welche zum Denken mitwirken und die Seelenwirkungen in den mechanischen Maschinen verrichten, zur Unterlassung ihrer natürlichen Verrichtungen von der Seele uneigen- mächtig und durch eine blos natürliche Handlung §. 270. genöthiget werden. §. 49. 51. Daher verlieren sich nach und nach im Triebe zur Ruhe und zum Schlafe die äußern Empfindungen von den äußern sinnlichen Eindrücken und die eigenmächtigen Vorstellungen, durch die Entkräftung ihrer materiellen Jdeen im Gehirne; die Muskeln, in so fern sie Seelenwirkungen verrichten, bewegen die Glieder träger und lassen sie sinken; die Augenlieder fallen zu und der ganze Körper taumelt. Kurz, dieser Trieb bringt in denjenigen Theilen, die, und in so fern sie Seelenwirkun- gen zu verrichten haben, nach den Gesetzen der Seelenwir- kungen sinnlicher Triebe, §. 277. denjenigen Zustand un- vollständig hervor, welcher bey wirklich erfolgender Be- friedigung desselben, in der Ruhe, im Schlafe, vollstän- dig werden wird, §. 257. 105. und in solchem Falle, nach dem Zusammenhange der physischen, mechanischen und thierischen Kräfte, die Erholung und die Erneuerung der Kräfte zu den Seelenwirkungen, der Absicht der Natur ge- mäß, zur Folge hat, wie solches alles bisher in der Phy- siologie des eigentlichen Mechanismus der thierischen Kör- per ausführlich erkläret worden ist. (H. P. §. 578 -- 590.)
2. Das Gähnen, Dehnen und Recken sind nicht so- wohl Seelenwirkungen des Triebes zur Ruhe, als viel- mehr zur Ermunterung. Denn wenn wir den unange- nehmen Zustand der Trägheit und Ermattung empfinden, so können wir sein Gegentheil sowohl durch neue Anstren- gung der thierischen Seelenkräfte, als durch ihre periodi- sche Entspannung, im Schlafe, erhalten. Leitet uns nun der dunkle Reiz zum ersten Triebe, so drücken wir den künftigen Zustand der neu angestrengten thierischen See- lenkräfte, worinn die mechanischen Maschinen ihre Seelen- wirkungen vollkommen verrichten werden, durch diese un-
vollstän-
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
welche zum Denken mitwirken und die Seelenwirkungen in den mechaniſchen Maſchinen verrichten, zur Unterlaſſung ihrer natuͤrlichen Verrichtungen von der Seele uneigen- maͤchtig und durch eine blos natuͤrliche Handlung §. 270. genoͤthiget werden. §. 49. 51. Daher verlieren ſich nach und nach im Triebe zur Ruhe und zum Schlafe die aͤußern Empfindungen von den aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken und die eigenmaͤchtigen Vorſtellungen, durch die Entkraͤftung ihrer materiellen Jdeen im Gehirne; die Muskeln, in ſo fern ſie Seelenwirkungen verrichten, bewegen die Glieder traͤger und laſſen ſie ſinken; die Augenlieder fallen zu und der ganze Koͤrper taumelt. Kurz, dieſer Trieb bringt in denjenigen Theilen, die, und in ſo fern ſie Seelenwirkun- gen zu verrichten haben, nach den Geſetzen der Seelenwir- kungen ſinnlicher Triebe, §. 277. denjenigen Zuſtand un- vollſtaͤndig hervor, welcher bey wirklich erfolgender Be- friedigung deſſelben, in der Ruhe, im Schlafe, vollſtaͤn- dig werden wird, §. 257. 105. und in ſolchem Falle, nach dem Zuſammenhange der phyſiſchen, mechaniſchen und thieriſchen Kraͤfte, die Erholung und die Erneuerung der Kraͤfte zu den Seelenwirkungen, der Abſicht der Natur ge- maͤß, zur Folge hat, wie ſolches alles bisher in der Phy- ſiologie des eigentlichen Mechanismus der thieriſchen Koͤr- per ausfuͤhrlich erklaͤret worden iſt. (H. P. §. 578 — 590.)
2. Das Gaͤhnen, Dehnen und Recken ſind nicht ſo- wohl Seelenwirkungen des Triebes zur Ruhe, als viel- mehr zur Ermunterung. Denn wenn wir den unange- nehmen Zuſtand der Traͤgheit und Ermattung empfinden, ſo koͤnnen wir ſein Gegentheil ſowohl durch neue Anſtren- gung der thieriſchen Seelenkraͤfte, als durch ihre periodi- ſche Entſpannung, im Schlafe, erhalten. Leitet uns nun der dunkle Reiz zum erſten Triebe, ſo druͤcken wir den kuͤnftigen Zuſtand der neu angeſtrengten thieriſchen See- lenkraͤfte, worinn die mechaniſchen Maſchinen ihre Seelen- wirkungen vollkommen verrichten werden, durch dieſe un-
vollſtaͤn-
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[278/0302]
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
welche zum Denken mitwirken und die Seelenwirkungen in
den mechaniſchen Maſchinen verrichten, zur Unterlaſſung
ihrer natuͤrlichen Verrichtungen von der Seele uneigen-
maͤchtig und durch eine blos natuͤrliche Handlung §. 270.
genoͤthiget werden. §. 49. 51. Daher verlieren ſich nach
und nach im Triebe zur Ruhe und zum Schlafe die aͤußern
Empfindungen von den aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken und
die eigenmaͤchtigen Vorſtellungen, durch die Entkraͤftung
ihrer materiellen Jdeen im Gehirne; die Muskeln, in ſo
fern ſie Seelenwirkungen verrichten, bewegen die Glieder
traͤger und laſſen ſie ſinken; die Augenlieder fallen zu und
der ganze Koͤrper taumelt. Kurz, dieſer Trieb bringt in
denjenigen Theilen, die, und in ſo fern ſie Seelenwirkun-
gen zu verrichten haben, nach den Geſetzen der Seelenwir-
kungen ſinnlicher Triebe, §. 277. denjenigen Zuſtand un-
vollſtaͤndig hervor, welcher bey wirklich erfolgender Be-
friedigung deſſelben, in der Ruhe, im Schlafe, vollſtaͤn-
dig werden wird, §. 257. 105. und in ſolchem Falle, nach
dem Zuſammenhange der phyſiſchen, mechaniſchen und
thieriſchen Kraͤfte, die Erholung und die Erneuerung der
Kraͤfte zu den Seelenwirkungen, der Abſicht der Natur ge-
maͤß, zur Folge hat, wie ſolches alles bisher in der Phy-
ſiologie des eigentlichen Mechanismus der thieriſchen Koͤr-
per ausfuͤhrlich erklaͤret worden iſt. (H. P. §. 578 —
590.)
2. Das Gaͤhnen, Dehnen und Recken ſind nicht ſo-
wohl Seelenwirkungen des Triebes zur Ruhe, als viel-
mehr zur Ermunterung. Denn wenn wir den unange-
nehmen Zuſtand der Traͤgheit und Ermattung empfinden,
ſo koͤnnen wir ſein Gegentheil ſowohl durch neue Anſtren-
gung der thieriſchen Seelenkraͤfte, als durch ihre periodi-
ſche Entſpannung, im Schlafe, erhalten. Leitet uns nun
der dunkle Reiz zum erſten Triebe, ſo druͤcken wir den
kuͤnftigen Zuſtand der neu angeſtrengten thieriſchen See-
lenkraͤfte, worinn die mechaniſchen Maſchinen ihre Seelen-
wirkungen vollkommen verrichten werden, durch dieſe un-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/302>, abgerufen am 18.06.2024.
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