doch ohne vorher erst in den Embryonalkörper als solche übergegangen zu seyn. Hierher gehören vorzüglich der Stoff im Eie der Säugethiere, welcher in früher Zeit von dem Chorion unmittelbar eingeschlossen wird (S. d. Abschnitt vom Eie), die Amnionflüssigkeit u. dgl. m.
b. Oder der secernirte Stoff wird zwar in Theile des Embryo- nalkörpers verwandelt, doch keinesweges in Organe, welche in ihrer Ausbildung beharren, sondern in Niederlagen von Nahrungsstoffen, welche entweder noch während des Em- bryonal- und Fötallebens oder einige Zeit nachher verbraucht werden. Deutliche hierher gehörende Beispiele sind die mannigfaltigen Fettablagerungen, besonders der in vielen Thieren eine so grosse Rolle spielende Fettkörper, so wie dieselben Ansammlungen unter der Haut der menschlichen Frucht, die lymphatischen Drüsen am Halse u. dgl. m.
4. Der excernirte Stoff umschliesst ohne intermediäre Hülle oder Hüllen alle in dem Mutterkörper enthaltenen Embryonen, ohne in deren Körper unmittelbar einzugehen oder mit jedem einzelnen in einer besonderen Haut eingeschlossen zu seyn. Hier- her gehören die Ablagerungen in der Bruthöhle des Oniscus aquaticus (Rathke Abh. aus der Bildungs- und Entwickelungs- geschichte des Menschen und der Thiere. Th. I. 1832. S. 16.), des Blennius viviparus (desselben Werkes Th. II. 1833. S. 39.) u. s. w.
Individuum und Nahrung sind aber nicht immer so streng geschieden, als es dem ersten Anblicke nach scheinen dürfte. Viel- mehr metamorphosirt sich ein Theil der Fruchtanlage selbst sehr häufig in die blosse Hülle der Nahrung und wird entweder erst spä- ter in den Embryonalkörper wieder hineingezogen oder geht in die- ser blossen Aeusserlichkeit ganz unter. Immer ist es, wo dieses ge- schieht, der minder wichtige peripherische Theil der Fruchtanlage, nie der centrale derselben. Dieser letztere hat vielmehr stets die grösste Tendenz zu individueller Ausbildung und in ihm entstehen die Hauptorgane des Wirbelthieres, die Centraltheile des Nerven- systems, Hirn und Rückenmark.
Diese beiden Seiten des Embryo, Nahrung und Fruchtanlage verhalten sich zu einander, wie mütterliches zu kindlichem Indi- viduum. Je weiter daher die Entwickelung des jungen, selbst- ständigen Einzelwesens vorschreitet, desto mehr überwältigt das
Embryo und Nahrung.
doch ohne vorher erst in den Embryonalkörper als solche übergegangen zu seyn. Hierher gehören vorzüglich der Stoff im Eie der Säugethiere, welcher in früher Zeit von dem Chorion unmittelbar eingeschlossen wird (S. d. Abschnitt vom Eie), die Amnionflüssigkeit u. dgl. m.
b. Oder der secernirte Stoff wird zwar in Theile des Embryo- nalkörpers verwandelt, doch keinesweges in Organe, welche in ihrer Ausbildung beharren, sondern in Niederlagen von Nahrungsstoffen, welche entweder noch während des Em- bryonal- und Fötallebens oder einige Zeit nachher verbraucht werden. Deutliche hierher gehörende Beispiele sind die mannigfaltigen Fettablagerungen, besonders der in vielen Thieren eine so groſse Rolle spielende Fettkörper, so wie dieselben Ansammlungen unter der Haut der menschlichen Frucht, die lymphatischen Drüsen am Halse u. dgl. m.
4. Der excernirte Stoff umschlieſst ohne intermediäre Hülle oder Hüllen alle in dem Mutterkörper enthaltenen Embryonen, ohne in deren Körper unmittelbar einzugehen oder mit jedem einzelnen in einer besonderen Haut eingeschlossen zu seyn. Hier- her gehören die Ablagerungen in der Bruthöhle des Oniscus aquaticus (Rathke Abh. aus der Bildungs- und Entwickelungs- geschichte des Menschen und der Thiere. Th. I. 1832. S. 16.), des Blennius viviparus (desselben Werkes Th. II. 1833. S. 39.) u. s. w.
Individuum und Nahrung sind aber nicht immer so streng geschieden, als es dem ersten Anblicke nach scheinen dürfte. Viel- mehr metamorphosirt sich ein Theil der Fruchtanlage selbst sehr häufig in die bloſse Hülle der Nahrung und wird entweder erst spä- ter in den Embryonalkörper wieder hineingezogen oder geht in die- ser bloſsen Aeuſserlichkeit ganz unter. Immer ist es, wo dieses ge- schieht, der minder wichtige peripherische Theil der Fruchtanlage, nie der centrale derselben. Dieser letztere hat vielmehr stets die gröſste Tendenz zu individueller Ausbildung und in ihm entstehen die Hauptorgane des Wirbelthieres, die Centraltheile des Nerven- systems, Hirn und Rückenmark.
Diese beiden Seiten des Embryo, Nahrung und Fruchtanlage verhalten sich zu einander, wie mütterliches zu kindlichem Indi- viduum. Je weiter daher die Entwickelung des jungen, selbst- ständigen Einzelwesens vorschreitet, desto mehr überwältigt das
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[143/0171]
Embryo und Nahrung.
doch ohne vorher erst in den Embryonalkörper als solche
übergegangen zu seyn. Hierher gehören vorzüglich der Stoff
im Eie der Säugethiere, welcher in früher Zeit von dem
Chorion unmittelbar eingeschlossen wird (S. d. Abschnitt
vom Eie), die Amnionflüssigkeit u. dgl. m.
b. Oder der secernirte Stoff wird zwar in Theile des Embryo-
nalkörpers verwandelt, doch keinesweges in Organe, welche
in ihrer Ausbildung beharren, sondern in Niederlagen von
Nahrungsstoffen, welche entweder noch während des Em-
bryonal- und Fötallebens oder einige Zeit nachher verbraucht
werden. Deutliche hierher gehörende Beispiele sind die
mannigfaltigen Fettablagerungen, besonders der in vielen
Thieren eine so groſse Rolle spielende Fettkörper, so wie
dieselben Ansammlungen unter der Haut der menschlichen
Frucht, die lymphatischen Drüsen am Halse u. dgl. m.
4. Der excernirte Stoff umschlieſst ohne intermediäre Hülle
oder Hüllen alle in dem Mutterkörper enthaltenen Embryonen,
ohne in deren Körper unmittelbar einzugehen oder mit jedem
einzelnen in einer besonderen Haut eingeschlossen zu seyn. Hier-
her gehören die Ablagerungen in der Bruthöhle des Oniscus
aquaticus (Rathke Abh. aus der Bildungs- und Entwickelungs-
geschichte des Menschen und der Thiere. Th. I. 1832. S. 16.),
des Blennius viviparus (desselben Werkes Th. II. 1833. S. 39.)
u. s. w.
Individuum und Nahrung sind aber nicht immer so streng
geschieden, als es dem ersten Anblicke nach scheinen dürfte. Viel-
mehr metamorphosirt sich ein Theil der Fruchtanlage selbst sehr
häufig in die bloſse Hülle der Nahrung und wird entweder erst spä-
ter in den Embryonalkörper wieder hineingezogen oder geht in die-
ser bloſsen Aeuſserlichkeit ganz unter. Immer ist es, wo dieses ge-
schieht, der minder wichtige peripherische Theil der Fruchtanlage,
nie der centrale derselben. Dieser letztere hat vielmehr stets die
gröſste Tendenz zu individueller Ausbildung und in ihm entstehen
die Hauptorgane des Wirbelthieres, die Centraltheile des Nerven-
systems, Hirn und Rückenmark.
Diese beiden Seiten des Embryo, Nahrung und Fruchtanlage
verhalten sich zu einander, wie mütterliches zu kindlichem Indi-
viduum. Je weiter daher die Entwickelung des jungen, selbst-
ständigen Einzelwesens vorschreitet, desto mehr überwältigt das
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/171>, abgerufen am 24.11.2024.
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