den feststehenden magnetischen Feldern vorbeirotiren. Wir erinnern uns ferner von früher her, daß ein Inductionsstrom einer Richtung resultirt, wenn zwei aufeinander- folgende, also entgegengesetzt gewundene, Spiralen sich zwei aufeinanderfolgenden, also entgegengesetzt polaren magnetischen Feldern nähern. Wir können dies im Hinblicke auf unser Schema auch so ausdrücken: es entsteht ein Strom einer Richtung, wenn gleichfarbige Spulen sich gleichfarbigen magnetischen Feldern nähern, ein Strom entgegengesetzter Richtung, wenn ungleich farbige Spulen sich gegen die aufeinander- folgenden magnetischen Felder bewegen. Nehmen wir, um mit bestimmten Rich- tungen rechnen zu können, an, daß durch das Annähern gleichfarbiger Spulen im äußeren Stromkreise ein Strom in der Richtung der Uhrzeigerbewegung, durch das Annähern ungleichfarbiger Spulen ein gegen die Uhrzeigerbewegung gerichteter Strom erhalten wird. Die Ableitung der inducirten Ströme in den äußeren Stromkreis erfolgt durch Bürsten, welche bei + und -- auf den Sec- toren schleifen.
Bei der nachstehenden Betrachtung der Inductions- wirkungen sind immer nur jene (wie wir bereits wissen, zwei) Spulen berücksichtigt, die ein Maximum der Induction erfahren, d. h. mitten in die magnetischen Felder gelangt sind. In unserem Schema tritt dieser Fall zunächst für die Spulen a und e ein. Die weiße Spule a nähert sich dem schwarzen Magnetfelde N1, erhält daher einen Strom inducirt, der gegen die Uhr- zeigerbewegung verläuft; die weiße Spule e nähert sich dem weißen Südpole S4, erhält daher einen Strom in der Richtung der Uhrzeiger-
[Abbildung]
Fig. 289.
Schema der Gleichstrom-Maschine von Siemens und Halske.
bewegung. Das Drahtende 3 der Spule a steht, wie wir wissen, mit allen mit 3 bezeichneten Sectoren in Verbindung; einer derselben steht aber gerade unter der Schleifbürste --, folglich kann der in der Spule a inducirte Strom (mit der Richtung gegen die Uhrzeigerbewegung) in den äußeren Stromkreis abfließen. Das Drahtende 7 der Spule e steht in derselben Weise mit sämmtlichen Sectoren der Zahl 7 in Verbindung, und einer derselben befindet sich unter der Schleif- feder +, folglich kann der in der Spule e inducirte Strom (mit der Richtung in der Uhrzeigerbewegung) gleichfalls in den äußeren Stromkreis abfließen. Die Stromrichtung in und gegen die Uhrzeigerbewegung hat aber hier, wo sich die eine Spule einem Nord-, die andere einem Südpole nähert, offenbar keine andere Bedeutung als das Inbewegungsetzen positiver, beziehungsweise negativer Elektricität. Die Bewegung dieser beiden Elektricitäten in einem und demselben Leiter gegeneinander bildet aber eben den elektrischen Strom.
den feſtſtehenden magnetiſchen Feldern vorbeirotiren. Wir erinnern uns ferner von früher her, daß ein Inductionsſtrom einer Richtung reſultirt, wenn zwei aufeinander- folgende, alſo entgegengeſetzt gewundene, Spiralen ſich zwei aufeinanderfolgenden, alſo entgegengeſetzt polaren magnetiſchen Feldern nähern. Wir können dies im Hinblicke auf unſer Schema auch ſo ausdrücken: es entſteht ein Strom einer Richtung, wenn gleichfarbige Spulen ſich gleichfarbigen magnetiſchen Feldern nähern, ein Strom entgegengeſetzter Richtung, wenn ungleich farbige Spulen ſich gegen die aufeinander- folgenden magnetiſchen Felder bewegen. Nehmen wir, um mit beſtimmten Rich- tungen rechnen zu können, an, daß durch das Annähern gleichfarbiger Spulen im äußeren Stromkreiſe ein Strom in der Richtung der Uhrzeigerbewegung, durch das Annähern ungleichfarbiger Spulen ein gegen die Uhrzeigerbewegung gerichteter Strom erhalten wird. Die Ableitung der inducirten Ströme in den äußeren Stromkreis erfolgt durch Bürſten, welche bei + und — auf den Sec- toren ſchleifen.
Bei der nachſtehenden Betrachtung der Inductions- wirkungen ſind immer nur jene (wie wir bereits wiſſen, zwei) Spulen berückſichtigt, die ein Maximum der Induction erfahren, d. h. mitten in die magnetiſchen Felder gelangt ſind. In unſerem Schema tritt dieſer Fall zunächſt für die Spulen a und e ein. Die weiße Spule a nähert ſich dem ſchwarzen Magnetfelde N1, erhält daher einen Strom inducirt, der gegen die Uhr- zeigerbewegung verläuft; die weiße Spule e nähert ſich dem weißen Südpole S4, erhält daher einen Strom in der Richtung der Uhrzeiger-
[Abbildung]
Fig. 289.
Schema der Gleichſtrom-Maſchine von Siemens und Halske.
bewegung. Das Drahtende 3 der Spule a ſteht, wie wir wiſſen, mit allen mit 3 bezeichneten Sectoren in Verbindung; einer derſelben ſteht aber gerade unter der Schleifbürſte —, folglich kann der in der Spule a inducirte Strom (mit der Richtung gegen die Uhrzeigerbewegung) in den äußeren Stromkreis abfließen. Das Drahtende 7 der Spule e ſteht in derſelben Weiſe mit ſämmtlichen Sectoren der Zahl 7 in Verbindung, und einer derſelben befindet ſich unter der Schleif- feder +, folglich kann der in der Spule e inducirte Strom (mit der Richtung in der Uhrzeigerbewegung) gleichfalls in den äußeren Stromkreis abfließen. Die Stromrichtung in und gegen die Uhrzeigerbewegung hat aber hier, wo ſich die eine Spule einem Nord-, die andere einem Südpole nähert, offenbar keine andere Bedeutung als das Inbewegungſetzen poſitiver, beziehungsweiſe negativer Elektricität. Die Bewegung dieſer beiden Elektricitäten in einem und demſelben Leiter gegeneinander bildet aber eben den elektriſchen Strom.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0429"n="415"/>
den feſtſtehenden magnetiſchen Feldern vorbeirotiren. Wir erinnern uns ferner von<lb/>
früher her, daß ein Inductionsſtrom <hirendition="#g">einer</hi> Richtung reſultirt, wenn zwei aufeinander-<lb/>
folgende, alſo entgegengeſetzt gewundene, Spiralen ſich zwei aufeinanderfolgenden, alſo<lb/>
entgegengeſetzt polaren magnetiſchen Feldern nähern. Wir können dies im Hinblicke<lb/>
auf unſer Schema auch ſo ausdrücken: es entſteht ein Strom <hirendition="#g">einer</hi> Richtung, wenn<lb/>
gleichfarbige Spulen ſich gleichfarbigen magnetiſchen Feldern nähern, ein Strom<lb/><hirendition="#g">entgegengeſetzter</hi> Richtung, wenn ungleich farbige Spulen ſich gegen die aufeinander-<lb/>
folgenden magnetiſchen Felder bewegen. Nehmen wir, um mit <hirendition="#g">beſtimmten</hi> Rich-<lb/>
tungen rechnen zu können, an, daß durch das Annähern gleichfarbiger Spulen im<lb/>
äußeren Stromkreiſe ein Strom in der Richtung der Uhrzeigerbewegung, durch das<lb/>
Annähern ungleichfarbiger Spulen ein gegen die Uhrzeigerbewegung gerichteter Strom<lb/>
erhalten wird. Die Ableitung der inducirten Ströme in den äußeren Stromkreis<lb/>
erfolgt durch Bürſten, welche<lb/>
bei + und — auf den Sec-<lb/>
toren ſchleifen.</p><lb/><p>Bei der nachſtehenden<lb/>
Betrachtung der Inductions-<lb/>
wirkungen ſind immer nur jene<lb/>
(wie wir bereits wiſſen, zwei)<lb/>
Spulen berückſichtigt, die ein<lb/>
Maximum der Induction<lb/>
erfahren, d. h. mitten in die<lb/>
magnetiſchen Felder gelangt<lb/>ſind. In unſerem Schema<lb/>
tritt dieſer Fall zunächſt für<lb/>
die Spulen <hirendition="#aq">a</hi> und <hirendition="#aq">e</hi> ein. Die<lb/>
weiße Spule <hirendition="#aq">a</hi> nähert ſich<lb/>
dem ſchwarzen Magnetfelde<lb/><hirendition="#aq">N</hi><hirendition="#sub">1</hi>, erhält daher einen Strom<lb/>
inducirt, der gegen die Uhr-<lb/>
zeigerbewegung verläuft; die<lb/>
weiße Spule <hirendition="#aq">e</hi> nähert ſich<lb/>
dem weißen Südpole <hirendition="#aq">S</hi><hirendition="#sub">4</hi>,<lb/>
erhält daher einen Strom in<lb/>
der Richtung der Uhrzeiger-<lb/><figure><head>Fig. 289.</head><lb/><p>Schema der Gleichſtrom-Maſchine von Siemens und Halske.</p></figure><lb/>
bewegung. Das Drahtende 3 der Spule <hirendition="#aq">a</hi>ſteht, wie wir wiſſen, mit allen mit 3<lb/>
bezeichneten Sectoren in Verbindung; einer derſelben ſteht aber gerade unter der<lb/>
Schleifbürſte —, folglich kann der in der Spule <hirendition="#aq">a</hi> inducirte Strom (mit der<lb/>
Richtung <hirendition="#g">gegen die Uhrzeigerbewegung</hi>) in den äußeren Stromkreis abfließen.<lb/>
Das Drahtende 7 der Spule <hirendition="#aq">e</hi>ſteht in derſelben Weiſe mit ſämmtlichen Sectoren<lb/>
der Zahl 7 in Verbindung, und einer derſelben befindet ſich unter der Schleif-<lb/>
feder +, folglich kann der in der Spule <hirendition="#aq">e</hi> inducirte Strom (mit der Richtung<lb/>
in der <hirendition="#g">Uhrzeigerbewegung</hi>) gleichfalls in den äußeren Stromkreis abfließen.<lb/>
Die Stromrichtung <hirendition="#g">in</hi> und <hirendition="#g">gegen</hi> die Uhrzeigerbewegung hat aber hier, wo ſich<lb/>
die eine Spule einem Nord-, die andere einem Südpole nähert, offenbar keine<lb/>
andere Bedeutung als das Inbewegungſetzen poſitiver, beziehungsweiſe negativer<lb/>
Elektricität. Die Bewegung dieſer beiden Elektricitäten in einem und demſelben Leiter<lb/>
gegeneinander bildet aber eben den elektriſchen Strom.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[415/0429]
den feſtſtehenden magnetiſchen Feldern vorbeirotiren. Wir erinnern uns ferner von
früher her, daß ein Inductionsſtrom einer Richtung reſultirt, wenn zwei aufeinander-
folgende, alſo entgegengeſetzt gewundene, Spiralen ſich zwei aufeinanderfolgenden, alſo
entgegengeſetzt polaren magnetiſchen Feldern nähern. Wir können dies im Hinblicke
auf unſer Schema auch ſo ausdrücken: es entſteht ein Strom einer Richtung, wenn
gleichfarbige Spulen ſich gleichfarbigen magnetiſchen Feldern nähern, ein Strom
entgegengeſetzter Richtung, wenn ungleich farbige Spulen ſich gegen die aufeinander-
folgenden magnetiſchen Felder bewegen. Nehmen wir, um mit beſtimmten Rich-
tungen rechnen zu können, an, daß durch das Annähern gleichfarbiger Spulen im
äußeren Stromkreiſe ein Strom in der Richtung der Uhrzeigerbewegung, durch das
Annähern ungleichfarbiger Spulen ein gegen die Uhrzeigerbewegung gerichteter Strom
erhalten wird. Die Ableitung der inducirten Ströme in den äußeren Stromkreis
erfolgt durch Bürſten, welche
bei + und — auf den Sec-
toren ſchleifen.
Bei der nachſtehenden
Betrachtung der Inductions-
wirkungen ſind immer nur jene
(wie wir bereits wiſſen, zwei)
Spulen berückſichtigt, die ein
Maximum der Induction
erfahren, d. h. mitten in die
magnetiſchen Felder gelangt
ſind. In unſerem Schema
tritt dieſer Fall zunächſt für
die Spulen a und e ein. Die
weiße Spule a nähert ſich
dem ſchwarzen Magnetfelde
N1, erhält daher einen Strom
inducirt, der gegen die Uhr-
zeigerbewegung verläuft; die
weiße Spule e nähert ſich
dem weißen Südpole S4,
erhält daher einen Strom in
der Richtung der Uhrzeiger-
[Abbildung Fig. 289.
Schema der Gleichſtrom-Maſchine von Siemens und Halske.]
bewegung. Das Drahtende 3 der Spule a ſteht, wie wir wiſſen, mit allen mit 3
bezeichneten Sectoren in Verbindung; einer derſelben ſteht aber gerade unter der
Schleifbürſte —, folglich kann der in der Spule a inducirte Strom (mit der
Richtung gegen die Uhrzeigerbewegung) in den äußeren Stromkreis abfließen.
Das Drahtende 7 der Spule e ſteht in derſelben Weiſe mit ſämmtlichen Sectoren
der Zahl 7 in Verbindung, und einer derſelben befindet ſich unter der Schleif-
feder +, folglich kann der in der Spule e inducirte Strom (mit der Richtung
in der Uhrzeigerbewegung) gleichfalls in den äußeren Stromkreis abfließen.
Die Stromrichtung in und gegen die Uhrzeigerbewegung hat aber hier, wo ſich
die eine Spule einem Nord-, die andere einem Südpole nähert, offenbar keine
andere Bedeutung als das Inbewegungſetzen poſitiver, beziehungsweiſe negativer
Elektricität. Die Bewegung dieſer beiden Elektricitäten in einem und demſelben Leiter
gegeneinander bildet aber eben den elektriſchen Strom.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/429>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.