ein; in dieser Weise Getödtete findet man in derselben Stellung, die sie im Momente des Schlages eingenommen hatten, und mit geöffneten Augen. An dem Körper zeigen sich keine inneren Verletzungen, aber auf der Haut finden sich häufig Spuren des Weges, welchen der Blitzstrahl genommen hat. Es sind dies blutunterlaufene Stellen, die mitunter Verästelungen zeigen, ähnlich jenen der positiven Lichtenberg- schen Figur. Nach Boudin werden in Frankreich alljährlich beiläufig 100 Personen durch den Blitz getödtet.
Es ereignet sich auch, daß Menschen oder Thiere während eines Blitzschlages, ohne von diesem getroffen zu sein, doch eine Erschütterung verspüren, ja sogar getödtet werden. Es ist dies die Wirkung des Rückschlages, welche durch den Blitz ebenso hervorgerufen werden kann, wie durch die Entladungen einer elektrischen Batterie.
Zu den seltenen Erscheinungen gehören die Schlangen- und die Kugelblitze; durch einen Blitz letzterer Art wurde bekanntlich Richmann erschlagen. Es sind dies Feuerkugeln, die bis zu 10 Secunden sichtbar bleiben und dann mit heftigem Knalle zerplatzen. Eine blitzartige Entladung ohne Donner ist das Wetter- leuchten. Diese Erscheinung kann durch zweierlei Ursachen hervorgerufen sein: entweder ist sie nur der Widerschein eines weit entfernten Gewitters und kann daher auch bei wolkenlosem Himmel wahrgenommen werden, oder es ist das ruhige, büschelartige Ausströmen von Elektricität aus Wolken.
Auch das Elmsfeuer (Hermesfeuer, auch Kastor und Pollux genannt) ist ebenfalls eine elektrische Lichterscheinung. Es besteht aus kleinen, büschelförmigen Flämmchen, die sich bei stark elektrischem Zustande der Luft namentlich an spitzigen oder kantigen Körpern aufsetzen. Gleichzeitig vernimmt man hierbei manchmal ein Geräusch, wie solches das Ausströmen der Elektricität aus Spitzen hervorbringt.
Der Blitz ist gewöhnlich vom Donner begleitet; dieser verdankt sein Ent- stehen dem gewaltsamen Zurückschleudern der Luft durch den Blitzstrahl. Die längere Dauer des Donners schreibt man verschiedenen Ursachen zu. Wie bereits erwähnt, legt der Blitz oft einen Weg von mehr als 1000 Meter Länge zurück. In Folge der Geschwindigkeit des elektrischen Funkens und der Fortpflanzung des Lichtes sehen wir den ganzen Weg gleichzeitig beleuchtet. Der Blitz wirft hierbei auf allen Stellen seines Weges die Luft zurück und erregt daher überall Schallerscheinungen; diese pflanzen sich aber bedeutend langsamer fort als das Licht, und daher gelangen die von den einzelnen Punkten der Blitzbahn ausgehenden Schallwellen auch erst nacheinander in unser Ohr, müssen also eine länger andauernde Schallwirkung hervorrufen. Die auf dieser Grundlage berechnete Schalldauer ist jedoch für die Dauer des Donners in der Regel nicht ausreichend. Man nimmt daher an, daß länger andauernde Donner durch Reflexionen der Schallwellen an Wolken, Fels- wänden u. dergl. zu Stande kommen. Es kann aber auch sein, daß das Zurück- werfen der Luftmassen allein zur Erklärung des andauernden Donners ausreicht. Die Luftmassen, welche durch den Blitz weggeschleudert werden und dann wieder zurückkehren, können nämlich nicht sofort zur Ruhe kommen, sondern werden viel- mehr über die Stelle des Zusammenschlagens hinausgehen, wieder auseinander- weichen und abermals zusammenschlagen, bis sie endlich nach mehrmaligem Hin- und Herschwingen zur Ruhe kommen. Es ist daher wohl möglich, daß die Dauer des Donners nur auf diesem Verhalten beruht.
Befindet sich der Beobachter von allen Stellen der Blitzbahn ziemlich gleich weit entfernt, so tritt der Donner als einfacher, scharfer Knall auf. Die Zeit,
ein; in dieſer Weiſe Getödtete findet man in derſelben Stellung, die ſie im Momente des Schlages eingenommen hatten, und mit geöffneten Augen. An dem Körper zeigen ſich keine inneren Verletzungen, aber auf der Haut finden ſich häufig Spuren des Weges, welchen der Blitzſtrahl genommen hat. Es ſind dies blutunterlaufene Stellen, die mitunter Veräſtelungen zeigen, ähnlich jenen der poſitiven Lichtenberg- ſchen Figur. Nach Boudin werden in Frankreich alljährlich beiläufig 100 Perſonen durch den Blitz getödtet.
Es ereignet ſich auch, daß Menſchen oder Thiere während eines Blitzſchlages, ohne von dieſem getroffen zu ſein, doch eine Erſchütterung verſpüren, ja ſogar getödtet werden. Es iſt dies die Wirkung des Rückſchlages, welche durch den Blitz ebenſo hervorgerufen werden kann, wie durch die Entladungen einer elektriſchen Batterie.
Zu den ſeltenen Erſcheinungen gehören die Schlangen- und die Kugelblitze; durch einen Blitz letzterer Art wurde bekanntlich Richmann erſchlagen. Es ſind dies Feuerkugeln, die bis zu 10 Secunden ſichtbar bleiben und dann mit heftigem Knalle zerplatzen. Eine blitzartige Entladung ohne Donner iſt das Wetter- leuchten. Dieſe Erſcheinung kann durch zweierlei Urſachen hervorgerufen ſein: entweder iſt ſie nur der Widerſchein eines weit entfernten Gewitters und kann daher auch bei wolkenloſem Himmel wahrgenommen werden, oder es iſt das ruhige, büſchelartige Ausſtrömen von Elektricität aus Wolken.
Auch das Elmsfeuer (Hermesfeuer, auch Kaſtor und Pollux genannt) iſt ebenfalls eine elektriſche Lichterſcheinung. Es beſteht aus kleinen, büſchelförmigen Flämmchen, die ſich bei ſtark elektriſchem Zuſtande der Luft namentlich an ſpitzigen oder kantigen Körpern aufſetzen. Gleichzeitig vernimmt man hierbei manchmal ein Geräuſch, wie ſolches das Ausſtrömen der Elektricität aus Spitzen hervorbringt.
Der Blitz iſt gewöhnlich vom Donner begleitet; dieſer verdankt ſein Ent- ſtehen dem gewaltſamen Zurückſchleudern der Luft durch den Blitzſtrahl. Die längere Dauer des Donners ſchreibt man verſchiedenen Urſachen zu. Wie bereits erwähnt, legt der Blitz oft einen Weg von mehr als 1000 Meter Länge zurück. In Folge der Geſchwindigkeit des elektriſchen Funkens und der Fortpflanzung des Lichtes ſehen wir den ganzen Weg gleichzeitig beleuchtet. Der Blitz wirft hierbei auf allen Stellen ſeines Weges die Luft zurück und erregt daher überall Schallerſcheinungen; dieſe pflanzen ſich aber bedeutend langſamer fort als das Licht, und daher gelangen die von den einzelnen Punkten der Blitzbahn ausgehenden Schallwellen auch erſt nacheinander in unſer Ohr, müſſen alſo eine länger andauernde Schallwirkung hervorrufen. Die auf dieſer Grundlage berechnete Schalldauer iſt jedoch für die Dauer des Donners in der Regel nicht ausreichend. Man nimmt daher an, daß länger andauernde Donner durch Reflexionen der Schallwellen an Wolken, Fels- wänden u. dergl. zu Stande kommen. Es kann aber auch ſein, daß das Zurück- werfen der Luftmaſſen allein zur Erklärung des andauernden Donners ausreicht. Die Luftmaſſen, welche durch den Blitz weggeſchleudert werden und dann wieder zurückkehren, können nämlich nicht ſofort zur Ruhe kommen, ſondern werden viel- mehr über die Stelle des Zuſammenſchlagens hinausgehen, wieder auseinander- weichen und abermals zuſammenſchlagen, bis ſie endlich nach mehrmaligem Hin- und Herſchwingen zur Ruhe kommen. Es iſt daher wohl möglich, daß die Dauer des Donners nur auf dieſem Verhalten beruht.
Befindet ſich der Beobachter von allen Stellen der Blitzbahn ziemlich gleich weit entfernt, ſo tritt der Donner als einfacher, ſcharfer Knall auf. Die Zeit,
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[157/0171]
ein; in dieſer Weiſe Getödtete findet man in derſelben Stellung, die ſie im Momente
des Schlages eingenommen hatten, und mit geöffneten Augen. An dem Körper
zeigen ſich keine inneren Verletzungen, aber auf der Haut finden ſich häufig Spuren
des Weges, welchen der Blitzſtrahl genommen hat. Es ſind dies blutunterlaufene
Stellen, die mitunter Veräſtelungen zeigen, ähnlich jenen der poſitiven Lichtenberg-
ſchen Figur. Nach Boudin werden in Frankreich alljährlich beiläufig 100 Perſonen
durch den Blitz getödtet.
Es ereignet ſich auch, daß Menſchen oder Thiere während eines Blitzſchlages,
ohne von dieſem getroffen zu ſein, doch eine Erſchütterung verſpüren, ja ſogar
getödtet werden. Es iſt dies die Wirkung des Rückſchlages, welche durch den
Blitz ebenſo hervorgerufen werden kann, wie durch die Entladungen einer elektriſchen
Batterie.
Zu den ſeltenen Erſcheinungen gehören die Schlangen- und die Kugelblitze;
durch einen Blitz letzterer Art wurde bekanntlich Richmann erſchlagen. Es ſind dies
Feuerkugeln, die bis zu 10 Secunden ſichtbar bleiben und dann mit heftigem
Knalle zerplatzen. Eine blitzartige Entladung ohne Donner iſt das Wetter-
leuchten. Dieſe Erſcheinung kann durch zweierlei Urſachen hervorgerufen ſein:
entweder iſt ſie nur der Widerſchein eines weit entfernten Gewitters und kann
daher auch bei wolkenloſem Himmel wahrgenommen werden, oder es iſt das ruhige,
büſchelartige Ausſtrömen von Elektricität aus Wolken.
Auch das Elmsfeuer (Hermesfeuer, auch Kaſtor und Pollux genannt) iſt
ebenfalls eine elektriſche Lichterſcheinung. Es beſteht aus kleinen, büſchelförmigen
Flämmchen, die ſich bei ſtark elektriſchem Zuſtande der Luft namentlich an ſpitzigen
oder kantigen Körpern aufſetzen. Gleichzeitig vernimmt man hierbei manchmal ein
Geräuſch, wie ſolches das Ausſtrömen der Elektricität aus Spitzen hervorbringt.
Der Blitz iſt gewöhnlich vom Donner begleitet; dieſer verdankt ſein Ent-
ſtehen dem gewaltſamen Zurückſchleudern der Luft durch den Blitzſtrahl. Die längere
Dauer des Donners ſchreibt man verſchiedenen Urſachen zu. Wie bereits erwähnt,
legt der Blitz oft einen Weg von mehr als 1000 Meter Länge zurück. In Folge
der Geſchwindigkeit des elektriſchen Funkens und der Fortpflanzung des Lichtes
ſehen wir den ganzen Weg gleichzeitig beleuchtet. Der Blitz wirft hierbei auf allen
Stellen ſeines Weges die Luft zurück und erregt daher überall Schallerſcheinungen;
dieſe pflanzen ſich aber bedeutend langſamer fort als das Licht, und daher gelangen
die von den einzelnen Punkten der Blitzbahn ausgehenden Schallwellen auch erſt
nacheinander in unſer Ohr, müſſen alſo eine länger andauernde Schallwirkung
hervorrufen. Die auf dieſer Grundlage berechnete Schalldauer iſt jedoch für die
Dauer des Donners in der Regel nicht ausreichend. Man nimmt daher an, daß
länger andauernde Donner durch Reflexionen der Schallwellen an Wolken, Fels-
wänden u. dergl. zu Stande kommen. Es kann aber auch ſein, daß das Zurück-
werfen der Luftmaſſen allein zur Erklärung des andauernden Donners ausreicht.
Die Luftmaſſen, welche durch den Blitz weggeſchleudert werden und dann wieder
zurückkehren, können nämlich nicht ſofort zur Ruhe kommen, ſondern werden viel-
mehr über die Stelle des Zuſammenſchlagens hinausgehen, wieder auseinander-
weichen und abermals zuſammenſchlagen, bis ſie endlich nach mehrmaligem Hin-
und Herſchwingen zur Ruhe kommen. Es iſt daher wohl möglich, daß die Dauer
des Donners nur auf dieſem Verhalten beruht.
Befindet ſich der Beobachter von allen Stellen der Blitzbahn ziemlich gleich
weit entfernt, ſo tritt der Donner als einfacher, ſcharfer Knall auf. Die Zeit,
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/171>, abgerufen am 21.11.2024.
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