Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

isolirter Kupferlitze. Die Gesammtleitung ist nahezu 3000 Meter lang. Eine weitere Anlage
zu 10 Lampen, gleichfalls für den unterirdischen Betrieb, ist in Auftrag gegeben. Ferner
dienen nenn Differentiallampen zur Beleuchtung der inneren und äußeren Räume einer
Bleihütte.

Die Anwendung des elektrischen Lichtes im Eisenbahnwesen hat
sich in kürzester Zeit so vortheilhaft erwiesen, daß gegenwärtig schon beinahe alle
größeren Bahnhöfe elektrische Beleuchtungsanlagen besitzen. Die Beleuchtungsanlage
des neuen Centralbahnhofes zu Straßburg dürfte wohl die größte derartige
Anlage bilden. Im Jahre 1880, als dieser Bahnhof noch im Baue begriffen war,
ließ die Generaldirection der Reichseisenbahnen von Elsaß-Lothringen bereits Ver-
suche mit Wechselstrom-Maschinen und Differentiallampen von Siemens im alten
Bahnhofe anstellen. Diese Versuche erstreckten sich zunächst auf die Perrons und
Rangirgeleise, wurden aber, nachdem hier günstige Resultate erzielt waren, auch auf
die Wartesäle, Restauration, das Vestibül und die Güter- und Eilgutschuppen aus-
gedehnt. Ferner wurde nach der Pariser Ausstellung im Jahre 1881 auch das
Glühlicht (System Edison) in die Versuche einbezogen. Das Resultat, welches mit
diesen Probeanlagen erzielt wurde, war ein ungemein günstiges und veranlaßte die
Generaldirection, das elektrische Licht unter gänzlicher Verzichtleistung auf die Gas-
beleuchtung im neuen Bahnhofe einzuführen.

Beim Entwerfen des Planes für die Beleuchtungsanlage ergab sich ein Bedarf
von 60 Bogenlichtlampen für den Vorplatz, das Vestibül, die Hauptwartesäle mit
Restauration, sämmtliche Perronhallen, Güter-, Zoll- und Eilgutschuppen und
sämmtliche Geleise; ferner von 400 Glühlichtlampen für die übrigen Räume des
Stationsgebäudes, die Tunnels, Perron-Wartesäle, Toiletten, Postanbau u. s. w.
und von 800 Lampen für das neben dem Stationsgebäude errichtete Verwaltungs-
gebäude. Die Installirung dieser Anlage wurde der "Elsässischen Elektricitäts-
gesellschaft" (Ungerer & Schulze) übertragen. Die Maschinen, Lampen, Leitungen etc.
für das Bogenlicht lieferten Siemens & Halske, für das Glühlicht die genannte
Gesellschaft. Die Lieferung und Aufstellung der Dampfmaschinen und Kesseln über-
nahm die Maschinenfabrik Carlsruhe in Carlsruhe. Die Eröffnung des neuen
Bahnhofes erfolgte im August 1883. Die Lage der einzelnen Baulichkeiten und
der Geleise, sowie auch die Vertheilung der Bogenlichtlampen ist aus der Plan-
skizze Fig. 541 zu ersehen.

Die Maschinenanlage ist in einem leichten Fachwerkbau, der durch eine Zwischen-
wand in zwei Räume getheilt wurde, untergebracht. In der einen Abtheilung sind fünf Röhren-
kessel (Locomotiv-Construction) aufgestellt, welche den Dampf für die Maschinen und auch für
die Dampfheizung des Verwaltungsgebäudes liefern. Sie bedürfen zur Erzeugung einer
Pferdekraft 1·7 Kilogramm Saarkohlen zweiter Sorte und erfordern zu ihrer Anheizung
40 Minuten. Ein für alle Kesseln gemeinschaftliches Dampfrohr führt in den zweiten Raum
des Maschinenhauses, in welchem die Dampf- und Lichtmaschinen aufgestellt sind. Hier
zweigen auch die Dampfleitungen für die einzelnen Maschinen und die Dampfleitung ab. Der
Maschinenraum ist durch einen Mittelgang der Länge nach abermals in zwei Theile getheilt.
Auf der einen Seite sind 14 Gleichstrom-Maschinen von Siemens, zum Betriebe der 60
Bogenlichter, aufgestellt, auf der anderen Seite stehen gegenwärtig drei Edison-Maschinen für
je 250 Lampen a 16 Normalkerzen und eine Maschine für 450 solcher Lampen. Auf jeder
Seite stehen drei Compound-Maschinen a 45 Pferdekraft bei 150 Touren in der Minute. Die
zwei Schwungräder jeder dieser Maschinen haben Durchmesser von 2·2 Meter, dienen gleich-
zeitig als Riemscheiben und übertragen ihre Kraft durch 200 Millimeter breite Lederriemen
auf die entsprechenden Riemscheiben der Transmission; der Durchmesser dieser Scheiben beträgt
1·1 Meter, jener der Transmissionswellen 80 Milimeter. Das Ausrücken der Dampfmaschinen
ist durch Leerscheiben auf der Transmission und durch eine entsprechende Breite der Dampf-
maschinen-Riemscheiben ermöglicht; Schraubenkupplungen gestatten auch, jede Dampfmaschine

iſolirter Kupferlitze. Die Geſammtleitung iſt nahezu 3000 Meter lang. Eine weitere Anlage
zu 10 Lampen, gleichfalls für den unterirdiſchen Betrieb, iſt in Auftrag gegeben. Ferner
dienen nenn Differentiallampen zur Beleuchtung der inneren und äußeren Räume einer
Bleihütte.

Die Anwendung des elektriſchen Lichtes im Eiſenbahnweſen hat
ſich in kürzeſter Zeit ſo vortheilhaft erwieſen, daß gegenwärtig ſchon beinahe alle
größeren Bahnhöfe elektriſche Beleuchtungsanlagen beſitzen. Die Beleuchtungsanlage
des neuen Centralbahnhofes zu Straßburg dürfte wohl die größte derartige
Anlage bilden. Im Jahre 1880, als dieſer Bahnhof noch im Baue begriffen war,
ließ die Generaldirection der Reichseiſenbahnen von Elſaß-Lothringen bereits Ver-
ſuche mit Wechſelſtrom-Maſchinen und Differentiallampen von Siemens im alten
Bahnhofe anſtellen. Dieſe Verſuche erſtreckten ſich zunächſt auf die Perrons und
Rangirgeleiſe, wurden aber, nachdem hier günſtige Reſultate erzielt waren, auch auf
die Warteſäle, Reſtauration, das Veſtibül und die Güter- und Eilgutſchuppen aus-
gedehnt. Ferner wurde nach der Pariſer Ausſtellung im Jahre 1881 auch das
Glühlicht (Syſtem Ediſon) in die Verſuche einbezogen. Das Reſultat, welches mit
dieſen Probeanlagen erzielt wurde, war ein ungemein günſtiges und veranlaßte die
Generaldirection, das elektriſche Licht unter gänzlicher Verzichtleiſtung auf die Gas-
beleuchtung im neuen Bahnhofe einzuführen.

Beim Entwerfen des Planes für die Beleuchtungsanlage ergab ſich ein Bedarf
von 60 Bogenlichtlampen für den Vorplatz, das Veſtibül, die Hauptwarteſäle mit
Reſtauration, ſämmtliche Perronhallen, Güter-, Zoll- und Eilgutſchuppen und
ſämmtliche Geleiſe; ferner von 400 Glühlichtlampen für die übrigen Räume des
Stationsgebäudes, die Tunnels, Perron-Warteſäle, Toiletten, Poſtanbau u. ſ. w.
und von 800 Lampen für das neben dem Stationsgebäude errichtete Verwaltungs-
gebäude. Die Inſtallirung dieſer Anlage wurde der „Elſäſſiſchen Elektricitäts-
geſellſchaft“ (Ungerer & Schulze) übertragen. Die Maſchinen, Lampen, Leitungen ꝛc.
für das Bogenlicht lieferten Siemens & Halske, für das Glühlicht die genannte
Geſellſchaft. Die Lieferung und Aufſtellung der Dampfmaſchinen und Keſſeln über-
nahm die Maſchinenfabrik Carlsruhe in Carlsruhe. Die Eröffnung des neuen
Bahnhofes erfolgte im Auguſt 1883. Die Lage der einzelnen Baulichkeiten und
der Geleiſe, ſowie auch die Vertheilung der Bogenlichtlampen iſt aus der Plan-
ſkizze Fig. 541 zu erſehen.

Die Maſchinenanlage iſt in einem leichten Fachwerkbau, der durch eine Zwiſchen-
wand in zwei Räume getheilt wurde, untergebracht. In der einen Abtheilung ſind fünf Röhren-
keſſel (Locomotiv-Conſtruction) aufgeſtellt, welche den Dampf für die Maſchinen und auch für
die Dampfheizung des Verwaltungsgebäudes liefern. Sie bedürfen zur Erzeugung einer
Pferdekraft 1·7 Kilogramm Saarkohlen zweiter Sorte und erfordern zu ihrer Anheizung
40 Minuten. Ein für alle Keſſeln gemeinſchaftliches Dampfrohr führt in den zweiten Raum
des Maſchinenhauſes, in welchem die Dampf- und Lichtmaſchinen aufgeſtellt ſind. Hier
zweigen auch die Dampfleitungen für die einzelnen Maſchinen und die Dampfleitung ab. Der
Maſchinenraum iſt durch einen Mittelgang der Länge nach abermals in zwei Theile getheilt.
Auf der einen Seite ſind 14 Gleichſtrom-Maſchinen von Siemens, zum Betriebe der 60
Bogenlichter, aufgeſtellt, auf der anderen Seite ſtehen gegenwärtig drei Ediſon-Maſchinen für
je 250 Lampen à 16 Normalkerzen und eine Maſchine für 450 ſolcher Lampen. Auf jeder
Seite ſtehen drei Compound-Maſchinen à 45 Pferdekraft bei 150 Touren in der Minute. Die
zwei Schwungräder jeder dieſer Maſchinen haben Durchmeſſer von 2·2 Meter, dienen gleich-
zeitig als Riemſcheiben und übertragen ihre Kraft durch 200 Millimeter breite Lederriemen
auf die entſprechenden Riemſcheiben der Transmiſſion; der Durchmeſſer dieſer Scheiben beträgt
1·1 Meter, jener der Transmiſſionswellen 80 Milimeter. Das Ausrücken der Dampfmaſchinen
iſt durch Leerſcheiben auf der Transmiſſion und durch eine entſprechende Breite der Dampf-
maſchinen-Riemſcheiben ermöglicht; Schraubenkupplungen geſtatten auch, jede Dampfmaſchine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0759" n="745"/>
i&#x017F;olirter Kupferlitze. Die Ge&#x017F;ammtleitung i&#x017F;t nahezu 3000 Meter lang. Eine weitere Anlage<lb/>
zu 10 Lampen, gleichfalls für den unterirdi&#x017F;chen Betrieb, i&#x017F;t in Auftrag gegeben. Ferner<lb/>
dienen nenn Differentiallampen zur Beleuchtung der inneren und äußeren Räume einer<lb/>
Bleihütte.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#b">Die Anwendung des elektri&#x017F;chen Lichtes im Ei&#x017F;enbahnwe&#x017F;en</hi> hat<lb/>
&#x017F;ich in kürze&#x017F;ter Zeit &#x017F;o vortheilhaft erwie&#x017F;en, daß gegenwärtig &#x017F;chon beinahe alle<lb/>
größeren Bahnhöfe elektri&#x017F;che Beleuchtungsanlagen be&#x017F;itzen. Die Beleuchtungsanlage<lb/>
des neuen <hi rendition="#g">Centralbahnhofes zu Straßburg</hi> dürfte wohl die größte derartige<lb/>
Anlage bilden. Im Jahre 1880, als die&#x017F;er Bahnhof noch im Baue begriffen war,<lb/>
ließ die Generaldirection der Reichsei&#x017F;enbahnen von El&#x017F;aß-Lothringen bereits Ver-<lb/>
&#x017F;uche mit Wech&#x017F;el&#x017F;trom-Ma&#x017F;chinen und Differentiallampen von Siemens im alten<lb/>
Bahnhofe an&#x017F;tellen. Die&#x017F;e Ver&#x017F;uche er&#x017F;treckten &#x017F;ich zunäch&#x017F;t auf die Perrons und<lb/>
Rangirgelei&#x017F;e, wurden aber, nachdem hier gün&#x017F;tige Re&#x017F;ultate erzielt waren, auch auf<lb/>
die Warte&#x017F;äle, Re&#x017F;tauration, das Ve&#x017F;tibül und die Güter- und Eilgut&#x017F;chuppen aus-<lb/>
gedehnt. Ferner wurde nach der Pari&#x017F;er Aus&#x017F;tellung im Jahre 1881 auch das<lb/>
Glühlicht (Sy&#x017F;tem Edi&#x017F;on) in die Ver&#x017F;uche einbezogen. Das Re&#x017F;ultat, welches mit<lb/>
die&#x017F;en Probeanlagen erzielt wurde, war ein ungemein gün&#x017F;tiges und veranlaßte die<lb/>
Generaldirection, das elektri&#x017F;che Licht unter gänzlicher Verzichtlei&#x017F;tung auf die Gas-<lb/>
beleuchtung im neuen Bahnhofe einzuführen.</p><lb/>
              <p>Beim Entwerfen des Planes für die Beleuchtungsanlage ergab &#x017F;ich ein Bedarf<lb/>
von 60 Bogenlichtlampen für den Vorplatz, das Ve&#x017F;tibül, die Hauptwarte&#x017F;äle mit<lb/>
Re&#x017F;tauration, &#x017F;ämmtliche Perronhallen, Güter-, Zoll- und Eilgut&#x017F;chuppen und<lb/>
&#x017F;ämmtliche Gelei&#x017F;e; ferner von 400 Glühlichtlampen für die übrigen Räume des<lb/>
Stationsgebäudes, die Tunnels, Perron-Warte&#x017F;äle, Toiletten, Po&#x017F;tanbau u. &#x017F;. w.<lb/>
und von 800 Lampen für das neben dem Stationsgebäude errichtete Verwaltungs-<lb/>
gebäude. Die In&#x017F;tallirung die&#x017F;er Anlage wurde der &#x201E;El&#x017F;ä&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Elektricitäts-<lb/>
ge&#x017F;ell&#x017F;chaft&#x201C; (<hi rendition="#g">Ungerer &amp; Schulze</hi>) übertragen. Die Ma&#x017F;chinen, Lampen, Leitungen &#xA75B;c.<lb/>
für das Bogenlicht lieferten <hi rendition="#g">Siemens &amp; Halske</hi>, für das Glühlicht die genannte<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft. Die Lieferung und Auf&#x017F;tellung der Dampfma&#x017F;chinen und Ke&#x017F;&#x017F;eln über-<lb/>
nahm die Ma&#x017F;chinenfabrik <hi rendition="#g">Carlsruhe</hi> in Carlsruhe. Die Eröffnung des neuen<lb/>
Bahnhofes erfolgte im Augu&#x017F;t 1883. Die Lage der einzelnen Baulichkeiten und<lb/>
der Gelei&#x017F;e, &#x017F;owie auch die Vertheilung der Bogenlichtlampen i&#x017F;t aus der Plan-<lb/>
&#x017F;kizze Fig. 541 zu er&#x017F;ehen.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Die Ma&#x017F;chinenanlage</hi> i&#x017F;t in einem leichten Fachwerkbau, der durch eine Zwi&#x017F;chen-<lb/>
wand in zwei Räume getheilt wurde, untergebracht. In der einen Abtheilung &#x017F;ind fünf Röhren-<lb/>
ke&#x017F;&#x017F;el (Locomotiv-Con&#x017F;truction) aufge&#x017F;tellt, welche den Dampf für die Ma&#x017F;chinen und auch für<lb/>
die Dampfheizung des Verwaltungsgebäudes liefern. Sie bedürfen zur Erzeugung einer<lb/>
Pferdekraft 1·7 Kilogramm Saarkohlen zweiter Sorte und erfordern zu ihrer Anheizung<lb/>
40 Minuten. Ein für alle Ke&#x017F;&#x017F;eln gemein&#x017F;chaftliches Dampfrohr führt in den zweiten Raum<lb/>
des Ma&#x017F;chinenhau&#x017F;es, in welchem die Dampf- und Lichtma&#x017F;chinen aufge&#x017F;tellt &#x017F;ind. Hier<lb/>
zweigen auch die Dampfleitungen für die einzelnen Ma&#x017F;chinen und die Dampfleitung ab. Der<lb/>
Ma&#x017F;chinenraum i&#x017F;t durch einen Mittelgang der Länge nach abermals in zwei Theile getheilt.<lb/>
Auf der einen Seite &#x017F;ind 14 Gleich&#x017F;trom-Ma&#x017F;chinen von Siemens, zum Betriebe der 60<lb/>
Bogenlichter, aufge&#x017F;tellt, auf der anderen Seite &#x017F;tehen gegenwärtig drei Edi&#x017F;on-Ma&#x017F;chinen für<lb/>
je 250 Lampen <hi rendition="#aq">à</hi> 16 Normalkerzen und eine Ma&#x017F;chine für 450 &#x017F;olcher Lampen. Auf jeder<lb/>
Seite &#x017F;tehen drei Compound-Ma&#x017F;chinen <hi rendition="#aq">à</hi> 45 Pferdekraft bei 150 Touren in der Minute. Die<lb/>
zwei Schwungräder jeder die&#x017F;er Ma&#x017F;chinen haben Durchme&#x017F;&#x017F;er von 2·2 Meter, dienen gleich-<lb/>
zeitig als Riem&#x017F;cheiben und übertragen ihre Kraft durch 200 Millimeter breite Lederriemen<lb/>
auf die ent&#x017F;prechenden Riem&#x017F;cheiben der Transmi&#x017F;&#x017F;ion; der Durchme&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;er Scheiben beträgt<lb/>
1·1 Meter, jener der Transmi&#x017F;&#x017F;ionswellen 80 Milimeter. Das Ausrücken der Dampfma&#x017F;chinen<lb/>
i&#x017F;t durch Leer&#x017F;cheiben auf der Transmi&#x017F;&#x017F;ion und durch eine ent&#x017F;prechende Breite der Dampf-<lb/>
ma&#x017F;chinen-Riem&#x017F;cheiben ermöglicht; Schraubenkupplungen ge&#x017F;tatten auch, jede Dampfma&#x017F;chine<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[745/0759] iſolirter Kupferlitze. Die Geſammtleitung iſt nahezu 3000 Meter lang. Eine weitere Anlage zu 10 Lampen, gleichfalls für den unterirdiſchen Betrieb, iſt in Auftrag gegeben. Ferner dienen nenn Differentiallampen zur Beleuchtung der inneren und äußeren Räume einer Bleihütte. Die Anwendung des elektriſchen Lichtes im Eiſenbahnweſen hat ſich in kürzeſter Zeit ſo vortheilhaft erwieſen, daß gegenwärtig ſchon beinahe alle größeren Bahnhöfe elektriſche Beleuchtungsanlagen beſitzen. Die Beleuchtungsanlage des neuen Centralbahnhofes zu Straßburg dürfte wohl die größte derartige Anlage bilden. Im Jahre 1880, als dieſer Bahnhof noch im Baue begriffen war, ließ die Generaldirection der Reichseiſenbahnen von Elſaß-Lothringen bereits Ver- ſuche mit Wechſelſtrom-Maſchinen und Differentiallampen von Siemens im alten Bahnhofe anſtellen. Dieſe Verſuche erſtreckten ſich zunächſt auf die Perrons und Rangirgeleiſe, wurden aber, nachdem hier günſtige Reſultate erzielt waren, auch auf die Warteſäle, Reſtauration, das Veſtibül und die Güter- und Eilgutſchuppen aus- gedehnt. Ferner wurde nach der Pariſer Ausſtellung im Jahre 1881 auch das Glühlicht (Syſtem Ediſon) in die Verſuche einbezogen. Das Reſultat, welches mit dieſen Probeanlagen erzielt wurde, war ein ungemein günſtiges und veranlaßte die Generaldirection, das elektriſche Licht unter gänzlicher Verzichtleiſtung auf die Gas- beleuchtung im neuen Bahnhofe einzuführen. Beim Entwerfen des Planes für die Beleuchtungsanlage ergab ſich ein Bedarf von 60 Bogenlichtlampen für den Vorplatz, das Veſtibül, die Hauptwarteſäle mit Reſtauration, ſämmtliche Perronhallen, Güter-, Zoll- und Eilgutſchuppen und ſämmtliche Geleiſe; ferner von 400 Glühlichtlampen für die übrigen Räume des Stationsgebäudes, die Tunnels, Perron-Warteſäle, Toiletten, Poſtanbau u. ſ. w. und von 800 Lampen für das neben dem Stationsgebäude errichtete Verwaltungs- gebäude. Die Inſtallirung dieſer Anlage wurde der „Elſäſſiſchen Elektricitäts- geſellſchaft“ (Ungerer & Schulze) übertragen. Die Maſchinen, Lampen, Leitungen ꝛc. für das Bogenlicht lieferten Siemens & Halske, für das Glühlicht die genannte Geſellſchaft. Die Lieferung und Aufſtellung der Dampfmaſchinen und Keſſeln über- nahm die Maſchinenfabrik Carlsruhe in Carlsruhe. Die Eröffnung des neuen Bahnhofes erfolgte im Auguſt 1883. Die Lage der einzelnen Baulichkeiten und der Geleiſe, ſowie auch die Vertheilung der Bogenlichtlampen iſt aus der Plan- ſkizze Fig. 541 zu erſehen. Die Maſchinenanlage iſt in einem leichten Fachwerkbau, der durch eine Zwiſchen- wand in zwei Räume getheilt wurde, untergebracht. In der einen Abtheilung ſind fünf Röhren- keſſel (Locomotiv-Conſtruction) aufgeſtellt, welche den Dampf für die Maſchinen und auch für die Dampfheizung des Verwaltungsgebäudes liefern. Sie bedürfen zur Erzeugung einer Pferdekraft 1·7 Kilogramm Saarkohlen zweiter Sorte und erfordern zu ihrer Anheizung 40 Minuten. Ein für alle Keſſeln gemeinſchaftliches Dampfrohr führt in den zweiten Raum des Maſchinenhauſes, in welchem die Dampf- und Lichtmaſchinen aufgeſtellt ſind. Hier zweigen auch die Dampfleitungen für die einzelnen Maſchinen und die Dampfleitung ab. Der Maſchinenraum iſt durch einen Mittelgang der Länge nach abermals in zwei Theile getheilt. Auf der einen Seite ſind 14 Gleichſtrom-Maſchinen von Siemens, zum Betriebe der 60 Bogenlichter, aufgeſtellt, auf der anderen Seite ſtehen gegenwärtig drei Ediſon-Maſchinen für je 250 Lampen à 16 Normalkerzen und eine Maſchine für 450 ſolcher Lampen. Auf jeder Seite ſtehen drei Compound-Maſchinen à 45 Pferdekraft bei 150 Touren in der Minute. Die zwei Schwungräder jeder dieſer Maſchinen haben Durchmeſſer von 2·2 Meter, dienen gleich- zeitig als Riemſcheiben und übertragen ihre Kraft durch 200 Millimeter breite Lederriemen auf die entſprechenden Riemſcheiben der Transmiſſion; der Durchmeſſer dieſer Scheiben beträgt 1·1 Meter, jener der Transmiſſionswellen 80 Milimeter. Das Ausrücken der Dampfmaſchinen iſt durch Leerſcheiben auf der Transmiſſion und durch eine entſprechende Breite der Dampf- maſchinen-Riemſcheiben ermöglicht; Schraubenkupplungen geſtatten auch, jede Dampfmaſchine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/759
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/759>, abgerufen am 16.06.2024.