Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Stromstärke in dieser Weise ändern und daher wird das Telephon ertönen,
beziehungsweise die gegen die Senderplatte gesprochenen Worte wiedergeben müssen.
Bei Anwendung der Selenzelle ist es also thatsächlich die Wirkung des Lichtes,
welche das Tönen veranlaßt. Anders verhält es sich aber, wenn als Empfänger
eine einfache, mit Hörrohr versehene Platte, z. B. eine berußte Glimmerplatte
benützt wird. Hier kommt weder ein Batteriestrom noch ein Telephon zur Anwen-
dung, hier ist die bestrahlte Fläche des Empfängers nicht das Mittel, um einen
zweiten Apparat (das Telephon) zum Tönen zu bringen, sondern sie selbst giebt
den Ton. Eine Wirkung des Lichtes in der Art wie bei der Selenzelle kann
also bei dem berußten Glimmerplättchen nicht eintreten. Dies veranlaßte verschiedene
Forscher, zu untersuchen, welche Bestandtheile des
Lichtstrahles überhaupt auf die Platte wirken, ob
dies namentlich die Lichtstrahlen oder die Wärme-
strahlen sind. Man ließ zu diesem Behufe die
intermittirenden Strahlen eine Lösung von Jod in
Schwefelkohlenstoff passiren, eine Flüssigkeit, welche
die Eigenschaft besitzt, die leuchtenden Strahlen zu
absorbiren, die dunklen Wärmestrahlen aber durch-
zulassen. Es zeigte sich hierbei, daß durch Ein-
schalten der Jodlösung das Tönen der Platte nicht
beeinflußt wird. Die Platte gab jedoch keinen Ton,
wenn man an Stelle der Jodlösung eine Alaun-
lösung einschaltete. Von dieser ist bekannt, daß sie
die Lichtstrahlen passiren läßt, hingegen die Wärme-
strahlen absorbirt.

Mercadier benützte als Lichtquelle zur
Erzeugung der intermittirenden Strahlen eine zur
Rothgluth erhitzte Kupferplatte und brachte hier-
durch den Empfänger gleichfalls zum Tönen. Dann
ließ er die Kupferplatte langsam abkühlen, so daß
sie im verdunkelten Zimmer nicht mehr zu sehen
war, d. h. also keine leuchtenden Strahlen mehr
aussandte; das Tönen des Empfängers blieb trotz-
dem noch hörbar. Aus diesem und den vorerwähnten
Versuchen folgt daher, daß man nicht den leuchtenden,
sondern den Wärmestrahlen die Wirkung zuzuschreiben
hat. Dies hat Mercadier auch in exacter Weise

[Abbildung] Fig. 741.

Rußzelle.

dadurch gezeigt, daß er die intermittirenden Lichtstrahlen durch das Prisma in
seine Bestandtheile zerlegte (vergl. Seite 717) und das so erhaltene Spectrum
durch einen Empfänger untersuchte, dessen Platte bis auf eine schmale Spalte
durch eine Blendung verdeckt war. In dieser Weise wurden die einzelnen Theile
des intermittirenden Lichtstrahles der Reihe nach geprüft und hierbei ergab sich
dasselbe Resultat.

Hiermit ist nun allerdings bewiesen, daß es die Wärmestrahlen sind, welche
die Empfängerplatte zu Schwingungen veranlassen, doch bleibt noch immerhin die
Frage offen, welcher Art diese Schwingungen der Platte seien. Daß die Empfänger-
platte nicht zu Transversalschwingungen veranlaßt wird, wie sie gewöhnliche
tönende Platten ausführen, wurde bereits gezeigt (Seite 976). Bell gelangte

Urbanitzky: Elektricität. 62

Stromſtärke in dieſer Weiſe ändern und daher wird das Telephon ertönen,
beziehungsweiſe die gegen die Senderplatte geſprochenen Worte wiedergeben müſſen.
Bei Anwendung der Selenzelle iſt es alſo thatſächlich die Wirkung des Lichtes,
welche das Tönen veranlaßt. Anders verhält es ſich aber, wenn als Empfänger
eine einfache, mit Hörrohr verſehene Platte, z. B. eine berußte Glimmerplatte
benützt wird. Hier kommt weder ein Batterieſtrom noch ein Telephon zur Anwen-
dung, hier iſt die beſtrahlte Fläche des Empfängers nicht das Mittel, um einen
zweiten Apparat (das Telephon) zum Tönen zu bringen, ſondern ſie ſelbſt giebt
den Ton. Eine Wirkung des Lichtes in der Art wie bei der Selenzelle kann
alſo bei dem berußten Glimmerplättchen nicht eintreten. Dies veranlaßte verſchiedene
Forſcher, zu unterſuchen, welche Beſtandtheile des
Lichtſtrahles überhaupt auf die Platte wirken, ob
dies namentlich die Lichtſtrahlen oder die Wärme-
ſtrahlen ſind. Man ließ zu dieſem Behufe die
intermittirenden Strahlen eine Löſung von Jod in
Schwefelkohlenſtoff paſſiren, eine Flüſſigkeit, welche
die Eigenſchaft beſitzt, die leuchtenden Strahlen zu
abſorbiren, die dunklen Wärmeſtrahlen aber durch-
zulaſſen. Es zeigte ſich hierbei, daß durch Ein-
ſchalten der Jodlöſung das Tönen der Platte nicht
beeinflußt wird. Die Platte gab jedoch keinen Ton,
wenn man an Stelle der Jodlöſung eine Alaun-
löſung einſchaltete. Von dieſer iſt bekannt, daß ſie
die Lichtſtrahlen paſſiren läßt, hingegen die Wärme-
ſtrahlen abſorbirt.

Mercadier benützte als Lichtquelle zur
Erzeugung der intermittirenden Strahlen eine zur
Rothgluth erhitzte Kupferplatte und brachte hier-
durch den Empfänger gleichfalls zum Tönen. Dann
ließ er die Kupferplatte langſam abkühlen, ſo daß
ſie im verdunkelten Zimmer nicht mehr zu ſehen
war, d. h. alſo keine leuchtenden Strahlen mehr
ausſandte; das Tönen des Empfängers blieb trotz-
dem noch hörbar. Aus dieſem und den vorerwähnten
Verſuchen folgt daher, daß man nicht den leuchtenden,
ſondern den Wärmeſtrahlen die Wirkung zuzuſchreiben
hat. Dies hat Mercadier auch in exacter Weiſe

[Abbildung] Fig. 741.

Rußzelle.

dadurch gezeigt, daß er die intermittirenden Lichtſtrahlen durch das Prisma in
ſeine Beſtandtheile zerlegte (vergl. Seite 717) und das ſo erhaltene Spectrum
durch einen Empfänger unterſuchte, deſſen Platte bis auf eine ſchmale Spalte
durch eine Blendung verdeckt war. In dieſer Weiſe wurden die einzelnen Theile
des intermittirenden Lichtſtrahles der Reihe nach geprüft und hierbei ergab ſich
dasſelbe Reſultat.

Hiermit iſt nun allerdings bewieſen, daß es die Wärmeſtrahlen ſind, welche
die Empfängerplatte zu Schwingungen veranlaſſen, doch bleibt noch immerhin die
Frage offen, welcher Art dieſe Schwingungen der Platte ſeien. Daß die Empfänger-
platte nicht zu Transverſalſchwingungen veranlaßt wird, wie ſie gewöhnliche
tönende Platten ausführen, wurde bereits gezeigt (Seite 976). Bell gelangte

Urbanitzky: Elektricität. 62
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0991" n="977"/>
Strom&#x017F;tärke in die&#x017F;er Wei&#x017F;e ändern und daher wird das Telephon ertönen,<lb/>
beziehungswei&#x017F;e die gegen die Senderplatte ge&#x017F;prochenen Worte wiedergeben mü&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Bei Anwendung der Selenzelle i&#x017F;t es al&#x017F;o that&#x017F;ächlich die Wirkung des Lichtes,<lb/>
welche das Tönen veranlaßt. Anders verhält es &#x017F;ich aber, wenn als Empfänger<lb/>
eine einfache, mit Hörrohr ver&#x017F;ehene Platte, z. B. eine berußte Glimmerplatte<lb/>
benützt wird. Hier kommt weder ein Batterie&#x017F;trom noch ein Telephon zur Anwen-<lb/>
dung, hier i&#x017F;t die be&#x017F;trahlte Fläche des Empfängers nicht das Mittel, um einen<lb/>
zweiten Apparat (das Telephon) zum Tönen zu bringen, &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t giebt<lb/>
den Ton. Eine Wirkung des Lichtes in der Art wie bei der Selenzelle kann<lb/>
al&#x017F;o bei dem berußten Glimmerplättchen nicht eintreten. Dies veranlaßte ver&#x017F;chiedene<lb/>
For&#x017F;cher, zu unter&#x017F;uchen, welche Be&#x017F;tandtheile des<lb/>
Licht&#x017F;trahles überhaupt auf die Platte wirken, ob<lb/>
dies namentlich die Licht&#x017F;trahlen oder die Wärme-<lb/>
&#x017F;trahlen &#x017F;ind. Man ließ zu die&#x017F;em Behufe die<lb/>
intermittirenden Strahlen eine Lö&#x017F;ung von Jod in<lb/>
Schwefelkohlen&#x017F;toff pa&#x017F;&#x017F;iren, eine Flü&#x017F;&#x017F;igkeit, welche<lb/>
die Eigen&#x017F;chaft be&#x017F;itzt, die leuchtenden Strahlen zu<lb/>
ab&#x017F;orbiren, die dunklen Wärme&#x017F;trahlen aber durch-<lb/>
zula&#x017F;&#x017F;en. Es zeigte &#x017F;ich hierbei, daß durch Ein-<lb/>
&#x017F;chalten der Jodlö&#x017F;ung das Tönen der Platte nicht<lb/>
beeinflußt wird. Die Platte gab jedoch keinen Ton,<lb/>
wenn man an Stelle der Jodlö&#x017F;ung eine Alaun-<lb/>&#x017F;ung ein&#x017F;chaltete. Von die&#x017F;er i&#x017F;t bekannt, daß &#x017F;ie<lb/>
die Licht&#x017F;trahlen pa&#x017F;&#x017F;iren läßt, hingegen die Wärme-<lb/>
&#x017F;trahlen ab&#x017F;orbirt.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Mercadier</hi> benützte als Lichtquelle zur<lb/>
Erzeugung der intermittirenden Strahlen eine zur<lb/>
Rothgluth erhitzte Kupferplatte und brachte hier-<lb/>
durch den Empfänger gleichfalls zum Tönen. Dann<lb/>
ließ er die Kupferplatte lang&#x017F;am abkühlen, &#x017F;o daß<lb/>
&#x017F;ie im verdunkelten Zimmer nicht mehr zu &#x017F;ehen<lb/>
war, d. h. al&#x017F;o keine leuchtenden Strahlen mehr<lb/>
aus&#x017F;andte; das Tönen des Empfängers blieb trotz-<lb/>
dem noch hörbar. Aus die&#x017F;em und den vorerwähnten<lb/>
Ver&#x017F;uchen folgt daher, daß man nicht den leuchtenden,<lb/>
&#x017F;ondern den Wärme&#x017F;trahlen die Wirkung zuzu&#x017F;chreiben<lb/>
hat. Dies hat Mercadier auch in exacter Wei&#x017F;e<lb/><figure><head>Fig. 741.</head><lb/><p>Rußzelle.</p></figure><lb/>
dadurch gezeigt, daß er die intermittirenden Licht&#x017F;trahlen durch das Prisma in<lb/>
&#x017F;eine Be&#x017F;tandtheile zerlegte (vergl. Seite 717) und das &#x017F;o erhaltene Spectrum<lb/>
durch einen Empfänger unter&#x017F;uchte, de&#x017F;&#x017F;en Platte bis auf eine &#x017F;chmale Spalte<lb/>
durch eine Blendung verdeckt war. In die&#x017F;er Wei&#x017F;e wurden die einzelnen Theile<lb/>
des intermittirenden Licht&#x017F;trahles der Reihe nach geprüft und hierbei ergab &#x017F;ich<lb/>
das&#x017F;elbe Re&#x017F;ultat.</p><lb/>
              <p>Hiermit i&#x017F;t nun allerdings bewie&#x017F;en, daß es die Wärme&#x017F;trahlen &#x017F;ind, welche<lb/>
die Empfängerplatte zu Schwingungen veranla&#x017F;&#x017F;en, doch bleibt noch immerhin die<lb/>
Frage offen, welcher Art die&#x017F;e Schwingungen der Platte &#x017F;eien. Daß die Empfänger-<lb/>
platte nicht zu Transver&#x017F;al&#x017F;chwingungen veranlaßt wird, wie &#x017F;ie gewöhnliche<lb/>
tönende Platten ausführen, wurde bereits gezeigt (Seite 976). <hi rendition="#g">Bell</hi> gelangte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Urbanitzky</hi>: Elektricität. 62</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[977/0991] Stromſtärke in dieſer Weiſe ändern und daher wird das Telephon ertönen, beziehungsweiſe die gegen die Senderplatte geſprochenen Worte wiedergeben müſſen. Bei Anwendung der Selenzelle iſt es alſo thatſächlich die Wirkung des Lichtes, welche das Tönen veranlaßt. Anders verhält es ſich aber, wenn als Empfänger eine einfache, mit Hörrohr verſehene Platte, z. B. eine berußte Glimmerplatte benützt wird. Hier kommt weder ein Batterieſtrom noch ein Telephon zur Anwen- dung, hier iſt die beſtrahlte Fläche des Empfängers nicht das Mittel, um einen zweiten Apparat (das Telephon) zum Tönen zu bringen, ſondern ſie ſelbſt giebt den Ton. Eine Wirkung des Lichtes in der Art wie bei der Selenzelle kann alſo bei dem berußten Glimmerplättchen nicht eintreten. Dies veranlaßte verſchiedene Forſcher, zu unterſuchen, welche Beſtandtheile des Lichtſtrahles überhaupt auf die Platte wirken, ob dies namentlich die Lichtſtrahlen oder die Wärme- ſtrahlen ſind. Man ließ zu dieſem Behufe die intermittirenden Strahlen eine Löſung von Jod in Schwefelkohlenſtoff paſſiren, eine Flüſſigkeit, welche die Eigenſchaft beſitzt, die leuchtenden Strahlen zu abſorbiren, die dunklen Wärmeſtrahlen aber durch- zulaſſen. Es zeigte ſich hierbei, daß durch Ein- ſchalten der Jodlöſung das Tönen der Platte nicht beeinflußt wird. Die Platte gab jedoch keinen Ton, wenn man an Stelle der Jodlöſung eine Alaun- löſung einſchaltete. Von dieſer iſt bekannt, daß ſie die Lichtſtrahlen paſſiren läßt, hingegen die Wärme- ſtrahlen abſorbirt. Mercadier benützte als Lichtquelle zur Erzeugung der intermittirenden Strahlen eine zur Rothgluth erhitzte Kupferplatte und brachte hier- durch den Empfänger gleichfalls zum Tönen. Dann ließ er die Kupferplatte langſam abkühlen, ſo daß ſie im verdunkelten Zimmer nicht mehr zu ſehen war, d. h. alſo keine leuchtenden Strahlen mehr ausſandte; das Tönen des Empfängers blieb trotz- dem noch hörbar. Aus dieſem und den vorerwähnten Verſuchen folgt daher, daß man nicht den leuchtenden, ſondern den Wärmeſtrahlen die Wirkung zuzuſchreiben hat. Dies hat Mercadier auch in exacter Weiſe [Abbildung Fig. 741. Rußzelle.] dadurch gezeigt, daß er die intermittirenden Lichtſtrahlen durch das Prisma in ſeine Beſtandtheile zerlegte (vergl. Seite 717) und das ſo erhaltene Spectrum durch einen Empfänger unterſuchte, deſſen Platte bis auf eine ſchmale Spalte durch eine Blendung verdeckt war. In dieſer Weiſe wurden die einzelnen Theile des intermittirenden Lichtſtrahles der Reihe nach geprüft und hierbei ergab ſich dasſelbe Reſultat. Hiermit iſt nun allerdings bewieſen, daß es die Wärmeſtrahlen ſind, welche die Empfängerplatte zu Schwingungen veranlaſſen, doch bleibt noch immerhin die Frage offen, welcher Art dieſe Schwingungen der Platte ſeien. Daß die Empfänger- platte nicht zu Transverſalſchwingungen veranlaßt wird, wie ſie gewöhnliche tönende Platten ausführen, wurde bereits gezeigt (Seite 976). Bell gelangte Urbanitzky: Elektricität. 62

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/991
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 977. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/991>, abgerufen am 23.11.2024.