Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Ob man sich nun für die eine oder die andere Erklärung entscheidet, in jedem
Falle wird man sich über nachstehendes Verhalten leicht Rechenschaft geben können.
Legt man auf irgend eine Stelle der Kuchenoberfläche einen etwa Centimeter breiten
Stanniolstreifen, welcher mit der nicht isolirt aufgestellten Form in leitender Ver-
bindung steht, so ist der Deckel, ohne daß man ihn vorher ableitend berührt, nach
dem Abheben positiv elektrisch. Der Stanniolstreifen stellt eine leitende Verbindung
zwischen der Erde einerseits, der Form und der Harzkuchenoberfläche andererseits
her. Der Harzkuchenoberfläche wird dadurch negative Elektricität an jener Stelle
entzogen, welche der Stanniolstreifen berührt; die Elektricität auf der übrigen Fläche
des Kuchens wird nahezu nicht beeinflußt, da, wie wir bereits wissen, Harze der
Bewegung der Elektricität einen sehr großen Widerstand entgegensetzen oder, mit
anderen Worten, Isolatoren sind. Ferner wird durch den Stanniolstreifen auch die
negative Elektricität der Form zur Erde abfließen, während die positive festgehalten
wird, beziehungsweise auf die untere Fläche des Harzkuchens übergeht. Setzt man
nun den Deckel auf den Kuchen, so wird auf diesen positive und negative Elek-
tricität influenzirt. Die positive wird durch die Anziehungskraft der negativen
der Harzfläche festgehalten, die negative Influenzelektricität hingegen in den ent-
ferntesten Theil des Deckels abgestoßen. Dieser liegt nun aber auf dem Stanniol-
streifen, welcher mit der Erde in Verbindung steht, folglich muß die negative
Influenzelektricität des Deckels durch den Stanniolstreifen zur Erde abfließen. Hebt
man jetzt den Deckel ab, so verbreitet sich natürlich die positive Influenzelektricität
über den ganzen Deckel und dieser erscheint also positiv elektrisch. Die Anbringung
des Stanniolstreifens erspart daher das lästige ableitende Berühren des Deckels,
welches sonst vor jedem Abheben erfolgen muß.

Wir haben noch jener Eigenschaft des Elektrophors zu gedenken, welcher er
seinen Namen verdankt, der so viel wie Elektricitätsträger bedeutet. Läßt man
nämlich den Elektrophor, nachdem man ihn elektrisirt und wieder mit einem Deckel
versehen hat, stehen, ohne daß man seine Form isolirt, so behält er monatelang
seinen elektrischen Zustand bei. Die Erklärung für dieses Verhalten ist darin zu
suchen, daß die negative Elektricität der Kuchenoberfläche einerseits und die positive
Elektricität am Deckel und an der Unterfläche des Kuchens andererseits sich gegenseitig
binden, daher die Zerstreuung erschweren; ferner ist die Berührung der Luft mit
der Harzoberfläche durch den aufgesetzten Deckel sehr vermindert und wird überdies
noch jene Luftschicht, welche sich zwischen Deckel und Harzoberfläche befindet, von
den einander entgegengesetzten Elektricitäten dieser beiden auch entgegengesetzt influenzirt,
weshalb sich hier eine gewissermaßen stagnirende Luftschicht bildet, die ebenfalls der
Zerstreuung der Harzelektricität entgegenwirkt. Die Eigenschaft selbst, den elektrischen
Zustand lange Zeit hindurch zu erhalten, nennt man Tenacität.

Gleichwie man sich bei der Elektricitätserregung durch Reibung nicht damit
begnügte, blos Glas- oder Harzstangen mit der Hand zu reiben, sondern eine
Maschine construirte, die gestattet, die Elektricitätserregung zu einem continuirlichen
Processe zu gestalten, ebenso versuchte man auch den Elektrophor in ähnlicher Weise
umzuformen. Die Maschinen, die in solcher Art entstanden, nennt man Infsuenz-
maschinen
oder nach Rieß Elektrophormaschinen. Holtz und Töpler gelangten
beinahe gleichzeitig zur praktischen Ausführung dieses Gedankens. Wie beim Elek-
trophor wird auch bei diesen Maschinen zuerst ein Bestandtheil derselben durch
Reiben elektrisirt; dieser elektrisirt durch Influenz andere Theile der Maschine, die
abwechselnd mit ihnen zusammengebracht und dann wieder voneinander entfernt

Ob man ſich nun für die eine oder die andere Erklärung entſcheidet, in jedem
Falle wird man ſich über nachſtehendes Verhalten leicht Rechenſchaft geben können.
Legt man auf irgend eine Stelle der Kuchenoberfläche einen etwa Centimeter breiten
Stanniolſtreifen, welcher mit der nicht iſolirt aufgeſtellten Form in leitender Ver-
bindung ſteht, ſo iſt der Deckel, ohne daß man ihn vorher ableitend berührt, nach
dem Abheben poſitiv elektriſch. Der Stanniolſtreifen ſtellt eine leitende Verbindung
zwiſchen der Erde einerſeits, der Form und der Harzkuchenoberfläche andererſeits
her. Der Harzkuchenoberfläche wird dadurch negative Elektricität an jener Stelle
entzogen, welche der Stanniolſtreifen berührt; die Elektricität auf der übrigen Fläche
des Kuchens wird nahezu nicht beeinflußt, da, wie wir bereits wiſſen, Harze der
Bewegung der Elektricität einen ſehr großen Widerſtand entgegenſetzen oder, mit
anderen Worten, Iſolatoren ſind. Ferner wird durch den Stanniolſtreifen auch die
negative Elektricität der Form zur Erde abfließen, während die poſitive feſtgehalten
wird, beziehungsweiſe auf die untere Fläche des Harzkuchens übergeht. Setzt man
nun den Deckel auf den Kuchen, ſo wird auf dieſen poſitive und negative Elek-
tricität influenzirt. Die poſitive wird durch die Anziehungskraft der negativen
der Harzfläche feſtgehalten, die negative Influenzelektricität hingegen in den ent-
fernteſten Theil des Deckels abgeſtoßen. Dieſer liegt nun aber auf dem Stanniol-
ſtreifen, welcher mit der Erde in Verbindung ſteht, folglich muß die negative
Influenzelektricität des Deckels durch den Stanniolſtreifen zur Erde abfließen. Hebt
man jetzt den Deckel ab, ſo verbreitet ſich natürlich die poſitive Influenzelektricität
über den ganzen Deckel und dieſer erſcheint alſo poſitiv elektriſch. Die Anbringung
des Stanniolſtreifens erſpart daher das läſtige ableitende Berühren des Deckels,
welches ſonſt vor jedem Abheben erfolgen muß.

Wir haben noch jener Eigenſchaft des Elektrophors zu gedenken, welcher er
ſeinen Namen verdankt, der ſo viel wie Elektricitätsträger bedeutet. Läßt man
nämlich den Elektrophor, nachdem man ihn elektriſirt und wieder mit einem Deckel
verſehen hat, ſtehen, ohne daß man ſeine Form iſolirt, ſo behält er monatelang
ſeinen elektriſchen Zuſtand bei. Die Erklärung für dieſes Verhalten iſt darin zu
ſuchen, daß die negative Elektricität der Kuchenoberfläche einerſeits und die poſitive
Elektricität am Deckel und an der Unterfläche des Kuchens andererſeits ſich gegenſeitig
binden, daher die Zerſtreuung erſchweren; ferner iſt die Berührung der Luft mit
der Harzoberfläche durch den aufgeſetzten Deckel ſehr vermindert und wird überdies
noch jene Luftſchicht, welche ſich zwiſchen Deckel und Harzoberfläche befindet, von
den einander entgegengeſetzten Elektricitäten dieſer beiden auch entgegengeſetzt influenzirt,
weshalb ſich hier eine gewiſſermaßen ſtagnirende Luftſchicht bildet, die ebenfalls der
Zerſtreuung der Harzelektricität entgegenwirkt. Die Eigenſchaft ſelbſt, den elektriſchen
Zuſtand lange Zeit hindurch zu erhalten, nennt man Tenacität.

Gleichwie man ſich bei der Elektricitätserregung durch Reibung nicht damit
begnügte, blos Glas- oder Harzſtangen mit der Hand zu reiben, ſondern eine
Maſchine conſtruirte, die geſtattet, die Elektricitätserregung zu einem continuirlichen
Proceſſe zu geſtalten, ebenſo verſuchte man auch den Elektrophor in ähnlicher Weiſe
umzuformen. Die Maſchinen, die in ſolcher Art entſtanden, nennt man Infſuenz-
maſchinen
oder nach Rieß Elektrophormaſchinen. Holtz und Töpler gelangten
beinahe gleichzeitig zur praktiſchen Ausführung dieſes Gedankens. Wie beim Elek-
trophor wird auch bei dieſen Maſchinen zuerſt ein Beſtandtheil derſelben durch
Reiben elektriſirt; dieſer elektriſirt durch Influenz andere Theile der Maſchine, die
abwechſelnd mit ihnen zuſammengebracht und dann wieder voneinander entfernt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0119" n="105"/>
              <p>Ob man &#x017F;ich nun für die eine oder die andere Erklärung ent&#x017F;cheidet, in jedem<lb/>
Falle wird man &#x017F;ich über nach&#x017F;tehendes Verhalten leicht Rechen&#x017F;chaft geben können.<lb/>
Legt man auf irgend eine Stelle der Kuchenoberfläche einen etwa Centimeter breiten<lb/>
Stanniol&#x017F;treifen, welcher mit der nicht i&#x017F;olirt aufge&#x017F;tellten Form in leitender Ver-<lb/>
bindung &#x017F;teht, &#x017F;o i&#x017F;t der Deckel, ohne daß man ihn vorher ableitend berührt, nach<lb/>
dem Abheben po&#x017F;itiv elektri&#x017F;ch. Der <choice><sic>Stanniol&#x017F;treifeu</sic><corr>Stanniol&#x017F;treifen</corr></choice> &#x017F;tellt eine leitende Verbindung<lb/>
zwi&#x017F;chen der Erde einer&#x017F;eits, der Form und der Harzkuchenoberfläche anderer&#x017F;eits<lb/>
her. Der Harzkuchenoberfläche wird dadurch negative Elektricität an jener Stelle<lb/>
entzogen, welche der Stanniol&#x017F;treifen berührt; die Elektricität auf der übrigen Fläche<lb/>
des Kuchens wird nahezu nicht beeinflußt, da, wie wir bereits wi&#x017F;&#x017F;en, Harze der<lb/>
Bewegung der Elektricität einen &#x017F;ehr großen Wider&#x017F;tand entgegen&#x017F;etzen oder, mit<lb/>
anderen Worten, I&#x017F;olatoren &#x017F;ind. Ferner wird durch den Stanniol&#x017F;treifen auch die<lb/>
negative Elektricität der <hi rendition="#g">Form</hi> zur Erde abfließen, während die po&#x017F;itive fe&#x017F;tgehalten<lb/>
wird, beziehungswei&#x017F;e auf die untere Fläche des Harzkuchens übergeht. Setzt man<lb/>
nun den Deckel auf den Kuchen, &#x017F;o wird auf die&#x017F;en po&#x017F;itive und negative Elek-<lb/>
tricität influenzirt. Die po&#x017F;itive wird durch die Anziehungskraft der negativen<lb/>
der Harzfläche fe&#x017F;tgehalten, die negative Influenzelektricität hingegen in den ent-<lb/>
fernte&#x017F;ten Theil des Deckels abge&#x017F;toßen. Die&#x017F;er liegt nun aber auf dem Stanniol-<lb/>
&#x017F;treifen, welcher mit der Erde in Verbindung &#x017F;teht, folglich muß die negative<lb/>
Influenzelektricität des Deckels durch den Stanniol&#x017F;treifen zur Erde abfließen. Hebt<lb/>
man jetzt den Deckel ab, &#x017F;o verbreitet &#x017F;ich natürlich die po&#x017F;itive Influenzelektricität<lb/>
über den ganzen Deckel und die&#x017F;er er&#x017F;cheint al&#x017F;o po&#x017F;itiv elektri&#x017F;ch. Die Anbringung<lb/>
des Stanniol&#x017F;treifens er&#x017F;part daher das lä&#x017F;tige ableitende Berühren des Deckels,<lb/>
welches &#x017F;on&#x017F;t vor jedem Abheben erfolgen muß.</p><lb/>
              <p>Wir haben noch jener Eigen&#x017F;chaft des Elektrophors zu gedenken, welcher er<lb/>
&#x017F;einen Namen verdankt, der &#x017F;o viel wie Elektricitätsträger bedeutet. Läßt man<lb/>
nämlich den Elektrophor, nachdem man ihn elektri&#x017F;irt und wieder mit einem Deckel<lb/>
ver&#x017F;ehen hat, &#x017F;tehen, ohne daß man &#x017F;eine Form i&#x017F;olirt, &#x017F;o behält er monatelang<lb/>
&#x017F;einen elektri&#x017F;chen Zu&#x017F;tand bei. Die Erklärung für die&#x017F;es Verhalten i&#x017F;t darin zu<lb/>
&#x017F;uchen, daß die negative Elektricität der Kuchenoberfläche einer&#x017F;eits und die po&#x017F;itive<lb/>
Elektricität am Deckel und an der Unterfläche des Kuchens anderer&#x017F;eits &#x017F;ich gegen&#x017F;eitig<lb/>
binden, daher die Zer&#x017F;treuung er&#x017F;chweren; ferner i&#x017F;t die Berührung der Luft mit<lb/>
der Harzoberfläche durch den aufge&#x017F;etzten Deckel &#x017F;ehr vermindert und wird überdies<lb/>
noch jene Luft&#x017F;chicht, welche &#x017F;ich zwi&#x017F;chen Deckel und Harzoberfläche befindet, von<lb/>
den einander entgegenge&#x017F;etzten Elektricitäten die&#x017F;er beiden auch entgegenge&#x017F;etzt influenzirt,<lb/>
weshalb &#x017F;ich hier eine gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen &#x017F;tagnirende Luft&#x017F;chicht bildet, die ebenfalls der<lb/>
Zer&#x017F;treuung der Harzelektricität entgegenwirkt. Die Eigen&#x017F;chaft &#x017F;elb&#x017F;t, den elektri&#x017F;chen<lb/>
Zu&#x017F;tand lange Zeit hindurch zu erhalten, nennt man <hi rendition="#g">Tenacität</hi>.</p><lb/>
              <p>Gleichwie man &#x017F;ich bei der Elektricitätserregung durch Reibung nicht damit<lb/>
begnügte, blos Glas- oder Harz&#x017F;tangen mit der Hand zu reiben, &#x017F;ondern eine<lb/>
Ma&#x017F;chine con&#x017F;truirte, die ge&#x017F;tattet, die Elektricitätserregung zu einem continuirlichen<lb/>
Proce&#x017F;&#x017F;e zu ge&#x017F;talten, eben&#x017F;o ver&#x017F;uchte man auch den Elektrophor in ähnlicher Wei&#x017F;e<lb/>
umzuformen. Die Ma&#x017F;chinen, die in &#x017F;olcher Art ent&#x017F;tanden, nennt man <hi rendition="#b">Inf&#x017F;uenz-<lb/>
ma&#x017F;chinen</hi> oder nach Rieß <hi rendition="#g">Elektrophorma&#x017F;chinen. Holtz</hi> und <hi rendition="#g">Töpler</hi> gelangten<lb/>
beinahe gleichzeitig zur prakti&#x017F;chen Ausführung die&#x017F;es Gedankens. Wie beim Elek-<lb/>
trophor wird auch bei die&#x017F;en Ma&#x017F;chinen zuer&#x017F;t ein Be&#x017F;tandtheil der&#x017F;elben durch<lb/>
Reiben elektri&#x017F;irt; die&#x017F;er elektri&#x017F;irt durch Influenz andere Theile der Ma&#x017F;chine, die<lb/>
abwech&#x017F;elnd mit ihnen zu&#x017F;ammengebracht und dann wieder voneinander entfernt<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0119] Ob man ſich nun für die eine oder die andere Erklärung entſcheidet, in jedem Falle wird man ſich über nachſtehendes Verhalten leicht Rechenſchaft geben können. Legt man auf irgend eine Stelle der Kuchenoberfläche einen etwa Centimeter breiten Stanniolſtreifen, welcher mit der nicht iſolirt aufgeſtellten Form in leitender Ver- bindung ſteht, ſo iſt der Deckel, ohne daß man ihn vorher ableitend berührt, nach dem Abheben poſitiv elektriſch. Der Stanniolſtreifen ſtellt eine leitende Verbindung zwiſchen der Erde einerſeits, der Form und der Harzkuchenoberfläche andererſeits her. Der Harzkuchenoberfläche wird dadurch negative Elektricität an jener Stelle entzogen, welche der Stanniolſtreifen berührt; die Elektricität auf der übrigen Fläche des Kuchens wird nahezu nicht beeinflußt, da, wie wir bereits wiſſen, Harze der Bewegung der Elektricität einen ſehr großen Widerſtand entgegenſetzen oder, mit anderen Worten, Iſolatoren ſind. Ferner wird durch den Stanniolſtreifen auch die negative Elektricität der Form zur Erde abfließen, während die poſitive feſtgehalten wird, beziehungsweiſe auf die untere Fläche des Harzkuchens übergeht. Setzt man nun den Deckel auf den Kuchen, ſo wird auf dieſen poſitive und negative Elek- tricität influenzirt. Die poſitive wird durch die Anziehungskraft der negativen der Harzfläche feſtgehalten, die negative Influenzelektricität hingegen in den ent- fernteſten Theil des Deckels abgeſtoßen. Dieſer liegt nun aber auf dem Stanniol- ſtreifen, welcher mit der Erde in Verbindung ſteht, folglich muß die negative Influenzelektricität des Deckels durch den Stanniolſtreifen zur Erde abfließen. Hebt man jetzt den Deckel ab, ſo verbreitet ſich natürlich die poſitive Influenzelektricität über den ganzen Deckel und dieſer erſcheint alſo poſitiv elektriſch. Die Anbringung des Stanniolſtreifens erſpart daher das läſtige ableitende Berühren des Deckels, welches ſonſt vor jedem Abheben erfolgen muß. Wir haben noch jener Eigenſchaft des Elektrophors zu gedenken, welcher er ſeinen Namen verdankt, der ſo viel wie Elektricitätsträger bedeutet. Läßt man nämlich den Elektrophor, nachdem man ihn elektriſirt und wieder mit einem Deckel verſehen hat, ſtehen, ohne daß man ſeine Form iſolirt, ſo behält er monatelang ſeinen elektriſchen Zuſtand bei. Die Erklärung für dieſes Verhalten iſt darin zu ſuchen, daß die negative Elektricität der Kuchenoberfläche einerſeits und die poſitive Elektricität am Deckel und an der Unterfläche des Kuchens andererſeits ſich gegenſeitig binden, daher die Zerſtreuung erſchweren; ferner iſt die Berührung der Luft mit der Harzoberfläche durch den aufgeſetzten Deckel ſehr vermindert und wird überdies noch jene Luftſchicht, welche ſich zwiſchen Deckel und Harzoberfläche befindet, von den einander entgegengeſetzten Elektricitäten dieſer beiden auch entgegengeſetzt influenzirt, weshalb ſich hier eine gewiſſermaßen ſtagnirende Luftſchicht bildet, die ebenfalls der Zerſtreuung der Harzelektricität entgegenwirkt. Die Eigenſchaft ſelbſt, den elektriſchen Zuſtand lange Zeit hindurch zu erhalten, nennt man Tenacität. Gleichwie man ſich bei der Elektricitätserregung durch Reibung nicht damit begnügte, blos Glas- oder Harzſtangen mit der Hand zu reiben, ſondern eine Maſchine conſtruirte, die geſtattet, die Elektricitätserregung zu einem continuirlichen Proceſſe zu geſtalten, ebenſo verſuchte man auch den Elektrophor in ähnlicher Weiſe umzuformen. Die Maſchinen, die in ſolcher Art entſtanden, nennt man Infſuenz- maſchinen oder nach Rieß Elektrophormaſchinen. Holtz und Töpler gelangten beinahe gleichzeitig zur praktiſchen Ausführung dieſes Gedankens. Wie beim Elek- trophor wird auch bei dieſen Maſchinen zuerſt ein Beſtandtheil derſelben durch Reiben elektriſirt; dieſer elektriſirt durch Influenz andere Theile der Maſchine, die abwechſelnd mit ihnen zuſammengebracht und dann wieder voneinander entfernt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/119
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/119>, abgerufen am 17.05.2024.