/179>, abgerufen am 24.11.2024.
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