"die Stärke der Bewegung einigermaßen erkläret, von der "Geschwindigkeit aber widerleget wird." H. P. §. 380. "Der Nervensaft muß äußerst fein und unsichtbar und oh- "ne Geruch und Geschmack seyn, und sich doch durch die "Speisen wieder ersetzen lassen. Man muß ihn sorgfältig "unterscheiden von dem sichtbaren und klebrigten Safte, der "aus den Gefäßen in den Zwischenräumen der nervigten "Schnuren ausdünstet." H. P. §. 381.
2. Obgleich thierische Maschinen allen Thieren wesent- lich eigen sind, §. 6. so besitzt doch nicht jede Gattung der letztern alle, die hier beschrieben worden, §. 9 -- 15. N. 1. sondern es sind diese nur den vollkommensten, nämlich dem Menschen, und den ihm am nächsten kommenden Gattun- gen eigen. Da aber unser Zweck nicht ist, blos die ersten Gründe der Physiologie der eigentlichen thierischen Natur der Menschen, sondern aller Thiere überhaupt zu entwer- fen; so wird es im Verfolge dieses Werks seine Anwen- dung finden, wenn wir hier die wesentlichsten Abweichun- gen der thierischen Maschinen bey verschiedenen Gattungen der Thiere aus des Herrn v. Hallers gesammleten Beob- achtungen, nothdürftig hinlänglich, beschreiben. Umständ- licher kann man davon in der großen Physiologie dieses be- rühmten Lehrers der Aerzte, 4 Band 10 Buch, oder in dessen oper. min. Tom. 3. S. 191. u. f. unterrichtet werden.
Das Gehirn mangelt gänzlich einigen Thieren; z. E. denjenigen microscopischen Würmchen, die gemeiniglich rund sind, und deren verschiedene Gestalten Joblot, und deren heftige Kriege, List, Geschäftigkeit, Raubsucht und natürliche Fertigkeiten Johann Hill beschrieben, (S. des Hamb. Magaz. 12 B. S. 377. etc.) Ferner den eben so geschäfftigen und der willkührlichsten und künstlichsten Be- wegungen fähigen Polypen des süßen Wassers, wie auch den gleichartigen Thierchen, ob sie gleich größer sind, den Bandwürmern, den Meernesseln und andern Thierpflan- zen, welche Donati mit vieler Geschicklichkeit untersuchet
hat.
B 4
1 Kap. Die thieriſchen Maſchinen uͤberhaupt.
„die Staͤrke der Bewegung einigermaßen erklaͤret, von der „Geſchwindigkeit aber widerleget wird.“ H. P. §. 380. „Der Nervenſaft muß aͤußerſt fein und unſichtbar und oh- „ne Geruch und Geſchmack ſeyn, und ſich doch durch die „Speiſen wieder erſetzen laſſen. Man muß ihn ſorgfaͤltig „unterſcheiden von dem ſichtbaren und klebrigten Safte, der „aus den Gefaͤßen in den Zwiſchenraͤumen der nervigten „Schnuren ausduͤnſtet.“ H. P. §. 381.
2. Obgleich thieriſche Maſchinen allen Thieren weſent- lich eigen ſind, §. 6. ſo beſitzt doch nicht jede Gattung der letztern alle, die hier beſchrieben worden, §. 9 — 15. N. 1. ſondern es ſind dieſe nur den vollkommenſten, naͤmlich dem Menſchen, und den ihm am naͤchſten kommenden Gattun- gen eigen. Da aber unſer Zweck nicht iſt, blos die erſten Gruͤnde der Phyſiologie der eigentlichen thieriſchen Natur der Menſchen, ſondern aller Thiere uͤberhaupt zu entwer- fen; ſo wird es im Verfolge dieſes Werks ſeine Anwen- dung finden, wenn wir hier die weſentlichſten Abweichun- gen der thieriſchen Maſchinen bey verſchiedenen Gattungen der Thiere aus des Herrn v. Hallers geſammleten Beob- achtungen, nothduͤrftig hinlaͤnglich, beſchreiben. Umſtaͤnd- licher kann man davon in der großen Phyſiologie dieſes be- ruͤhmten Lehrers der Aerzte, 4 Band 10 Buch, oder in deſſen oper. min. Tom. 3. S. 191. u. f. unterrichtet werden.
Das Gehirn mangelt gaͤnzlich einigen Thieren; z. E. denjenigen microſcopiſchen Wuͤrmchen, die gemeiniglich rund ſind, und deren verſchiedene Geſtalten Joblot, und deren heftige Kriege, Liſt, Geſchaͤftigkeit, Raubſucht und natuͤrliche Fertigkeiten Johann Hill beſchrieben, (S. des Hamb. Magaz. 12 B. S. 377. ꝛc.) Ferner den eben ſo geſchaͤfftigen und der willkuͤhrlichſten und kuͤnſtlichſten Be- wegungen faͤhigen Polypen des ſuͤßen Waſſers, wie auch den gleichartigen Thierchen, ob ſie gleich groͤßer ſind, den Bandwuͤrmern, den Meerneſſeln und andern Thierpflan- zen, welche Donati mit vieler Geſchicklichkeit unterſuchet
hat.
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1 Kap. Die thieriſchen Maſchinen uͤberhaupt.
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„Der Nervenſaft muß aͤußerſt fein und unſichtbar und oh-
„ne Geruch und Geſchmack ſeyn, und ſich doch durch die
„Speiſen wieder erſetzen laſſen. Man muß ihn ſorgfaͤltig
„unterſcheiden von dem ſichtbaren und klebrigten Safte, der
„aus den Gefaͤßen in den Zwiſchenraͤumen der nervigten
„Schnuren ausduͤnſtet.“ H. P. §. 381.
2. Obgleich thieriſche Maſchinen allen Thieren weſent-
lich eigen ſind, §. 6. ſo beſitzt doch nicht jede Gattung der
letztern alle, die hier beſchrieben worden, §. 9 — 15. N. 1.
ſondern es ſind dieſe nur den vollkommenſten, naͤmlich dem
Menſchen, und den ihm am naͤchſten kommenden Gattun-
gen eigen. Da aber unſer Zweck nicht iſt, blos die erſten
Gruͤnde der Phyſiologie der eigentlichen thieriſchen Natur
der Menſchen, ſondern aller Thiere uͤberhaupt zu entwer-
fen; ſo wird es im Verfolge dieſes Werks ſeine Anwen-
dung finden, wenn wir hier die weſentlichſten Abweichun-
gen der thieriſchen Maſchinen bey verſchiedenen Gattungen
der Thiere aus des Herrn v. Hallers geſammleten Beob-
achtungen, nothduͤrftig hinlaͤnglich, beſchreiben. Umſtaͤnd-
licher kann man davon in der großen Phyſiologie dieſes be-
ruͤhmten Lehrers der Aerzte, 4 Band 10 Buch, oder in
deſſen oper. min. Tom. 3. S. 191. u. f. unterrichtet
werden.
Das Gehirn mangelt gaͤnzlich einigen Thieren; z. E.
denjenigen microſcopiſchen Wuͤrmchen, die gemeiniglich
rund ſind, und deren verſchiedene Geſtalten Joblot, und
deren heftige Kriege, Liſt, Geſchaͤftigkeit, Raubſucht und
natuͤrliche Fertigkeiten Johann Hill beſchrieben, (S. des
Hamb. Magaz. 12 B. S. 377. ꝛc.) Ferner den eben ſo
geſchaͤfftigen und der willkuͤhrlichſten und kuͤnſtlichſten Be-
wegungen faͤhigen Polypen des ſuͤßen Waſſers, wie auch
den gleichartigen Thierchen, ob ſie gleich groͤßer ſind, den
Bandwuͤrmern, den Meerneſſeln und andern Thierpflan-
zen, welche Donati mit vieler Geſchicklichkeit unterſuchet
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/47>, abgerufen am 23.11.2024.
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