verbunden ist. Das Recht das ich also habe, den Satz zu verwerfen, daß die Gegenwart der Sele ein C sey, welches beständig mit S und MN verbunden ist, eben das habe ich auch zu läugnen, daß die proportionale Bewe- gung zu denen Empfindungen ein solches C sey. Es bleibt demnach so lange unstreitig erwiesen, daß die Veränderungen S und MN einander würcken; so lange man mir kein C aufbringen kan, von welchen eben eine so ge- naue Verbindung gelte. Und ich glaube, daß mit dieser Bedingung, mein Beweis nicht leicht umgestossen werden könne. Wenn die Ursach allemal eher zugegen seyn muß, als die Wür- ckung; so wird man auch zugeben, daß S nicht die Ursach von MN, sondern dieses vielmehr von ienem die Ursach sey; ob man gleich auch dieses daher beweisen könte, daß allemal ein Körper in die Nerven würcken muß, wenn sie sich bewegen sollen. Denn es wäre wol nichts leichter, als aus der Beschaffenheit derer in die Nerven würckenden Körper zu zeigen, daß sie die Ursach von der Bewegung derer Nerven wären. Es enthält also diese ihre Bewegung den zureichenden Grund von denen Empfin- dungen in sich. Und solchemnach würcken die Nerven in unsre Sele. Da nun keine Wür- ckung ohne Gegenwürckung ist; so muß die Sele auch wiederum in dieselben zurück wür- cken. Und also habe ich aufs neue diesen Satz erwiesen. Es fällt mir freylich mehr als ein-
mal
H
verbunden iſt. Das Recht das ich alſo habe, den Satz zu verwerfen, daß die Gegenwart der Sele ein C ſey, welches beſtaͤndig mit S und MN verbunden iſt, eben das habe ich auch zu laͤugnen, daß die proportionale Bewe- gung zu denen Empfindungen ein ſolches C ſey. Es bleibt demnach ſo lange unſtreitig erwieſen, daß die Veraͤnderungen S und MN einander wuͤrcken; ſo lange man mir kein C aufbringen kan, von welchen eben eine ſo ge- naue Verbindung gelte. Und ich glaube, daß mit dieſer Bedingung, mein Beweis nicht leicht umgeſtoſſen werden koͤnne. Wenn die Urſach allemal eher zugegen ſeyn muß, als die Wuͤr- ckung; ſo wird man auch zugeben, daß S nicht die Urſach von MN, ſondern dieſes vielmehr von ienem die Urſach ſey; ob man gleich auch dieſes daher beweiſen koͤnte, daß allemal ein Koͤrper in die Nerven wuͤrcken muß, wenn ſie ſich bewegen ſollen. Denn es waͤre wol nichts leichter, als aus der Beſchaffenheit derer in die Nerven wuͤrckenden Koͤrper zu zeigen, daß ſie die Urſach von der Bewegung derer Nerven waͤren. Es enthaͤlt alſo dieſe ihre Bewegung den zureichenden Grund von denen Empfin- dungen in ſich. Und ſolchemnach wuͤrcken die Nerven in unſre Sele. Da nun keine Wuͤr- ckung ohne Gegenwuͤrckung iſt; ſo muß die Sele auch wiederum in dieſelben zuruͤck wuͤr- cken. Und alſo habe ich aufs neue dieſen Satz erwieſen. Es faͤllt mir freylich mehr als ein-
mal
H
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0117"n="87"/>
verbunden iſt. Das Recht das ich alſo habe,<lb/>
den Satz zu verwerfen, daß die Gegenwart<lb/>
der Sele ein <hirendition="#aq">C</hi>ſey, welches beſtaͤndig mit <hirendition="#aq">S</hi><lb/>
und <hirendition="#aq">MN</hi> verbunden iſt, eben das habe ich<lb/>
auch zu laͤugnen, daß die proportionale Bewe-<lb/>
gung zu denen Empfindungen ein ſolches <hirendition="#aq">C</hi><lb/>ſey. Es bleibt demnach ſo lange unſtreitig<lb/>
erwieſen, daß die Veraͤnderungen <hirendition="#aq">S</hi> und <hirendition="#aq">MN</hi><lb/>
einander wuͤrcken; ſo lange man mir kein <hirendition="#aq">C</hi><lb/>
aufbringen kan, von welchen eben eine ſo ge-<lb/>
naue Verbindung gelte. Und ich glaube, daß<lb/>
mit dieſer Bedingung, mein Beweis nicht leicht<lb/>
umgeſtoſſen werden koͤnne. Wenn die Urſach<lb/>
allemal eher zugegen ſeyn muß, als die Wuͤr-<lb/>
ckung; ſo wird man auch zugeben, daß <hirendition="#aq">S</hi> nicht<lb/>
die Urſach von <hirendition="#aq">MN,</hi>ſondern dieſes vielmehr<lb/>
von ienem die Urſach ſey; ob man gleich auch<lb/>
dieſes daher beweiſen koͤnte, daß allemal ein<lb/>
Koͤrper in die Nerven wuͤrcken muß, wenn ſie<lb/>ſich bewegen ſollen. Denn es waͤre wol nichts<lb/>
leichter, als aus der Beſchaffenheit derer in die<lb/>
Nerven wuͤrckenden Koͤrper zu zeigen, daß ſie<lb/>
die Urſach von der Bewegung derer Nerven<lb/>
waͤren. Es enthaͤlt alſo dieſe ihre Bewegung<lb/>
den zureichenden Grund von denen Empfin-<lb/>
dungen in ſich. Und ſolchemnach wuͤrcken die<lb/>
Nerven in unſre Sele. Da nun keine Wuͤr-<lb/>
ckung ohne Gegenwuͤrckung iſt; ſo muß die<lb/>
Sele auch wiederum in dieſelben zuruͤck wuͤr-<lb/>
cken. Und alſo habe ich aufs neue dieſen Satz<lb/>
erwieſen. Es faͤllt mir freylich mehr als ein-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H</fw><fwplace="bottom"type="catch">mal</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[87/0117]
verbunden iſt. Das Recht das ich alſo habe,
den Satz zu verwerfen, daß die Gegenwart
der Sele ein C ſey, welches beſtaͤndig mit S
und MN verbunden iſt, eben das habe ich
auch zu laͤugnen, daß die proportionale Bewe-
gung zu denen Empfindungen ein ſolches C
ſey. Es bleibt demnach ſo lange unſtreitig
erwieſen, daß die Veraͤnderungen S und MN
einander wuͤrcken; ſo lange man mir kein C
aufbringen kan, von welchen eben eine ſo ge-
naue Verbindung gelte. Und ich glaube, daß
mit dieſer Bedingung, mein Beweis nicht leicht
umgeſtoſſen werden koͤnne. Wenn die Urſach
allemal eher zugegen ſeyn muß, als die Wuͤr-
ckung; ſo wird man auch zugeben, daß S nicht
die Urſach von MN, ſondern dieſes vielmehr
von ienem die Urſach ſey; ob man gleich auch
dieſes daher beweiſen koͤnte, daß allemal ein
Koͤrper in die Nerven wuͤrcken muß, wenn ſie
ſich bewegen ſollen. Denn es waͤre wol nichts
leichter, als aus der Beſchaffenheit derer in die
Nerven wuͤrckenden Koͤrper zu zeigen, daß ſie
die Urſach von der Bewegung derer Nerven
waͤren. Es enthaͤlt alſo dieſe ihre Bewegung
den zureichenden Grund von denen Empfin-
dungen in ſich. Und ſolchemnach wuͤrcken die
Nerven in unſre Sele. Da nun keine Wuͤr-
ckung ohne Gegenwuͤrckung iſt; ſo muß die
Sele auch wiederum in dieſelben zuruͤck wuͤr-
cken. Und alſo habe ich aufs neue dieſen Satz
erwieſen. Es faͤllt mir freylich mehr als ein-
mal
H
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/117>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.