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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Leider stellte sich auch hiermit die Aufgabe keineswegs als gelöst heraus;
die Isolation verschlechterte sich von Tag zu Tag und vom 1. September an
versagte das Kabel ganz. War nun auch durch die bisherigen Arbeiten und
Anstrengungen das gesteckte Ziel nicht erreicht, so glaubte man aus den dabei
gemachten Erfahrungen doch den Schluß ziehen zu sollen, daß die Herstellung
eines transatlantischen Kabels endlich doch
gelingen müsse. Die Gesellschaft pflegte daher
neuerdings eingehende Untersuchungen, eine
bedeutende Anzahl von Gelehrten und Prak-
tikern wurde über die Ausführung des Unter-
nehmens befragt und das hierdurch erhaltene
umfangreiche Material in einen umfassenden
Bericht zusammengestellt. Nachdem auch die
finanziellen Mittel gesichert waren, wurde die
Einreichung von Probekabeln ausgeschrieben;
die von der Firma Glaß, Elliot & Comp.
eingesandte Probe erkannte man als die ent-
sprechendste und beauftragte daher die genannte
Firma mit der Herstellung eines 4266 Kilo-
meter langen Kabels. Seine Zusammensetzung
ist aus Fig. 760 zu ersehen. Das Uferkabel
wurde noch mit einer zweiten Hanfhülle und
zwölf dreidrähtigen Eisendrahtlitzen umgeben.
Zur Legung des Kabels benützte man nicht
mehr die bei den früheren Expeditionen ver-
wendeten Schiffe, sondern das riesige Kabel-
schiff "Great Eastern" (211 Meter Länge,
25 Meter Breite und 18 Meter Höhe). Die
Bemannung bestand aus 500 Leuten, darunter
120 Elektriker und Ingenieure, 179 Maschi-
nisten und Heizer und 115 Seeleute. Zur
Bewegung des Schiffes dienten zwei Schaufel-
räder von 19 Meter Durchmesser und eine
Schiffsschraube von 6 Meter Durchmesser. Die
Raddampfmaschine hat 1000, die Schrauben-
maschine 1600 Pferdekräfte; 10 Dampfkesseln
und 112 Feuerungen mit fünf Schornsteinen
dienten zum Betriebe dieser Maschinen.*) Die
Leitung aller auf die Kabellegung bezüg-
lichen Arbeiten leitete Canning.

Am 21. Juli wurde das Erd- und
Küstenkabel verlegt, am 23. Juli das

[Abbildung] Fig. 760.

Atlantisches Kabel.

Ende desselben mit dem Tiefseekabel verbunden und die Verlegung dieses von
Irland aus begonnen. Nach Behebung mehrerer Fehler hatte man am 29. Juli
schon 1326 Kilometer Kabel versenkt, als abermals ein Fehler entdeckt wurde. Bei
Ausbesserung desselben fand man ein quer durch das Kabel gestecktes Stück Eisen-

*) Hartleben's "Elektro-technische Bibliothek", XXVI.

Leider ſtellte ſich auch hiermit die Aufgabe keineswegs als gelöſt heraus;
die Iſolation verſchlechterte ſich von Tag zu Tag und vom 1. September an
verſagte das Kabel ganz. War nun auch durch die bisherigen Arbeiten und
Anſtrengungen das geſteckte Ziel nicht erreicht, ſo glaubte man aus den dabei
gemachten Erfahrungen doch den Schluß ziehen zu ſollen, daß die Herſtellung
eines transatlantiſchen Kabels endlich doch
gelingen müſſe. Die Geſellſchaft pflegte daher
neuerdings eingehende Unterſuchungen, eine
bedeutende Anzahl von Gelehrten und Prak-
tikern wurde über die Ausführung des Unter-
nehmens befragt und das hierdurch erhaltene
umfangreiche Material in einen umfaſſenden
Bericht zuſammengeſtellt. Nachdem auch die
finanziellen Mittel geſichert waren, wurde die
Einreichung von Probekabeln ausgeſchrieben;
die von der Firma Glaß, Elliot & Comp.
eingeſandte Probe erkannte man als die ent-
ſprechendſte und beauftragte daher die genannte
Firma mit der Herſtellung eines 4266 Kilo-
meter langen Kabels. Seine Zuſammenſetzung
iſt aus Fig. 760 zu erſehen. Das Uferkabel
wurde noch mit einer zweiten Hanfhülle und
zwölf dreidrähtigen Eiſendrahtlitzen umgeben.
Zur Legung des Kabels benützte man nicht
mehr die bei den früheren Expeditionen ver-
wendeten Schiffe, ſondern das rieſige Kabel-
ſchiff „Great Eaſtern“ (211 Meter Länge,
25 Meter Breite und 18 Meter Höhe). Die
Bemannung beſtand aus 500 Leuten, darunter
120 Elektriker und Ingenieure, 179 Maſchi-
niſten und Heizer und 115 Seeleute. Zur
Bewegung des Schiffes dienten zwei Schaufel-
räder von 19 Meter Durchmeſſer und eine
Schiffsſchraube von 6 Meter Durchmeſſer. Die
Raddampfmaſchine hat 1000, die Schrauben-
maſchine 1600 Pferdekräfte; 10 Dampfkeſſeln
und 112 Feuerungen mit fünf Schornſteinen
dienten zum Betriebe dieſer Maſchinen.*) Die
Leitung aller auf die Kabellegung bezüg-
lichen Arbeiten leitete Canning.

Am 21. Juli wurde das Erd- und
Küſtenkabel verlegt, am 23. Juli das

[Abbildung] Fig. 760.

Atlantiſches Kabel.

Ende desſelben mit dem Tiefſeekabel verbunden und die Verlegung dieſes von
Irland aus begonnen. Nach Behebung mehrerer Fehler hatte man am 29. Juli
ſchon 1326 Kilometer Kabel verſenkt, als abermals ein Fehler entdeckt wurde. Bei
Ausbeſſerung desſelben fand man ein quer durch das Kabel geſtecktes Stück Eiſen-

*) Hartleben’s „Elektro-techniſche Bibliothek“, XXVI.
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[1001/1015] Leider ſtellte ſich auch hiermit die Aufgabe keineswegs als gelöſt heraus; die Iſolation verſchlechterte ſich von Tag zu Tag und vom 1. September an verſagte das Kabel ganz. War nun auch durch die bisherigen Arbeiten und Anſtrengungen das geſteckte Ziel nicht erreicht, ſo glaubte man aus den dabei gemachten Erfahrungen doch den Schluß ziehen zu ſollen, daß die Herſtellung eines transatlantiſchen Kabels endlich doch gelingen müſſe. Die Geſellſchaft pflegte daher neuerdings eingehende Unterſuchungen, eine bedeutende Anzahl von Gelehrten und Prak- tikern wurde über die Ausführung des Unter- nehmens befragt und das hierdurch erhaltene umfangreiche Material in einen umfaſſenden Bericht zuſammengeſtellt. Nachdem auch die finanziellen Mittel geſichert waren, wurde die Einreichung von Probekabeln ausgeſchrieben; die von der Firma Glaß, Elliot & Comp. eingeſandte Probe erkannte man als die ent- ſprechendſte und beauftragte daher die genannte Firma mit der Herſtellung eines 4266 Kilo- meter langen Kabels. Seine Zuſammenſetzung iſt aus Fig. 760 zu erſehen. Das Uferkabel wurde noch mit einer zweiten Hanfhülle und zwölf dreidrähtigen Eiſendrahtlitzen umgeben. Zur Legung des Kabels benützte man nicht mehr die bei den früheren Expeditionen ver- wendeten Schiffe, ſondern das rieſige Kabel- ſchiff „Great Eaſtern“ (211 Meter Länge, 25 Meter Breite und 18 Meter Höhe). Die Bemannung beſtand aus 500 Leuten, darunter 120 Elektriker und Ingenieure, 179 Maſchi- niſten und Heizer und 115 Seeleute. Zur Bewegung des Schiffes dienten zwei Schaufel- räder von 19 Meter Durchmeſſer und eine Schiffsſchraube von 6 Meter Durchmeſſer. Die Raddampfmaſchine hat 1000, die Schrauben- maſchine 1600 Pferdekräfte; 10 Dampfkeſſeln und 112 Feuerungen mit fünf Schornſteinen dienten zum Betriebe dieſer Maſchinen. *) Die Leitung aller auf die Kabellegung bezüg- lichen Arbeiten leitete Canning. Am 21. Juli wurde das Erd- und Küſtenkabel verlegt, am 23. Juli das [Abbildung Fig. 760. Atlantiſches Kabel.] Ende desſelben mit dem Tiefſeekabel verbunden und die Verlegung dieſes von Irland aus begonnen. Nach Behebung mehrerer Fehler hatte man am 29. Juli ſchon 1326 Kilometer Kabel verſenkt, als abermals ein Fehler entdeckt wurde. Bei Ausbeſſerung desſelben fand man ein quer durch das Kabel geſtecktes Stück Eiſen- *) Hartleben’s „Elektro-techniſche Bibliothek“, XXVI.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 1001. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/1015>, abgerufen am 23.11.2024.