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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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2 Abschn. insbesondre.
§. 446.

Wenn mehrere Muskelfasern miteinander in genauer
Verbindung stehen und Bündel formiren, so kann sich die
Bewegung der einen sehr leicht auf die übrigen mit erstre-
cken und das ganze Bündel in Bewegung setzen. Ja, wenn
ganze muskulöse Eingeweide aus so zusammengefügten
Muskelbündeln bestehen, daß, wenn sich das Eine bewe-
get, auch die übrigen entweder zugleich, oder hernach, oder
wechselsweise mit jenen bewegen müssen; so kann dadurch
die ganze muskulöse Maschine in Bewegung gerathen, wie
solches beym Herzen, beym Magen und bey den Gedärmen
bemerket wird. Da nun ein äußerer sinnlicher Eindruck
die Muskelfaser, die er betrifft, durch eine unmittelbare
Nervenwirkung leicht in Bewegung setzet, §. 445. so kann
er auch leichtlich verursachen, daß dadurch ganze Bündel
von Muskelfasern, ganze Muskeln, ja ganze muskulöse
Eingeweide in thierische Bewegung gerathen; und diese
Wirkung desselben kann man für einen Antheil seiner un-
mittelbaren Nervenwirkung annehmen. So betrachtet
man die erneuerte Bewegung des ganzen ausgeschnittenen
Herzens von einem Nadelstiche in dasselbe, der doch nur
eins seiner Fäserchen trifft und zum Zusammenziehen rei-
zet, und die Bewegung der ganzen Reihe der Gedärme
von der Berührung eines Punktes derselben, als eine un-
mittelbare Nervenwirkung des äußern sinnlichen Eindrucks,
ohnerachtet hier auch solche Theile in Bewegung gerathen,
die vom Punkte der Berührung entfernt, obgleich durch
ihre Strucktur ihm gleichsam einverleibet oder angehängt
sind. v. Hall. Elem. Physiol. T. 4. pag. 467.

§. 447.

Nichtsdestoweniger ist es nicht rathsam, um deswillen
den Begriff von unmittelbaren Nervenwirkungen in den
Muskeln anders, als so zu bestimmen, daß es thierische
Bewegungen sind, die an dem Orte der Berührung selbst
entstehen. §. 418. Denn erstlich ist die Bewegung der

dem
F f 2
2 Abſchn. insbeſondre.
§. 446.

Wenn mehrere Muskelfaſern miteinander in genauer
Verbindung ſtehen und Buͤndel formiren, ſo kann ſich die
Bewegung der einen ſehr leicht auf die uͤbrigen mit erſtre-
cken und das ganze Buͤndel in Bewegung ſetzen. Ja, wenn
ganze muskuloͤſe Eingeweide aus ſo zuſammengefuͤgten
Muskelbuͤndeln beſtehen, daß, wenn ſich das Eine bewe-
get, auch die uͤbrigen entweder zugleich, oder hernach, oder
wechſelsweiſe mit jenen bewegen muͤſſen; ſo kann dadurch
die ganze muskuloͤſe Maſchine in Bewegung gerathen, wie
ſolches beym Herzen, beym Magen und bey den Gedaͤrmen
bemerket wird. Da nun ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck
die Muskelfaſer, die er betrifft, durch eine unmittelbare
Nervenwirkung leicht in Bewegung ſetzet, §. 445. ſo kann
er auch leichtlich verurſachen, daß dadurch ganze Buͤndel
von Muskelfaſern, ganze Muskeln, ja ganze muskuloͤſe
Eingeweide in thieriſche Bewegung gerathen; und dieſe
Wirkung deſſelben kann man fuͤr einen Antheil ſeiner un-
mittelbaren Nervenwirkung annehmen. So betrachtet
man die erneuerte Bewegung des ganzen ausgeſchnittenen
Herzens von einem Nadelſtiche in daſſelbe, der doch nur
eins ſeiner Faͤſerchen trifft und zum Zuſammenziehen rei-
zet, und die Bewegung der ganzen Reihe der Gedaͤrme
von der Beruͤhrung eines Punktes derſelben, als eine un-
mittelbare Nervenwirkung des aͤußern ſinnlichen Eindrucks,
ohnerachtet hier auch ſolche Theile in Bewegung gerathen,
die vom Punkte der Beruͤhrung entfernt, obgleich durch
ihre Strucktur ihm gleichſam einverleibet oder angehaͤngt
ſind. v. Hall. Elem. Phyſiol. T. 4. pag. 467.

§. 447.

Nichtsdeſtoweniger iſt es nicht rathſam, um deswillen
den Begriff von unmittelbaren Nervenwirkungen in den
Muskeln anders, als ſo zu beſtimmen, daß es thieriſche
Bewegungen ſind, die an dem Orte der Beruͤhrung ſelbſt
entſtehen. §. 418. Denn erſtlich iſt die Bewegung der

dem
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[451/0475] 2 Abſchn. insbeſondre. §. 446. Wenn mehrere Muskelfaſern miteinander in genauer Verbindung ſtehen und Buͤndel formiren, ſo kann ſich die Bewegung der einen ſehr leicht auf die uͤbrigen mit erſtre- cken und das ganze Buͤndel in Bewegung ſetzen. Ja, wenn ganze muskuloͤſe Eingeweide aus ſo zuſammengefuͤgten Muskelbuͤndeln beſtehen, daß, wenn ſich das Eine bewe- get, auch die uͤbrigen entweder zugleich, oder hernach, oder wechſelsweiſe mit jenen bewegen muͤſſen; ſo kann dadurch die ganze muskuloͤſe Maſchine in Bewegung gerathen, wie ſolches beym Herzen, beym Magen und bey den Gedaͤrmen bemerket wird. Da nun ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck die Muskelfaſer, die er betrifft, durch eine unmittelbare Nervenwirkung leicht in Bewegung ſetzet, §. 445. ſo kann er auch leichtlich verurſachen, daß dadurch ganze Buͤndel von Muskelfaſern, ganze Muskeln, ja ganze muskuloͤſe Eingeweide in thieriſche Bewegung gerathen; und dieſe Wirkung deſſelben kann man fuͤr einen Antheil ſeiner un- mittelbaren Nervenwirkung annehmen. So betrachtet man die erneuerte Bewegung des ganzen ausgeſchnittenen Herzens von einem Nadelſtiche in daſſelbe, der doch nur eins ſeiner Faͤſerchen trifft und zum Zuſammenziehen rei- zet, und die Bewegung der ganzen Reihe der Gedaͤrme von der Beruͤhrung eines Punktes derſelben, als eine un- mittelbare Nervenwirkung des aͤußern ſinnlichen Eindrucks, ohnerachtet hier auch ſolche Theile in Bewegung gerathen, die vom Punkte der Beruͤhrung entfernt, obgleich durch ihre Strucktur ihm gleichſam einverleibet oder angehaͤngt ſind. v. Hall. Elem. Phyſiol. T. 4. pag. 467. §. 447. Nichtsdeſtoweniger iſt es nicht rathſam, um deswillen den Begriff von unmittelbaren Nervenwirkungen in den Muskeln anders, als ſo zu beſtimmen, daß es thieriſche Bewegungen ſind, die an dem Orte der Beruͤhrung ſelbſt entſtehen. §. 418. Denn erſtlich iſt die Bewegung der dem F f 2

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/475>, abgerufen am 22.11.2024.