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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
lantois finde, oder nicht. Vollständiger waren schon die Unter-
suchungen von Dzondi (supplementa ad anatomiam etc. p. 25
sqq.), wiewohl sie anderseits manche Irrthümer enthalten. So
fand er (l. c. p. 26.) zuerst die Allantois als eine lange, cylin-
drische, mit keinen Erhabenheiten und Vertiefungen versehene
Haut, welche an den Enden sich abrundet und hier, wo die Di-
vertikel oder die von ihm sogenannten Membranae excretoriae
sich ansetzen, ein kleines Loch hat. Im Laufe der Entwickelung
(l. c. p. 27.) wird sie breiter und länger und bekommt Erhaben-
heiten und Vertiefungen. Was ihre Grössenverhältnisse in dieser
Beziehung betrifft, so fand er sie (l. c. p. 28.) bei einem Fötus
von 8 Linien 19 Zoll lang und 3/4 bis 11/2 Linie breit, bei einem
von 1 Zoll 22 Zoll lang und eben so breit, bei einem von 5 Zoll
25 Zoll lang und 1 bis 2 Zoll breit, bei einem von 71/2 Zoll 28
Zoll lang und eben so breit, bei einem 14 Zoll langen 31/2 Fuss
lang und 3--5 Zoll breit, bei einem von 18 Zoll 51/2 Fuss lang
und 3--6 Zoll breit, bei einem von 21 Zoll 71/2 Fuss lang und
3--7 Zoll breit, bei einem von 21/4 Fuss endlich 101/2 Fuss lang
und an einigen Stellen 6, an anderen 15 Zoll breit. Ihre Lage
in dem Fruchthälter (l. c. p. 31.) ist immer von der Art, dass
wenn das Thier einherschreitet, dieselbe über dem Amnion und
dem Fötus sich befindet. Mit Ausnahme der Gefässe des Exocho-
rion fand er (l. c. p. 35. 36.) durchaus keine Blutgefässe in ihr
und eben so wenig mehrere Lamellen. Die Divertikel der Harn-
haut, welche er appendices s. membranae excretoriae nennt,
sah er in den verschiedenen Eiern (l. c. p. 48.) 1--5 Zoll lang
und 5 Linien bis beinahe zwei Zoll breit. Sie sind in der Re-
gel zusammengefallen und enthalten nur ungefähr 1--2 Drachmen,
ja zuletzt gar keine Flüssigkeit. In den früheren Schwanger-
schaftsmonaten sind sie relativ grösser, als später und von der
Substanz des Chorion sowohl, als der Allantois verschieden. Von
hier wenden wir uns an Cuvier, da die schätzbaren Untersuchun-
gen von Emmert, Hochstetter, Meckel u. A. keine wesentlichen
Differenzen von seinen über den grössten Theil der Säugethier-
klassen angestellten Beobachtungen darbieten und Samuel (l. c. p.
35--37.) nur die Entstehung der Divertikel aus der Harnhaut von
Neuem nachweiset. Nach Cuvier (Meck. Arch. V. S. 579.) ist
die Allantois bei dem Hunde und der Katze eine die innere
Fläche des Chorion bekleidende Membran, welche sich hernach

III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
lantois finde, oder nicht. Vollständiger waren schon die Unter-
suchungen von Dzondi (supplementa ad anatomiam etc. p. 25
sqq.), wiewohl sie anderseits manche Irrthümer enthalten. So
fand er (l. c. p. 26.) zuerst die Allantois als eine lange, cylin-
drische, mit keinen Erhabenheiten und Vertiefungen versehene
Haut, welche an den Enden sich abrundet und hier, wo die Di-
vertikel oder die von ihm sogenannten Membranae excretoriae
sich ansetzen, ein kleines Loch hat. Im Laufe der Entwickelung
(l. c. p. 27.) wird sie breiter und länger und bekommt Erhaben-
heiten und Vertiefungen. Was ihre Gröſsenverhältnisse in dieser
Beziehung betrifft, so fand er sie (l. c. p. 28.) bei einem Fötus
von 8 Linien 19 Zoll lang und ¾ bis 1½ Linie breit, bei einem
von 1 Zoll 22 Zoll lang und eben so breit, bei einem von 5 Zoll
25 Zoll lang und 1 bis 2 Zoll breit, bei einem von 7½ Zoll 28
Zoll lang und eben so breit, bei einem 14 Zoll langen 3½ Fuſs
lang und 3—5 Zoll breit, bei einem von 18 Zoll 5½ Fuſs lang
und 3—6 Zoll breit, bei einem von 21 Zoll 7½ Fuſs lang und
3—7 Zoll breit, bei einem von 2¼ Fuſs endlich 10½ Fuſs lang
und an einigen Stellen 6, an anderen 15 Zoll breit. Ihre Lage
in dem Fruchthälter (l. c. p. 31.) ist immer von der Art, daſs
wenn das Thier einherschreitet, dieselbe über dem Amnion und
dem Fötus sich befindet. Mit Ausnahme der Gefäſse des Exocho-
rion fand er (l. c. p. 35. 36.) durchaus keine Blutgefäſse in ihr
und eben so wenig mehrere Lamellen. Die Divertikel der Harn-
haut, welche er appendices s. membranae excretoriae nennt,
sah er in den verschiedenen Eiern (l. c. p. 48.) 1—5 Zoll lang
und 5 Linien bis beinahe zwei Zoll breit. Sie sind in der Re-
gel zusammengefallen und enthalten nur ungefähr 1—2 Drachmen,
ja zuletzt gar keine Flüssigkeit. In den früheren Schwanger-
schaftsmonaten sind sie relativ gröſser, als später und von der
Substanz des Chorion sowohl, als der Allantois verschieden. Von
hier wenden wir uns an Cuvier, da die schätzbaren Untersuchun-
gen von Emmert, Hochstetter, Meckel u. A. keine wesentlichen
Differenzen von seinen über den gröſsten Theil der Säugethier-
klassen angestellten Beobachtungen darbieten und Samuel (l. c. p.
35—37.) nur die Entstehung der Divertikel aus der Harnhaut von
Neuem nachweiset. Nach Cuvier (Meck. Arch. V. S. 579.) ist
die Allantois bei dem Hunde und der Katze eine die innere
Fläche des Chorion bekleidende Membran, welche sich hernach

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[118/0146] III. Das Ei während der Fruchtentwickelung. lantois finde, oder nicht. Vollständiger waren schon die Unter- suchungen von Dzondi (supplementa ad anatomiam etc. p. 25 sqq.), wiewohl sie anderseits manche Irrthümer enthalten. So fand er (l. c. p. 26.) zuerst die Allantois als eine lange, cylin- drische, mit keinen Erhabenheiten und Vertiefungen versehene Haut, welche an den Enden sich abrundet und hier, wo die Di- vertikel oder die von ihm sogenannten Membranae excretoriae sich ansetzen, ein kleines Loch hat. Im Laufe der Entwickelung (l. c. p. 27.) wird sie breiter und länger und bekommt Erhaben- heiten und Vertiefungen. Was ihre Gröſsenverhältnisse in dieser Beziehung betrifft, so fand er sie (l. c. p. 28.) bei einem Fötus von 8 Linien 19 Zoll lang und ¾ bis 1½ Linie breit, bei einem von 1 Zoll 22 Zoll lang und eben so breit, bei einem von 5 Zoll 25 Zoll lang und 1 bis 2 Zoll breit, bei einem von 7½ Zoll 28 Zoll lang und eben so breit, bei einem 14 Zoll langen 3½ Fuſs lang und 3—5 Zoll breit, bei einem von 18 Zoll 5½ Fuſs lang und 3—6 Zoll breit, bei einem von 21 Zoll 7½ Fuſs lang und 3—7 Zoll breit, bei einem von 2¼ Fuſs endlich 10½ Fuſs lang und an einigen Stellen 6, an anderen 15 Zoll breit. Ihre Lage in dem Fruchthälter (l. c. p. 31.) ist immer von der Art, daſs wenn das Thier einherschreitet, dieselbe über dem Amnion und dem Fötus sich befindet. Mit Ausnahme der Gefäſse des Exocho- rion fand er (l. c. p. 35. 36.) durchaus keine Blutgefäſse in ihr und eben so wenig mehrere Lamellen. Die Divertikel der Harn- haut, welche er appendices s. membranae excretoriae nennt, sah er in den verschiedenen Eiern (l. c. p. 48.) 1—5 Zoll lang und 5 Linien bis beinahe zwei Zoll breit. Sie sind in der Re- gel zusammengefallen und enthalten nur ungefähr 1—2 Drachmen, ja zuletzt gar keine Flüssigkeit. In den früheren Schwanger- schaftsmonaten sind sie relativ gröſser, als später und von der Substanz des Chorion sowohl, als der Allantois verschieden. Von hier wenden wir uns an Cuvier, da die schätzbaren Untersuchun- gen von Emmert, Hochstetter, Meckel u. A. keine wesentlichen Differenzen von seinen über den gröſsten Theil der Säugethier- klassen angestellten Beobachtungen darbieten und Samuel (l. c. p. 35—37.) nur die Entstehung der Divertikel aus der Harnhaut von Neuem nachweiset. Nach Cuvier (Meck. Arch. V. S. 579.) ist die Allantois bei dem Hunde und der Katze eine die innere Fläche des Chorion bekleidende Membran, welche sich hernach

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/146>, abgerufen am 27.04.2024.