Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Viertes Buch. Empfindungen An einem Frühlings-Morgen. O welche frische Luft haucht vom bebüschten Hügel! Welch angenehmer West durchzieht Mit rauschendem bethauten Flügel Dieß holde Thal, wo alles grünt und blüht! Hier, wo die Grazien sich ihre Bluhmen hohlen, Hier seh ich, wie der Morgen lacht, Der unter düftenden Violen Und beym Gesang der Vögel aufgewacht. Das kleinste Gräschen blitzt vom farbenreichen Thaue Wie himmlisch lächelt die Natur, Wohin ich um und bey mir schaue, Dort im Gesträuch und hier auf grüner Flur! Die ganze Schöpfung zeugt von weiser Gute Händen; Mit Schönheit pranget unsre Welt. Muß nur der Mensch die Schöpfung schänden, Der sich so gern für ihre Zierde hält? Der
Viertes Buch. Empfindungen An einem Fruͤhlings-Morgen. O welche friſche Luft haucht vom bebuͤſchten Huͤgel! Welch angenehmer Weſt durchzieht Mit rauſchendem bethauten Fluͤgel Dieß holde Thal, wo alles gruͤnt und bluͤht! Hier, wo die Grazien ſich ihre Bluhmen hohlen, Hier ſeh ich, wie der Morgen lacht, Der unter duͤftenden Violen Und beym Geſang der Voͤgel aufgewacht. Das kleinſte Graͤschen blitzt vom farbenreichẽ Thaue Wie himmliſch laͤchelt die Natur, Wohin ich um und bey mir ſchaue, Dort im Geſtraͤuch und hier auf gruͤner Flur! Die ganze Schoͤpfung zeugt von weiſer Gute Haͤndẽ; Mit Schoͤnheit pranget unſre Welt. Muß nur der Menſch die Schoͤpfung ſchaͤnden, Der ſich ſo gern fuͤr ihre Zierde haͤlt? Der
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Viertes Buch.
Empfindungen
An einem Fruͤhlings-Morgen.
O welche friſche Luft haucht vom bebuͤſchten Huͤgel!
Welch angenehmer Weſt durchzieht
Mit rauſchendem bethauten Fluͤgel
Dieß holde Thal, wo alles gruͤnt und bluͤht!
Hier, wo die Grazien ſich ihre Bluhmen hohlen,
Hier ſeh ich, wie der Morgen lacht,
Der unter duͤftenden Violen
Und beym Geſang der Voͤgel aufgewacht.
Das kleinſte Graͤschen blitzt vom farbenreichẽ Thaue
Wie himmliſch laͤchelt die Natur,
Wohin ich um und bey mir ſchaue,
Dort im Geſtraͤuch und hier auf gruͤner Flur!
Die ganze Schoͤpfung zeugt von weiſer Gute Haͤndẽ;
Mit Schoͤnheit pranget unſre Welt.
Muß nur der Menſch die Schoͤpfung ſchaͤnden,
Der ſich ſo gern fuͤr ihre Zierde haͤlt?
Der
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