Nerven, nach der Trennung des Rückenmarks, des Ge- hirns und ganzen Kopfs, in den Theilen, die im Zusam- menhange bleiben, erfolgen, lehret der berühmte Mann ebendaselbst, §. 31. Man lese die Stelle unten §. 432. Anmerkung.
§. 416.
Jn so fern das Nervenmark bey den mit Gehirne be- gabten Thieren, um äußerer sinnlicher Eindrücke fähig zu seyn, mit Lebensgeistern gleichsam getränket seyn muß, §. 15. die diese Eindrücke aufwärts zum Gehirn führen, §. 18. das Gehirn aber die Werkstatt der Lebensgeister bey ihnen ist, §. 11. kann man das Gehirn wenigstens zur langen Fortdauer der Nervenwirkungen vom äußern sinnli- chen Eindrucke für erforderlich halten, wenn nicht die gan- ze Anlage des Thieres von solcher Art ist, daß seine Ner- ven, ohne alles Gehirn, stets ihre Verrichtungen thun, wie bey den hirnlosen, es mögen sich nun ihre Lebensgeister in ihrem Nervenmarke, oder in den Nervenknoten erzeugen. §. 362. Vergl. §. 673. Dieß ist eine von den Ursa- chen, warum bey den mit Gehirn begabten Thieren die Nervenkraft des äußern sinnlichen Eindrucks nach der Tren- nung des Gehirns, z. E. nach der Enthauptung, bald er- stirbt, §. 357. indem dem Nervenmarke die Lebensgeister nach und nach entfliehen, und nicht wieder ersetzet werden. §. 22. So lange aber in den vom Gehirne getrennten Nerven noch genug Lebensgeister vorhanden sind, wirket ihre Nervenkraft, zum Beweise ihrer Unabhänglichkeit vom Gehirne, §. 362. lebhaft fort. Bey manchen Thieren er- halten sich die Nervenkräfte, nach der Trennung vom Ge- hirne, noch viele Tage und Wochen, ja bey der Schild- kröte auf ein halbes Jahr. Die Zusammendrückung, die Zerstörung, die Trennung des Gehirns vom Körper des Thieres, die seine Empfindlichkeit sogleich aufhebt, §. 43. hindert also die Fortdauer der Nervenkraft des äußern sinn- lichen Eindrucks nicht anders, als wie sie der gehemmte
Einfluß
II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.
Nerven, nach der Trennung des Ruͤckenmarks, des Ge- hirns und ganzen Kopfs, in den Theilen, die im Zuſam- menhange bleiben, erfolgen, lehret der beruͤhmte Mann ebendaſelbſt, §. 31. Man leſe die Stelle unten §. 432. Anmerkung.
§. 416.
Jn ſo fern das Nervenmark bey den mit Gehirne be- gabten Thieren, um aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke faͤhig zu ſeyn, mit Lebensgeiſtern gleichſam getraͤnket ſeyn muß, §. 15. die dieſe Eindruͤcke aufwaͤrts zum Gehirn fuͤhren, §. 18. das Gehirn aber die Werkſtatt der Lebensgeiſter bey ihnen iſt, §. 11. kann man das Gehirn wenigſtens zur langen Fortdauer der Nervenwirkungen vom aͤußern ſinnli- chen Eindrucke fuͤr erforderlich halten, wenn nicht die gan- ze Anlage des Thieres von ſolcher Art iſt, daß ſeine Ner- ven, ohne alles Gehirn, ſtets ihre Verrichtungen thun, wie bey den hirnloſen, es moͤgen ſich nun ihre Lebensgeiſter in ihrem Nervenmarke, oder in den Nervenknoten erzeugen. §. 362. Vergl. §. 673. Dieß iſt eine von den Urſa- chen, warum bey den mit Gehirn begabten Thieren die Nervenkraft des aͤußern ſinnlichen Eindrucks nach der Tren- nung des Gehirns, z. E. nach der Enthauptung, bald er- ſtirbt, §. 357. indem dem Nervenmarke die Lebensgeiſter nach und nach entfliehen, und nicht wieder erſetzet werden. §. 22. So lange aber in den vom Gehirne getrennten Nerven noch genug Lebensgeiſter vorhanden ſind, wirket ihre Nervenkraft, zum Beweiſe ihrer Unabhaͤnglichkeit vom Gehirne, §. 362. lebhaft fort. Bey manchen Thieren er- halten ſich die Nervenkraͤfte, nach der Trennung vom Ge- hirne, noch viele Tage und Wochen, ja bey der Schild- kroͤte auf ein halbes Jahr. Die Zuſammendruͤckung, die Zerſtoͤrung, die Trennung des Gehirns vom Koͤrper des Thieres, die ſeine Empfindlichkeit ſogleich aufhebt, §. 43. hindert alſo die Fortdauer der Nervenkraft des aͤußern ſinn- lichen Eindrucks nicht anders, als wie ſie der gehemmte
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II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.
Nerven, nach der Trennung des Ruͤckenmarks, des Ge-
hirns und ganzen Kopfs, in den Theilen, die im Zuſam-
menhange bleiben, erfolgen, lehret der beruͤhmte Mann
ebendaſelbſt, §. 31. Man leſe die Stelle unten §. 432.
Anmerkung.
§. 416.
Jn ſo fern das Nervenmark bey den mit Gehirne be-
gabten Thieren, um aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke faͤhig zu
ſeyn, mit Lebensgeiſtern gleichſam getraͤnket ſeyn muß, §.
15. die dieſe Eindruͤcke aufwaͤrts zum Gehirn fuͤhren, §.
18. das Gehirn aber die Werkſtatt der Lebensgeiſter bey
ihnen iſt, §. 11. kann man das Gehirn wenigſtens zur
langen Fortdauer der Nervenwirkungen vom aͤußern ſinnli-
chen Eindrucke fuͤr erforderlich halten, wenn nicht die gan-
ze Anlage des Thieres von ſolcher Art iſt, daß ſeine Ner-
ven, ohne alles Gehirn, ſtets ihre Verrichtungen thun, wie
bey den hirnloſen, es moͤgen ſich nun ihre Lebensgeiſter in
ihrem Nervenmarke, oder in den Nervenknoten erzeugen.
§. 362. Vergl. §. 673. Dieß iſt eine von den Urſa-
chen, warum bey den mit Gehirn begabten Thieren die
Nervenkraft des aͤußern ſinnlichen Eindrucks nach der Tren-
nung des Gehirns, z. E. nach der Enthauptung, bald er-
ſtirbt, §. 357. indem dem Nervenmarke die Lebensgeiſter
nach und nach entfliehen, und nicht wieder erſetzet werden.
§. 22. So lange aber in den vom Gehirne getrennten
Nerven noch genug Lebensgeiſter vorhanden ſind, wirket
ihre Nervenkraft, zum Beweiſe ihrer Unabhaͤnglichkeit vom
Gehirne, §. 362. lebhaft fort. Bey manchen Thieren er-
halten ſich die Nervenkraͤfte, nach der Trennung vom Ge-
hirne, noch viele Tage und Wochen, ja bey der Schild-
kroͤte auf ein halbes Jahr. Die Zuſammendruͤckung, die
Zerſtoͤrung, die Trennung des Gehirns vom Koͤrper des
Thieres, die ſeine Empfindlichkeit ſogleich aufhebt, §. 43.
hindert alſo die Fortdauer der Nervenkraft des aͤußern ſinn-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/440>, abgerufen am 22.11.2024.
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