Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.Art stünde es noch dahin, ob wir einen Körper §. 8. Vermuthlich werden meine Leser bey vor- herge-
Art ſtuͤnde es noch dahin, ob wir einen Koͤrper §. 8. Vermuthlich werden meine Leſer bey vor- herge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0052" n="22"/> Art ſtuͤnde es noch dahin, ob wir einen Koͤrper<lb/> haͤtten, oder ob es nicht etwan nur unſrer Sele<lb/> beliebte ſich dieſes vorzuſtellen. Dieſes iſt noch<lb/> nicht alles. Jch wuͤrde ietzo die Feder fuͤhren,<lb/> und die Worte nach der Reihe hinſetzen, wie<lb/> ſie hier folgen. Jch wuͤrde mit einem andern<lb/> vernuͤnftig reden, und ſeine Fragen beantwor-<lb/> ten, ich wuͤrde um Tiſchzeit mich zu Tiſche ſe-<lb/> tzen, und eine Malzeit thun, ich wuͤrde zu ge-<lb/> hoͤriger Zeit einſchlafen, und wieder erwachen,<lb/> ich wuͤrde des Tages uͤber meine Geſchaͤfte<lb/> treiben, und alles thun koͤnnen, wie ich es ietzo<lb/> zu thun pflege, und dieſes alles, wenn ich auch<lb/> keine Sele haͤtte. Ein Koͤrper der mich von<lb/> auſſen beruͤhret, iſt nach dieſer Meinung, an<lb/> denen Vorſtellungen, welche ſich die Sele da-<lb/> von macht, hoͤchſt unſchuldig. Dieſe wuͤrde<lb/> ebenfals zu der Zeit Schmertzen empfunden<lb/> haͤben, da man den Koͤrper mit Stockſchlaͤgen<lb/> tractiret, wenn er auch an dieſer Ceremonie<lb/> gar nicht Theil naͤhme. Hingegen wuͤrde der<lb/> Koͤrper zu eben der Zeit, wenn es wuͤrcklich<lb/> geſchaͤhe, alle die wunderlichen Gebehrden ge-<lb/> macht haben, welche denen eigen ſind, die ge-<lb/> pruͤgelt werden, er wuͤrde braun und blau davon<lb/> werden, und ein erbaͤrmlich Geſchrey fuͤhren,<lb/> ohnerachtet ſeine Sele zu der Zeit die Vorſtel-<lb/> lung haben koͤnte, als wenn ihr Koͤrper Zu-<lb/> ckerbrod aͤſſe.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 8.</head><lb/> <p>Vermuthlich werden <hi rendition="#fr">meine Leſer</hi> bey vor-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">herge-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0052]
Art ſtuͤnde es noch dahin, ob wir einen Koͤrper
haͤtten, oder ob es nicht etwan nur unſrer Sele
beliebte ſich dieſes vorzuſtellen. Dieſes iſt noch
nicht alles. Jch wuͤrde ietzo die Feder fuͤhren,
und die Worte nach der Reihe hinſetzen, wie
ſie hier folgen. Jch wuͤrde mit einem andern
vernuͤnftig reden, und ſeine Fragen beantwor-
ten, ich wuͤrde um Tiſchzeit mich zu Tiſche ſe-
tzen, und eine Malzeit thun, ich wuͤrde zu ge-
hoͤriger Zeit einſchlafen, und wieder erwachen,
ich wuͤrde des Tages uͤber meine Geſchaͤfte
treiben, und alles thun koͤnnen, wie ich es ietzo
zu thun pflege, und dieſes alles, wenn ich auch
keine Sele haͤtte. Ein Koͤrper der mich von
auſſen beruͤhret, iſt nach dieſer Meinung, an
denen Vorſtellungen, welche ſich die Sele da-
von macht, hoͤchſt unſchuldig. Dieſe wuͤrde
ebenfals zu der Zeit Schmertzen empfunden
haͤben, da man den Koͤrper mit Stockſchlaͤgen
tractiret, wenn er auch an dieſer Ceremonie
gar nicht Theil naͤhme. Hingegen wuͤrde der
Koͤrper zu eben der Zeit, wenn es wuͤrcklich
geſchaͤhe, alle die wunderlichen Gebehrden ge-
macht haben, welche denen eigen ſind, die ge-
pruͤgelt werden, er wuͤrde braun und blau davon
werden, und ein erbaͤrmlich Geſchrey fuͤhren,
ohnerachtet ſeine Sele zu der Zeit die Vorſtel-
lung haben koͤnte, als wenn ihr Koͤrper Zu-
ckerbrod aͤſſe.
§. 8.
Vermuthlich werden meine Leſer bey vor-
herge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |