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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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darauf Anspruch erheben können, in der Geschichte der Erfindungen genannt zu
werden.

Darnach haben wir zuerst den Dänen Soren Hjorth zu nennen. Die
Zeitschrift "La lumiere electrique" (T. VII und VIII) theilt diesbezüglich ein
am 14. October 1854 genommenes Patent mit, in welchem Hjorth eine Maschine
beschreibt, bei welcher permanente Magnete auf die rotirende Armatur inducirend
wirken und die hierdurch erhaltenen Inductionsströme dazu benützt werden, Elektro-
magnete zu erregen, welche gleichfalls auf dieselbe Armatur inducirend einwirken. In
einem im darauffolgenden Jahre (1855) genommenen Patente erklärt Hjorth die
Wirkungsweise seiner verbesserten Maschine in nachstehender Weise: Die perma-
nenten Magnete wirken auf die Armaturen, welche hintereinander zwischen den
Polen durchgehen, indem sie einen Strom in den Spulen der Armaturen induciren;
dieser Strom fließt, nachdem er durch die Commutatoren gleichgerichtet ist, um
die Elektromagnete, erregt diese und wirkt auf die Armaturen: durch diese gegen-
seitige Wirkung der Elektromagnete und der Armaturen erhält man eine wachsende
Kraft, durch welche elektrische Ströme erregt werden, die an Intensität und
Quantität jene weit übertreffen, welche man bisher durch irgend ein beliebiges
Mittel erhalten konnte. Der Beschreibung der Maschine fügt Hjorth noch die
Bemerkung bei: Die permanenten Magnete können ebenso wie die Elektromagnete
umwunden sein, was den Vortheil mit sich bringt, die Permanenz ihres Magnetis-
mus besser zu sichern.

Da man unter dem dynamischen Principe die Erregung starker elektrischer
Ströme nicht unter Anwendung permanenter Magnete, sondern ausschließlich mit
Hilfe des schwachen im Eisen zurückgebliebenen remanenten Magnetismus durch
Rotation, also Arbeitsaufwand, versteht, so wird man aus den citirten Patent-
beschreibungen ersehen, daß Hjorth der Entdeckung des dynamischen Princips zwar
sehr nahe kam, selbe aber doch nicht für sich in Anspruch nehmen kann, weil eben
permanente Magnete noch einen wesentlichen Bestandtheil seiner Maschine bilden,
was namentlich aus der der Patentbeschreibung beigefügten Zeichnung ersichtlich
ist. Fig. 225 ist die der oben citirten Zeitschrift entlehnte Skizze. A A stellen die
permanenten Magnete, B B die Elektromagnete und C C die Inductionsspulen,
welche zwischen den Magnetpolen in Rotation gesetzt werden, dar.

Gegen die Zuerkennung der Priorität an Soren Hjorth spricht auch noch
ein anderer Umstand. In der Wissenschaft gilt, wie Siemens in einem an den
Verein deutscher Ingenieure gerichteten Briefe ganz richtig bemerkt, der allgemein
angenommene, von Arago beantragte und von der französischen Akademie adoptirte
Grundsatz, daß ein Prioritätsrecht Demjenigen zusteht, der einen neuen Gedanken
zuerst in klarer, verständlicher Weise durch den Druck oder Mittheilung an eine
Akademie oder Gesellschaft, welche ihre Verhandlungen publicirt, veröffentlicht hat.
Es ist klar, daß die Beschreibung der Maschine von Hjorth in einem Patent-
gesuche dieser Anforderung nicht entspricht.

Ebenso verhält es sich mit den Prioritätsansprüchen, welche man für Varley
geltend zu machen suchte. Diese Ansprüche gründen sich auf eine provisorische
Specification vom 24. December 1866, welche im englischen Patentamte nieder-
gelegt wurde. Sie wurde beiläufig ein Jahr nach der durch Siemens erfolgten
Veröffentlichung des dynamischen Princips erst bekannt. Varley's Maschine bestand
aus hufeisenförmigen Elektromagneten, zwischen deren Schenkel sich Elektromagnete
drehen. Die Drähte der letzteren sind unter Vermittlung eines Commutators mit

darauf Anſpruch erheben können, in der Geſchichte der Erfindungen genannt zu
werden.

Darnach haben wir zuerſt den Dänen Soren Hjorth zu nennen. Die
Zeitſchrift „La lumière électrique“ (T. VII und VIII) theilt diesbezüglich ein
am 14. October 1854 genommenes Patent mit, in welchem Hjorth eine Maſchine
beſchreibt, bei welcher permanente Magnete auf die rotirende Armatur inducirend
wirken und die hierdurch erhaltenen Inductionsſtröme dazu benützt werden, Elektro-
magnete zu erregen, welche gleichfalls auf dieſelbe Armatur inducirend einwirken. In
einem im darauffolgenden Jahre (1855) genommenen Patente erklärt Hjorth die
Wirkungsweiſe ſeiner verbeſſerten Maſchine in nachſtehender Weiſe: Die perma-
nenten Magnete wirken auf die Armaturen, welche hintereinander zwiſchen den
Polen durchgehen, indem ſie einen Strom in den Spulen der Armaturen induciren;
dieſer Strom fließt, nachdem er durch die Commutatoren gleichgerichtet iſt, um
die Elektromagnete, erregt dieſe und wirkt auf die Armaturen: durch dieſe gegen-
ſeitige Wirkung der Elektromagnete und der Armaturen erhält man eine wachſende
Kraft, durch welche elektriſche Ströme erregt werden, die an Intenſität und
Quantität jene weit übertreffen, welche man bisher durch irgend ein beliebiges
Mittel erhalten konnte. Der Beſchreibung der Maſchine fügt Hjorth noch die
Bemerkung bei: Die permanenten Magnete können ebenſo wie die Elektromagnete
umwunden ſein, was den Vortheil mit ſich bringt, die Permanenz ihres Magnetis-
mus beſſer zu ſichern.

Da man unter dem dynamiſchen Principe die Erregung ſtarker elektriſcher
Ströme nicht unter Anwendung permanenter Magnete, ſondern ausſchließlich mit
Hilfe des ſchwachen im Eiſen zurückgebliebenen remanenten Magnetismus durch
Rotation, alſo Arbeitsaufwand, verſteht, ſo wird man aus den citirten Patent-
beſchreibungen erſehen, daß Hjorth der Entdeckung des dynamiſchen Princips zwar
ſehr nahe kam, ſelbe aber doch nicht für ſich in Anſpruch nehmen kann, weil eben
permanente Magnete noch einen weſentlichen Beſtandtheil ſeiner Maſchine bilden,
was namentlich aus der der Patentbeſchreibung beigefügten Zeichnung erſichtlich
iſt. Fig. 225 iſt die der oben citirten Zeitſchrift entlehnte Skizze. A A ſtellen die
permanenten Magnete, B B die Elektromagnete und C C die Inductionsſpulen,
welche zwiſchen den Magnetpolen in Rotation geſetzt werden, dar.

Gegen die Zuerkennung der Priorität an Soren Hjorth ſpricht auch noch
ein anderer Umſtand. In der Wiſſenſchaft gilt, wie Siemens in einem an den
Verein deutſcher Ingenieure gerichteten Briefe ganz richtig bemerkt, der allgemein
angenommene, von Arago beantragte und von der franzöſiſchen Akademie adoptirte
Grundſatz, daß ein Prioritätsrecht Demjenigen zuſteht, der einen neuen Gedanken
zuerſt in klarer, verſtändlicher Weiſe durch den Druck oder Mittheilung an eine
Akademie oder Geſellſchaft, welche ihre Verhandlungen publicirt, veröffentlicht hat.
Es iſt klar, daß die Beſchreibung der Maſchine von Hjorth in einem Patent-
geſuche dieſer Anforderung nicht entſpricht.

Ebenſo verhält es ſich mit den Prioritätsanſprüchen, welche man für Varley
geltend zu machen ſuchte. Dieſe Anſprüche gründen ſich auf eine proviſoriſche
Specification vom 24. December 1866, welche im engliſchen Patentamte nieder-
gelegt wurde. Sie wurde beiläufig ein Jahr nach der durch Siemens erfolgten
Veröffentlichung des dynamiſchen Princips erſt bekannt. Varley’s Maſchine beſtand
aus hufeiſenförmigen Elektromagneten, zwiſchen deren Schenkel ſich Elektromagnete
drehen. Die Drähte der letzteren ſind unter Vermittlung eines Commutators mit

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[347/0361] darauf Anſpruch erheben können, in der Geſchichte der Erfindungen genannt zu werden. Darnach haben wir zuerſt den Dänen Soren Hjorth zu nennen. Die Zeitſchrift „La lumière électrique“ (T. VII und VIII) theilt diesbezüglich ein am 14. October 1854 genommenes Patent mit, in welchem Hjorth eine Maſchine beſchreibt, bei welcher permanente Magnete auf die rotirende Armatur inducirend wirken und die hierdurch erhaltenen Inductionsſtröme dazu benützt werden, Elektro- magnete zu erregen, welche gleichfalls auf dieſelbe Armatur inducirend einwirken. In einem im darauffolgenden Jahre (1855) genommenen Patente erklärt Hjorth die Wirkungsweiſe ſeiner verbeſſerten Maſchine in nachſtehender Weiſe: Die perma- nenten Magnete wirken auf die Armaturen, welche hintereinander zwiſchen den Polen durchgehen, indem ſie einen Strom in den Spulen der Armaturen induciren; dieſer Strom fließt, nachdem er durch die Commutatoren gleichgerichtet iſt, um die Elektromagnete, erregt dieſe und wirkt auf die Armaturen: durch dieſe gegen- ſeitige Wirkung der Elektromagnete und der Armaturen erhält man eine wachſende Kraft, durch welche elektriſche Ströme erregt werden, die an Intenſität und Quantität jene weit übertreffen, welche man bisher durch irgend ein beliebiges Mittel erhalten konnte. Der Beſchreibung der Maſchine fügt Hjorth noch die Bemerkung bei: Die permanenten Magnete können ebenſo wie die Elektromagnete umwunden ſein, was den Vortheil mit ſich bringt, die Permanenz ihres Magnetis- mus beſſer zu ſichern. Da man unter dem dynamiſchen Principe die Erregung ſtarker elektriſcher Ströme nicht unter Anwendung permanenter Magnete, ſondern ausſchließlich mit Hilfe des ſchwachen im Eiſen zurückgebliebenen remanenten Magnetismus durch Rotation, alſo Arbeitsaufwand, verſteht, ſo wird man aus den citirten Patent- beſchreibungen erſehen, daß Hjorth der Entdeckung des dynamiſchen Princips zwar ſehr nahe kam, ſelbe aber doch nicht für ſich in Anſpruch nehmen kann, weil eben permanente Magnete noch einen weſentlichen Beſtandtheil ſeiner Maſchine bilden, was namentlich aus der der Patentbeſchreibung beigefügten Zeichnung erſichtlich iſt. Fig. 225 iſt die der oben citirten Zeitſchrift entlehnte Skizze. A A ſtellen die permanenten Magnete, B B die Elektromagnete und C C die Inductionsſpulen, welche zwiſchen den Magnetpolen in Rotation geſetzt werden, dar. Gegen die Zuerkennung der Priorität an Soren Hjorth ſpricht auch noch ein anderer Umſtand. In der Wiſſenſchaft gilt, wie Siemens in einem an den Verein deutſcher Ingenieure gerichteten Briefe ganz richtig bemerkt, der allgemein angenommene, von Arago beantragte und von der franzöſiſchen Akademie adoptirte Grundſatz, daß ein Prioritätsrecht Demjenigen zuſteht, der einen neuen Gedanken zuerſt in klarer, verſtändlicher Weiſe durch den Druck oder Mittheilung an eine Akademie oder Geſellſchaft, welche ihre Verhandlungen publicirt, veröffentlicht hat. Es iſt klar, daß die Beſchreibung der Maſchine von Hjorth in einem Patent- geſuche dieſer Anforderung nicht entſpricht. Ebenſo verhält es ſich mit den Prioritätsanſprüchen, welche man für Varley geltend zu machen ſuchte. Dieſe Anſprüche gründen ſich auf eine proviſoriſche Specification vom 24. December 1866, welche im engliſchen Patentamte nieder- gelegt wurde. Sie wurde beiläufig ein Jahr nach der durch Siemens erfolgten Veröffentlichung des dynamiſchen Princips erſt bekannt. Varley’s Maſchine beſtand aus hufeiſenförmigen Elektromagneten, zwiſchen deren Schenkel ſich Elektromagnete drehen. Die Drähte der letzteren ſind unter Vermittlung eines Commutators mit

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/361>, abgerufen am 25.11.2024.