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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Zweytes Buch.


Silenus.
Jch sah den Gott Silen! mit heiligem Erstaunen,
Jhr Enkel! sah ich ihn! er zechte mit den Faunen,
Und lehrte die betrunkne Schaar!
Er sang, erfüllt vom Gott der traubenvollen Höhen:
Ein Epheukranz verbarg des Alten graues Haar;
Die Adern schwollen von Lyäen.
Der Muse sey vergönnt, dir, Vater, nachzulallen!
Jch hör ihr Saitenspiel von deinem Lied erschallen:
Auch Nymphen merkten auf dein Lied!
Du sangst, wie ungestüm das finstre Chaos brüllte,
Bis Erd und schwarze Fluth und Luft und Feuer schied,
Und sich die alte Zwietracht stillte.
Nun ward die Harmonie, des Himmels Kind, ge-
bohren:
Der neuen Sonne ward ihr neu Gebieth erkohren:
Der Mond nahm seine Herrschaft ein.
Bald hörte der Parnaß die jungen Musen singen,
Und sah die Grazien in seinem Lorbeerhayn
Die Arme durcheinander schlingen.
Du
E 4
Zweytes Buch.


Silenus.
Jch ſah den Gott Silen! mit heiligem Erſtaunen,
Jhr Enkel! ſah ich ihn! er zechte mit den Faunen,
Und lehrte die betrunkne Schaar!
Er ſang, erfuͤllt vom Gott der traubenvollen Hoͤhen:
Ein Epheukranz verbarg des Alten graues Haar;
Die Adern ſchwollen von Lyaͤen.
Der Muſe ſey vergoͤnnt, dir, Vater, nachzulallen!
Jch hoͤr ihr Saitenſpiel von deinem Lied erſchallen:
Auch Nymphen merkten auf dein Lied!
Du ſangſt, wie ungeſtuͤm das finſtre Chaos bruͤllte,
Bis Erd und ſchwarze Fluth und Luft und Feuer ſchied,
Und ſich die alte Zwietracht ſtillte.
Nun ward die Harmonie, des Himmels Kind, ge-
bohren:
Der neuen Sonne ward ihr neu Gebieth erkohren:
Der Mond nahm ſeine Herrſchaft ein.
Bald hoͤrte der Parnaß die jungen Muſen ſingen,
Und ſah die Grazien in ſeinem Lorbeerhayn
Die Arme durcheinander ſchlingen.
Du
E 4
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[71/0085] Zweytes Buch. Silenus. Jch ſah den Gott Silen! mit heiligem Erſtaunen, Jhr Enkel! ſah ich ihn! er zechte mit den Faunen, Und lehrte die betrunkne Schaar! Er ſang, erfuͤllt vom Gott der traubenvollen Hoͤhen: Ein Epheukranz verbarg des Alten graues Haar; Die Adern ſchwollen von Lyaͤen. Der Muſe ſey vergoͤnnt, dir, Vater, nachzulallen! Jch hoͤr ihr Saitenſpiel von deinem Lied erſchallen: Auch Nymphen merkten auf dein Lied! Du ſangſt, wie ungeſtuͤm das finſtre Chaos bruͤllte, Bis Erd und ſchwarze Fluth und Luft und Feuer ſchied, Und ſich die alte Zwietracht ſtillte. Nun ward die Harmonie, des Himmels Kind, ge- bohren: Der neuen Sonne ward ihr neu Gebieth erkohren: Der Mond nahm ſeine Herrſchaft ein. Bald hoͤrte der Parnaß die jungen Muſen ſingen, Und ſah die Grazien in ſeinem Lorbeerhayn Die Arme durcheinander ſchlingen. Du E 4

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/85>, abgerufen am 26.11.2024.