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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Hierbei ist die Aureole höchstens schwach angedeutet, gewöhnlich aber gar nicht
sichtbar. Wird hierauf die Luft in der Röhre verdünnt, so nimmt der eigentliche
Funke stetig an Stärke ab, während sich die Aureole immer kräftiger entwickelt.
Die Erscheinungen nehmen dann bei fortschreitender Verdünnung ganz denselben
Verlauf, welcher bei den Wirkungen elektrischer Entladungen auf Seite 145 u. f.
geschildert wurde. Der Funke verschwindet ganz und an dessen Stelle entwickelt
sich, von der positiven Elektrode oder Anode ausgehend, immer
kräftiger das positive Büschellicht und an der negativen Elektrode
oder Kathode das Glimmlicht. Beide sind voneinander durch den
dunklen Raum getrennt (Fig. 197).

Wurde die Röhre ursprünglich mit Stickstoff gefüllt, so
zeigt das Büschellicht eine ziegelrothe, das Glimmlicht eine korn-
blumenblaue Farbe. Die Intensitäten des Lichtes sind an ver-
schiedenen Stellen verschieden. Am hellsten leuchtet das Gas im
engen Theile, weshalb auch dieser, wie bereits bemerkt, zu
spectralanalytischen Beobachtungen benutzt wird. Auch das
Glimmlicht ist nicht seiner ganzen Ausdehnung nach gleich hell,
sondern zeigt sich, wie auch die Zeichnung erkennen läßt, aus
verschieden hellen Hüllen zusammengesetzt. Das positive Büschel-
licht geht stets, wie auch die Röhre und die Elektrode gestaltet
sein mögen, nur von einem Punkte aus, folgt allen beliebig ge-
wählten Krümmungen der Röhre und ist immer dem Glimm-
lichte zugewandt. Das Glimmlicht hingegen entwickelt sich bei
fortschreitender Verdünnung des Gases, von immer wachsenden
Flächen der Elektrode aus und überzieht diese schließlich ganz.
Es breitet sich in normalen Richtungen um die Oberfläche
der Elektrode aus und kümmert sich nicht um das positive
Büschellicht.

Diese Erscheinungen entwickeln sich jedoch nicht immer in
der geschilderten einfachen Weise, sondern hängen vielmehr von
vielerlei Umständen ab. Die Stärke des angewandten Stromes,
die Art und Größe eines in denselben Stromkreis geschalteten
Widerstandes, die Form der Röhre und der Elektroden, die Natur
und der Verdünnungsgrad des Gases u. s. w. können auffällige
Modification bewirken. Sie sind zwar wichtig, wenn man einen
tieferen Einblick in das uns noch immer räthselhafte Wesen der
Elektricität gewinnen will, können aber hier doch nur oberflächlich
erwähnt werden. Zu diesen Erscheinungen zählt z. B. die
Schichtung des elektrischen Lichtes.

Nicht immer bildet sich das positive Licht in Form eines
ununterbrochenen Büschels aus, sondern häufig zeigt sich das

[Abbildung] Fig. 198.

Geißler'sche Röhre.

Büschellicht durch dunkle Stellen in mehr oder weniger, breitere oder schmälere,
regelmäßige oder unregelmäßige, leuchtende Schichten zertheilt. Diese Erscheinung
tritt namentlich dann immer auf, wenn keine einfachen, reinen Gase, sondern
zusammengesetzte oder auch Gasgemenge sich in den Röhren befinden. Fig. 198
stellt eine mit Kohlensäure (Kohlendioxyd) gefüllte Röhre dar, in welcher der Druck
etwa 2 bis 3 Millimeter beträgt. Das grün gefärbte Büschellicht zeigt sich in
viele regelmäßige Lichtscheibchen zerlegt, die derart gekrümmt sind, daß sie ihre hohle

Hierbei iſt die Aureole höchſtens ſchwach angedeutet, gewöhnlich aber gar nicht
ſichtbar. Wird hierauf die Luft in der Röhre verdünnt, ſo nimmt der eigentliche
Funke ſtetig an Stärke ab, während ſich die Aureole immer kräftiger entwickelt.
Die Erſcheinungen nehmen dann bei fortſchreitender Verdünnung ganz denſelben
Verlauf, welcher bei den Wirkungen elektriſcher Entladungen auf Seite 145 u. f.
geſchildert wurde. Der Funke verſchwindet ganz und an deſſen Stelle entwickelt
ſich, von der poſitiven Elektrode oder Anode ausgehend, immer
kräftiger das poſitive Büſchellicht und an der negativen Elektrode
oder Kathode das Glimmlicht. Beide ſind voneinander durch den
dunklen Raum getrennt (Fig. 197).

Wurde die Röhre urſprünglich mit Stickſtoff gefüllt, ſo
zeigt das Büſchellicht eine ziegelrothe, das Glimmlicht eine korn-
blumenblaue Farbe. Die Intenſitäten des Lichtes ſind an ver-
ſchiedenen Stellen verſchieden. Am hellſten leuchtet das Gas im
engen Theile, weshalb auch dieſer, wie bereits bemerkt, zu
ſpectralanalytiſchen Beobachtungen benutzt wird. Auch das
Glimmlicht iſt nicht ſeiner ganzen Ausdehnung nach gleich hell,
ſondern zeigt ſich, wie auch die Zeichnung erkennen läßt, aus
verſchieden hellen Hüllen zuſammengeſetzt. Das poſitive Büſchel-
licht geht ſtets, wie auch die Röhre und die Elektrode geſtaltet
ſein mögen, nur von einem Punkte aus, folgt allen beliebig ge-
wählten Krümmungen der Röhre und iſt immer dem Glimm-
lichte zugewandt. Das Glimmlicht hingegen entwickelt ſich bei
fortſchreitender Verdünnung des Gaſes, von immer wachſenden
Flächen der Elektrode aus und überzieht dieſe ſchließlich ganz.
Es breitet ſich in normalen Richtungen um die Oberfläche
der Elektrode aus und kümmert ſich nicht um das poſitive
Büſchellicht.

Dieſe Erſcheinungen entwickeln ſich jedoch nicht immer in
der geſchilderten einfachen Weiſe, ſondern hängen vielmehr von
vielerlei Umſtänden ab. Die Stärke des angewandten Stromes,
die Art und Größe eines in denſelben Stromkreis geſchalteten
Widerſtandes, die Form der Röhre und der Elektroden, die Natur
und der Verdünnungsgrad des Gaſes u. ſ. w. können auffällige
Modification bewirken. Sie ſind zwar wichtig, wenn man einen
tieferen Einblick in das uns noch immer räthſelhafte Weſen der
Elektricität gewinnen will, können aber hier doch nur oberflächlich
erwähnt werden. Zu dieſen Erſcheinungen zählt z. B. die
Schichtung des elektriſchen Lichtes.

Nicht immer bildet ſich das poſitive Licht in Form eines
ununterbrochenen Büſchels aus, ſondern häufig zeigt ſich das

[Abbildung] Fig. 198.

Geißler’ſche Röhre.

Büſchellicht durch dunkle Stellen in mehr oder weniger, breitere oder ſchmälere,
regelmäßige oder unregelmäßige, leuchtende Schichten zertheilt. Dieſe Erſcheinung
tritt namentlich dann immer auf, wenn keine einfachen, reinen Gaſe, ſondern
zuſammengeſetzte oder auch Gasgemenge ſich in den Röhren befinden. Fig. 198
ſtellt eine mit Kohlenſäure (Kohlendioxyd) gefüllte Röhre dar, in welcher der Druck
etwa 2 bis 3 Millimeter beträgt. Das grün gefärbte Büſchellicht zeigt ſich in
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[311/0325] Hierbei iſt die Aureole höchſtens ſchwach angedeutet, gewöhnlich aber gar nicht ſichtbar. Wird hierauf die Luft in der Röhre verdünnt, ſo nimmt der eigentliche Funke ſtetig an Stärke ab, während ſich die Aureole immer kräftiger entwickelt. Die Erſcheinungen nehmen dann bei fortſchreitender Verdünnung ganz denſelben Verlauf, welcher bei den Wirkungen elektriſcher Entladungen auf Seite 145 u. f. geſchildert wurde. Der Funke verſchwindet ganz und an deſſen Stelle entwickelt ſich, von der poſitiven Elektrode oder Anode ausgehend, immer kräftiger das poſitive Büſchellicht und an der negativen Elektrode oder Kathode das Glimmlicht. Beide ſind voneinander durch den dunklen Raum getrennt (Fig. 197). Wurde die Röhre urſprünglich mit Stickſtoff gefüllt, ſo zeigt das Büſchellicht eine ziegelrothe, das Glimmlicht eine korn- blumenblaue Farbe. Die Intenſitäten des Lichtes ſind an ver- ſchiedenen Stellen verſchieden. Am hellſten leuchtet das Gas im engen Theile, weshalb auch dieſer, wie bereits bemerkt, zu ſpectralanalytiſchen Beobachtungen benutzt wird. Auch das Glimmlicht iſt nicht ſeiner ganzen Ausdehnung nach gleich hell, ſondern zeigt ſich, wie auch die Zeichnung erkennen läßt, aus verſchieden hellen Hüllen zuſammengeſetzt. Das poſitive Büſchel- licht geht ſtets, wie auch die Röhre und die Elektrode geſtaltet ſein mögen, nur von einem Punkte aus, folgt allen beliebig ge- wählten Krümmungen der Röhre und iſt immer dem Glimm- lichte zugewandt. Das Glimmlicht hingegen entwickelt ſich bei fortſchreitender Verdünnung des Gaſes, von immer wachſenden Flächen der Elektrode aus und überzieht dieſe ſchließlich ganz. Es breitet ſich in normalen Richtungen um die Oberfläche der Elektrode aus und kümmert ſich nicht um das poſitive Büſchellicht. Dieſe Erſcheinungen entwickeln ſich jedoch nicht immer in der geſchilderten einfachen Weiſe, ſondern hängen vielmehr von vielerlei Umſtänden ab. Die Stärke des angewandten Stromes, die Art und Größe eines in denſelben Stromkreis geſchalteten Widerſtandes, die Form der Röhre und der Elektroden, die Natur und der Verdünnungsgrad des Gaſes u. ſ. w. können auffällige Modification bewirken. Sie ſind zwar wichtig, wenn man einen tieferen Einblick in das uns noch immer räthſelhafte Weſen der Elektricität gewinnen will, können aber hier doch nur oberflächlich erwähnt werden. Zu dieſen Erſcheinungen zählt z. B. die Schichtung des elektriſchen Lichtes. Nicht immer bildet ſich das poſitive Licht in Form eines ununterbrochenen Büſchels aus, ſondern häufig zeigt ſich das [Abbildung Fig. 198. Geißler’ſche Röhre.] Büſchellicht durch dunkle Stellen in mehr oder weniger, breitere oder ſchmälere, regelmäßige oder unregelmäßige, leuchtende Schichten zertheilt. Dieſe Erſcheinung tritt namentlich dann immer auf, wenn keine einfachen, reinen Gaſe, ſondern zuſammengeſetzte oder auch Gasgemenge ſich in den Röhren befinden. Fig. 198 ſtellt eine mit Kohlenſäure (Kohlendioxyd) gefüllte Röhre dar, in welcher der Druck etwa 2 bis 3 Millimeter beträgt. Das grün gefärbte Büſchellicht zeigt ſich in viele regelmäßige Lichtſcheibchen zerlegt, die derart gekrümmt ſind, daß ſie ihre hohle

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/325>, abgerufen am 24.11.2024.