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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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schaltung mehrere Telephone, welche in der Absende- und Empfangsstation oder
auch zwischen beiden auf der Linie vertheilt sind, wird mehreren, innerhalb gewisser
Grenzen, beliebig von einander entfernten Personen die Möglichkeit geboten, mit
einander zu sprechen, ohne daß die sich kreuzenden Fragen und Antworten unver-
ständlich werden. Hingegen werden die Stimmen verschiedener Personen von einem
und demselben Telephone nicht gleich gut wiedergegeben. Klangvolle Stimmen sind
besser zu verstehen als andere, wie auch die Vocale besser übertragen werden als
die aus unregelmäßigen Geräuschen gebildeten Consonanten. So fand Wilmot, daß
namentlich die Buchstaben g, j, k und q verhältnißmäßig undeutlich reproducirt werden.

Verbesserungen des Bell'schen Telephones wurden
zunächst in der Richtung angestrebt, daß man die in der
Empfangsstation reproducirten Worte auch in einiger Ent-
fernung vom Telephone hörbar machen wollte, daß also die
Nothwendigkeit, das Empfangstelephon an das Ohr zu halten,
entfällt. Zur Erreichung solcher kräftiger Wirkungen wurden
schon von Bell besondere Telephone construirt, durch deren
Anwendung es gelang, wenigstens Musik an jeder Stelle
eines größeren Zimmers hörbar zu machen. Eine dieser
Anordnungen ist durch Fig. 654 dargestellt. In dem Deckel
eines (in der Figur weggelassenen) Kästchens ist eine kreis-
förmige Oeffnung ausgeschnitten, welche durch die eiserne
Membrane bedeckt wird. Letztere hat eine Dicke von 0·4 bis
0·8 Millimeter und ist durch Schrauben an dem Deckel
befestigt. An der Außenseite des letzteren, gegenüber dem
Mittelpunkte der Membrane befindet sich ein Schalltrichter,
dessen Rohr, um eine kräftige Wirkung zu erzielen nicht zu
kurz sein darf. Auf der Innenseite der Membrane stehen
dieser die Pole eines kräftigen Hufeisenmagnetes gegenüber,
der parallel zum Deckel angeordnet ist. Die beiden Pole tragen
senkrecht gegen die Membrane gerichtete Eisenstücke, welche von
je einer Inductionsspirale umgeben sind. Um die Stellung
dieser gegen die Membrane entsprechend reguliren zu können,
ruhen die Magnetschenkel auf halbrunden Ansätzen an der
Innenseite des Deckels schaukelartig auf und können durch
Anziehen, beziehungsweise Lüften der zwischen den Magnet-
schenkeln durchgehenden Schrauben mehr oder weniger gegen
die Membrane geneigt werden. Man ist mit der Verstärkung
der Wirkungsfähigkeit eines derartigen Apparates auch noch

[Abbildung] Fig. 654.

Bell'sches Telephon.

weiter gegangen. Niaudet hat z. B. an den Magnetpolen vier Eisenansätze
angebracht und die vier darüber geschobenen Inductionsrollen im Quadrate
angeordnet.

Wir gehen nun zu den von anderen Erfindern geschaffenen Modificationen
des Bell'schen Telephones über und beschreiben von diesen zunächst das Telephon
von Siemens. Dieses in Fig. 655 im Längsschnitte dargestellte Telephon unter-
scheidet sich im Wesentlichen nicht von jenem Bell's, wirkt aber vermöge der kräf-
tigeren Construction seiner Bestandtheile und der Anwendung eines Hufeisenmagnetes,
dessen beide Pole der Membrane gegenüber gestellt sind, kräftiger. In der Figur
stellt H H den Hufeisenmagnet dar, von dessen Polen unter Vermittlung von Quer-

Urbanitzky: Elektricität. 57

ſchaltung mehrere Telephone, welche in der Abſende- und Empfangsſtation oder
auch zwiſchen beiden auf der Linie vertheilt ſind, wird mehreren, innerhalb gewiſſer
Grenzen, beliebig von einander entfernten Perſonen die Möglichkeit geboten, mit
einander zu ſprechen, ohne daß die ſich kreuzenden Fragen und Antworten unver-
ſtändlich werden. Hingegen werden die Stimmen verſchiedener Perſonen von einem
und demſelben Telephone nicht gleich gut wiedergegeben. Klangvolle Stimmen ſind
beſſer zu verſtehen als andere, wie auch die Vocale beſſer übertragen werden als
die aus unregelmäßigen Geräuſchen gebildeten Conſonanten. So fand Wilmot, daß
namentlich die Buchſtaben g, j, k und q verhältnißmäßig undeutlich reproducirt werden.

Verbeſſerungen des Bell’ſchen Telephones wurden
zunächſt in der Richtung angeſtrebt, daß man die in der
Empfangsſtation reproducirten Worte auch in einiger Ent-
fernung vom Telephone hörbar machen wollte, daß alſo die
Nothwendigkeit, das Empfangstelephon an das Ohr zu halten,
entfällt. Zur Erreichung ſolcher kräftiger Wirkungen wurden
ſchon von Bell beſondere Telephone conſtruirt, durch deren
Anwendung es gelang, wenigſtens Muſik an jeder Stelle
eines größeren Zimmers hörbar zu machen. Eine dieſer
Anordnungen iſt durch Fig. 654 dargeſtellt. In dem Deckel
eines (in der Figur weggelaſſenen) Käſtchens iſt eine kreis-
förmige Oeffnung ausgeſchnitten, welche durch die eiſerne
Membrane bedeckt wird. Letztere hat eine Dicke von 0·4 bis
0·8 Millimeter und iſt durch Schrauben an dem Deckel
befeſtigt. An der Außenſeite des letzteren, gegenüber dem
Mittelpunkte der Membrane befindet ſich ein Schalltrichter,
deſſen Rohr, um eine kräftige Wirkung zu erzielen nicht zu
kurz ſein darf. Auf der Innenſeite der Membrane ſtehen
dieſer die Pole eines kräftigen Hufeiſenmagnetes gegenüber,
der parallel zum Deckel angeordnet iſt. Die beiden Pole tragen
ſenkrecht gegen die Membrane gerichtete Eiſenſtücke, welche von
je einer Inductionsſpirale umgeben ſind. Um die Stellung
dieſer gegen die Membrane entſprechend reguliren zu können,
ruhen die Magnetſchenkel auf halbrunden Anſätzen an der
Innenſeite des Deckels ſchaukelartig auf und können durch
Anziehen, beziehungsweiſe Lüften der zwiſchen den Magnet-
ſchenkeln durchgehenden Schrauben mehr oder weniger gegen
die Membrane geneigt werden. Man iſt mit der Verſtärkung
der Wirkungsfähigkeit eines derartigen Apparates auch noch

[Abbildung] Fig. 654.

Bell’ſches Telephon.

weiter gegangen. Niaudet hat z. B. an den Magnetpolen vier Eiſenanſätze
angebracht und die vier darüber geſchobenen Inductionsrollen im Quadrate
angeordnet.

Wir gehen nun zu den von anderen Erfindern geſchaffenen Modificationen
des Bell’ſchen Telephones über und beſchreiben von dieſen zunächſt das Telephon
von Siemens. Dieſes in Fig. 655 im Längsſchnitte dargeſtellte Telephon unter-
ſcheidet ſich im Weſentlichen nicht von jenem Bell’s, wirkt aber vermöge der kräf-
tigeren Conſtruction ſeiner Beſtandtheile und der Anwendung eines Hufeiſenmagnetes,
deſſen beide Pole der Membrane gegenüber geſtellt ſind, kräftiger. In der Figur
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Urbanitzky: Elektricität. 57
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[897/0911] ſchaltung mehrere Telephone, welche in der Abſende- und Empfangsſtation oder auch zwiſchen beiden auf der Linie vertheilt ſind, wird mehreren, innerhalb gewiſſer Grenzen, beliebig von einander entfernten Perſonen die Möglichkeit geboten, mit einander zu ſprechen, ohne daß die ſich kreuzenden Fragen und Antworten unver- ſtändlich werden. Hingegen werden die Stimmen verſchiedener Perſonen von einem und demſelben Telephone nicht gleich gut wiedergegeben. Klangvolle Stimmen ſind beſſer zu verſtehen als andere, wie auch die Vocale beſſer übertragen werden als die aus unregelmäßigen Geräuſchen gebildeten Conſonanten. So fand Wilmot, daß namentlich die Buchſtaben g, j, k und q verhältnißmäßig undeutlich reproducirt werden. Verbeſſerungen des Bell’ſchen Telephones wurden zunächſt in der Richtung angeſtrebt, daß man die in der Empfangsſtation reproducirten Worte auch in einiger Ent- fernung vom Telephone hörbar machen wollte, daß alſo die Nothwendigkeit, das Empfangstelephon an das Ohr zu halten, entfällt. Zur Erreichung ſolcher kräftiger Wirkungen wurden ſchon von Bell beſondere Telephone conſtruirt, durch deren Anwendung es gelang, wenigſtens Muſik an jeder Stelle eines größeren Zimmers hörbar zu machen. Eine dieſer Anordnungen iſt durch Fig. 654 dargeſtellt. In dem Deckel eines (in der Figur weggelaſſenen) Käſtchens iſt eine kreis- förmige Oeffnung ausgeſchnitten, welche durch die eiſerne Membrane bedeckt wird. Letztere hat eine Dicke von 0·4 bis 0·8 Millimeter und iſt durch Schrauben an dem Deckel befeſtigt. An der Außenſeite des letzteren, gegenüber dem Mittelpunkte der Membrane befindet ſich ein Schalltrichter, deſſen Rohr, um eine kräftige Wirkung zu erzielen nicht zu kurz ſein darf. Auf der Innenſeite der Membrane ſtehen dieſer die Pole eines kräftigen Hufeiſenmagnetes gegenüber, der parallel zum Deckel angeordnet iſt. Die beiden Pole tragen ſenkrecht gegen die Membrane gerichtete Eiſenſtücke, welche von je einer Inductionsſpirale umgeben ſind. Um die Stellung dieſer gegen die Membrane entſprechend reguliren zu können, ruhen die Magnetſchenkel auf halbrunden Anſätzen an der Innenſeite des Deckels ſchaukelartig auf und können durch Anziehen, beziehungsweiſe Lüften der zwiſchen den Magnet- ſchenkeln durchgehenden Schrauben mehr oder weniger gegen die Membrane geneigt werden. Man iſt mit der Verſtärkung der Wirkungsfähigkeit eines derartigen Apparates auch noch [Abbildung Fig. 654. Bell’ſches Telephon.] weiter gegangen. Niaudet hat z. B. an den Magnetpolen vier Eiſenanſätze angebracht und die vier darüber geſchobenen Inductionsrollen im Quadrate angeordnet. Wir gehen nun zu den von anderen Erfindern geſchaffenen Modificationen des Bell’ſchen Telephones über und beſchreiben von dieſen zunächſt das Telephon von Siemens. Dieſes in Fig. 655 im Längsſchnitte dargeſtellte Telephon unter- ſcheidet ſich im Weſentlichen nicht von jenem Bell’s, wirkt aber vermöge der kräf- tigeren Conſtruction ſeiner Beſtandtheile und der Anwendung eines Hufeiſenmagnetes, deſſen beide Pole der Membrane gegenüber geſtellt ſind, kräftiger. In der Figur ſtellt H H den Hufeiſenmagnet dar, von deſſen Polen unter Vermittlung von Quer- Urbanitzky: Elektricität. 57

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 897. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/911>, abgerufen am 24.11.2024.