diese Bewegung nicht auch mit zu der innern Bewegung der Uhr? Eben so wäre es nun damit beschaffen, wenn ich läugnen wolte, daß die Empfindung und proportionale Bewegung einander würckten, weil zur Empfindung noth- wendig eine Bewegung der Nerven erfodert wird. Keine Empfindung kan geschehen, ohne daß ein äusserer Körper in uns würcke, daß die Nerven gesund seyen und von ihm in Be- wegung gerathen, daß endlich eine Sele in dem Körper zugegen sey. Wenn ich sage: eine Empfindung würcket eine ihr proportionirliche Bewegung; so sage ich eben das, als: Eine Verstellung welche in denen Gliedmassen des Körpers und der Berührung von etwas ausser uns, seinen zureichenden Grund hat, ist allemal mit einer proportionalen Bewegung verknüpft. Jch lasse mich ietzo gar nicht damit ein, wie es möglich sey, daß zu gewissen Vorstellungen in der Sele, nothwendige Veränderungen in de- nen Nerven des Körpers vorgehen müssen; sondern ich nehme es ietzo als etwas bekandtes an; rechne derohalben die Bewegung der Ner- ven, des Nervensaftes, die Berührung eines äussern Körpers, und die Vorstellungen, wel- che auf diese Veränderungen in der Sele er- folgen, zusammengenommen vor Empfindun- gen. Es wird sich demnach wol niemand rühmen können, eine dritte Veränderung zu finden, welche mit S und M beständig harmo- nire. Wenn sie nicht in unsern Körper, und
denen
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dieſe Bewegung nicht auch mit zu der innern Bewegung der Uhr? Eben ſo waͤre es nun damit beſchaffen, wenn ich laͤugnen wolte, daß die Empfindung und proportionale Bewegung einander wuͤrckten, weil zur Empfindung noth- wendig eine Bewegung der Nerven erfodert wird. Keine Empfindung kan geſchehen, ohne daß ein aͤuſſerer Koͤrper in uns wuͤrcke, daß die Nerven geſund ſeyen und von ihm in Be- wegung gerathen, daß endlich eine Sele in dem Koͤrper zugegen ſey. Wenn ich ſage: eine Empfindung wuͤrcket eine ihr proportionirliche Bewegung; ſo ſage ich eben das, als: Eine Verſtellung welche in denen Gliedmaſſen des Koͤrpers und der Beruͤhrung von etwas auſſer uns, ſeinen zureichenden Grund hat, iſt allemal mit einer proportionalen Bewegung verknuͤpft. Jch laſſe mich ietzo gar nicht damit ein, wie es moͤglich ſey, daß zu gewiſſen Vorſtellungen in der Sele, nothwendige Veraͤnderungen in de- nen Nerven des Koͤrpers vorgehen muͤſſen; ſondern ich nehme es ietzo als etwas bekandtes an; rechne derohalben die Bewegung der Ner- ven, des Nervenſaftes, die Beruͤhrung eines aͤuſſern Koͤrpers, und die Vorſtellungen, wel- che auf dieſe Veraͤnderungen in der Sele er- folgen, zuſammengenommen vor Empfindun- gen. Es wird ſich demnach wol niemand ruͤhmen koͤnnen, eine dritte Veraͤnderung zu finden, welche mit S und M beſtaͤndig harmo- nire. Wenn ſie nicht in unſern Koͤrper, und
denen
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dieſe Bewegung nicht auch mit zu der innern
Bewegung der Uhr? Eben ſo waͤre es nun
damit beſchaffen, wenn ich laͤugnen wolte, daß
die Empfindung und proportionale Bewegung
einander wuͤrckten, weil zur Empfindung noth-
wendig eine Bewegung der Nerven erfodert
wird. Keine Empfindung kan geſchehen, ohne
daß ein aͤuſſerer Koͤrper in uns wuͤrcke, daß
die Nerven geſund ſeyen und von ihm in Be-
wegung gerathen, daß endlich eine Sele in dem
Koͤrper zugegen ſey. Wenn ich ſage: eine
Empfindung wuͤrcket eine ihr proportionirliche
Bewegung; ſo ſage ich eben das, als: Eine
Verſtellung welche in denen Gliedmaſſen des
Koͤrpers und der Beruͤhrung von etwas auſſer
uns, ſeinen zureichenden Grund hat, iſt allemal
mit einer proportionalen Bewegung verknuͤpft.
Jch laſſe mich ietzo gar nicht damit ein, wie es
moͤglich ſey, daß zu gewiſſen Vorſtellungen in
der Sele, nothwendige Veraͤnderungen in de-
nen Nerven des Koͤrpers vorgehen muͤſſen;
ſondern ich nehme es ietzo als etwas bekandtes
an; rechne derohalben die Bewegung der Ner-
ven, des Nervenſaftes, die Beruͤhrung eines
aͤuſſern Koͤrpers, und die Vorſtellungen, wel-
che auf dieſe Veraͤnderungen in der Sele er-
folgen, zuſammengenommen vor Empfindun-
gen. Es wird ſich demnach wol niemand
ruͤhmen koͤnnen, eine dritte Veraͤnderung zu
finden, welche mit S und M beſtaͤndig harmo-
nire. Wenn ſie nicht in unſern Koͤrper, und
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Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_gedanken_1746/105>, abgerufen am 22.07.2024.
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