Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

glaubte, daß es bekandt genug sey, weil sich
iederman dieses Schlusses bedienet. Es ist
wahr, er ist nicht allgemein. Jch dürfte nur
im erstern Exempel die Sonne B und das Licht
A nennen; so würde folgen, daß A die Ursach
von B sey, also daß das Licht die Sonne wür-
cke. Es sey A die Arbeit eines Künstlers der
eine Uhr verfertiget; Es sey B die Uhr; so wä-
re, weil A allemal mit B verbunden, und weil
B niemals entstünde, wenn A nicht zugegen
wäre, A die Ursach von B. Verwechselt aber
die Buchstaben und es sey B die Arbeit des
Künstlers, A aber die Uhr; so würde nach eben
dem Schlusse folgen, daß die Uhr die würcken-
de Ursach der Arbeit des Künstlers sey. Alles
dieses muß man zugeben, allein dem ohngeach-
tet hat man nichts verloren. Dieser Schluß
soll keinesweges unzweifelhaft erweisen; son-
dern er soll nur wahrscheinlich machen, daß A
die Ursache von B sey. Wenn man ihn dero-
halben läugnen und verwerffen wolte; so müste
man zu gleicher Zeit behaupten, daß die Leute
alle falsch geschlossen hätten, welche glaubten,
die Sonne sey die Ursache des Lichts, und die
dieses auf keine andre Art als mit diesem
Schlusse erweisen können.

§. 19.

Damit wir nun die Sache etwas gewisser
machen mögen; so wollen wir ietzo nur den
Satz also einschräncken: Wenn A ist und B
ist alsdenn auch, wenn A nicht ist, und B

ist
E 5

glaubte, daß es bekandt genug ſey, weil ſich
iederman dieſes Schluſſes bedienet. Es iſt
wahr, er iſt nicht allgemein. Jch duͤrfte nur
im erſtern Exempel die Sonne B und das Licht
A nennen; ſo wuͤrde folgen, daß A die Urſach
von B ſey, alſo daß das Licht die Sonne wuͤr-
cke. Es ſey A die Arbeit eines Kuͤnſtlers der
eine Uhr verfertiget; Es ſey B die Uhr; ſo waͤ-
re, weil A allemal mit B verbunden, und weil
B niemals entſtuͤnde, wenn A nicht zugegen
waͤre, A die Urſach von B. Verwechſelt aber
die Buchſtaben und es ſey B die Arbeit des
Kuͤnſtlers, A aber die Uhr; ſo wuͤrde nach eben
dem Schluſſe folgen, daß die Uhr die wuͤrcken-
de Urſach der Arbeit des Kuͤnſtlers ſey. Alles
dieſes muß man zugeben, allein dem ohngeach-
tet hat man nichts verloren. Dieſer Schluß
ſoll keinesweges unzweifelhaft erweiſen; ſon-
dern er ſoll nur wahrſcheinlich machen, daß A
die Urſache von B ſey. Wenn man ihn dero-
halben laͤugnen und verwerffen wolte; ſo muͤſte
man zu gleicher Zeit behaupten, daß die Leute
alle falſch geſchloſſen haͤtten, welche glaubten,
die Sonne ſey die Urſache des Lichts, und die
dieſes auf keine andre Art als mit dieſem
Schluſſe erweiſen koͤnnen.

§. 19.

Damit wir nun die Sache etwas gewiſſer
machen moͤgen; ſo wollen wir ietzo nur den
Satz alſo einſchraͤncken: Wenn A iſt und B
iſt alsdenn auch, wenn A nicht iſt, und B

iſt
E 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0077" n="47"/>
glaubte, daß es bekandt genug &#x017F;ey, weil &#x017F;ich<lb/>
iederman die&#x017F;es Schlu&#x017F;&#x017F;es bedienet. Es i&#x017F;t<lb/>
wahr, er i&#x017F;t nicht allgemein. Jch du&#x0364;rfte nur<lb/>
im er&#x017F;tern Exempel die Sonne <hi rendition="#aq">B</hi> und das Licht<lb/><hi rendition="#aq">A</hi> nennen; &#x017F;o wu&#x0364;rde folgen, daß <hi rendition="#aq">A</hi> die Ur&#x017F;ach<lb/>
von <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ey, al&#x017F;o daß das Licht die Sonne wu&#x0364;r-<lb/>
cke. Es &#x017F;ey <hi rendition="#aq">A</hi> die Arbeit eines Ku&#x0364;n&#x017F;tlers der<lb/>
eine Uhr verfertiget; Es &#x017F;ey <hi rendition="#aq">B</hi> die Uhr; &#x017F;o wa&#x0364;-<lb/>
re, weil <hi rendition="#aq">A</hi> allemal mit <hi rendition="#aq">B</hi> verbunden, und weil<lb/><hi rendition="#aq">B</hi> niemals ent&#x017F;tu&#x0364;nde, wenn <hi rendition="#aq">A</hi> nicht zugegen<lb/>
wa&#x0364;re, <hi rendition="#aq">A</hi> die Ur&#x017F;ach von <hi rendition="#aq">B.</hi> Verwech&#x017F;elt aber<lb/>
die Buch&#x017F;taben und es &#x017F;ey <hi rendition="#aq">B</hi> die Arbeit des<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;tlers, <hi rendition="#aq">A</hi> aber die Uhr; &#x017F;o wu&#x0364;rde nach eben<lb/>
dem Schlu&#x017F;&#x017F;e folgen, daß die Uhr die wu&#x0364;rcken-<lb/>
de Ur&#x017F;ach der Arbeit des Ku&#x0364;n&#x017F;tlers &#x017F;ey. Alles<lb/>
die&#x017F;es muß man zugeben, allein dem ohngeach-<lb/>
tet hat man nichts verloren. Die&#x017F;er Schluß<lb/>
&#x017F;oll keinesweges unzweifelhaft erwei&#x017F;en; &#x017F;on-<lb/>
dern er &#x017F;oll nur wahr&#x017F;cheinlich machen, daß <hi rendition="#aq">A</hi><lb/>
die Ur&#x017F;ache von <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ey. Wenn man ihn dero-<lb/>
halben la&#x0364;ugnen und verwerffen wolte; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
man zu gleicher Zeit behaupten, daß die Leute<lb/>
alle fal&#x017F;ch ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten, welche glaubten,<lb/>
die Sonne &#x017F;ey die Ur&#x017F;ache des Lichts, und die<lb/>
die&#x017F;es auf keine andre Art als mit die&#x017F;em<lb/>
Schlu&#x017F;&#x017F;e erwei&#x017F;en ko&#x0364;nnen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 19.</head><lb/>
          <p>Damit wir nun die Sache etwas gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
machen mo&#x0364;gen; &#x017F;o wollen wir ietzo nur den<lb/>
Satz al&#x017F;o ein&#x017F;chra&#x0364;ncken: <hi rendition="#fr">Wenn</hi> <hi rendition="#aq">A</hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t und</hi> <hi rendition="#aq">B</hi><lb/><hi rendition="#fr">i&#x017F;t alsdenn auch, wenn</hi> <hi rendition="#aq">A</hi> <hi rendition="#fr">nicht i&#x017F;t, und</hi> <hi rendition="#aq">B</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">i&#x017F;t</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0077] glaubte, daß es bekandt genug ſey, weil ſich iederman dieſes Schluſſes bedienet. Es iſt wahr, er iſt nicht allgemein. Jch duͤrfte nur im erſtern Exempel die Sonne B und das Licht A nennen; ſo wuͤrde folgen, daß A die Urſach von B ſey, alſo daß das Licht die Sonne wuͤr- cke. Es ſey A die Arbeit eines Kuͤnſtlers der eine Uhr verfertiget; Es ſey B die Uhr; ſo waͤ- re, weil A allemal mit B verbunden, und weil B niemals entſtuͤnde, wenn A nicht zugegen waͤre, A die Urſach von B. Verwechſelt aber die Buchſtaben und es ſey B die Arbeit des Kuͤnſtlers, A aber die Uhr; ſo wuͤrde nach eben dem Schluſſe folgen, daß die Uhr die wuͤrcken- de Urſach der Arbeit des Kuͤnſtlers ſey. Alles dieſes muß man zugeben, allein dem ohngeach- tet hat man nichts verloren. Dieſer Schluß ſoll keinesweges unzweifelhaft erweiſen; ſon- dern er ſoll nur wahrſcheinlich machen, daß A die Urſache von B ſey. Wenn man ihn dero- halben laͤugnen und verwerffen wolte; ſo muͤſte man zu gleicher Zeit behaupten, daß die Leute alle falſch geſchloſſen haͤtten, welche glaubten, die Sonne ſey die Urſache des Lichts, und die dieſes auf keine andre Art als mit dieſem Schluſſe erweiſen koͤnnen. §. 19. Damit wir nun die Sache etwas gewiſſer machen moͤgen; ſo wollen wir ietzo nur den Satz alſo einſchraͤncken: Wenn A iſt und B iſt alsdenn auch, wenn A nicht iſt, und B iſt E 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/77
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/77>, abgerufen am 23.11.2024.