"mens bestehen unter andern im Zusammendrücken der "Blutgefäße der Lunge, die ihrer Schnellkraft beraubte "Luft wird aus der Lunge getrieben, das Blut aus den klei- "nen Gefäßen gegen die linke Höle des Herzens befördert, "und hingegen das Blut aufgehalten, daß aus der rechten "Höle minder leicht etwas in die Lunge kömmt. -- Dieser "Widerstand wider das aus der rechten Höle des Herzens "kommende Blut erwecket eine neue Nothwendigkeit für das "Einathmen, durch welches die zusammengedrückten Ge- "fäße der Lunge wieder frey gemachet werden müssen: denn "sonst würde der Tod nach dem Ausathmen eben sowohl er- "folgen, als im luftleeren Raume, in welchem die Lunge "eben auch von Luft ausgeleeret, dichte und schwer wird, "im Wasser sinkt und das Blut nicht durchläßt. -- Aber "bey dem ersten Gefühle einer aus dem verhinderten Durch- "gange des Bluts entstehenden Unbequemlichkeit, wird der "Wille bewogen, mit den Kräften des Ausathmens nach- "zulassen, und die Werkzeuge des Einathmens in Bewe- "gung zu bringen, als wodurch die Bewegung des Bluts "durch die Lunge wieder freyer und geschwinder wird."
Ob das Athemholen bey neugebornen Thieren, und ursprünglich eine Seelenwirkung sey, oder ob es nicht viel- mehr bey ihnen blos als eine Nervenwirkung hervorge- bracht, §. 269. nachher durch einen mitwirkenden Seelen- trieb fortgesetzet werde, §. 183. durch die Gewohnheit der Empfindung in die Maschine komme, §. 51. und beyna- he, doch nicht sogar mechanisch von statten gehe, daß nicht bey jeder Verspätung des Athemholens der Trieb es sogleich wieder auffodern, und der sinnliche und verständige Will- kühr es zu jeder Zeit, nach Erfodern andrer Triebe, Lei- denschaften, verständiger Begierden, etc. bald zum Lachen, bald zum Weinen, zum Seufzen, zum Singen, zum Spre- chen, u. s. w. abändern können sollte, §. 284. alles die- ses läßt sich theils aus dem Vorigen leicht schließen, theils wird es im zweyten Theile dieser Schrift in nähere Erwä- gung gezogen werden. S. §. 526. Daß aber Lachen,
Wei-
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
„mens beſtehen unter andern im Zuſammendruͤcken der „Blutgefaͤße der Lunge, die ihrer Schnellkraft beraubte „Luft wird aus der Lunge getrieben, das Blut aus den klei- „nen Gefaͤßen gegen die linke Hoͤle des Herzens befoͤrdert, „und hingegen das Blut aufgehalten, daß aus der rechten „Hoͤle minder leicht etwas in die Lunge koͤmmt. — Dieſer „Widerſtand wider das aus der rechten Hoͤle des Herzens „kommende Blut erwecket eine neue Nothwendigkeit fuͤr das „Einathmen, durch welches die zuſammengedruͤckten Ge- „faͤße der Lunge wieder frey gemachet werden muͤſſen: denn „ſonſt wuͤrde der Tod nach dem Ausathmen eben ſowohl er- „folgen, als im luftleeren Raume, in welchem die Lunge „eben auch von Luft ausgeleeret, dichte und ſchwer wird, „im Waſſer ſinkt und das Blut nicht durchlaͤßt. — Aber „bey dem erſten Gefuͤhle einer aus dem verhinderten Durch- „gange des Bluts entſtehenden Unbequemlichkeit, wird der „Wille bewogen, mit den Kraͤften des Ausathmens nach- „zulaſſen, und die Werkzeuge des Einathmens in Bewe- „gung zu bringen, als wodurch die Bewegung des Bluts „durch die Lunge wieder freyer und geſchwinder wird.“
Ob das Athemholen bey neugebornen Thieren, und urſpruͤnglich eine Seelenwirkung ſey, oder ob es nicht viel- mehr bey ihnen blos als eine Nervenwirkung hervorge- bracht, §. 269. nachher durch einen mitwirkenden Seelen- trieb fortgeſetzet werde, §. 183. durch die Gewohnheit der Empfindung in die Maſchine komme, §. 51. und beyna- he, doch nicht ſogar mechaniſch von ſtatten gehe, daß nicht bey jeder Verſpaͤtung des Athemholens der Trieb es ſogleich wieder auffodern, und der ſinnliche und verſtaͤndige Will- kuͤhr es zu jeder Zeit, nach Erfodern andrer Triebe, Lei- denſchaften, verſtaͤndiger Begierden, ꝛc. bald zum Lachen, bald zum Weinen, zum Seufzen, zum Singen, zum Spre- chen, u. ſ. w. abaͤndern koͤnnen ſollte, §. 284. alles die- ſes laͤßt ſich theils aus dem Vorigen leicht ſchließen, theils wird es im zweyten Theile dieſer Schrift in naͤhere Erwaͤ- gung gezogen werden. S. §. 526. Daß aber Lachen,
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
„mens beſtehen unter andern im Zuſammendruͤcken der
„Blutgefaͤße der Lunge, die ihrer Schnellkraft beraubte
„Luft wird aus der Lunge getrieben, das Blut aus den klei-
„nen Gefaͤßen gegen die linke Hoͤle des Herzens befoͤrdert,
„und hingegen das Blut aufgehalten, daß aus der rechten
„Hoͤle minder leicht etwas in die Lunge koͤmmt. — Dieſer
„Widerſtand wider das aus der rechten Hoͤle des Herzens
„kommende Blut erwecket eine neue Nothwendigkeit fuͤr das
„Einathmen, durch welches die zuſammengedruͤckten Ge-
„faͤße der Lunge wieder frey gemachet werden muͤſſen: denn
„ſonſt wuͤrde der Tod nach dem Ausathmen eben ſowohl er-
„folgen, als im luftleeren Raume, in welchem die Lunge
„eben auch von Luft ausgeleeret, dichte und ſchwer wird,
„im Waſſer ſinkt und das Blut nicht durchlaͤßt. — Aber
„bey dem erſten Gefuͤhle einer aus dem verhinderten Durch-
„gange des Bluts entſtehenden Unbequemlichkeit, wird der
„Wille bewogen, mit den Kraͤften des Ausathmens nach-
„zulaſſen, und die Werkzeuge des Einathmens in Bewe-
„gung zu bringen, als wodurch die Bewegung des Bluts
„durch die Lunge wieder freyer und geſchwinder wird.“
Ob das Athemholen bey neugebornen Thieren, und
urſpruͤnglich eine Seelenwirkung ſey, oder ob es nicht viel-
mehr bey ihnen blos als eine Nervenwirkung hervorge-
bracht, §. 269. nachher durch einen mitwirkenden Seelen-
trieb fortgeſetzet werde, §. 183. durch die Gewohnheit der
Empfindung in die Maſchine komme, §. 51. und beyna-
he, doch nicht ſogar mechaniſch von ſtatten gehe, daß nicht
bey jeder Verſpaͤtung des Athemholens der Trieb es ſogleich
wieder auffodern, und der ſinnliche und verſtaͤndige Will-
kuͤhr es zu jeder Zeit, nach Erfodern andrer Triebe, Lei-
denſchaften, verſtaͤndiger Begierden, ꝛc. bald zum Lachen,
bald zum Weinen, zum Seufzen, zum Singen, zum Spre-
chen, u. ſ. w. abaͤndern koͤnnen ſollte, §. 284. alles die-
ſes laͤßt ſich theils aus dem Vorigen leicht ſchließen, theils
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/298>, abgerufen am 21.11.2024.
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