Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Buch.


An Chloen.
Cytherens muntrer Sohn
Hat nun so lange schon,
So manche lange Nacht,
Auf meinem Schoos gelacht.
Sang meine Muse doch
So ziemlich artig noch.
Oft hielt ihn schon im Lauf
Jhr schmeichlend Liedchen auf.
Oft lockte Chloens Blick
Liebkosend ihn zurück.
Nun locket sie nicht mehr,
Und zürnt, wer weis wie sehr!
Der Schalk aus Paphos gähnt,
Der, da mein Auge thränt,
Und keine Muse singt,
Sein leicht Gefieder schwingt.
Halt, wenn er mich verläst,
Du deinen Sklaven fest!
Er wird gehorsam seyn,
Und, Chloe! dir allein,
Die du ihm Venus bist,
Auch wann er zornig ist.
Ein holder Blick von dir
Versöhnet ihn mit mir.
Ein
B
Erſtes Buch.


An Chloen.
Cytherens muntrer Sohn
Hat nun ſo lange ſchon,
So manche lange Nacht,
Auf meinem Schoos gelacht.
Sang meine Muſe doch
So ziemlich artig noch.
Oft hielt ihn ſchon im Lauf
Jhr ſchmeichlend Liedchen auf.
Oft lockte Chloens Blick
Liebkoſend ihn zuruͤck.
Nun locket ſie nicht mehr,
Und zuͤrnt, wer weis wie ſehr!
Der Schalk aus Paphos gaͤhnt,
Der, da mein Auge thraͤnt,
Und keine Muſe ſingt,
Sein leicht Gefieder ſchwingt.
Halt, wenn er mich verlaͤſt,
Du deinen Sklaven feſt!
Er wird gehorſam ſeyn,
Und, Chloe! dir allein,
Die du ihm Venus biſt,
Auch wann er zornig iſt.
Ein holder Blick von dir
Verſoͤhnet ihn mit mir.
Ein
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0031" n="17"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">An Chloen.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">C</hi>ytherens muntrer Sohn</l><lb/>
              <l>Hat nun &#x017F;o lange &#x017F;chon,</l><lb/>
              <l>So manche lange Nacht,</l><lb/>
              <l>Auf meinem Schoos gelacht.</l><lb/>
              <l>Sang meine Mu&#x017F;e doch</l><lb/>
              <l>So ziemlich artig noch.</l><lb/>
              <l>Oft hielt ihn &#x017F;chon im Lauf</l><lb/>
              <l>Jhr &#x017F;chmeichlend Liedchen auf.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l><hi rendition="#in">O</hi>ft lockte Chloens Blick</l><lb/>
              <l>Liebko&#x017F;end ihn zuru&#x0364;ck.</l><lb/>
              <l>Nun locket &#x017F;ie nicht mehr,</l><lb/>
              <l>Und zu&#x0364;rnt, wer weis wie &#x017F;ehr!</l><lb/>
              <l>Der Schalk aus Paphos ga&#x0364;hnt,</l><lb/>
              <l>Der, da mein Auge thra&#x0364;nt,</l><lb/>
              <l>Und keine Mu&#x017F;e &#x017F;ingt,</l><lb/>
              <l>Sein leicht Gefieder &#x017F;chwingt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>alt, wenn er mich verla&#x0364;&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Du deinen Sklaven fe&#x017F;t!</l><lb/>
              <l>Er wird gehor&#x017F;am &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Und, Chloe! dir allein,</l><lb/>
              <l>Die du ihm Venus bi&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Auch wann er zornig i&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Ein holder Blick von dir</l><lb/>
              <l>Ver&#x017F;o&#x0364;hnet ihn mit mir.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ein</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0031] Erſtes Buch. An Chloen. Cytherens muntrer Sohn Hat nun ſo lange ſchon, So manche lange Nacht, Auf meinem Schoos gelacht. Sang meine Muſe doch So ziemlich artig noch. Oft hielt ihn ſchon im Lauf Jhr ſchmeichlend Liedchen auf. Oft lockte Chloens Blick Liebkoſend ihn zuruͤck. Nun locket ſie nicht mehr, Und zuͤrnt, wer weis wie ſehr! Der Schalk aus Paphos gaͤhnt, Der, da mein Auge thraͤnt, Und keine Muſe ſingt, Sein leicht Gefieder ſchwingt. Halt, wenn er mich verlaͤſt, Du deinen Sklaven feſt! Er wird gehorſam ſeyn, Und, Chloe! dir allein, Die du ihm Venus biſt, Auch wann er zornig iſt. Ein holder Blick von dir Verſoͤhnet ihn mit mir. Ein B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/31
Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/31>, abgerufen am 23.11.2024.