fünferley Arten §. 47 -- 49. hindert; und dieß ist die öf- tere Wiederholung von einerley äußern Empfindung. Durch diese werden, wie die Erfahrung lehret, viele äuße- re Empfindungen nach und nach schwächer und bleiben endlich völlig außen, obgleich die Berührung der Nerven von außen geschieht. Diese Verminderung und Vertil- gung der äußern Empfindungen durch öftere Wiederholung heißt die Gewohnheit der äußern Empfindungen, die, da sie aus mechanischen Gesetzen gar nicht erkläret wer- den kann, zu den thierischen Eigenschaften thierischer Kör- per gezählet werden muß. §. 6. Vergl. d. A. 3 B. 114 St.
§. 51.
Man kann sich, nach §. 46. folgende Arten geden- ken, auf welche die Gewohnheit die äußern Ein- pfindungen schwächen und vertilgen kann.
1. Durch öftere Wiederholung von einerley äußern Empfindung kann die Berührung des Nerven, der den äußern sinnlichen Eindruck empfangen muß, geschwächet und gehindert werden. §. 47. N. 1. So entsteht von ge- wissen öftern Gefühlen eine härtere Oberhaut, welche die Nervenspitzen mehr verbirgt.
2. Die öftere Wiederholung eben derselben Berührung eines Nerven kann ihn unfähig machen, den äußern sinn- lichen Eindruck davon wie bisher zu empfangen, in so fern sie die Strucktur der Nervenspitze verändert, daß sie für diese Berührung gleichsam abgenutzet wird, ohnerachtet andre Berührungen, weil jede sich dem Nerven auf ihre besondre Art anbietet, den äußern sinnlichen Eindruck in eben der Nervenspitze ohne Schwierigkeit machen. §. 47. N. 2. So machet die öftere Berührung, daß man der Kälte gewohnt wird, ohne sie zu empfinden, und daß man auch nichts mehr von der sonst gewöhnlichen Folge ih- res äußern sinnlichen Eindrucks verspüret, daß sich die Haut kräuselt. Demnach ist es wahrscheinlich, daß man
die
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3 Abſchn. Der Nerven. Aeußere Empfindungen.
fuͤnferley Arten §. 47 — 49. hindert; und dieß iſt die oͤf- tere Wiederholung von einerley aͤußern Empfindung. Durch dieſe werden, wie die Erfahrung lehret, viele aͤuße- re Empfindungen nach und nach ſchwaͤcher und bleiben endlich voͤllig außen, obgleich die Beruͤhrung der Nerven von außen geſchieht. Dieſe Verminderung und Vertil- gung der aͤußern Empfindungen durch oͤftere Wiederholung heißt die Gewohnheit der aͤußern Empfindungen, die, da ſie aus mechaniſchen Geſetzen gar nicht erklaͤret wer- den kann, zu den thieriſchen Eigenſchaften thieriſcher Koͤr- per gezaͤhlet werden muß. §. 6. Vergl. d. A. 3 B. 114 St.
§. 51.
Man kann ſich, nach §. 46. folgende Arten geden- ken, auf welche die Gewohnheit die aͤußern Ein- pfindungen ſchwaͤchen und vertilgen kann.
1. Durch oͤftere Wiederholung von einerley aͤußern Empfindung kann die Beruͤhrung des Nerven, der den aͤußern ſinnlichen Eindruck empfangen muß, geſchwaͤchet und gehindert werden. §. 47. N. 1. So entſteht von ge- wiſſen oͤftern Gefuͤhlen eine haͤrtere Oberhaut, welche die Nervenſpitzen mehr verbirgt.
2. Die oͤftere Wiederholung eben derſelben Beruͤhrung eines Nerven kann ihn unfaͤhig machen, den aͤußern ſinn- lichen Eindruck davon wie bisher zu empfangen, in ſo fern ſie die Strucktur der Nervenſpitze veraͤndert, daß ſie fuͤr dieſe Beruͤhrung gleichſam abgenutzet wird, ohnerachtet andre Beruͤhrungen, weil jede ſich dem Nerven auf ihre beſondre Art anbietet, den aͤußern ſinnlichen Eindruck in eben der Nervenſpitze ohne Schwierigkeit machen. §. 47. N. 2. So machet die oͤftere Beruͤhrung, daß man der Kaͤlte gewohnt wird, ohne ſie zu empfinden, und daß man auch nichts mehr von der ſonſt gewoͤhnlichen Folge ih- res aͤußern ſinnlichen Eindrucks verſpuͤret, daß ſich die Haut kraͤuſelt. Demnach iſt es wahrſcheinlich, daß man
die
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3 Abſchn. Der Nerven. Aeußere Empfindungen.
fuͤnferley Arten §. 47 — 49. hindert; und dieß iſt die oͤf-
tere Wiederholung von einerley aͤußern Empfindung.
Durch dieſe werden, wie die Erfahrung lehret, viele aͤuße-
re Empfindungen nach und nach ſchwaͤcher und bleiben
endlich voͤllig außen, obgleich die Beruͤhrung der Nerven
von außen geſchieht. Dieſe Verminderung und Vertil-
gung der aͤußern Empfindungen durch oͤftere Wiederholung
heißt die Gewohnheit der aͤußern Empfindungen,
die, da ſie aus mechaniſchen Geſetzen gar nicht erklaͤret wer-
den kann, zu den thieriſchen Eigenſchaften thieriſcher Koͤr-
per gezaͤhlet werden muß. §. 6. Vergl. d. A. 3 B.
114 St.
§. 51.
Man kann ſich, nach §. 46. folgende Arten geden-
ken, auf welche die Gewohnheit die aͤußern Ein-
pfindungen ſchwaͤchen und vertilgen kann.
1. Durch oͤftere Wiederholung von einerley aͤußern
Empfindung kann die Beruͤhrung des Nerven, der den
aͤußern ſinnlichen Eindruck empfangen muß, geſchwaͤchet
und gehindert werden. §. 47. N. 1. So entſteht von ge-
wiſſen oͤftern Gefuͤhlen eine haͤrtere Oberhaut, welche die
Nervenſpitzen mehr verbirgt.
2. Die oͤftere Wiederholung eben derſelben Beruͤhrung
eines Nerven kann ihn unfaͤhig machen, den aͤußern ſinn-
lichen Eindruck davon wie bisher zu empfangen, in ſo fern
ſie die Strucktur der Nervenſpitze veraͤndert, daß ſie fuͤr
dieſe Beruͤhrung gleichſam abgenutzet wird, ohnerachtet
andre Beruͤhrungen, weil jede ſich dem Nerven auf ihre
beſondre Art anbietet, den aͤußern ſinnlichen Eindruck in
eben der Nervenſpitze ohne Schwierigkeit machen. §. 47.
N. 2. So machet die oͤftere Beruͤhrung, daß man der
Kaͤlte gewohnt wird, ohne ſie zu empfinden, und daß
man auch nichts mehr von der ſonſt gewoͤhnlichen Folge ih-
res aͤußern ſinnlichen Eindrucks verſpuͤret, daß ſich die
Haut kraͤuſelt. Demnach iſt es wahrſcheinlich, daß man
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/93>, abgerufen am 21.11.2024.
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