Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 25.

Nun führe ich meine Leser wiederum in ein
gantz besonderes Fach. Die Materie, welche
ich ietzo vorgetragen habe, ist eine logicalische
Materie. Nun aber thue ich einen Sprung
in die Artzneywissenschaft. Jch muß nunmeh-
ro meinen Untersatz erweisen und hierzu habe
ich lauter Erfahrungen nöthig die in die Artz-
neykunst schlagen. Durch Anführung so ver-
schiedener Observationen, werde ich im Stan-
de seyn, hoffentlich alle die Fragen zu beant-
worten, die wir in den schönen Werck des
Hrn. v. Fenelon: De l' existence de Dieu,
Chap. XLV. pag.
59 finden, und die ich ihrer
Schönheit wegen hier nicht unangeführt lassen
kan. Er sagt: D' ou vient que des Etres si
dissemblables, sont si intimement vnis en-
semble dans l' homme? D' ou vient que les
mouvemens du Corps donnent si promte-
ment & si infailliblement certaines pensees
a l'ame? D' ou vient que les pensees de
l' ame donnent si promtement & si in-
failliblement certains mouvemens au corps?
D' ou vient cette societe si reguliere de
soixante-dix ou quatre vingt ans, sans au-
cune interruption?
Dieser grosse Mann be-
antwortet sich in der That diese Fragen selber
indem er pag. 60 spricht: Rien n' est plus
absolu que l' empire de l' esprit sur le corps.
L' esprit veut: & tous les membres du corps
se remuent a l' instant, comme s' ils etoient

en-
§. 25.

Nun fuͤhre ich meine Leſer wiederum in ein
gantz beſonderes Fach. Die Materie, welche
ich ietzo vorgetragen habe, iſt eine logicaliſche
Materie. Nun aber thue ich einen Sprung
in die Artzneywiſſenſchaft. Jch muß nunmeh-
ro meinen Unterſatz erweiſen und hierzu habe
ich lauter Erfahrungen noͤthig die in die Artz-
neykunſt ſchlagen. Durch Anfuͤhrung ſo ver-
ſchiedener Obſervationen, werde ich im Stan-
de ſeyn, hoffentlich alle die Fragen zu beant-
worten, die wir in den ſchoͤnen Werck des
Hrn. v. Fenelon: De l’ exiſtence de Dieu,
Chap. XLV. pag.
59 finden, und die ich ihrer
Schoͤnheit wegen hier nicht unangefuͤhrt laſſen
kan. Er ſagt: D’ ou vient que des Etres ſi
diſſemblables, ſont ſi intimement vnis en-
ſemble dans l’ homme? D’ ou vient que les
mouvemens du Corps donnent ſi promte-
ment & ſi infailliblement certaines penſées
à l’ame? D’ ou vient que les penſées de
l’ ame donnent ſi promtement & ſi in-
failliblement certains mouvemens au corps?
D’ ou vient cette ſocieté ſi reguliére de
ſoixante-dix ou quatre vingt ans, ſans au-
cune interruption?
Dieſer groſſe Mann be-
antwortet ſich in der That dieſe Fragen ſelber
indem er pag. 60 ſpricht: Rien n’ eſt plus
abſolu que l’ empire de l’ eſprit ſur le corps.
L’ eſprit veut: & tous les membres du corps
ſe remuent a l’ inſtant, comme ſ’ ils etoient

en-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0092" n="62"/>
        <div n="2">
          <head>§. 25.</head><lb/>
          <p>Nun fu&#x0364;hre ich <hi rendition="#fr">meine Le&#x017F;er</hi> wiederum in ein<lb/>
gantz be&#x017F;onderes Fach. Die Materie, welche<lb/>
ich ietzo vorgetragen habe, i&#x017F;t eine logicali&#x017F;che<lb/>
Materie. Nun aber thue ich einen Sprung<lb/>
in die Artzneywi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft. Jch muß nunmeh-<lb/>
ro meinen Unter&#x017F;atz erwei&#x017F;en und hierzu habe<lb/>
ich lauter Erfahrungen no&#x0364;thig die in die Artz-<lb/>
neykun&#x017F;t &#x017F;chlagen. Durch Anfu&#x0364;hrung &#x017F;o ver-<lb/>
&#x017F;chiedener Ob&#x017F;ervationen, werde ich im Stan-<lb/>
de &#x017F;eyn, hoffentlich alle die Fragen zu beant-<lb/>
worten, die wir in den &#x017F;cho&#x0364;nen Werck des<lb/>
Hrn. v. <hi rendition="#fr">Fenelon:</hi> <hi rendition="#aq">De l&#x2019; exi&#x017F;tence de Dieu,<lb/>
Chap. XLV. pag.</hi> 59 finden, und die ich ihrer<lb/>
Scho&#x0364;nheit wegen hier nicht unangefu&#x0364;hrt la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
kan. Er &#x017F;agt: <hi rendition="#aq">D&#x2019; ou vient que des Etres &#x017F;i<lb/>
di&#x017F;&#x017F;emblables, &#x017F;ont &#x017F;i intimement vnis en-<lb/>
&#x017F;emble dans l&#x2019; homme? D&#x2019; ou vient que les<lb/>
mouvemens du Corps donnent &#x017F;i promte-<lb/>
ment &amp; &#x017F;i infailliblement certaines pen&#x017F;ées<lb/>
à l&#x2019;ame? D&#x2019; ou vient que les pen&#x017F;ées de<lb/>
l&#x2019; ame donnent &#x017F;i promtement &amp; &#x017F;i in-<lb/>
failliblement certains mouvemens au corps?<lb/>
D&#x2019; ou vient cette &#x017F;ocieté &#x017F;i reguliére de<lb/>
&#x017F;oixante-dix ou quatre vingt ans, &#x017F;ans au-<lb/>
cune interruption?</hi> Die&#x017F;er gro&#x017F;&#x017F;e Mann be-<lb/>
antwortet &#x017F;ich in der That die&#x017F;e Fragen &#x017F;elber<lb/>
indem er <hi rendition="#aq">pag.</hi> 60 &#x017F;pricht: <hi rendition="#aq">Rien n&#x2019; e&#x017F;t plus<lb/>
ab&#x017F;olu que l&#x2019; empire de l&#x2019; e&#x017F;prit &#x017F;ur le corps.<lb/>
L&#x2019; e&#x017F;prit veut: &amp; tous les membres du corps<lb/>
&#x017F;e remuent a l&#x2019; in&#x017F;tant, comme &#x017F;&#x2019; ils etoient</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">en-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0092] §. 25. Nun fuͤhre ich meine Leſer wiederum in ein gantz beſonderes Fach. Die Materie, welche ich ietzo vorgetragen habe, iſt eine logicaliſche Materie. Nun aber thue ich einen Sprung in die Artzneywiſſenſchaft. Jch muß nunmeh- ro meinen Unterſatz erweiſen und hierzu habe ich lauter Erfahrungen noͤthig die in die Artz- neykunſt ſchlagen. Durch Anfuͤhrung ſo ver- ſchiedener Obſervationen, werde ich im Stan- de ſeyn, hoffentlich alle die Fragen zu beant- worten, die wir in den ſchoͤnen Werck des Hrn. v. Fenelon: De l’ exiſtence de Dieu, Chap. XLV. pag. 59 finden, und die ich ihrer Schoͤnheit wegen hier nicht unangefuͤhrt laſſen kan. Er ſagt: D’ ou vient que des Etres ſi diſſemblables, ſont ſi intimement vnis en- ſemble dans l’ homme? D’ ou vient que les mouvemens du Corps donnent ſi promte- ment & ſi infailliblement certaines penſées à l’ame? D’ ou vient que les penſées de l’ ame donnent ſi promtement & ſi in- failliblement certains mouvemens au corps? D’ ou vient cette ſocieté ſi reguliére de ſoixante-dix ou quatre vingt ans, ſans au- cune interruption? Dieſer groſſe Mann be- antwortet ſich in der That dieſe Fragen ſelber indem er pag. 60 ſpricht: Rien n’ eſt plus abſolu que l’ empire de l’ eſprit ſur le corps. L’ eſprit veut: & tous les membres du corps ſe remuent a l’ inſtant, comme ſ’ ils etoient en-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/92
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/92>, abgerufen am 18.12.2024.