Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

negative Elektrode enthält, während die Münzplättchen mit dem positiven Pole
der Elektricitätsquelle verbunden werden. Als solche wird in den indischen Münzen
eine Siemens'sche dynamoelektrische Maschine verwendet.

Justirt man Münzplättchen von nahezu gleichem Mehrgehalte, so kann man
sich der galvanoplastischen Wage bedienen. Eine hierzu brauchbare Anordnung ist
durch Fig. 589 dargestellt und bedarf nach dem weiter oben Mitgetheilten wohl
keiner weiteren Erklärung. Natürlich können auch die zu leichten Münzplättchen
durch galvanoplastischen Niederschlag auf das normale Gewicht gebracht werden.
In den indischen Münzen führt man beiderlei Justirungen in einem Processe durch.
Es werden in das Cyankaliumbad zwei Rahmen übereinander angebracht, von
welchen der eine die zu leichten, der andere die zu schweren Plättchen enthält. Die
zu leichten Plättchen verbindet man dann mit dem negativen, die zu schweren mit
dem positiven Pole und erhält dadurch das in der einen Plättchenserie aufgelöste
Metall auf den Plättchen der anderen Serie niedergeschlagen. Die galvanoplastische

[Abbildung] Fig. 589.

Justiren der Münzplättchen.

Wage kann auch hier zur Anwendung kommen, indem man nur einen der beiden
Rahmen an den Wagbalken hängt.

Der Werth dieser Justirmethode geht daraus hervor, daß in der Münze zu
Bombay im Jahre 1879 von 1,320.800 Kilogramm vermünzten Silbers 5,000.000
Münzplättchen in der angegebenen Weise justirt wurden, und diese Methode gegen-
über den älteren Verfahren zu einer Ersparung von 1400 Pfund Sterling führte.

Die eigentliche Galvanoplastik.

Unter der eigentlichen Galvanoplastik oder Galvanoplastik im engeren Sinne
des Wortes versteht man die Herstellung von Metallniederschlägen durch die Elektro-
lyse, welche so stark sind, daß man sie von der Form abtrennen kann und daß
sie dann selbstständige Metallgegenstände bilden. Der Proceß, welcher bei der galvano-
plastischen Nachbildung von Gegenständen vor sich geht, ist derselbe wie in der
Galvanostegie: Die Lösung eines Metallsalzes wird durch den elektrischen Strom
in der Weise zerlegt, daß sich das Metall an der Kathode abscheidet. Trennt man

negative Elektrode enthält, während die Münzplättchen mit dem poſitiven Pole
der Elektricitätsquelle verbunden werden. Als ſolche wird in den indiſchen Münzen
eine Siemens’ſche dynamoelektriſche Maſchine verwendet.

Juſtirt man Münzplättchen von nahezu gleichem Mehrgehalte, ſo kann man
ſich der galvanoplaſtiſchen Wage bedienen. Eine hierzu brauchbare Anordnung iſt
durch Fig. 589 dargeſtellt und bedarf nach dem weiter oben Mitgetheilten wohl
keiner weiteren Erklärung. Natürlich können auch die zu leichten Münzplättchen
durch galvanoplaſtiſchen Niederſchlag auf das normale Gewicht gebracht werden.
In den indiſchen Münzen führt man beiderlei Juſtirungen in einem Proceſſe durch.
Es werden in das Cyankaliumbad zwei Rahmen übereinander angebracht, von
welchen der eine die zu leichten, der andere die zu ſchweren Plättchen enthält. Die
zu leichten Plättchen verbindet man dann mit dem negativen, die zu ſchweren mit
dem poſitiven Pole und erhält dadurch das in der einen Plättchenſerie aufgelöſte
Metall auf den Plättchen der anderen Serie niedergeſchlagen. Die galvanoplaſtiſche

[Abbildung] Fig. 589.

Juſtiren der Münzplättchen.

Wage kann auch hier zur Anwendung kommen, indem man nur einen der beiden
Rahmen an den Wagbalken hängt.

Der Werth dieſer Juſtirmethode geht daraus hervor, daß in der Münze zu
Bombay im Jahre 1879 von 1,320.800 Kilogramm vermünzten Silbers 5,000.000
Münzplättchen in der angegebenen Weiſe juſtirt wurden, und dieſe Methode gegen-
über den älteren Verfahren zu einer Erſparung von 1400 Pfund Sterling führte.

Die eigentliche Galvanoplaſtik.

Unter der eigentlichen Galvanoplaſtik oder Galvanoplaſtik im engeren Sinne
des Wortes verſteht man die Herſtellung von Metallniederſchlägen durch die Elektro-
lyſe, welche ſo ſtark ſind, daß man ſie von der Form abtrennen kann und daß
ſie dann ſelbſtſtändige Metallgegenſtände bilden. Der Proceß, welcher bei der galvano-
plaſtiſchen Nachbildung von Gegenſtänden vor ſich geht, iſt derſelbe wie in der
Galvanoſtegie: Die Löſung eines Metallſalzes wird durch den elektriſchen Strom
in der Weiſe zerlegt, daß ſich das Metall an der Kathode abſcheidet. Trennt man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0825" n="811"/>
negative Elektrode enthält, während die Münzplättchen mit dem po&#x017F;itiven Pole<lb/>
der Elektricitätsquelle verbunden werden. Als &#x017F;olche wird in den indi&#x017F;chen Münzen<lb/>
eine Siemens&#x2019;&#x017F;che dynamoelektri&#x017F;che Ma&#x017F;chine verwendet.</p><lb/>
              <p>Ju&#x017F;tirt man Münzplättchen von nahezu gleichem Mehrgehalte, &#x017F;o kann man<lb/>
&#x017F;ich der galvanopla&#x017F;ti&#x017F;chen Wage bedienen. Eine hierzu brauchbare Anordnung i&#x017F;t<lb/>
durch Fig. 589 darge&#x017F;tellt und bedarf nach dem weiter oben Mitgetheilten wohl<lb/>
keiner weiteren Erklärung. Natürlich können auch die zu leichten Münzplättchen<lb/>
durch galvanopla&#x017F;ti&#x017F;chen Nieder&#x017F;chlag auf das normale Gewicht gebracht werden.<lb/>
In den indi&#x017F;chen Münzen führt man beiderlei Ju&#x017F;tirungen in einem Proce&#x017F;&#x017F;e durch.<lb/>
Es werden in das Cyankaliumbad zwei Rahmen übereinander angebracht, von<lb/>
welchen der eine die zu leichten, der andere die zu &#x017F;chweren Plättchen enthält. Die<lb/>
zu leichten Plättchen verbindet man dann mit dem negativen, die zu &#x017F;chweren mit<lb/>
dem po&#x017F;itiven Pole und erhält dadurch das in der einen Plättchen&#x017F;erie aufgelö&#x017F;te<lb/>
Metall auf den Plättchen der anderen Serie niederge&#x017F;chlagen. Die galvanopla&#x017F;ti&#x017F;che<lb/><figure><head>Fig. 589.</head><lb/><p>Ju&#x017F;tiren der Münzplättchen.</p></figure><lb/>
Wage kann auch hier zur Anwendung kommen, indem man nur einen der beiden<lb/>
Rahmen an den Wagbalken hängt.</p><lb/>
              <p>Der Werth die&#x017F;er Ju&#x017F;tirmethode geht daraus hervor, daß in der Münze zu<lb/>
Bombay im Jahre 1879 von 1,320.800 Kilogramm vermünzten Silbers 5,000.000<lb/>
Münzplättchen in der angegebenen Wei&#x017F;e ju&#x017F;tirt wurden, und die&#x017F;e Methode gegen-<lb/>
über den älteren Verfahren zu einer Er&#x017F;parung von 1400 Pfund Sterling führte.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>Die eigentliche Galvanopla&#x017F;tik.</head><lb/>
              <p>Unter der eigentlichen Galvanopla&#x017F;tik oder Galvanopla&#x017F;tik im engeren Sinne<lb/>
des Wortes ver&#x017F;teht man die Her&#x017F;tellung von Metallnieder&#x017F;chlägen durch die Elektro-<lb/>
ly&#x017F;e, welche &#x017F;o &#x017F;tark &#x017F;ind, daß man &#x017F;ie von der Form abtrennen kann und daß<lb/>
&#x017F;ie dann &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;tändige Metallgegen&#x017F;tände bilden. Der Proceß, welcher bei der galvano-<lb/>
pla&#x017F;ti&#x017F;chen Nachbildung von Gegen&#x017F;tänden vor &#x017F;ich geht, i&#x017F;t der&#x017F;elbe wie in der<lb/>
Galvano&#x017F;tegie: Die Lö&#x017F;ung eines Metall&#x017F;alzes wird durch den elektri&#x017F;chen Strom<lb/>
in der Wei&#x017F;e zerlegt, daß &#x017F;ich das Metall an der Kathode ab&#x017F;cheidet. Trennt man<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[811/0825] negative Elektrode enthält, während die Münzplättchen mit dem poſitiven Pole der Elektricitätsquelle verbunden werden. Als ſolche wird in den indiſchen Münzen eine Siemens’ſche dynamoelektriſche Maſchine verwendet. Juſtirt man Münzplättchen von nahezu gleichem Mehrgehalte, ſo kann man ſich der galvanoplaſtiſchen Wage bedienen. Eine hierzu brauchbare Anordnung iſt durch Fig. 589 dargeſtellt und bedarf nach dem weiter oben Mitgetheilten wohl keiner weiteren Erklärung. Natürlich können auch die zu leichten Münzplättchen durch galvanoplaſtiſchen Niederſchlag auf das normale Gewicht gebracht werden. In den indiſchen Münzen führt man beiderlei Juſtirungen in einem Proceſſe durch. Es werden in das Cyankaliumbad zwei Rahmen übereinander angebracht, von welchen der eine die zu leichten, der andere die zu ſchweren Plättchen enthält. Die zu leichten Plättchen verbindet man dann mit dem negativen, die zu ſchweren mit dem poſitiven Pole und erhält dadurch das in der einen Plättchenſerie aufgelöſte Metall auf den Plättchen der anderen Serie niedergeſchlagen. Die galvanoplaſtiſche [Abbildung Fig. 589. Juſtiren der Münzplättchen.] Wage kann auch hier zur Anwendung kommen, indem man nur einen der beiden Rahmen an den Wagbalken hängt. Der Werth dieſer Juſtirmethode geht daraus hervor, daß in der Münze zu Bombay im Jahre 1879 von 1,320.800 Kilogramm vermünzten Silbers 5,000.000 Münzplättchen in der angegebenen Weiſe juſtirt wurden, und dieſe Methode gegen- über den älteren Verfahren zu einer Erſparung von 1400 Pfund Sterling führte. Die eigentliche Galvanoplaſtik. Unter der eigentlichen Galvanoplaſtik oder Galvanoplaſtik im engeren Sinne des Wortes verſteht man die Herſtellung von Metallniederſchlägen durch die Elektro- lyſe, welche ſo ſtark ſind, daß man ſie von der Form abtrennen kann und daß ſie dann ſelbſtſtändige Metallgegenſtände bilden. Der Proceß, welcher bei der galvano- plaſtiſchen Nachbildung von Gegenſtänden vor ſich geht, iſt derſelbe wie in der Galvanoſtegie: Die Löſung eines Metallſalzes wird durch den elektriſchen Strom in der Weiſe zerlegt, daß ſich das Metall an der Kathode abſcheidet. Trennt man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/825
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/825>, abgerufen am 22.11.2024.