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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Drittes Buch.
Sein lehrend Beyspiel strahlt auch auf entfernte
Tage:
Der Schwache, der es hört, schämt sich der feigen Kla-
ge,
Und fühlet ungewohnten Muth.
Um seine Helden-Stirn müss' ewig Lorbeer grünen!
O Lorbeer bessrer Art, als den durch fremdes Blut
Die Weltverwüster sich verdienen!
Kein stoischer Gesang ertönt von meinen Saiten;
Jch waffne nicht den Stolz, die Thränen zu bestreiten;
Jhm widersteht ein zärtlich Herz.
Die Stimme der Natur gebeut in allen Seelen,
Und falscher Großmuth Zwang kann einen wahren
Schmerz
Nicht überwinden, nur verhehlen.
Doch was kein Stolz vermag, kann Weisheit mög-
lich machen:
Auch Triebe der Natur, die herrschbegierig wachen,
Gewöhnt sie zum Gehorsam an.
Sie müssen sich vor ihr, so wild sie brausen, schmiegen,
Wie in verschlossner Gruft, dem Aeol unterthan,
Die lauten Winde knirschend liegen.
Sieh
Drittes Buch.
Sein lehrend Beyſpiel ſtrahlt auch auf entfernte
Tage:
Der Schwache, der es hoͤrt, ſchaͤmt ſich der feigen Kla-
ge,
Und fuͤhlet ungewohnten Muth.
Um ſeine Helden-Stirn muͤſſ’ ewig Lorbeer gruͤnen!
O Lorbeer beſſrer Art, als den durch fremdes Blut
Die Weltverwuͤſter ſich verdienen!
Kein ſtoiſcher Geſang ertoͤnt von meinen Saiten;
Jch waffne nicht den Stolz, die Thraͤnen zu beſtreiten;
Jhm widerſteht ein zaͤrtlich Herz.
Die Stimme der Natur gebeut in allen Seelen,
Und falſcher Großmuth Zwang kann einen wahren
Schmerz
Nicht uͤberwinden, nur verhehlen.
Doch was kein Stolz vermag, kann Weisheit moͤg-
lich machen:
Auch Triebe der Natur, die herrſchbegierig wachen,
Gewoͤhnt ſie zum Gehorſam an.
Sie muͤſſen ſich vor ihr, ſo wild ſie brauſen, ſchmiegen,
Wie in verſchloſſner Gruft, dem Aeol unterthan,
Die lauten Winde knirſchend liegen.
Sieh
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[93/0107] Drittes Buch. Sein lehrend Beyſpiel ſtrahlt auch auf entfernte Tage: Der Schwache, der es hoͤrt, ſchaͤmt ſich der feigen Kla- ge, Und fuͤhlet ungewohnten Muth. Um ſeine Helden-Stirn muͤſſ’ ewig Lorbeer gruͤnen! O Lorbeer beſſrer Art, als den durch fremdes Blut Die Weltverwuͤſter ſich verdienen! Kein ſtoiſcher Geſang ertoͤnt von meinen Saiten; Jch waffne nicht den Stolz, die Thraͤnen zu beſtreiten; Jhm widerſteht ein zaͤrtlich Herz. Die Stimme der Natur gebeut in allen Seelen, Und falſcher Großmuth Zwang kann einen wahren Schmerz Nicht uͤberwinden, nur verhehlen. Doch was kein Stolz vermag, kann Weisheit moͤg- lich machen: Auch Triebe der Natur, die herrſchbegierig wachen, Gewoͤhnt ſie zum Gehorſam an. Sie muͤſſen ſich vor ihr, ſo wild ſie brauſen, ſchmiegen, Wie in verſchloſſner Gruft, dem Aeol unterthan, Die lauten Winde knirſchend liegen. Sieh

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/107>, abgerufen am 28.11.2024.