Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Lyrische Gedichte Der Sommer und der Wein. Jn diesen schwülen Sommertagen Fliegt Amor nur in kühler Nacht, Und schlummert, wann die Sonne wacht: Die Muse träumt nur matte Klagen. Jch hänge mit verdrossner Hand Die träge Leyer an die Wand. Doch, Freund! in schwülen Sommertagen, (Zischt mir Lyäus in das Ohr:) Hebt sich der Weinstock stolz empor, Den Frost und Regen niederschlagen: Und nur der höhern Sonne Glut Kocht seiner Trauben göttlich Blut. So mag in schwülen Sommertagen Der Weichling, Amor, schüchtern fliehn, Und Scherz und Muse sich entziehn: Der Wein wird sie zurücke jagen. Es reife nur der frohe Wein: Was kann mir unerträglich seyn? Die
Lyriſche Gedichte Der Sommer und der Wein. Jn dieſen ſchwuͤlen Sommertagen Fliegt Amor nur in kuͤhler Nacht, Und ſchlummert, wann die Sonne wacht: Die Muſe traͤumt nur matte Klagen. Jch haͤnge mit verdroſſner Hand Die traͤge Leyer an die Wand. Doch, Freund! in ſchwuͤlen Sommertagen, (Ziſcht mir Lyaͤus in das Ohr:) Hebt ſich der Weinſtock ſtolz empor, Den Froſt und Regen niederſchlagen: Und nur der hoͤhern Sonne Glut Kocht ſeiner Trauben goͤttlich Blut. So mag in ſchwuͤlen Sommertagen Der Weichling, Amor, ſchuͤchtern fliehn, Und Scherz und Muſe ſich entziehn: Der Wein wird ſie zuruͤcke jagen. Es reife nur der frohe Wein: Was kann mir unertraͤglich ſeyn? Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0114" n="100"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Lyriſche Gedichte</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Der Sommer und der Wein.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">J</hi>n dieſen ſchwuͤlen Sommertagen</l><lb/> <l>Fliegt Amor nur in kuͤhler Nacht,</l><lb/> <l>Und ſchlummert, wann die Sonne wacht:</l><lb/> <l>Die Muſe traͤumt nur matte Klagen.</l><lb/> <l>Jch haͤnge mit verdroſſner Hand</l><lb/> <l>Die traͤge Leyer an die Wand.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#in">D</hi>och, Freund! in ſchwuͤlen Sommertagen,</l><lb/> <l>(Ziſcht mir Lyaͤus in das Ohr:)</l><lb/> <l>Hebt ſich der Weinſtock ſtolz empor,</l><lb/> <l>Den Froſt und Regen niederſchlagen:</l><lb/> <l>Und nur der hoͤhern Sonne Glut</l><lb/> <l>Kocht ſeiner Trauben goͤttlich Blut.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#in">S</hi>o mag in ſchwuͤlen Sommertagen</l><lb/> <l>Der Weichling, Amor, ſchuͤchtern fliehn,</l><lb/> <l>Und Scherz und Muſe ſich entziehn:</l><lb/> <l>Der Wein wird ſie zuruͤcke jagen.</l><lb/> <l>Es reife nur der frohe Wein:</l><lb/> <l>Was kann mir unertraͤglich ſeyn?</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0114]
Lyriſche Gedichte
Der Sommer und der Wein.
Jn dieſen ſchwuͤlen Sommertagen
Fliegt Amor nur in kuͤhler Nacht,
Und ſchlummert, wann die Sonne wacht:
Die Muſe traͤumt nur matte Klagen.
Jch haͤnge mit verdroſſner Hand
Die traͤge Leyer an die Wand.
Doch, Freund! in ſchwuͤlen Sommertagen,
(Ziſcht mir Lyaͤus in das Ohr:)
Hebt ſich der Weinſtock ſtolz empor,
Den Froſt und Regen niederſchlagen:
Und nur der hoͤhern Sonne Glut
Kocht ſeiner Trauben goͤttlich Blut.
So mag in ſchwuͤlen Sommertagen
Der Weichling, Amor, ſchuͤchtern fliehn,
Und Scherz und Muſe ſich entziehn:
Der Wein wird ſie zuruͤcke jagen.
Es reife nur der frohe Wein:
Was kann mir unertraͤglich ſeyn?
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/114 |
Zitationshilfe: | Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/114>, abgerufen am 17.07.2024. |