Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

minderung des Sauerstoffes zur Folge haben. Nach Meidinger kann bei sehr
hohem Schwefelsäuregehalt der Verlust an Sauerstoff durch Bildung von Wasser-
stoffsuperoxyd bis zu 0·6 Procent steigen.

Säuert man jedoch das zur Elektrolyse benutzte Wasser nur schwach an, so
findet die Ausscheidung von Sauerstoff und Wasserstoff fast genau im Verhältnisse
von 1 zu 2 statt. Vielfältig ausgeführte Experimente haben gezeigt, daß die Menge
des zersetzten Wassers, oder was dasselbe ist, die Größe des gesammten Gas-
volumens stets mit der Stärke des zur Elektrolyse angewandten Stromes zu- oder
abnimmt. Man fand deshalb in der Zersetzung des Wassers durch den galvanischen
Strom ein Mittel, dessen Stärke zu messen. Solche elektrolytische Apparate, welche
zur Messung von Stromstärken Verwendung finden, nennt man Voltameter. Bei
diesen hat es natürlich keinen Zweck, die beiden Gase getrennt aufzufangen, es

[Abbildung] Fig. 147.

Voltameter.

genügt vielmehr zur Ansamm-
lung beider eine Röhre. In
dieser sammelt sich dann das
Knallgas, so heißt nämlich das
Gemenge von 1 Volumen Sauer-
stoff mit 2 Volumen Wasser-
stoff, an und wird gemessen.
Ein derartiges Voltameter ist
in Fig. 147 abgebildet. Eine
Glasflasche mit weitem Halse ist
durch einen Kautschukpfropfen
oder einen eingeschliffenen Glas-
stöpsel verschlossen, durch welchen
zwei außen mit Drahtklemmen
versehene Drähte führen; diese
enden in zwei Platinstreifen als
Elektroden. Der Stöpsel ist in
der Mitte durchbohrt, um das
Gasentbindungsrohr aufzuneh-
men. Letzteres mündet dann
unter Wasser in die graduirte
Meßröhre. Sobald die beiden
Klemmschrauben mit den Batteriedrähten in Verbindung gesetzt werden, beginnt
die Zersetzung des Wassers in der Flasche und die in Form vieler Bläschen auf-
steigenden Gase gelangen durch das Gasentbindungsrohr in die Meßröhre.

Das Wasser ist jedoch nicht der einzige Körper, der durch den galvanischen
Strom in seine Bestandtheile zerlegt wird; der Strom zersetzt vielmehr alle
flüssigen, geschmolzenen oder gelösten Verbindungen, wenn diese nur überhaupt den
Strom leiten. Zunächst können die Oxyde, welche mit dem Wasser bezüglich der
Art ihrer Zusammensetzung große Aehnlichkeit haben, in Sauerstoff und den zweiten
Bestandtheil zerlegt werden. So haben wir in der Geschichte der Elektricität bereits
gehört, daß es Davy gelungen sei, auf elektrolytischem Wege Kalium und Natrium
aus den betreffenden Oxyden darzustellen. Davy erhitzte z. B. Kaliumoxyd in
einem Platinlöffel zum Schmelzen, benutzte letzteren als Anode und steckte in das
geschmolzene Kaliumoxyd einen Platindraht als Kathode. Es entwickelte sich Sauer-
stoff an der Anode und an der Kathode wurde metallisches Kalium ausgeschieden,

minderung des Sauerſtoffes zur Folge haben. Nach Meidinger kann bei ſehr
hohem Schwefelſäuregehalt der Verluſt an Sauerſtoff durch Bildung von Waſſer-
ſtoffſuperoxyd bis zu 0·6 Procent ſteigen.

Säuert man jedoch das zur Elektrolyſe benutzte Waſſer nur ſchwach an, ſo
findet die Ausſcheidung von Sauerſtoff und Waſſerſtoff faſt genau im Verhältniſſe
von 1 zu 2 ſtatt. Vielfältig ausgeführte Experimente haben gezeigt, daß die Menge
des zerſetzten Waſſers, oder was dasſelbe iſt, die Größe des geſammten Gas-
volumens ſtets mit der Stärke des zur Elektrolyſe angewandten Stromes zu- oder
abnimmt. Man fand deshalb in der Zerſetzung des Waſſers durch den galvaniſchen
Strom ein Mittel, deſſen Stärke zu meſſen. Solche elektrolytiſche Apparate, welche
zur Meſſung von Stromſtärken Verwendung finden, nennt man Voltameter. Bei
dieſen hat es natürlich keinen Zweck, die beiden Gaſe getrennt aufzufangen, es

[Abbildung] Fig. 147.

Voltameter.

genügt vielmehr zur Anſamm-
lung beider eine Röhre. In
dieſer ſammelt ſich dann das
Knallgas, ſo heißt nämlich das
Gemenge von 1 Volumen Sauer-
ſtoff mit 2 Volumen Waſſer-
ſtoff, an und wird gemeſſen.
Ein derartiges Voltameter iſt
in Fig. 147 abgebildet. Eine
Glasflaſche mit weitem Halſe iſt
durch einen Kautſchukpfropfen
oder einen eingeſchliffenen Glas-
ſtöpſel verſchloſſen, durch welchen
zwei außen mit Drahtklemmen
verſehene Drähte führen; dieſe
enden in zwei Platinſtreifen als
Elektroden. Der Stöpſel iſt in
der Mitte durchbohrt, um das
Gasentbindungsrohr aufzuneh-
men. Letzteres mündet dann
unter Waſſer in die graduirte
Meßröhre. Sobald die beiden
Klemmſchrauben mit den Batteriedrähten in Verbindung geſetzt werden, beginnt
die Zerſetzung des Waſſers in der Flaſche und die in Form vieler Bläschen auf-
ſteigenden Gaſe gelangen durch das Gasentbindungsrohr in die Meßröhre.

Das Waſſer iſt jedoch nicht der einzige Körper, der durch den galvaniſchen
Strom in ſeine Beſtandtheile zerlegt wird; der Strom zerſetzt vielmehr alle
flüſſigen, geſchmolzenen oder gelöſten Verbindungen, wenn dieſe nur überhaupt den
Strom leiten. Zunächſt können die Oxyde, welche mit dem Waſſer bezüglich der
Art ihrer Zuſammenſetzung große Aehnlichkeit haben, in Sauerſtoff und den zweiten
Beſtandtheil zerlegt werden. So haben wir in der Geſchichte der Elektricität bereits
gehört, daß es Davy gelungen ſei, auf elektrolytiſchem Wege Kalium und Natrium
aus den betreffenden Oxyden darzuſtellen. Davy erhitzte z. B. Kaliumoxyd in
einem Platinlöffel zum Schmelzen, benutzte letzteren als Anode und ſteckte in das
geſchmolzene Kaliumoxyd einen Platindraht als Kathode. Es entwickelte ſich Sauer-
ſtoff an der Anode und an der Kathode wurde metalliſches Kalium ausgeſchieden,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0258" n="244"/>
minderung des Sauer&#x017F;toffes zur Folge haben. Nach Meidinger kann bei &#x017F;ehr<lb/>
hohem Schwefel&#x017F;äuregehalt der Verlu&#x017F;t an Sauer&#x017F;toff durch Bildung von Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;toff&#x017F;uperoxyd bis zu 0·6 Procent &#x017F;teigen.</p><lb/>
              <p>Säuert man jedoch das zur Elektroly&#x017F;e benutzte Wa&#x017F;&#x017F;er nur &#x017F;chwach an, &#x017F;o<lb/>
findet die Aus&#x017F;cheidung von Sauer&#x017F;toff und Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff fa&#x017F;t genau im Verhältni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
von 1 zu 2 &#x017F;tatt. Vielfältig ausgeführte Experimente haben gezeigt, daß die Menge<lb/>
des zer&#x017F;etzten Wa&#x017F;&#x017F;ers, oder was das&#x017F;elbe i&#x017F;t, die Größe des ge&#x017F;ammten Gas-<lb/>
volumens &#x017F;tets mit der Stärke des zur Elektroly&#x017F;e angewandten Stromes zu- oder<lb/>
abnimmt. Man fand deshalb in der Zer&#x017F;etzung des Wa&#x017F;&#x017F;ers durch den galvani&#x017F;chen<lb/>
Strom ein Mittel, de&#x017F;&#x017F;en Stärke zu me&#x017F;&#x017F;en. Solche elektrolyti&#x017F;che Apparate, welche<lb/>
zur Me&#x017F;&#x017F;ung von Strom&#x017F;tärken Verwendung finden, nennt man <hi rendition="#g">Voltameter</hi>. Bei<lb/>
die&#x017F;en hat es natürlich keinen Zweck, die beiden Ga&#x017F;e getrennt aufzufangen, es<lb/><figure><head>Fig. 147.</head><lb/><p>Voltameter.</p></figure><lb/>
genügt vielmehr zur An&#x017F;amm-<lb/>
lung beider <hi rendition="#g">eine</hi> Röhre. In<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;ammelt &#x017F;ich dann das<lb/>
Knallgas, &#x017F;o heißt nämlich das<lb/>
Gemenge von 1 Volumen Sauer-<lb/>
&#x017F;toff mit 2 Volumen Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;toff, an und wird geme&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Ein derartiges Voltameter i&#x017F;t<lb/>
in Fig. 147 abgebildet. Eine<lb/>
Glasfla&#x017F;che mit weitem Hal&#x017F;e i&#x017F;t<lb/>
durch einen Kaut&#x017F;chukpfropfen<lb/>
oder einen einge&#x017F;chliffenen Glas-<lb/>
&#x017F;töp&#x017F;el ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, durch welchen<lb/>
zwei außen mit Drahtklemmen<lb/>
ver&#x017F;ehene Drähte führen; die&#x017F;e<lb/>
enden in zwei Platin&#x017F;treifen als<lb/>
Elektroden. Der Stöp&#x017F;el i&#x017F;t in<lb/>
der Mitte durchbohrt, um das<lb/>
Gasentbindungsrohr aufzuneh-<lb/>
men. Letzteres mündet dann<lb/>
unter Wa&#x017F;&#x017F;er in die graduirte<lb/>
Meßröhre. Sobald die beiden<lb/>
Klemm&#x017F;chrauben mit den Batteriedrähten in Verbindung ge&#x017F;etzt werden, beginnt<lb/>
die Zer&#x017F;etzung des Wa&#x017F;&#x017F;ers in der Fla&#x017F;che und die in Form vieler Bläschen auf-<lb/>
&#x017F;teigenden Ga&#x017F;e gelangen durch das Gasentbindungsrohr in die Meßröhre.</p><lb/>
              <p>Das Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t jedoch nicht der einzige Körper, der durch den galvani&#x017F;chen<lb/>
Strom in &#x017F;eine Be&#x017F;tandtheile zerlegt wird; der Strom zer&#x017F;etzt vielmehr alle<lb/>
flü&#x017F;&#x017F;igen, ge&#x017F;chmolzenen oder gelö&#x017F;ten Verbindungen, wenn die&#x017F;e nur überhaupt den<lb/>
Strom leiten. Zunäch&#x017F;t können die Oxyde, welche mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er bezüglich der<lb/>
Art ihrer Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung große Aehnlichkeit haben, in Sauer&#x017F;toff und den zweiten<lb/>
Be&#x017F;tandtheil zerlegt werden. So haben wir in der Ge&#x017F;chichte der Elektricität bereits<lb/>
gehört, daß es <hi rendition="#g">Davy</hi> gelungen &#x017F;ei, auf elektrolyti&#x017F;chem Wege Kalium und Natrium<lb/>
aus den betreffenden Oxyden darzu&#x017F;tellen. <hi rendition="#g">Davy</hi> erhitzte z. B. Kaliumoxyd in<lb/>
einem Platinlöffel zum Schmelzen, benutzte letzteren als Anode und &#x017F;teckte in das<lb/>
ge&#x017F;chmolzene Kaliumoxyd einen Platindraht als Kathode. Es entwickelte &#x017F;ich Sauer-<lb/>
&#x017F;toff an der Anode und an der Kathode wurde metalli&#x017F;ches Kalium ausge&#x017F;chieden,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0258] minderung des Sauerſtoffes zur Folge haben. Nach Meidinger kann bei ſehr hohem Schwefelſäuregehalt der Verluſt an Sauerſtoff durch Bildung von Waſſer- ſtoffſuperoxyd bis zu 0·6 Procent ſteigen. Säuert man jedoch das zur Elektrolyſe benutzte Waſſer nur ſchwach an, ſo findet die Ausſcheidung von Sauerſtoff und Waſſerſtoff faſt genau im Verhältniſſe von 1 zu 2 ſtatt. Vielfältig ausgeführte Experimente haben gezeigt, daß die Menge des zerſetzten Waſſers, oder was dasſelbe iſt, die Größe des geſammten Gas- volumens ſtets mit der Stärke des zur Elektrolyſe angewandten Stromes zu- oder abnimmt. Man fand deshalb in der Zerſetzung des Waſſers durch den galvaniſchen Strom ein Mittel, deſſen Stärke zu meſſen. Solche elektrolytiſche Apparate, welche zur Meſſung von Stromſtärken Verwendung finden, nennt man Voltameter. Bei dieſen hat es natürlich keinen Zweck, die beiden Gaſe getrennt aufzufangen, es [Abbildung Fig. 147. Voltameter.] genügt vielmehr zur Anſamm- lung beider eine Röhre. In dieſer ſammelt ſich dann das Knallgas, ſo heißt nämlich das Gemenge von 1 Volumen Sauer- ſtoff mit 2 Volumen Waſſer- ſtoff, an und wird gemeſſen. Ein derartiges Voltameter iſt in Fig. 147 abgebildet. Eine Glasflaſche mit weitem Halſe iſt durch einen Kautſchukpfropfen oder einen eingeſchliffenen Glas- ſtöpſel verſchloſſen, durch welchen zwei außen mit Drahtklemmen verſehene Drähte führen; dieſe enden in zwei Platinſtreifen als Elektroden. Der Stöpſel iſt in der Mitte durchbohrt, um das Gasentbindungsrohr aufzuneh- men. Letzteres mündet dann unter Waſſer in die graduirte Meßröhre. Sobald die beiden Klemmſchrauben mit den Batteriedrähten in Verbindung geſetzt werden, beginnt die Zerſetzung des Waſſers in der Flaſche und die in Form vieler Bläschen auf- ſteigenden Gaſe gelangen durch das Gasentbindungsrohr in die Meßröhre. Das Waſſer iſt jedoch nicht der einzige Körper, der durch den galvaniſchen Strom in ſeine Beſtandtheile zerlegt wird; der Strom zerſetzt vielmehr alle flüſſigen, geſchmolzenen oder gelöſten Verbindungen, wenn dieſe nur überhaupt den Strom leiten. Zunächſt können die Oxyde, welche mit dem Waſſer bezüglich der Art ihrer Zuſammenſetzung große Aehnlichkeit haben, in Sauerſtoff und den zweiten Beſtandtheil zerlegt werden. So haben wir in der Geſchichte der Elektricität bereits gehört, daß es Davy gelungen ſei, auf elektrolytiſchem Wege Kalium und Natrium aus den betreffenden Oxyden darzuſtellen. Davy erhitzte z. B. Kaliumoxyd in einem Platinlöffel zum Schmelzen, benutzte letzteren als Anode und ſteckte in das geſchmolzene Kaliumoxyd einen Platindraht als Kathode. Es entwickelte ſich Sauer- ſtoff an der Anode und an der Kathode wurde metalliſches Kalium ausgeſchieden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/258
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/258>, abgerufen am 24.11.2024.