in Verbindung steht. Dieser gegenüber befindet sich das aus weichem Eisen gebildete Stück G, welches magnetisch wird, sobald durch den Drahtrahmen, die sogenannte "Richtungsspirale" (H H), ein Strom circulirt. Ist G unmagnetisch, also die Lampe ohne Strom, so nimmt die Platte E F ihre tiefste Lage ein und drückt hierbei durch ihr Gewicht die Kohlenstäbe der einzelnen Kerzen gegeneinander, oder richtiger die beiden längsten Kohlen kommen miteinander in Berührung. Leitet man hingegen durch die Drähte K L einen Strom in die Lampe, so durchfließt dieser die Richtungs- spirale und geht dann durch das sich mit seinen Spitzen berührende Kohlenpaar. G wird magnetisch, zieht E F an und entfernt hierdurch die linksseitigen und rechts- seitigen Kohlen voneinander; der Licht- bogen entsteht an jener Kerze, bei welcher sich die Kohlen berührt hatten. Bei einer Stromunterbrechung fällt E F von G ab, bringt hierdurch wieder zwei Kohlen miteinander in Berührung, zwischen welchen sich dann der Voltabogen neuerdings bilden kann, wenn die Lampe abermals Strom erhält. Ist eine Kerze ganz verzehrt, so wird die nächste automatisch eingeschaltet. Gegen die in der Ebene der Richtungs- spirale unbewegliche Kohle wird ein in dem drehbaren Winkel O (Querschnitt, Fig. 505) befestigter Zinkdraht b b durch die Feder R gedrückt. Ist nun die Kerze bis zum Zinkdraht abgebrannt, so schmilzt dieser ab und die Feder R drückt den Winkel O und mit ihm die Kohle aus der Ebene der Richtungsspirale heraus, dreht also diese Kohle so weit von der zweiten Kohle weg, daß die Kerze erlöschen muß, worauf sich eine nächste in früher an- gegebener Weise anzündet. Jamin's Kerze hat sich trotz ihrer sinnreichen Einrichtung praktisch nicht sehr gut bewährt.
Das Licht der Kerzen ist kein sehr ruhiges und schwankt namentlich dann sehr stark, wenn die Kohlen nicht sehr sorgfältig und homogen hergestellt sind.
[Abbildung]
Fig. 505.
Kerzen von Jamin.
Da sich der Strom bei seinem Uebergange von einer Kohle in die andere den Weg aussucht, auf welchem er den geringsten Widerstand findet, so kann bei ungleich- förmig zusammengesetzten Kohlen ein Auf- und Abtanzen des Lichtbogens zwischen beiden Kohlenstäben eintreten, falls dies nicht durch besondere Vorrichtungen, wie durch Jamin's Richtungsspirale, hintangehalten wird. Die Kerzen müssen mit Wechselströmen betrieben werden und bedürfen bei halbwegs verläßlicher Function auch einer Regulirungs- oder Aus- und Einschaltungsvorrichtung, wodurch sie also ihre ursprüngliche Einfachheit gegenüber den Regulatoren verloren haben; überdies ist der im Lichtbogen einer Kerze erzielbare Lichteffect bedeutend kleiner als jener in einer Regulatorlampe. (Das Verhältniß ist nach Tresca 3 : 7.)
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in Verbindung ſteht. Dieſer gegenüber befindet ſich das aus weichem Eiſen gebildete Stück G, welches magnetiſch wird, ſobald durch den Drahtrahmen, die ſogenannte „Richtungsſpirale“ (H H), ein Strom circulirt. Iſt G unmagnetiſch, alſo die Lampe ohne Strom, ſo nimmt die Platte E F ihre tiefſte Lage ein und drückt hierbei durch ihr Gewicht die Kohlenſtäbe der einzelnen Kerzen gegeneinander, oder richtiger die beiden längſten Kohlen kommen miteinander in Berührung. Leitet man hingegen durch die Drähte K L einen Strom in die Lampe, ſo durchfließt dieſer die Richtungs- ſpirale und geht dann durch das ſich mit ſeinen Spitzen berührende Kohlenpaar. G wird magnetiſch, zieht E F an und entfernt hierdurch die linksſeitigen und rechts- ſeitigen Kohlen voneinander; der Licht- bogen entſteht an jener Kerze, bei welcher ſich die Kohlen berührt hatten. Bei einer Stromunterbrechung fällt E F von G ab, bringt hierdurch wieder zwei Kohlen miteinander in Berührung, zwiſchen welchen ſich dann der Voltabogen neuerdings bilden kann, wenn die Lampe abermals Strom erhält. Iſt eine Kerze ganz verzehrt, ſo wird die nächſte automatiſch eingeſchaltet. Gegen die in der Ebene der Richtungs- ſpirale unbewegliche Kohle wird ein in dem drehbaren Winkel O (Querſchnitt, Fig. 505) befeſtigter Zinkdraht β β durch die Feder R gedrückt. Iſt nun die Kerze bis zum Zinkdraht abgebrannt, ſo ſchmilzt dieſer ab und die Feder R drückt den Winkel O und mit ihm die Kohle aus der Ebene der Richtungsſpirale heraus, dreht alſo dieſe Kohle ſo weit von der zweiten Kohle weg, daß die Kerze erlöſchen muß, worauf ſich eine nächſte in früher an- gegebener Weiſe anzündet. Jamin’s Kerze hat ſich trotz ihrer ſinnreichen Einrichtung praktiſch nicht ſehr gut bewährt.
Das Licht der Kerzen iſt kein ſehr ruhiges und ſchwankt namentlich dann ſehr ſtark, wenn die Kohlen nicht ſehr ſorgfältig und homogen hergeſtellt ſind.
[Abbildung]
Fig. 505.
Kerzen von Jamin.
Da ſich der Strom bei ſeinem Uebergange von einer Kohle in die andere den Weg ausſucht, auf welchem er den geringſten Widerſtand findet, ſo kann bei ungleich- förmig zuſammengeſetzten Kohlen ein Auf- und Abtanzen des Lichtbogens zwiſchen beiden Kohlenſtäben eintreten, falls dies nicht durch beſondere Vorrichtungen, wie durch Jamin’s Richtungsſpirale, hintangehalten wird. Die Kerzen müſſen mit Wechſelſtrömen betrieben werden und bedürfen bei halbwegs verläßlicher Function auch einer Regulirungs- oder Aus- und Einſchaltungsvorrichtung, wodurch ſie alſo ihre urſprüngliche Einfachheit gegenüber den Regulatoren verloren haben; überdies iſt der im Lichtbogen einer Kerze erzielbare Lichteffect bedeutend kleiner als jener in einer Regulatorlampe. (Das Verhältniß iſt nach Tresca 3 : 7.)
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in Verbindung ſteht. Dieſer gegenüber befindet ſich das aus weichem Eiſen gebildete
Stück G, welches magnetiſch wird, ſobald durch den Drahtrahmen, die ſogenannte
„Richtungsſpirale“ (H H), ein Strom circulirt. Iſt G unmagnetiſch, alſo die Lampe
ohne Strom, ſo nimmt die Platte E F ihre tiefſte Lage ein und drückt hierbei
durch ihr Gewicht die Kohlenſtäbe der einzelnen Kerzen gegeneinander, oder richtiger
die beiden längſten Kohlen kommen miteinander in Berührung. Leitet man hingegen
durch die Drähte K L einen Strom in die Lampe, ſo durchfließt dieſer die Richtungs-
ſpirale und geht dann durch das ſich mit ſeinen Spitzen berührende Kohlenpaar.
G wird magnetiſch, zieht E F an und entfernt hierdurch die linksſeitigen und rechts-
ſeitigen Kohlen voneinander; der Licht-
bogen entſteht an jener Kerze, bei welcher
ſich die Kohlen berührt hatten. Bei einer
Stromunterbrechung fällt E F von G
ab, bringt hierdurch wieder zwei Kohlen
miteinander in Berührung, zwiſchen welchen
ſich dann der Voltabogen neuerdings bilden
kann, wenn die Lampe abermals Strom
erhält. Iſt eine Kerze ganz verzehrt, ſo
wird die nächſte automatiſch eingeſchaltet.
Gegen die in der Ebene der Richtungs-
ſpirale unbewegliche Kohle wird ein in
dem drehbaren Winkel O (Querſchnitt,
Fig. 505) befeſtigter Zinkdraht β β durch
die Feder R gedrückt. Iſt nun die Kerze
bis zum Zinkdraht abgebrannt, ſo ſchmilzt
dieſer ab und die Feder R drückt den
Winkel O und mit ihm die Kohle aus der
Ebene der Richtungsſpirale heraus, dreht
alſo dieſe Kohle ſo weit von der zweiten
Kohle weg, daß die Kerze erlöſchen muß,
worauf ſich eine nächſte in früher an-
gegebener Weiſe anzündet. Jamin’s Kerze
hat ſich trotz ihrer ſinnreichen Einrichtung
praktiſch nicht ſehr gut bewährt.
Das Licht der Kerzen iſt kein ſehr
ruhiges und ſchwankt namentlich dann
ſehr ſtark, wenn die Kohlen nicht ſehr
ſorgfältig und homogen hergeſtellt ſind.
[Abbildung Fig. 505.
Kerzen von Jamin.]
Da ſich der Strom bei ſeinem Uebergange von einer Kohle in die andere den Weg
ausſucht, auf welchem er den geringſten Widerſtand findet, ſo kann bei ungleich-
förmig zuſammengeſetzten Kohlen ein Auf- und Abtanzen des Lichtbogens zwiſchen
beiden Kohlenſtäben eintreten, falls dies nicht durch beſondere Vorrichtungen, wie
durch Jamin’s Richtungsſpirale, hintangehalten wird. Die Kerzen müſſen mit
Wechſelſtrömen betrieben werden und bedürfen bei halbwegs verläßlicher Function
auch einer Regulirungs- oder Aus- und Einſchaltungsvorrichtung, wodurch ſie alſo
ihre urſprüngliche Einfachheit gegenüber den Regulatoren verloren haben; überdies
iſt der im Lichtbogen einer Kerze erzielbare Lichteffect bedeutend kleiner als jener in
einer Regulatorlampe. (Das Verhältniß iſt nach Tresca 3 : 7.)
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/705>, abgerufen am 22.11.2024.
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