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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
sigkeit geben 20 bis 25 Theile Rückstand. Mit salzsauerem Ba-
ryt, kohlensauerem Kali entsteht ein weisses, pulveriges oder flok-
kiges Präzipitat; Alkohol erzeugt nach einigen Stunden ein wei-
sses, gelatinöses Sediment, Sublimatauflösung einen wolkigen,
gelblichen, später pomeranzenfarbenen Niederschlag. Die Allantois-
flüssigkeit der Stute enthält nach Lassaigne (Gmelin l. c. S. 1409.)
Eiweissstoff, Osmazom, Mucus, Milchsäure, Chlorkalium und Chlor-
natrium, phosphorsaueren Kalk, viel schwefelsaueres Kali und
phosphorsauere Bittererde. Nach demselben Chemiker ist der li-
quor allantoidis
der Kuh im fünften bis achten Monate durch-
sichtig, fahlgelb, von spec. Gew. 1,0072, von fadem, schwach sal-
zigen Geschmack und sauer reagirend und besteht aus Eiweiss-
stoff, vielem Osmazom, Mucus, Allantoissäure, Milchsäure, salz-
saurem Ammoniak, milchsaurem, phosphorsauerem, salzsaurem
und vielem schwefelsaueren Natrum, phosphorsauerem Kalk und
phosphorsaurer Bittererde. Dagegen ist die weisse zähe Materie
(Hippomanes), welche in der Allantoisflüssigkeit am Ende der
Schwangerschaft schwimmt, aus wenig löslichem Eiweissstoff, vie-
lem geronnenen Eiweissstoff und 27 % kleesauerem Kalk zusam-
mengesetzt (Gmelin l. c. S. 1409. Vgl. Berzelius Thierchemie
S. 535--537.). Ueber die Eigenthümlichkeiten der in dem liquor
allantoidis
vorkommenden Säure, der sogenannten Allantoissäure
vgl. Gmelin l. c. S. 833. 834. und Berzelius l. c. S. 536.

Wollten wir alle Formen der Placenta, wie sie von jedem
einzelnen Autor dargestellt werden, wiedergeben, so müssten wir
uns nothwendig eine Menge höchst unnützer und uninteressanter
Wiederholungen zu Schulden kommen lassen, ohne dadurch die
Wissenschaft zu fördern oder die Anschauung zu verdeutlichen.
Um daher nicht in einen so thörichten Versuch zu gerathen,
dürfte es zweckmässiger seyn, sich in dieser Beziehung an einen
oder einige wenige Schriftsteller zu halten, welche den Gegen-
stand auf eine naturgetreue Art darstellen und in möglichst voll-
ständiger und übersichtlicher Weise erschöpfen. In Bezug auf
die äussere Form der Placenten der wichtigsten Säugethierabthei-
lungen dürfte Needham genügen. Dieser (de formato foetu
1667. 8. p. 177. fgg.) geht das hierher Gehörende auf folgende
Weise durch. 1. Das Schwein hat nach ihm (l. c. p. 178.) we-
der Placenta noch Drüsen, sondern das weiche und poröse Cho-
rion saugt, wie ein Schwamm, die durch die Fruchthältergefässe

Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
sigkeit geben 20 bis 25 Theile Rückstand. Mit salzsauerem Ba-
ryt, kohlensauerem Kali entsteht ein weiſses, pulveriges oder flok-
kiges Präzipitat; Alkohol erzeugt nach einigen Stunden ein wei-
ſses, gelatinöses Sediment, Sublimatauflösung einen wolkigen,
gelblichen, später pomeranzenfarbenen Niederschlag. Die Allantois-
flüssigkeit der Stute enthält nach Lassaigne (Gmelin l. c. S. 1409.)
Eiweiſsstoff, Osmazom, Mucus, Milchsäure, Chlorkalium und Chlor-
natrium, phosphorsaueren Kalk, viel schwefelsaueres Kali und
phosphorsauere Bittererde. Nach demselben Chemiker ist der li-
quor allantoidis
der Kuh im fünften bis achten Monate durch-
sichtig, fahlgelb, von spec. Gew. 1,0072, von fadem, schwach sal-
zigen Geschmack und sauer reagirend und besteht aus Eiweiſs-
stoff, vielem Osmazom, Mucus, Allantoissäure, Milchsäure, salz-
saurem Ammoniak, milchsaurem, phosphorsauerem, salzsaurem
und vielem schwefelsaueren Natrum, phosphorsauerem Kalk und
phosphorsaurer Bittererde. Dagegen ist die weiſse zähe Materie
(Hippomanes), welche in der Allantoisflüssigkeit am Ende der
Schwangerschaft schwimmt, aus wenig löslichem Eiweiſsstoff, vie-
lem geronnenen Eiweiſsstoff und 27 % kleesauerem Kalk zusam-
mengesetzt (Gmelin l. c. S. 1409. Vgl. Berzelius Thierchemie
S. 535—537.). Ueber die Eigenthümlichkeiten der in dem liquor
allantoidis
vorkommenden Säure, der sogenannten Allantoissäure
vgl. Gmelin l. c. S. 833. 834. und Berzelius l. c. S. 536.

Wollten wir alle Formen der Placenta, wie sie von jedem
einzelnen Autor dargestellt werden, wiedergeben, so müſsten wir
uns nothwendig eine Menge höchst unnützer und uninteressanter
Wiederholungen zu Schulden kommen lassen, ohne dadurch die
Wissenschaft zu fördern oder die Anschauung zu verdeutlichen.
Um daher nicht in einen so thörichten Versuch zu gerathen,
dürfte es zweckmäſsiger seyn, sich in dieser Beziehung an einen
oder einige wenige Schriftsteller zu halten, welche den Gegen-
stand auf eine naturgetreue Art darstellen und in möglichst voll-
ständiger und übersichtlicher Weise erschöpfen. In Bezug auf
die äuſsere Form der Placenten der wichtigsten Säugethierabthei-
lungen dürfte Needham genügen. Dieser (de formato foetu
1667. 8. p. 177. fgg.) geht das hierher Gehörende auf folgende
Weise durch. 1. Das Schwein hat nach ihm (l. c. p. 178.) we-
der Placenta noch Drüsen, sondern das weiche und poröse Cho-
rion saugt, wie ein Schwamm, die durch die Fruchthältergefäſse

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[121/0149] Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen. sigkeit geben 20 bis 25 Theile Rückstand. Mit salzsauerem Ba- ryt, kohlensauerem Kali entsteht ein weiſses, pulveriges oder flok- kiges Präzipitat; Alkohol erzeugt nach einigen Stunden ein wei- ſses, gelatinöses Sediment, Sublimatauflösung einen wolkigen, gelblichen, später pomeranzenfarbenen Niederschlag. Die Allantois- flüssigkeit der Stute enthält nach Lassaigne (Gmelin l. c. S. 1409.) Eiweiſsstoff, Osmazom, Mucus, Milchsäure, Chlorkalium und Chlor- natrium, phosphorsaueren Kalk, viel schwefelsaueres Kali und phosphorsauere Bittererde. Nach demselben Chemiker ist der li- quor allantoidis der Kuh im fünften bis achten Monate durch- sichtig, fahlgelb, von spec. Gew. 1,0072, von fadem, schwach sal- zigen Geschmack und sauer reagirend und besteht aus Eiweiſs- stoff, vielem Osmazom, Mucus, Allantoissäure, Milchsäure, salz- saurem Ammoniak, milchsaurem, phosphorsauerem, salzsaurem und vielem schwefelsaueren Natrum, phosphorsauerem Kalk und phosphorsaurer Bittererde. Dagegen ist die weiſse zähe Materie (Hippomanes), welche in der Allantoisflüssigkeit am Ende der Schwangerschaft schwimmt, aus wenig löslichem Eiweiſsstoff, vie- lem geronnenen Eiweiſsstoff und 27 % kleesauerem Kalk zusam- mengesetzt (Gmelin l. c. S. 1409. Vgl. Berzelius Thierchemie S. 535—537.). Ueber die Eigenthümlichkeiten der in dem liquor allantoidis vorkommenden Säure, der sogenannten Allantoissäure vgl. Gmelin l. c. S. 833. 834. und Berzelius l. c. S. 536. Wollten wir alle Formen der Placenta, wie sie von jedem einzelnen Autor dargestellt werden, wiedergeben, so müſsten wir uns nothwendig eine Menge höchst unnützer und uninteressanter Wiederholungen zu Schulden kommen lassen, ohne dadurch die Wissenschaft zu fördern oder die Anschauung zu verdeutlichen. Um daher nicht in einen so thörichten Versuch zu gerathen, dürfte es zweckmäſsiger seyn, sich in dieser Beziehung an einen oder einige wenige Schriftsteller zu halten, welche den Gegen- stand auf eine naturgetreue Art darstellen und in möglichst voll- ständiger und übersichtlicher Weise erschöpfen. In Bezug auf die äuſsere Form der Placenten der wichtigsten Säugethierabthei- lungen dürfte Needham genügen. Dieser (de formato foetu 1667. 8. p. 177. fgg.) geht das hierher Gehörende auf folgende Weise durch. 1. Das Schwein hat nach ihm (l. c. p. 178.) we- der Placenta noch Drüsen, sondern das weiche und poröse Cho- rion saugt, wie ein Schwamm, die durch die Fruchthältergefäſse

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/149>, abgerufen am 27.04.2024.