Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Viertes Buch. Die Trinker. Mit Narren sollt ich mich erfreun? Jhr Wein schmeckt ekelhaft gemein, Wie Wasser, das die Musen scheuchet; Und wär es auch der beste Wein, Der an der Mosel bleichet. Kann ich mit Klugen mich erfreun; So schmeckt auch Wasser ungemein Und gleich burgundischem Lyäen. Doch, Freunde! seht, wir haben Wein! Wer wollte Wein verschmähen? Es müsse kühne Völlerey Nicht, unter bäurischem Geschrey, Mit ihrem Thyrsus hier gebiethen! O Bacchus! gehe still vorbey, Und rase bey den Scythen! Wie fürcht' ich deinen trunknen Blick! Wie droht manch fliegend Felsenstück! Seh ich die wüthende Mänade? Welch rauher Jubel brüllt zurück Vom Thrazischen Gestade! Trinkt
Viertes Buch. Die Trinker. Mit Narren ſollt ich mich erfreun? Jhr Wein ſchmeckt ekelhaft gemein, Wie Waſſer, das die Muſen ſcheuchet; Und waͤr es auch der beſte Wein, Der an der Moſel bleichet. Kann ich mit Klugen mich erfreun; So ſchmeckt auch Waſſer ungemein Und gleich burgundiſchem Lyaͤen. Doch, Freunde! ſeht, wir haben Wein! Wer wollte Wein verſchmaͤhen? Es muͤſſe kuͤhne Voͤllerey Nicht, unter baͤuriſchem Geſchrey, Mit ihrem Thyrſus hier gebiethen! O Bacchus! gehe ſtill vorbey, Und raſe bey den Scythen! Wie fuͤrcht’ ich deinen trunknen Blick! Wie droht manch fliegend Felſenſtuͤck! Seh ich die wuͤthende Maͤnade? Welch rauher Jubel bruͤllt zuruͤck Vom Thraziſchen Geſtade! Trinkt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0139" n="125"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Die Trinker.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">M</hi>it Narren ſollt ich mich erfreun?</l><lb/> <l>Jhr Wein ſchmeckt ekelhaft gemein,</l><lb/> <l>Wie Waſſer, das die Muſen ſcheuchet;</l><lb/> <l>Und waͤr es auch der beſte Wein,</l><lb/> <l>Der an der Moſel bleichet.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#in">K</hi>ann ich mit Klugen mich erfreun;</l><lb/> <l>So ſchmeckt auch Waſſer ungemein</l><lb/> <l>Und gleich burgundiſchem Lyaͤen.</l><lb/> <l>Doch, Freunde! ſeht, wir haben Wein!</l><lb/> <l>Wer wollte Wein verſchmaͤhen?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s muͤſſe kuͤhne Voͤllerey</l><lb/> <l>Nicht, unter baͤuriſchem Geſchrey,</l><lb/> <l>Mit ihrem Thyrſus hier gebiethen!</l><lb/> <l>O Bacchus! gehe ſtill vorbey,</l><lb/> <l>Und raſe bey den Scythen!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ie fuͤrcht’ ich deinen trunknen Blick!</l><lb/> <l>Wie droht manch fliegend Felſenſtuͤck!</l><lb/> <l>Seh ich die wuͤthende Maͤnade?</l><lb/> <l>Welch rauher Jubel bruͤllt zuruͤck</l><lb/> <l>Vom Thraziſchen Geſtade!</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Trinkt</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0139]
Viertes Buch.
Die Trinker.
Mit Narren ſollt ich mich erfreun?
Jhr Wein ſchmeckt ekelhaft gemein,
Wie Waſſer, das die Muſen ſcheuchet;
Und waͤr es auch der beſte Wein,
Der an der Moſel bleichet.
Kann ich mit Klugen mich erfreun;
So ſchmeckt auch Waſſer ungemein
Und gleich burgundiſchem Lyaͤen.
Doch, Freunde! ſeht, wir haben Wein!
Wer wollte Wein verſchmaͤhen?
Es muͤſſe kuͤhne Voͤllerey
Nicht, unter baͤuriſchem Geſchrey,
Mit ihrem Thyrſus hier gebiethen!
O Bacchus! gehe ſtill vorbey,
Und raſe bey den Scythen!
Wie fuͤrcht’ ich deinen trunknen Blick!
Wie droht manch fliegend Felſenſtuͤck!
Seh ich die wuͤthende Maͤnade?
Welch rauher Jubel bruͤllt zuruͤck
Vom Thraziſchen Geſtade!
Trinkt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |