Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

2 Abschn. insbesondre.
die thierischen Bewegungen der Glieder durch sie bewerk-
stelliget werden können, und dieß sieht man außer den eben
angeführten, noch in viel mehrern Beyspielen, z. E. wenn
ein enthaupteter Mensch entweder durch den ursprünglichen
innern sinnlichen Eindruck des Schwerdschlags in sein Rü-
ckenmark, oder durch den gewendeten äußern vom Falle,
diejenigen Bewegungen der Glieder machet, die eine Vor-
stellung der Gefahr, oder eine äußere Empfindung des
Falles veranlasset haben würde; wenn ein im Gehen
enthauptetes Thier noch fortgeht, und seine vorigen See-
lenwirkungen in die Muskeln zum Gehen als Nerven-
wirkungen fortsetzet, u. s. w.

§. 509.

Wenn eine Muskelbewegung, oder eine davon herrüh-
rende thierische Verrichtung, eine Nervenwirkung von ei-
nem ursprünglichen sinnlichen innern Eindrucke ist, so setzet
sie einen im Marke des Nervenstammes, der diese Bewe-
gung regieret, herwärts vom Gehirne angebrachten sinnli-
chen Eindruck voraus, der sich in ihm abwärts bis in den
Muskel fortpflanzet, und ihn zu der thierischen Bewegung
reizet, deren er fähig ist. §. 496. Soll eine Muskelbe-
wegung eine mittelbare Nervenwirkung eines äußern sinn-
lichen Eindrucks seyn, so setzet sie einen äußern sinnlichen
Eindruck voraus, der auf seinem Wege zum Gehirn derge-
stalt gewendet worden ist, daß der Nerve oder Nerven-
zweig, welcher diesen Muskel regieret, davon einen innern
sinnlichen Eindruck empfängt, der darinn abwärts bis in
den Muskel fortgeht, und ihn zu der Bewegung reizet,
deren er fähig ist. §. 422.

§. 510.

Derselbe Nerve eines Muskels kann zu gleicher Zeit,
da ein innerer sinnlicher Eindruck ohne Vorstellungen in
den ersten, den letzten beweget, äußere sinnliche Eindrücke
empfangen, die entweder empfunden werden, und Seelen-

wirkun-
J i 4

2 Abſchn. insbeſondre.
die thieriſchen Bewegungen der Glieder durch ſie bewerk-
ſtelliget werden koͤnnen, und dieß ſieht man außer den eben
angefuͤhrten, noch in viel mehrern Beyſpielen, z. E. wenn
ein enthaupteter Menſch entweder durch den urſpruͤnglichen
innern ſinnlichen Eindruck des Schwerdſchlags in ſein Ruͤ-
ckenmark, oder durch den gewendeten aͤußern vom Falle,
diejenigen Bewegungen der Glieder machet, die eine Vor-
ſtellung der Gefahr, oder eine aͤußere Empfindung des
Falles veranlaſſet haben wuͤrde; wenn ein im Gehen
enthauptetes Thier noch fortgeht, und ſeine vorigen See-
lenwirkungen in die Muskeln zum Gehen als Nerven-
wirkungen fortſetzet, u. ſ. w.

§. 509.

Wenn eine Muskelbewegung, oder eine davon herruͤh-
rende thieriſche Verrichtung, eine Nervenwirkung von ei-
nem urſpruͤnglichen ſinnlichen innern Eindrucke iſt, ſo ſetzet
ſie einen im Marke des Nervenſtammes, der dieſe Bewe-
gung regieret, herwaͤrts vom Gehirne angebrachten ſinnli-
chen Eindruck voraus, der ſich in ihm abwaͤrts bis in den
Muskel fortpflanzet, und ihn zu der thieriſchen Bewegung
reizet, deren er faͤhig iſt. §. 496. Soll eine Muskelbe-
wegung eine mittelbare Nervenwirkung eines aͤußern ſinn-
lichen Eindrucks ſeyn, ſo ſetzet ſie einen aͤußern ſinnlichen
Eindruck voraus, der auf ſeinem Wege zum Gehirn derge-
ſtalt gewendet worden iſt, daß der Nerve oder Nerven-
zweig, welcher dieſen Muskel regieret, davon einen innern
ſinnlichen Eindruck empfaͤngt, der darinn abwaͤrts bis in
den Muskel fortgeht, und ihn zu der Bewegung reizet,
deren er faͤhig iſt. §. 422.

§. 510.

Derſelbe Nerve eines Muskels kann zu gleicher Zeit,
da ein innerer ſinnlicher Eindruck ohne Vorſtellungen in
den erſten, den letzten beweget, aͤußere ſinnliche Eindruͤcke
empfangen, die entweder empfunden werden, und Seelen-

wirkun-
J i 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0527" n="503"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">2 Ab&#x017F;chn. insbe&#x017F;ondre.</hi></fw><lb/>
die thieri&#x017F;chen Bewegungen der Glieder durch &#x017F;ie bewerk-<lb/>
&#x017F;telliget werden ko&#x0364;nnen, und dieß &#x017F;ieht man außer den eben<lb/>
angefu&#x0364;hrten, noch in viel mehrern Bey&#x017F;pielen, z. E. wenn<lb/>
ein enthaupteter Men&#x017F;ch entweder durch den ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen<lb/>
innern &#x017F;innlichen Eindruck des Schwerd&#x017F;chlags in &#x017F;ein Ru&#x0364;-<lb/>
ckenmark, oder durch den gewendeten a&#x0364;ußern vom Falle,<lb/>
diejenigen Bewegungen der Glieder machet, die eine Vor-<lb/>
&#x017F;tellung der Gefahr, oder eine a&#x0364;ußere Empfindung des<lb/>
Falles veranla&#x017F;&#x017F;et haben wu&#x0364;rde; wenn ein im Gehen<lb/>
enthauptetes Thier noch fortgeht, und &#x017F;eine vorigen See-<lb/>
lenwirkungen in die Muskeln zum Gehen als Nerven-<lb/>
wirkungen fort&#x017F;etzet, u. &#x017F;. w.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 509.</head><lb/>
              <p>Wenn eine Muskelbewegung, oder eine davon herru&#x0364;h-<lb/>
rende thieri&#x017F;che Verrichtung, eine Nervenwirkung von ei-<lb/>
nem ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen &#x017F;innlichen innern Eindrucke i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;etzet<lb/>
&#x017F;ie einen im Marke des Nerven&#x017F;tammes, der die&#x017F;e Bewe-<lb/>
gung regieret, herwa&#x0364;rts vom Gehirne angebrachten &#x017F;innli-<lb/>
chen Eindruck voraus, der &#x017F;ich in ihm abwa&#x0364;rts bis in den<lb/>
Muskel fortpflanzet, und ihn zu der thieri&#x017F;chen Bewegung<lb/>
reizet, deren er fa&#x0364;hig i&#x017F;t. §. 496. Soll eine Muskelbe-<lb/>
wegung eine mittelbare Nervenwirkung eines a&#x0364;ußern &#x017F;inn-<lb/>
lichen Eindrucks &#x017F;eyn, &#x017F;o &#x017F;etzet &#x017F;ie einen a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen<lb/>
Eindruck voraus, der auf &#x017F;einem Wege zum Gehirn derge-<lb/>
&#x017F;talt gewendet worden i&#x017F;t, daß der Nerve oder Nerven-<lb/>
zweig, welcher die&#x017F;en Muskel regieret, davon einen innern<lb/>
&#x017F;innlichen Eindruck empfa&#x0364;ngt, der darinn abwa&#x0364;rts bis in<lb/>
den Muskel fortgeht, und ihn zu der Bewegung reizet,<lb/>
deren er fa&#x0364;hig i&#x017F;t. §. 422.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 510.</head><lb/>
              <p>Der&#x017F;elbe Nerve eines Muskels kann zu gleicher Zeit,<lb/>
da ein innerer &#x017F;innlicher Eindruck ohne Vor&#x017F;tellungen in<lb/>
den er&#x017F;ten, den letzten beweget, a&#x0364;ußere &#x017F;innliche Eindru&#x0364;cke<lb/>
empfangen, die entweder empfunden werden, und Seelen-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 4</fw><fw place="bottom" type="catch">wirkun-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0527] 2 Abſchn. insbeſondre. die thieriſchen Bewegungen der Glieder durch ſie bewerk- ſtelliget werden koͤnnen, und dieß ſieht man außer den eben angefuͤhrten, noch in viel mehrern Beyſpielen, z. E. wenn ein enthaupteter Menſch entweder durch den urſpruͤnglichen innern ſinnlichen Eindruck des Schwerdſchlags in ſein Ruͤ- ckenmark, oder durch den gewendeten aͤußern vom Falle, diejenigen Bewegungen der Glieder machet, die eine Vor- ſtellung der Gefahr, oder eine aͤußere Empfindung des Falles veranlaſſet haben wuͤrde; wenn ein im Gehen enthauptetes Thier noch fortgeht, und ſeine vorigen See- lenwirkungen in die Muskeln zum Gehen als Nerven- wirkungen fortſetzet, u. ſ. w. §. 509. Wenn eine Muskelbewegung, oder eine davon herruͤh- rende thieriſche Verrichtung, eine Nervenwirkung von ei- nem urſpruͤnglichen ſinnlichen innern Eindrucke iſt, ſo ſetzet ſie einen im Marke des Nervenſtammes, der dieſe Bewe- gung regieret, herwaͤrts vom Gehirne angebrachten ſinnli- chen Eindruck voraus, der ſich in ihm abwaͤrts bis in den Muskel fortpflanzet, und ihn zu der thieriſchen Bewegung reizet, deren er faͤhig iſt. §. 496. Soll eine Muskelbe- wegung eine mittelbare Nervenwirkung eines aͤußern ſinn- lichen Eindrucks ſeyn, ſo ſetzet ſie einen aͤußern ſinnlichen Eindruck voraus, der auf ſeinem Wege zum Gehirn derge- ſtalt gewendet worden iſt, daß der Nerve oder Nerven- zweig, welcher dieſen Muskel regieret, davon einen innern ſinnlichen Eindruck empfaͤngt, der darinn abwaͤrts bis in den Muskel fortgeht, und ihn zu der Bewegung reizet, deren er faͤhig iſt. §. 422. §. 510. Derſelbe Nerve eines Muskels kann zu gleicher Zeit, da ein innerer ſinnlicher Eindruck ohne Vorſtellungen in den erſten, den letzten beweget, aͤußere ſinnliche Eindruͤcke empfangen, die entweder empfunden werden, und Seelen- wirkun- J i 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/527
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/527>, abgerufen am 22.11.2024.