Stromstärke in dieser Weise ändern und daher wird das Telephon ertönen, beziehungsweise die gegen die Senderplatte gesprochenen Worte wiedergeben müssen. Bei Anwendung der Selenzelle ist es also thatsächlich die Wirkung des Lichtes, welche das Tönen veranlaßt. Anders verhält es sich aber, wenn als Empfänger eine einfache, mit Hörrohr versehene Platte, z. B. eine berußte Glimmerplatte benützt wird. Hier kommt weder ein Batteriestrom noch ein Telephon zur Anwen- dung, hier ist die bestrahlte Fläche des Empfängers nicht das Mittel, um einen zweiten Apparat (das Telephon) zum Tönen zu bringen, sondern sie selbst giebt den Ton. Eine Wirkung des Lichtes in der Art wie bei der Selenzelle kann also bei dem berußten Glimmerplättchen nicht eintreten. Dies veranlaßte verschiedene Forscher, zu untersuchen, welche Bestandtheile des Lichtstrahles überhaupt auf die Platte wirken, ob dies namentlich die Lichtstrahlen oder die Wärme- strahlen sind. Man ließ zu diesem Behufe die intermittirenden Strahlen eine Lösung von Jod in Schwefelkohlenstoff passiren, eine Flüssigkeit, welche die Eigenschaft besitzt, die leuchtenden Strahlen zu absorbiren, die dunklen Wärmestrahlen aber durch- zulassen. Es zeigte sich hierbei, daß durch Ein- schalten der Jodlösung das Tönen der Platte nicht beeinflußt wird. Die Platte gab jedoch keinen Ton, wenn man an Stelle der Jodlösung eine Alaun- lösung einschaltete. Von dieser ist bekannt, daß sie die Lichtstrahlen passiren läßt, hingegen die Wärme- strahlen absorbirt.
Mercadier benützte als Lichtquelle zur Erzeugung der intermittirenden Strahlen eine zur Rothgluth erhitzte Kupferplatte und brachte hier- durch den Empfänger gleichfalls zum Tönen. Dann ließ er die Kupferplatte langsam abkühlen, so daß sie im verdunkelten Zimmer nicht mehr zu sehen war, d. h. also keine leuchtenden Strahlen mehr aussandte; das Tönen des Empfängers blieb trotz- dem noch hörbar. Aus diesem und den vorerwähnten Versuchen folgt daher, daß man nicht den leuchtenden, sondern den Wärmestrahlen die Wirkung zuzuschreiben hat. Dies hat Mercadier auch in exacter Weise
[Abbildung]
Fig. 741.
Rußzelle.
dadurch gezeigt, daß er die intermittirenden Lichtstrahlen durch das Prisma in seine Bestandtheile zerlegte (vergl. Seite 717) und das so erhaltene Spectrum durch einen Empfänger untersuchte, dessen Platte bis auf eine schmale Spalte durch eine Blendung verdeckt war. In dieser Weise wurden die einzelnen Theile des intermittirenden Lichtstrahles der Reihe nach geprüft und hierbei ergab sich dasselbe Resultat.
Hiermit ist nun allerdings bewiesen, daß es die Wärmestrahlen sind, welche die Empfängerplatte zu Schwingungen veranlassen, doch bleibt noch immerhin die Frage offen, welcher Art diese Schwingungen der Platte seien. Daß die Empfänger- platte nicht zu Transversalschwingungen veranlaßt wird, wie sie gewöhnliche tönende Platten ausführen, wurde bereits gezeigt (Seite 976). Bell gelangte
Urbanitzky: Elektricität. 62
Stromſtärke in dieſer Weiſe ändern und daher wird das Telephon ertönen, beziehungsweiſe die gegen die Senderplatte geſprochenen Worte wiedergeben müſſen. Bei Anwendung der Selenzelle iſt es alſo thatſächlich die Wirkung des Lichtes, welche das Tönen veranlaßt. Anders verhält es ſich aber, wenn als Empfänger eine einfache, mit Hörrohr verſehene Platte, z. B. eine berußte Glimmerplatte benützt wird. Hier kommt weder ein Batterieſtrom noch ein Telephon zur Anwen- dung, hier iſt die beſtrahlte Fläche des Empfängers nicht das Mittel, um einen zweiten Apparat (das Telephon) zum Tönen zu bringen, ſondern ſie ſelbſt giebt den Ton. Eine Wirkung des Lichtes in der Art wie bei der Selenzelle kann alſo bei dem berußten Glimmerplättchen nicht eintreten. Dies veranlaßte verſchiedene Forſcher, zu unterſuchen, welche Beſtandtheile des Lichtſtrahles überhaupt auf die Platte wirken, ob dies namentlich die Lichtſtrahlen oder die Wärme- ſtrahlen ſind. Man ließ zu dieſem Behufe die intermittirenden Strahlen eine Löſung von Jod in Schwefelkohlenſtoff paſſiren, eine Flüſſigkeit, welche die Eigenſchaft beſitzt, die leuchtenden Strahlen zu abſorbiren, die dunklen Wärmeſtrahlen aber durch- zulaſſen. Es zeigte ſich hierbei, daß durch Ein- ſchalten der Jodlöſung das Tönen der Platte nicht beeinflußt wird. Die Platte gab jedoch keinen Ton, wenn man an Stelle der Jodlöſung eine Alaun- löſung einſchaltete. Von dieſer iſt bekannt, daß ſie die Lichtſtrahlen paſſiren läßt, hingegen die Wärme- ſtrahlen abſorbirt.
Mercadier benützte als Lichtquelle zur Erzeugung der intermittirenden Strahlen eine zur Rothgluth erhitzte Kupferplatte und brachte hier- durch den Empfänger gleichfalls zum Tönen. Dann ließ er die Kupferplatte langſam abkühlen, ſo daß ſie im verdunkelten Zimmer nicht mehr zu ſehen war, d. h. alſo keine leuchtenden Strahlen mehr ausſandte; das Tönen des Empfängers blieb trotz- dem noch hörbar. Aus dieſem und den vorerwähnten Verſuchen folgt daher, daß man nicht den leuchtenden, ſondern den Wärmeſtrahlen die Wirkung zuzuſchreiben hat. Dies hat Mercadier auch in exacter Weiſe
[Abbildung]
Fig. 741.
Rußzelle.
dadurch gezeigt, daß er die intermittirenden Lichtſtrahlen durch das Prisma in ſeine Beſtandtheile zerlegte (vergl. Seite 717) und das ſo erhaltene Spectrum durch einen Empfänger unterſuchte, deſſen Platte bis auf eine ſchmale Spalte durch eine Blendung verdeckt war. In dieſer Weiſe wurden die einzelnen Theile des intermittirenden Lichtſtrahles der Reihe nach geprüft und hierbei ergab ſich dasſelbe Reſultat.
Hiermit iſt nun allerdings bewieſen, daß es die Wärmeſtrahlen ſind, welche die Empfängerplatte zu Schwingungen veranlaſſen, doch bleibt noch immerhin die Frage offen, welcher Art dieſe Schwingungen der Platte ſeien. Daß die Empfänger- platte nicht zu Transverſalſchwingungen veranlaßt wird, wie ſie gewöhnliche tönende Platten ausführen, wurde bereits gezeigt (Seite 976). Bell gelangte
Urbanitzky: Elektricität. 62
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0991"n="977"/>
Stromſtärke in dieſer Weiſe ändern und daher wird das Telephon ertönen,<lb/>
beziehungsweiſe die gegen die Senderplatte geſprochenen Worte wiedergeben müſſen.<lb/>
Bei Anwendung der Selenzelle iſt es alſo thatſächlich die Wirkung des Lichtes,<lb/>
welche das Tönen veranlaßt. Anders verhält es ſich aber, wenn als Empfänger<lb/>
eine einfache, mit Hörrohr verſehene Platte, z. B. eine berußte Glimmerplatte<lb/>
benützt wird. Hier kommt weder ein Batterieſtrom noch ein Telephon zur Anwen-<lb/>
dung, hier iſt die beſtrahlte Fläche des Empfängers nicht das Mittel, um einen<lb/>
zweiten Apparat (das Telephon) zum Tönen zu bringen, ſondern ſie ſelbſt giebt<lb/>
den Ton. Eine Wirkung des Lichtes in der Art wie bei der Selenzelle kann<lb/>
alſo bei dem berußten Glimmerplättchen nicht eintreten. Dies veranlaßte verſchiedene<lb/>
Forſcher, zu unterſuchen, welche Beſtandtheile des<lb/>
Lichtſtrahles überhaupt auf die Platte wirken, ob<lb/>
dies namentlich die Lichtſtrahlen oder die Wärme-<lb/>ſtrahlen ſind. Man ließ zu dieſem Behufe die<lb/>
intermittirenden Strahlen eine Löſung von Jod in<lb/>
Schwefelkohlenſtoff paſſiren, eine Flüſſigkeit, welche<lb/>
die Eigenſchaft beſitzt, die leuchtenden Strahlen zu<lb/>
abſorbiren, die dunklen Wärmeſtrahlen aber durch-<lb/>
zulaſſen. Es zeigte ſich hierbei, daß durch Ein-<lb/>ſchalten der Jodlöſung das Tönen der Platte nicht<lb/>
beeinflußt wird. Die Platte gab jedoch keinen Ton,<lb/>
wenn man an Stelle der Jodlöſung eine Alaun-<lb/>
löſung einſchaltete. Von dieſer iſt bekannt, daß ſie<lb/>
die Lichtſtrahlen paſſiren läßt, hingegen die Wärme-<lb/>ſtrahlen abſorbirt.</p><lb/><p><hirendition="#g">Mercadier</hi> benützte als Lichtquelle zur<lb/>
Erzeugung der intermittirenden Strahlen eine zur<lb/>
Rothgluth erhitzte Kupferplatte und brachte hier-<lb/>
durch den Empfänger gleichfalls zum Tönen. Dann<lb/>
ließ er die Kupferplatte langſam abkühlen, ſo daß<lb/>ſie im verdunkelten Zimmer nicht mehr zu ſehen<lb/>
war, d. h. alſo keine leuchtenden Strahlen mehr<lb/>
ausſandte; das Tönen des Empfängers blieb trotz-<lb/>
dem noch hörbar. Aus dieſem und den vorerwähnten<lb/>
Verſuchen folgt daher, daß man nicht den leuchtenden,<lb/>ſondern den Wärmeſtrahlen die Wirkung zuzuſchreiben<lb/>
hat. Dies hat Mercadier auch in exacter Weiſe<lb/><figure><head>Fig. 741.</head><lb/><p>Rußzelle.</p></figure><lb/>
dadurch gezeigt, daß er die intermittirenden Lichtſtrahlen durch das Prisma in<lb/>ſeine Beſtandtheile zerlegte (vergl. Seite 717) und das ſo erhaltene Spectrum<lb/>
durch einen Empfänger unterſuchte, deſſen Platte bis auf eine ſchmale Spalte<lb/>
durch eine Blendung verdeckt war. In dieſer Weiſe wurden die einzelnen Theile<lb/>
des intermittirenden Lichtſtrahles der Reihe nach geprüft und hierbei ergab ſich<lb/>
dasſelbe Reſultat.</p><lb/><p>Hiermit iſt nun allerdings bewieſen, daß es die Wärmeſtrahlen ſind, welche<lb/>
die Empfängerplatte zu Schwingungen veranlaſſen, doch bleibt noch immerhin die<lb/>
Frage offen, welcher Art dieſe Schwingungen der Platte ſeien. Daß die Empfänger-<lb/>
platte nicht zu Transverſalſchwingungen veranlaßt wird, wie ſie gewöhnliche<lb/>
tönende Platten ausführen, wurde bereits gezeigt (Seite 976). <hirendition="#g">Bell</hi> gelangte<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Urbanitzky</hi>: Elektricität. 62</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[977/0991]
Stromſtärke in dieſer Weiſe ändern und daher wird das Telephon ertönen,
beziehungsweiſe die gegen die Senderplatte geſprochenen Worte wiedergeben müſſen.
Bei Anwendung der Selenzelle iſt es alſo thatſächlich die Wirkung des Lichtes,
welche das Tönen veranlaßt. Anders verhält es ſich aber, wenn als Empfänger
eine einfache, mit Hörrohr verſehene Platte, z. B. eine berußte Glimmerplatte
benützt wird. Hier kommt weder ein Batterieſtrom noch ein Telephon zur Anwen-
dung, hier iſt die beſtrahlte Fläche des Empfängers nicht das Mittel, um einen
zweiten Apparat (das Telephon) zum Tönen zu bringen, ſondern ſie ſelbſt giebt
den Ton. Eine Wirkung des Lichtes in der Art wie bei der Selenzelle kann
alſo bei dem berußten Glimmerplättchen nicht eintreten. Dies veranlaßte verſchiedene
Forſcher, zu unterſuchen, welche Beſtandtheile des
Lichtſtrahles überhaupt auf die Platte wirken, ob
dies namentlich die Lichtſtrahlen oder die Wärme-
ſtrahlen ſind. Man ließ zu dieſem Behufe die
intermittirenden Strahlen eine Löſung von Jod in
Schwefelkohlenſtoff paſſiren, eine Flüſſigkeit, welche
die Eigenſchaft beſitzt, die leuchtenden Strahlen zu
abſorbiren, die dunklen Wärmeſtrahlen aber durch-
zulaſſen. Es zeigte ſich hierbei, daß durch Ein-
ſchalten der Jodlöſung das Tönen der Platte nicht
beeinflußt wird. Die Platte gab jedoch keinen Ton,
wenn man an Stelle der Jodlöſung eine Alaun-
löſung einſchaltete. Von dieſer iſt bekannt, daß ſie
die Lichtſtrahlen paſſiren läßt, hingegen die Wärme-
ſtrahlen abſorbirt.
Mercadier benützte als Lichtquelle zur
Erzeugung der intermittirenden Strahlen eine zur
Rothgluth erhitzte Kupferplatte und brachte hier-
durch den Empfänger gleichfalls zum Tönen. Dann
ließ er die Kupferplatte langſam abkühlen, ſo daß
ſie im verdunkelten Zimmer nicht mehr zu ſehen
war, d. h. alſo keine leuchtenden Strahlen mehr
ausſandte; das Tönen des Empfängers blieb trotz-
dem noch hörbar. Aus dieſem und den vorerwähnten
Verſuchen folgt daher, daß man nicht den leuchtenden,
ſondern den Wärmeſtrahlen die Wirkung zuzuſchreiben
hat. Dies hat Mercadier auch in exacter Weiſe
[Abbildung Fig. 741.
Rußzelle.]
dadurch gezeigt, daß er die intermittirenden Lichtſtrahlen durch das Prisma in
ſeine Beſtandtheile zerlegte (vergl. Seite 717) und das ſo erhaltene Spectrum
durch einen Empfänger unterſuchte, deſſen Platte bis auf eine ſchmale Spalte
durch eine Blendung verdeckt war. In dieſer Weiſe wurden die einzelnen Theile
des intermittirenden Lichtſtrahles der Reihe nach geprüft und hierbei ergab ſich
dasſelbe Reſultat.
Hiermit iſt nun allerdings bewieſen, daß es die Wärmeſtrahlen ſind, welche
die Empfängerplatte zu Schwingungen veranlaſſen, doch bleibt noch immerhin die
Frage offen, welcher Art dieſe Schwingungen der Platte ſeien. Daß die Empfänger-
platte nicht zu Transverſalſchwingungen veranlaßt wird, wie ſie gewöhnliche
tönende Platten ausführen, wurde bereits gezeigt (Seite 976). Bell gelangte
Urbanitzky: Elektricität. 62
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 977. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/991>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.