Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
2 Kap. Hauptgattungen existirender Thiere.


Zweytes Kapitel.
Die verschiedenen Hauptgattungen existiren-
der Thiere.
§. 619.

Es giebt in der Natur wirklich vernünftige Thiere, wo-
von der Mensch selbst das Beyspiel ist. Also existi-
ren alle Hauptgattungen der thierischen Natur in ihnen
vereiniget, nämlich die, der unbeseelten, der beseelten blos
sinnlichen und der vernünftigen, §. 617. und sie sind aller
der thierischen Verrichtungen fähig, die durch diese thieri-
sche Naturen möglich sind. §. 616. Kann aber auch jede
derselben für sich allein existiren?

§. 620.

Die Natur der vernünftigen Thiere setzer zwar die
von den blos sinnlichen und von den unbeseelten voraus,
§. 617. aber die beyden letztern erfodern die erste nicht noth-
wendig. Es existiret eine unzählbare Menge beseelter blos
sinnlicher Thiere, die weder Verstand noch Willen haben,
und selbst ein vernünftiges Thier kann durch Gifte und
Krankheiten, und in den ersten Perioden seines Lebens, oh-
ne allen Gebrauch des Verstandes und Willens, als ein
blos sinnliches Thier existiren, wobey es aller der thieri-
schen Verrichtungen fähig bleibt, die durch die thierischen
Naturen blos sinnlicher und unbeseelter Thiere zugleich
möglich sind. §. 612 -- 615.

§. 621.

Die Natur beseelter Thiere setzet zwar die von den
unbeseelten zum Voraus, §. 617. aber die letzte erfodert
die erste nicht nothwendig. Man kann ein beseeltes Thier
aller seiner thierischen Seelenkräfte völlig berauben, indem

man
R r
2 Kap. Hauptgattungen exiſtirender Thiere.


Zweytes Kapitel.
Die verſchiedenen Hauptgattungen exiſtiren-
der Thiere.
§. 619.

Es giebt in der Natur wirklich vernuͤnftige Thiere, wo-
von der Menſch ſelbſt das Beyſpiel iſt. Alſo exiſti-
ren alle Hauptgattungen der thieriſchen Natur in ihnen
vereiniget, naͤmlich die, der unbeſeelten, der beſeelten blos
ſinnlichen und der vernuͤnftigen, §. 617. und ſie ſind aller
der thieriſchen Verrichtungen faͤhig, die durch dieſe thieri-
ſche Naturen moͤglich ſind. §. 616. Kann aber auch jede
derſelben fuͤr ſich allein exiſtiren?

§. 620.

Die Natur der vernuͤnftigen Thiere ſetzer zwar die
von den blos ſinnlichen und von den unbeſeelten voraus,
§. 617. aber die beyden letztern erfodern die erſte nicht noth-
wendig. Es exiſtiret eine unzaͤhlbare Menge beſeelter blos
ſinnlicher Thiere, die weder Verſtand noch Willen haben,
und ſelbſt ein vernuͤnftiges Thier kann durch Gifte und
Krankheiten, und in den erſten Perioden ſeines Lebens, oh-
ne allen Gebrauch des Verſtandes und Willens, als ein
blos ſinnliches Thier exiſtiren, wobey es aller der thieri-
ſchen Verrichtungen faͤhig bleibt, die durch die thieriſchen
Naturen blos ſinnlicher und unbeſeelter Thiere zugleich
moͤglich ſind. §. 612 — 615.

§. 621.

Die Natur beſeelter Thiere ſetzet zwar die von den
unbeſeelten zum Voraus, §. 617. aber die letzte erfodert
die erſte nicht nothwendig. Man kann ein beſeeltes Thier
aller ſeiner thieriſchen Seelenkraͤfte voͤllig berauben, indem

man
R r
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0649" n="625"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">2 Kap. Hauptgattungen exi&#x017F;tirender Thiere.</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweytes Kapitel</hi>.<lb/>
Die ver&#x017F;chiedenen Hauptgattungen exi&#x017F;tiren-<lb/>
der Thiere.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 619.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>s giebt in der Natur wirklich vernu&#x0364;nftige Thiere, wo-<lb/>
von der Men&#x017F;ch &#x017F;elb&#x017F;t das Bey&#x017F;piel i&#x017F;t. Al&#x017F;o exi&#x017F;ti-<lb/>
ren alle Hauptgattungen der thieri&#x017F;chen Natur in ihnen<lb/>
vereiniget, na&#x0364;mlich die, der unbe&#x017F;eelten, der be&#x017F;eelten blos<lb/>
&#x017F;innlichen und der vernu&#x0364;nftigen, §. 617. und &#x017F;ie &#x017F;ind aller<lb/>
der thieri&#x017F;chen Verrichtungen fa&#x0364;hig, die durch die&#x017F;e thieri-<lb/>
&#x017F;che Naturen mo&#x0364;glich &#x017F;ind. §. 616. Kann aber auch jede<lb/>
der&#x017F;elben fu&#x0364;r &#x017F;ich allein exi&#x017F;tiren?</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 620.</head><lb/>
            <p>Die Natur der <hi rendition="#fr">vernu&#x0364;nftigen</hi> Thiere &#x017F;etzer zwar die<lb/>
von den blos &#x017F;innlichen und von den unbe&#x017F;eelten voraus,<lb/>
§. 617. aber die beyden letztern erfodern die er&#x017F;te nicht noth-<lb/>
wendig. Es exi&#x017F;tiret eine unza&#x0364;hlbare Menge be&#x017F;eelter blos<lb/>
&#x017F;innlicher Thiere, die weder Ver&#x017F;tand noch Willen haben,<lb/>
und &#x017F;elb&#x017F;t ein vernu&#x0364;nftiges Thier kann durch Gifte und<lb/>
Krankheiten, und in den er&#x017F;ten Perioden &#x017F;eines Lebens, oh-<lb/>
ne allen Gebrauch des Ver&#x017F;tandes und Willens, als ein<lb/>
blos &#x017F;innliches Thier exi&#x017F;tiren, wobey es aller der thieri-<lb/>
&#x017F;chen Verrichtungen fa&#x0364;hig bleibt, die durch die thieri&#x017F;chen<lb/>
Naturen blos &#x017F;innlicher und unbe&#x017F;eelter Thiere zugleich<lb/>
mo&#x0364;glich &#x017F;ind. §. 612 &#x2014; 615.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 621.</head><lb/>
            <p>Die Natur <hi rendition="#fr">be&#x017F;eelter Thiere</hi> &#x017F;etzet zwar die von den<lb/>
unbe&#x017F;eelten zum Voraus, §. 617. aber die letzte erfodert<lb/>
die er&#x017F;te nicht nothwendig. Man kann ein be&#x017F;eeltes Thier<lb/>
aller &#x017F;einer thieri&#x017F;chen Seelenkra&#x0364;fte vo&#x0364;llig berauben, indem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r</fw><fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[625/0649] 2 Kap. Hauptgattungen exiſtirender Thiere. Zweytes Kapitel. Die verſchiedenen Hauptgattungen exiſtiren- der Thiere. §. 619. Es giebt in der Natur wirklich vernuͤnftige Thiere, wo- von der Menſch ſelbſt das Beyſpiel iſt. Alſo exiſti- ren alle Hauptgattungen der thieriſchen Natur in ihnen vereiniget, naͤmlich die, der unbeſeelten, der beſeelten blos ſinnlichen und der vernuͤnftigen, §. 617. und ſie ſind aller der thieriſchen Verrichtungen faͤhig, die durch dieſe thieri- ſche Naturen moͤglich ſind. §. 616. Kann aber auch jede derſelben fuͤr ſich allein exiſtiren? §. 620. Die Natur der vernuͤnftigen Thiere ſetzer zwar die von den blos ſinnlichen und von den unbeſeelten voraus, §. 617. aber die beyden letztern erfodern die erſte nicht noth- wendig. Es exiſtiret eine unzaͤhlbare Menge beſeelter blos ſinnlicher Thiere, die weder Verſtand noch Willen haben, und ſelbſt ein vernuͤnftiges Thier kann durch Gifte und Krankheiten, und in den erſten Perioden ſeines Lebens, oh- ne allen Gebrauch des Verſtandes und Willens, als ein blos ſinnliches Thier exiſtiren, wobey es aller der thieri- ſchen Verrichtungen faͤhig bleibt, die durch die thieriſchen Naturen blos ſinnlicher und unbeſeelter Thiere zugleich moͤglich ſind. §. 612 — 615. §. 621. Die Natur beſeelter Thiere ſetzet zwar die von den unbeſeelten zum Voraus, §. 617. aber die letzte erfodert die erſte nicht nothwendig. Man kann ein beſeeltes Thier aller ſeiner thieriſchen Seelenkraͤfte voͤllig berauben, indem man R r

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/649
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/649>, abgerufen am 22.11.2024.