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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Bemerkenswerth sind auch die Fluorescenz- und Phosphorescenz-
erscheinungen
, welche immer auftreten, wenn elektrische Entladungen durch
Geißler'sche Röhren gesandt werden. Schon ziemlich lange Zeit bekannt, wurden
sie dann von Hittorf, Reitlinger und dem Verfasser des vorliegenden Werkes einem
eingehenderen Studium unterworfen. Bei Röhren, in welchen keine hohe Verdün-
nung herrschte, aber das Glimmlicht gut ausgebildet war, beobachteten wir nicht
selten eine schöne grüne Fluorescenz des das Glimmlicht umgebenden Raumes.
Diese zeigte sich nicht scharf begrenzt, sondern gegen den dunklen Raum hin lang-
sam an Helligkeit abnehmend. Jenseits des dunklen Raumes, wo bereits Büschel-
licht sichtbar war, zeigte sich keine Fluorescenz, entsprechend der geringen Helligkeit
des Büschellichtes gegenüber dem heller leuchtenden Glimmlichte. Andererseits sahen
wir aber in Röhren, wo der höheren Verdünnung wegen das Kathodenlicht schon
eine sehr geringe Helligkeit zeigte, an den die Kathode umgebenden Flächen
sehr helles grünes Licht. Dabei erscheint dieses Licht auffällig an den bereits
oben erwähnten metallischen Beschlag der Röhrenwand gebunden und ist scharf
begrenzt. Dieses grüne Licht gehorcht auch insoferne der Einwirkung eines
Magnetes, als es durch diesen in zwei helle grüne Linien gebracht wird, welche
dem Durchschnitte der Plücker'schen Fläche mit der Wand der Glasröhre entsprechen.

[Abbildung] Fig. 204.

Zur Erklärung des Phosphorescenz.

Dieses Verhalten und eine Reihe anderweitiger Versuche bestimmte uns,
dieses Licht als ein von dem gewöhnlich auftretenden Fluorescenzlichte verschiedenes,
und zwar durch Phosphorescenz hervorgebrachtes Licht aufzufassen.*) Hierzu be-
stimmte uns namentlich der Umstand, daß dieses Licht an jene Stellen gebunden
ist, an welchen sich Elektrodentheilchen abgesetzt haben, die also von der strahlenden
Elektrodenmaterie getroffen wurden. Hierbei ist es nicht nothwendig, daß direct
auftreffende Lichtstrahlen vorhanden sind, sondern die Erscheinung kann von Theil-
chen, die durch die Stromwirkung in Bewegung gesetzt werden, herrühren.

Für diese Ansicht sprechen auch zwei von Puluj ausgeführte Experimente.
In Fig. 204 besteht die negative Elektrode aus einer Scheibe, die positive aus
einem gewöhnlichen Drahte. Die Verdünnung in der Röhre ist so weit getrieben,
daß innerhalb kein Licht mehr zu sehen ist. Die Entladung geht dann längs der
Glaswand, also in Form eines hohlen Cylinders, vor sich. Bringt man nun diese

*) Unter Fluorescenz versteht man die Umwandlung von Strahlen höherer Brechbarkeit
in solche von geringerer Brechbarkeit. Bei der Reihenfolge, der Farben wie im Spectrum
oder Regenbogen, nimmt die Brechbarkeit von Roth gegen Violett hin zu. Es erscheint z. B.
ein alkoholischer Auszug von Blattgrün im auffallenden Lichte grün, hingegen roth im durch-
gelassenen. Unter Phosphorescenz versteht man das Selbstleuchten eines Körpers in Folge der
Bestrahlung durch eine Lichtquelle.

Bemerkenswerth ſind auch die Fluoreſcenz- und Phosphoreſcenz-
erſcheinungen
, welche immer auftreten, wenn elektriſche Entladungen durch
Geißler’ſche Röhren geſandt werden. Schon ziemlich lange Zeit bekannt, wurden
ſie dann von Hittorf, Reitlinger und dem Verfaſſer des vorliegenden Werkes einem
eingehenderen Studium unterworfen. Bei Röhren, in welchen keine hohe Verdün-
nung herrſchte, aber das Glimmlicht gut ausgebildet war, beobachteten wir nicht
ſelten eine ſchöne grüne Fluoreſcenz des das Glimmlicht umgebenden Raumes.
Dieſe zeigte ſich nicht ſcharf begrenzt, ſondern gegen den dunklen Raum hin lang-
ſam an Helligkeit abnehmend. Jenſeits des dunklen Raumes, wo bereits Büſchel-
licht ſichtbar war, zeigte ſich keine Fluoreſcenz, entſprechend der geringen Helligkeit
des Büſchellichtes gegenüber dem heller leuchtenden Glimmlichte. Andererſeits ſahen
wir aber in Röhren, wo der höheren Verdünnung wegen das Kathodenlicht ſchon
eine ſehr geringe Helligkeit zeigte, an den die Kathode umgebenden Flächen
ſehr helles grünes Licht. Dabei erſcheint dieſes Licht auffällig an den bereits
oben erwähnten metalliſchen Beſchlag der Röhrenwand gebunden und iſt ſcharf
begrenzt. Dieſes grüne Licht gehorcht auch inſoferne der Einwirkung eines
Magnetes, als es durch dieſen in zwei helle grüne Linien gebracht wird, welche
dem Durchſchnitte der Plücker’ſchen Fläche mit der Wand der Glasröhre entſprechen.

[Abbildung] Fig. 204.

Zur Erklärung des Phosphoreſcenz.

Dieſes Verhalten und eine Reihe anderweitiger Verſuche beſtimmte uns,
dieſes Licht als ein von dem gewöhnlich auftretenden Fluoreſcenzlichte verſchiedenes,
und zwar durch Phosphoreſcenz hervorgebrachtes Licht aufzufaſſen.*) Hierzu be-
ſtimmte uns namentlich der Umſtand, daß dieſes Licht an jene Stellen gebunden
iſt, an welchen ſich Elektrodentheilchen abgeſetzt haben, die alſo von der ſtrahlenden
Elektrodenmaterie getroffen wurden. Hierbei iſt es nicht nothwendig, daß direct
auftreffende Lichtſtrahlen vorhanden ſind, ſondern die Erſcheinung kann von Theil-
chen, die durch die Stromwirkung in Bewegung geſetzt werden, herrühren.

Für dieſe Anſicht ſprechen auch zwei von Puluj ausgeführte Experimente.
In Fig. 204 beſteht die negative Elektrode aus einer Scheibe, die poſitive aus
einem gewöhnlichen Drahte. Die Verdünnung in der Röhre iſt ſo weit getrieben,
daß innerhalb kein Licht mehr zu ſehen iſt. Die Entladung geht dann längs der
Glaswand, alſo in Form eines hohlen Cylinders, vor ſich. Bringt man nun dieſe

*) Unter Fluoreſcenz verſteht man die Umwandlung von Strahlen höherer Brechbarkeit
in ſolche von geringerer Brechbarkeit. Bei der Reihenfolge, der Farben wie im Spectrum
oder Regenbogen, nimmt die Brechbarkeit von Roth gegen Violett hin zu. Es erſcheint z. B.
ein alkoholiſcher Auszug von Blattgrün im auffallenden Lichte grün, hingegen roth im durch-
gelaſſenen. Unter Phosphoreſcenz verſteht man das Selbſtleuchten eines Körpers in Folge der
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[319/0333] Bemerkenswerth ſind auch die Fluoreſcenz- und Phosphoreſcenz- erſcheinungen, welche immer auftreten, wenn elektriſche Entladungen durch Geißler’ſche Röhren geſandt werden. Schon ziemlich lange Zeit bekannt, wurden ſie dann von Hittorf, Reitlinger und dem Verfaſſer des vorliegenden Werkes einem eingehenderen Studium unterworfen. Bei Röhren, in welchen keine hohe Verdün- nung herrſchte, aber das Glimmlicht gut ausgebildet war, beobachteten wir nicht ſelten eine ſchöne grüne Fluoreſcenz des das Glimmlicht umgebenden Raumes. Dieſe zeigte ſich nicht ſcharf begrenzt, ſondern gegen den dunklen Raum hin lang- ſam an Helligkeit abnehmend. Jenſeits des dunklen Raumes, wo bereits Büſchel- licht ſichtbar war, zeigte ſich keine Fluoreſcenz, entſprechend der geringen Helligkeit des Büſchellichtes gegenüber dem heller leuchtenden Glimmlichte. Andererſeits ſahen wir aber in Röhren, wo der höheren Verdünnung wegen das Kathodenlicht ſchon eine ſehr geringe Helligkeit zeigte, an den die Kathode umgebenden Flächen ſehr helles grünes Licht. Dabei erſcheint dieſes Licht auffällig an den bereits oben erwähnten metalliſchen Beſchlag der Röhrenwand gebunden und iſt ſcharf begrenzt. Dieſes grüne Licht gehorcht auch inſoferne der Einwirkung eines Magnetes, als es durch dieſen in zwei helle grüne Linien gebracht wird, welche dem Durchſchnitte der Plücker’ſchen Fläche mit der Wand der Glasröhre entſprechen. [Abbildung Fig. 204. Zur Erklärung des Phosphoreſcenz.] Dieſes Verhalten und eine Reihe anderweitiger Verſuche beſtimmte uns, dieſes Licht als ein von dem gewöhnlich auftretenden Fluoreſcenzlichte verſchiedenes, und zwar durch Phosphoreſcenz hervorgebrachtes Licht aufzufaſſen. *) Hierzu be- ſtimmte uns namentlich der Umſtand, daß dieſes Licht an jene Stellen gebunden iſt, an welchen ſich Elektrodentheilchen abgeſetzt haben, die alſo von der ſtrahlenden Elektrodenmaterie getroffen wurden. Hierbei iſt es nicht nothwendig, daß direct auftreffende Lichtſtrahlen vorhanden ſind, ſondern die Erſcheinung kann von Theil- chen, die durch die Stromwirkung in Bewegung geſetzt werden, herrühren. Für dieſe Anſicht ſprechen auch zwei von Puluj ausgeführte Experimente. In Fig. 204 beſteht die negative Elektrode aus einer Scheibe, die poſitive aus einem gewöhnlichen Drahte. Die Verdünnung in der Röhre iſt ſo weit getrieben, daß innerhalb kein Licht mehr zu ſehen iſt. Die Entladung geht dann längs der Glaswand, alſo in Form eines hohlen Cylinders, vor ſich. Bringt man nun dieſe *) Unter Fluoreſcenz verſteht man die Umwandlung von Strahlen höherer Brechbarkeit in ſolche von geringerer Brechbarkeit. Bei der Reihenfolge, der Farben wie im Spectrum oder Regenbogen, nimmt die Brechbarkeit von Roth gegen Violett hin zu. Es erſcheint z. B. ein alkoholiſcher Auszug von Blattgrün im auffallenden Lichte grün, hingegen roth im durch- gelaſſenen. Unter Phosphoreſcenz verſteht man das Selbſtleuchten eines Körpers in Folge der Beſtrahlung durch eine Lichtquelle.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/333>, abgerufen am 24.11.2024.