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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Nun ist wohl auch der Zweck des Einschaltens von Inductions-Apparaten
leicht zu erkennen. Den Stromkreis des Mikrophones bilden nur dieses selbst, die
Batterie, die primäre Spirale des Inductions-Apparates und einige Verbindungs-
drähte. Der Widerstand dieses Stromkreises ist daher ein verhältnißmäßig geringer
und bleibt unbeeinflußt von der Länge der Leitung zwischen beiden Stationen.
Diese bildet vielmehr mit der secundären Spirale einen zweiten Stromkreis. Hiermit
ist also dem Mikrophone auch für die längsten Leitungen seine Empfindlichkeit
gewahrt. Seine Wirksamkeit aber, bezüglich der Uebertragung, ist durch die größere
Kraft der Inductionsströme gesichert, welche nach Bedarf durch Vergrößerung des
Inductions-Apparates gesteigert werden kann. Der Inductions-Apparat hat also
den Zweck, die primären Wellenströme des localen oder Mikrophonstromkreises in
undulatorische Inductionsströme von hoher Spannung zu verwandeln, welche dann
leicht einen großen Leitungswiderstand überwinden können.

Wenig verschieden von Berliner's Transmitter ist jener von F. Heller in
Nürnberg, welchen Fig. 668 in Ansicht (bei geöffnetem Kasten) und im Quer-

[Abbildung] Fig. 668.

Transmitter von F. Heller.

schnitte zeigt. Der Deckel D des Kästchens ist kreisförmig ausgeschnitten und in
diese kreisförmige Oeffnung ist eine Scheibe M M aus Resonanzholz (Fichtenholz)
als Membrane eingesetzt. Diese ruht zwischen den beiden Kautschukringen g g' und
wird durch den übergeschraubten Messingring R R in ihrer Lage erhalten. Am
oberen Rande des Deckels ist ein Metallansatz A angebracht, von welchem der an
der Feder F befestigte Kohlencylinder K' herabhängt. Seine Berührung mit dem
in der Mitte der Membrane aufgesetzten Kohlenknopfe K wird durch die Stell-
schraube r regulirt. Der Metallansatz A steht durch den Messingstreifen a und
einen kurzen Draht mit der Klemmschraube P4 in Verbindung, der Kohlenknopf K
durch den Streifen b b mit der primären Spirale des Inductions-Apparates S.
Das zweite Ende dieses Drahtes ist mit der Klemme P3 verbunden. An den
Klemmen P1 und P2 sind die Drahtenden der secundären Spirale befestigt.

Verbindet man die Klemmen P3 und P4 mit den Polen einer Batterie, so
fließt der Strom von Klemme P4 durch a, A, F, den Kohlencylinder K' den
Kohlenknopf K, den Messingstreifen b b und kehrt, nachdem er die primäre Spirale
des Inductoriums durchlaufen hat, durch die Klemme P3 zur Batterie zurück. Wird
die Membrane M M in Schwingungen versetzt, so wird der Batteriestrom zum

Nun iſt wohl auch der Zweck des Einſchaltens von Inductions-Apparaten
leicht zu erkennen. Den Stromkreis des Mikrophones bilden nur dieſes ſelbſt, die
Batterie, die primäre Spirale des Inductions-Apparates und einige Verbindungs-
drähte. Der Widerſtand dieſes Stromkreiſes iſt daher ein verhältnißmäßig geringer
und bleibt unbeeinflußt von der Länge der Leitung zwiſchen beiden Stationen.
Dieſe bildet vielmehr mit der ſecundären Spirale einen zweiten Stromkreis. Hiermit
iſt alſo dem Mikrophone auch für die längſten Leitungen ſeine Empfindlichkeit
gewahrt. Seine Wirkſamkeit aber, bezüglich der Uebertragung, iſt durch die größere
Kraft der Inductionsſtröme geſichert, welche nach Bedarf durch Vergrößerung des
Inductions-Apparates geſteigert werden kann. Der Inductions-Apparat hat alſo
den Zweck, die primären Wellenſtröme des localen oder Mikrophonſtromkreiſes in
undulatoriſche Inductionsſtröme von hoher Spannung zu verwandeln, welche dann
leicht einen großen Leitungswiderſtand überwinden können.

Wenig verſchieden von Berliner’s Transmitter iſt jener von F. Heller in
Nürnberg, welchen Fig. 668 in Anſicht (bei geöffnetem Kaſten) und im Quer-

[Abbildung] Fig. 668.

Transmitter von F. Heller.

ſchnitte zeigt. Der Deckel D des Käſtchens iſt kreisförmig ausgeſchnitten und in
dieſe kreisförmige Oeffnung iſt eine Scheibe M M aus Reſonanzholz (Fichtenholz)
als Membrane eingeſetzt. Dieſe ruht zwiſchen den beiden Kautſchukringen g g' und
wird durch den übergeſchraubten Meſſingring R R in ihrer Lage erhalten. Am
oberen Rande des Deckels iſt ein Metallanſatz A angebracht, von welchem der an
der Feder F befeſtigte Kohlencylinder K' herabhängt. Seine Berührung mit dem
in der Mitte der Membrane aufgeſetzten Kohlenknopfe K wird durch die Stell-
ſchraube r regulirt. Der Metallanſatz A ſteht durch den Meſſingſtreifen a und
einen kurzen Draht mit der Klemmſchraube P4 in Verbindung, der Kohlenknopf K
durch den Streifen b b mit der primären Spirale des Inductions-Apparates S.
Das zweite Ende dieſes Drahtes iſt mit der Klemme P3 verbunden. An den
Klemmen P1 und P2 ſind die Drahtenden der ſecundären Spirale befeſtigt.

Verbindet man die Klemmen P3 und P4 mit den Polen einer Batterie, ſo
fließt der Strom von Klemme P4 durch a, A, F, den Kohlencylinder K' den
Kohlenknopf K, den Meſſingſtreifen b b und kehrt, nachdem er die primäre Spirale
des Inductoriums durchlaufen hat, durch die Klemme P3 zur Batterie zurück. Wird
die Membrane M M in Schwingungen verſetzt, ſo wird der Batterieſtrom zum

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[908/0922] Nun iſt wohl auch der Zweck des Einſchaltens von Inductions-Apparaten leicht zu erkennen. Den Stromkreis des Mikrophones bilden nur dieſes ſelbſt, die Batterie, die primäre Spirale des Inductions-Apparates und einige Verbindungs- drähte. Der Widerſtand dieſes Stromkreiſes iſt daher ein verhältnißmäßig geringer und bleibt unbeeinflußt von der Länge der Leitung zwiſchen beiden Stationen. Dieſe bildet vielmehr mit der ſecundären Spirale einen zweiten Stromkreis. Hiermit iſt alſo dem Mikrophone auch für die längſten Leitungen ſeine Empfindlichkeit gewahrt. Seine Wirkſamkeit aber, bezüglich der Uebertragung, iſt durch die größere Kraft der Inductionsſtröme geſichert, welche nach Bedarf durch Vergrößerung des Inductions-Apparates geſteigert werden kann. Der Inductions-Apparat hat alſo den Zweck, die primären Wellenſtröme des localen oder Mikrophonſtromkreiſes in undulatoriſche Inductionsſtröme von hoher Spannung zu verwandeln, welche dann leicht einen großen Leitungswiderſtand überwinden können. Wenig verſchieden von Berliner’s Transmitter iſt jener von F. Heller in Nürnberg, welchen Fig. 668 in Anſicht (bei geöffnetem Kaſten) und im Quer- [Abbildung Fig. 668. Transmitter von F. Heller.] ſchnitte zeigt. Der Deckel D des Käſtchens iſt kreisförmig ausgeſchnitten und in dieſe kreisförmige Oeffnung iſt eine Scheibe M M aus Reſonanzholz (Fichtenholz) als Membrane eingeſetzt. Dieſe ruht zwiſchen den beiden Kautſchukringen g g' und wird durch den übergeſchraubten Meſſingring R R in ihrer Lage erhalten. Am oberen Rande des Deckels iſt ein Metallanſatz A angebracht, von welchem der an der Feder F befeſtigte Kohlencylinder K' herabhängt. Seine Berührung mit dem in der Mitte der Membrane aufgeſetzten Kohlenknopfe K wird durch die Stell- ſchraube r regulirt. Der Metallanſatz A ſteht durch den Meſſingſtreifen a und einen kurzen Draht mit der Klemmſchraube P4 in Verbindung, der Kohlenknopf K durch den Streifen b b mit der primären Spirale des Inductions-Apparates S. Das zweite Ende dieſes Drahtes iſt mit der Klemme P3 verbunden. An den Klemmen P1 und P2 ſind die Drahtenden der ſecundären Spirale befeſtigt. Verbindet man die Klemmen P3 und P4 mit den Polen einer Batterie, ſo fließt der Strom von Klemme P4 durch a, A, F, den Kohlencylinder K' den Kohlenknopf K, den Meſſingſtreifen b b und kehrt, nachdem er die primäre Spirale des Inductoriums durchlaufen hat, durch die Klemme P3 zur Batterie zurück. Wird die Membrane M M in Schwingungen verſetzt, ſo wird der Batterieſtrom zum

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 908. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/922>, abgerufen am 23.11.2024.