Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Da bei dieser Methode die Messung in einer Operation ausgeführt wird
und etwaige Schwankungen der Stromstärke der Batterie die proportionale Strom-
vertheilung in der Brücke nicht beeinflussen können, ist sie von den Fehlern des
vorhin angegebenen Verfahrens frei und giebt daher auch verläßlichere Resultate.

Zur Bestimmung des Widerstandes in Flüssigkeiten können obige Methoden
nicht direct benutzt werden; die Flüssigkeiten werden nämlich, wie wir schon früher
erfahren haben, durch den elektrischen Strom zersetzt. Hierbei sammeln sich gas-
förmige Zersetzungsproducte an den in die Flüssigkeit getauchten Platten an und
entwickeln dort eine elektromotorische Kraft, welche jener des durch die Flüssigkeit
gesandten Stromes entgegengesetzt ist. Somit wird die Stromstärke nicht nur durch
den Widerstand der Flüssigkeit, sondern auch noch durch die elektromotorische Gegen-
kraft geschwächt. Es ist deshalb nicht gestattet, den Widerstand einer Flüssigkeit in
der Art zu messen, daß man in einem bestimmten Stromkreise an Stelle der
Flüssigkeit so lange Draht-
widerstände einschaltet, bis
wieder die ursprüngliche
Stromstärke hergestellt ist.

Horsford hat jedoch
den störenden Einfluß der
elektromotorischen Gegenkraft
durch ein sehr einfaches Mittel
zu beseitigen gelehrt. In den
Schließungsbogen einer Bat-
terie wird nebst dem Gal-
vanometer und einem Rheo-
staten die Flüssigkeit ein-
geschaltet. Zum Einschalten
der letzteren kann man sich
eines rechteckigen Troges be-
dienen, in welchen zwei
Metallplatten, die den Quer-
schnitt des Troges ausfüllen,
parallel zueinander eingesenkt
werden. Die von den Metall-

[Abbildung] Fig. 125.

Widerstandsmessung mittelst der Wheatstone'schen Brücke.

platten oder Elektroden ausgehenden Drähte führen dann zur Batterie oder den
übrigen in den Stromkreis geschalteten Apparaten und der Strom muß die Flüssig-
keitsschicht zwischen beiden Platten durchfließen. Um nun die Störung der elektro-
motorischen Gegenkraft bei der Widerstandsmessung zu beseitigen, senkt man zunächst
die beiden Elektroden in einer bestimmten Entfernung voneinander in die Flüssig-
keit ein. Der Ausschlag der Galvanometernadel wir dann bestimmt werden durch
die Differenz der elektromotorischen Kräfte in der Batterie und in der zu unter-
suchenden Flüssigkeit und den Widerständen des Schließungsbogens, des Rheostaten
und der Flüssigkeitsschicht zwischen beiden Elektroden. Nun rückt man die beiden
Elektroden um ein bestimmtes Stück weiter auseinander; dadurch wird die Länge
der eingeschalteten Flüssigkeitssäule vergrößert und somit auch der Widerstand ver-
mehrt. Der Ausschlag der Galvanometernadel muß daher verringert werden.
Schaltet man aber jetzt mit Hilfe des Rheostaten so lange Widerstand aus, bis
wieder der ursprüngliche Nadelausschlag und somit die ursprüngliche Stromstärke

Da bei dieſer Methode die Meſſung in einer Operation ausgeführt wird
und etwaige Schwankungen der Stromſtärke der Batterie die proportionale Strom-
vertheilung in der Brücke nicht beeinfluſſen können, iſt ſie von den Fehlern des
vorhin angegebenen Verfahrens frei und giebt daher auch verläßlichere Reſultate.

Zur Beſtimmung des Widerſtandes in Flüſſigkeiten können obige Methoden
nicht direct benutzt werden; die Flüſſigkeiten werden nämlich, wie wir ſchon früher
erfahren haben, durch den elektriſchen Strom zerſetzt. Hierbei ſammeln ſich gas-
förmige Zerſetzungsproducte an den in die Flüſſigkeit getauchten Platten an und
entwickeln dort eine elektromotoriſche Kraft, welche jener des durch die Flüſſigkeit
geſandten Stromes entgegengeſetzt iſt. Somit wird die Stromſtärke nicht nur durch
den Widerſtand der Flüſſigkeit, ſondern auch noch durch die elektromotoriſche Gegen-
kraft geſchwächt. Es iſt deshalb nicht geſtattet, den Widerſtand einer Flüſſigkeit in
der Art zu meſſen, daß man in einem beſtimmten Stromkreiſe an Stelle der
Flüſſigkeit ſo lange Draht-
widerſtände einſchaltet, bis
wieder die urſprüngliche
Stromſtärke hergeſtellt iſt.

Horsford hat jedoch
den ſtörenden Einfluß der
elektromotoriſchen Gegenkraft
durch ein ſehr einfaches Mittel
zu beſeitigen gelehrt. In den
Schließungsbogen einer Bat-
terie wird nebſt dem Gal-
vanometer und einem Rheo-
ſtaten die Flüſſigkeit ein-
geſchaltet. Zum Einſchalten
der letzteren kann man ſich
eines rechteckigen Troges be-
dienen, in welchen zwei
Metallplatten, die den Quer-
ſchnitt des Troges ausfüllen,
parallel zueinander eingeſenkt
werden. Die von den Metall-

[Abbildung] Fig. 125.

Widerſtandsmeſſung mittelſt der Wheatſtone’ſchen Brücke.

platten oder Elektroden ausgehenden Drähte führen dann zur Batterie oder den
übrigen in den Stromkreis geſchalteten Apparaten und der Strom muß die Flüſſig-
keitsſchicht zwiſchen beiden Platten durchfließen. Um nun die Störung der elektro-
motoriſchen Gegenkraft bei der Widerſtandsmeſſung zu beſeitigen, ſenkt man zunächſt
die beiden Elektroden in einer beſtimmten Entfernung voneinander in die Flüſſig-
keit ein. Der Ausſchlag der Galvanometernadel wir dann beſtimmt werden durch
die Differenz der elektromotoriſchen Kräfte in der Batterie und in der zu unter-
ſuchenden Flüſſigkeit und den Widerſtänden des Schließungsbogens, des Rheoſtaten
und der Flüſſigkeitsſchicht zwiſchen beiden Elektroden. Nun rückt man die beiden
Elektroden um ein beſtimmtes Stück weiter auseinander; dadurch wird die Länge
der eingeſchalteten Flüſſigkeitsſäule vergrößert und ſomit auch der Widerſtand ver-
mehrt. Der Ausſchlag der Galvanometernadel muß daher verringert werden.
Schaltet man aber jetzt mit Hilfe des Rheoſtaten ſo lange Widerſtand aus, bis
wieder der urſprüngliche Nadelausſchlag und ſomit die urſprüngliche Stromſtärke

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0227" n="213"/>
              <p>Da bei die&#x017F;er Methode die Me&#x017F;&#x017F;ung in <hi rendition="#g">einer</hi> Operation ausgeführt wird<lb/>
und etwaige Schwankungen der Strom&#x017F;tärke der Batterie die proportionale Strom-<lb/>
vertheilung in der Brücke nicht beeinflu&#x017F;&#x017F;en können, i&#x017F;t &#x017F;ie von den Fehlern des<lb/>
vorhin angegebenen Verfahrens frei und giebt daher auch verläßlichere Re&#x017F;ultate.</p><lb/>
              <p>Zur Be&#x017F;timmung des Wider&#x017F;tandes in Flü&#x017F;&#x017F;igkeiten können obige Methoden<lb/>
nicht direct benutzt werden; die Flü&#x017F;&#x017F;igkeiten werden nämlich, wie wir &#x017F;chon früher<lb/>
erfahren haben, durch den elektri&#x017F;chen Strom zer&#x017F;etzt. Hierbei &#x017F;ammeln &#x017F;ich gas-<lb/>
förmige Zer&#x017F;etzungsproducte an den in die Flü&#x017F;&#x017F;igkeit getauchten Platten an und<lb/>
entwickeln dort eine elektromotori&#x017F;che Kraft, welche jener des durch die Flü&#x017F;&#x017F;igkeit<lb/>
ge&#x017F;andten Stromes entgegenge&#x017F;etzt i&#x017F;t. Somit wird die Strom&#x017F;tärke nicht nur durch<lb/>
den Wider&#x017F;tand der Flü&#x017F;&#x017F;igkeit, &#x017F;ondern auch noch durch die elektromotori&#x017F;che Gegen-<lb/>
kraft ge&#x017F;chwächt. Es i&#x017F;t deshalb nicht ge&#x017F;tattet, den Wider&#x017F;tand einer Flü&#x017F;&#x017F;igkeit in<lb/>
der Art zu me&#x017F;&#x017F;en, daß man in einem be&#x017F;timmten Stromkrei&#x017F;e an Stelle der<lb/>
Flü&#x017F;&#x017F;igkeit &#x017F;o lange Draht-<lb/>
wider&#x017F;tände ein&#x017F;chaltet, bis<lb/>
wieder die ur&#x017F;prüngliche<lb/>
Strom&#x017F;tärke herge&#x017F;tellt i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Horsford</hi> hat jedoch<lb/>
den &#x017F;törenden Einfluß der<lb/>
elektromotori&#x017F;chen Gegenkraft<lb/>
durch ein &#x017F;ehr einfaches Mittel<lb/>
zu be&#x017F;eitigen gelehrt. In den<lb/>
Schließungsbogen einer Bat-<lb/>
terie wird neb&#x017F;t dem Gal-<lb/>
vanometer und einem Rheo-<lb/>
&#x017F;taten die Flü&#x017F;&#x017F;igkeit ein-<lb/>
ge&#x017F;chaltet. Zum Ein&#x017F;chalten<lb/>
der letzteren kann man &#x017F;ich<lb/>
eines rechteckigen Troges be-<lb/>
dienen, in welchen zwei<lb/>
Metallplatten, die den Quer-<lb/>
&#x017F;chnitt des Troges ausfüllen,<lb/>
parallel zueinander einge&#x017F;enkt<lb/>
werden. Die von den Metall-<lb/><figure><head>Fig. 125.</head><lb/><p>Wider&#x017F;tandsme&#x017F;&#x017F;ung mittel&#x017F;t der Wheat&#x017F;tone&#x2019;&#x017F;chen Brücke.</p></figure><lb/>
platten oder Elektroden ausgehenden Drähte führen dann zur Batterie oder den<lb/>
übrigen in den Stromkreis ge&#x017F;chalteten Apparaten und der Strom muß die Flü&#x017F;&#x017F;ig-<lb/>
keits&#x017F;chicht zwi&#x017F;chen beiden Platten durchfließen. Um nun die Störung der elektro-<lb/>
motori&#x017F;chen Gegenkraft bei der Wider&#x017F;tandsme&#x017F;&#x017F;ung zu be&#x017F;eitigen, &#x017F;enkt man zunäch&#x017F;t<lb/>
die beiden Elektroden in einer be&#x017F;timmten Entfernung voneinander in die Flü&#x017F;&#x017F;ig-<lb/>
keit ein. Der Aus&#x017F;chlag der Galvanometernadel wir dann be&#x017F;timmt werden durch<lb/>
die Differenz der elektromotori&#x017F;chen Kräfte in der Batterie und in der zu unter-<lb/>
&#x017F;uchenden Flü&#x017F;&#x017F;igkeit und den Wider&#x017F;tänden des Schließungsbogens, des Rheo&#x017F;taten<lb/>
und der Flü&#x017F;&#x017F;igkeits&#x017F;chicht zwi&#x017F;chen beiden Elektroden. Nun rückt man die beiden<lb/>
Elektroden um ein be&#x017F;timmtes Stück weiter auseinander; dadurch wird die Länge<lb/>
der einge&#x017F;chalteten Flü&#x017F;&#x017F;igkeits&#x017F;äule vergrößert und &#x017F;omit auch der Wider&#x017F;tand ver-<lb/>
mehrt. Der Aus&#x017F;chlag der Galvanometernadel muß daher verringert werden.<lb/>
Schaltet man aber jetzt mit Hilfe des Rheo&#x017F;taten &#x017F;o lange Wider&#x017F;tand aus, bis<lb/>
wieder der ur&#x017F;prüngliche Nadelaus&#x017F;chlag und &#x017F;omit die ur&#x017F;prüngliche Strom&#x017F;tärke<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0227] Da bei dieſer Methode die Meſſung in einer Operation ausgeführt wird und etwaige Schwankungen der Stromſtärke der Batterie die proportionale Strom- vertheilung in der Brücke nicht beeinfluſſen können, iſt ſie von den Fehlern des vorhin angegebenen Verfahrens frei und giebt daher auch verläßlichere Reſultate. Zur Beſtimmung des Widerſtandes in Flüſſigkeiten können obige Methoden nicht direct benutzt werden; die Flüſſigkeiten werden nämlich, wie wir ſchon früher erfahren haben, durch den elektriſchen Strom zerſetzt. Hierbei ſammeln ſich gas- förmige Zerſetzungsproducte an den in die Flüſſigkeit getauchten Platten an und entwickeln dort eine elektromotoriſche Kraft, welche jener des durch die Flüſſigkeit geſandten Stromes entgegengeſetzt iſt. Somit wird die Stromſtärke nicht nur durch den Widerſtand der Flüſſigkeit, ſondern auch noch durch die elektromotoriſche Gegen- kraft geſchwächt. Es iſt deshalb nicht geſtattet, den Widerſtand einer Flüſſigkeit in der Art zu meſſen, daß man in einem beſtimmten Stromkreiſe an Stelle der Flüſſigkeit ſo lange Draht- widerſtände einſchaltet, bis wieder die urſprüngliche Stromſtärke hergeſtellt iſt. Horsford hat jedoch den ſtörenden Einfluß der elektromotoriſchen Gegenkraft durch ein ſehr einfaches Mittel zu beſeitigen gelehrt. In den Schließungsbogen einer Bat- terie wird nebſt dem Gal- vanometer und einem Rheo- ſtaten die Flüſſigkeit ein- geſchaltet. Zum Einſchalten der letzteren kann man ſich eines rechteckigen Troges be- dienen, in welchen zwei Metallplatten, die den Quer- ſchnitt des Troges ausfüllen, parallel zueinander eingeſenkt werden. Die von den Metall- [Abbildung Fig. 125. Widerſtandsmeſſung mittelſt der Wheatſtone’ſchen Brücke.] platten oder Elektroden ausgehenden Drähte führen dann zur Batterie oder den übrigen in den Stromkreis geſchalteten Apparaten und der Strom muß die Flüſſig- keitsſchicht zwiſchen beiden Platten durchfließen. Um nun die Störung der elektro- motoriſchen Gegenkraft bei der Widerſtandsmeſſung zu beſeitigen, ſenkt man zunächſt die beiden Elektroden in einer beſtimmten Entfernung voneinander in die Flüſſig- keit ein. Der Ausſchlag der Galvanometernadel wir dann beſtimmt werden durch die Differenz der elektromotoriſchen Kräfte in der Batterie und in der zu unter- ſuchenden Flüſſigkeit und den Widerſtänden des Schließungsbogens, des Rheoſtaten und der Flüſſigkeitsſchicht zwiſchen beiden Elektroden. Nun rückt man die beiden Elektroden um ein beſtimmtes Stück weiter auseinander; dadurch wird die Länge der eingeſchalteten Flüſſigkeitsſäule vergrößert und ſomit auch der Widerſtand ver- mehrt. Der Ausſchlag der Galvanometernadel muß daher verringert werden. Schaltet man aber jetzt mit Hilfe des Rheoſtaten ſo lange Widerſtand aus, bis wieder der urſprüngliche Nadelausſchlag und ſomit die urſprüngliche Stromſtärke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/227
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/227>, abgerufen am 04.05.2024.