Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
sondern offenbar die Seelenwirkung eines Triebes. So-
bald man es unterläßt, entsteht eine beängstigende äußere
Empfindung in der Brust, die man verabscheuet. §. 280.
Diese ist die sinnliche Reizung des Triebes zum Athemho-
len, nämlich der starken Begierde, das Gegentheil dieser
Beängstigung hervorzubringen, welches wir durchs Athem-
holen zu erhalten uns erinnern. Es entsteht also die Be-
gierde zum Athemholen, welches die Absicht der Natur
bey diesem Triebe, §. 265. und der Gegenstand desselben
beym Thiere ist, das übrigens von seinem weitern Zwecke
nichts weiß. §. 266. Die sinnliche Reizung, nämlich die
unangenehme äußere Empfindung in der Brust, äußert ih-
re Seelenwirkung in die Lebensbewegungen, welche sie de-
sto stärker verändert, je mehr sie überhand nimmt, §. 271.
durch ein widernatürliches (§. 276. N. 4.) gewaltsames
Schlagen des Herzens, §. 252. und in so fern sie eine
Vorhersehung der künftigen angenehmen Empfindung vom
Athemholen ist, dadurch, daß sie die dazu erforderlichen
Bewegungen unvollständig hervorbringt. §. 271. Der
Trieb selbst bringt die Anstrengung der thierischen Seelen-
kräfte zu eben diesen unvollständigen Bewegungen, als die
ihm eigenen Seelenwirkungen, hervor, §. 272. und wir-
ket demnach in die zum Athemholen dienlichen Theile, das
Zwerchfell, die Muskeln, etc. indem er dieselben zu den na-
türlichen Verrichtungen reizet, §. 193. deren sie überhaupt
fähig sind, (§. 171. 161.) und welche insbesondre seine
Befriedigung, das Athemholen, vollständig in ihnen her-
vorbringen wird. §. 208. 214. Daher öffnet sich bey
diesem Triebe der Mund, die Muskeln bemühen sich, die
Rippen zu erheben, und das Zwerchfell strebet niederwärts,
lauter zum Athemholen erforderliche Bewegungen, die nach
dem Gesetze der Seelenwirkungen sinnlicher Triebe fort-
währen, bis sie das wirkliche Athemholen ergänzet: §. 257.
105. da sie denn, nach dem Zusammenhange der physi-
schen, mechanischen und thierischen Kräfte der zum Athem-
holen dienlichen Theile, die weitern Wirkungen in der

thieri-

I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
ſondern offenbar die Seelenwirkung eines Triebes. So-
bald man es unterlaͤßt, entſteht eine beaͤngſtigende aͤußere
Empfindung in der Bruſt, die man verabſcheuet. §. 280.
Dieſe iſt die ſinnliche Reizung des Triebes zum Athemho-
len, naͤmlich der ſtarken Begierde, das Gegentheil dieſer
Beaͤngſtigung hervorzubringen, welches wir durchs Athem-
holen zu erhalten uns erinnern. Es entſteht alſo die Be-
gierde zum Athemholen, welches die Abſicht der Natur
bey dieſem Triebe, §. 265. und der Gegenſtand deſſelben
beym Thiere iſt, das uͤbrigens von ſeinem weitern Zwecke
nichts weiß. §. 266. Die ſinnliche Reizung, naͤmlich die
unangenehme aͤußere Empfindung in der Bruſt, aͤußert ih-
re Seelenwirkung in die Lebensbewegungen, welche ſie de-
ſto ſtaͤrker veraͤndert, je mehr ſie uͤberhand nimmt, §. 271.
durch ein widernatuͤrliches (§. 276. N. 4.) gewaltſames
Schlagen des Herzens, §. 252. und in ſo fern ſie eine
Vorherſehung der kuͤnftigen angenehmen Empfindung vom
Athemholen iſt, dadurch, daß ſie die dazu erforderlichen
Bewegungen unvollſtaͤndig hervorbringt. §. 271. Der
Trieb ſelbſt bringt die Anſtrengung der thieriſchen Seelen-
kraͤfte zu eben dieſen unvollſtaͤndigen Bewegungen, als die
ihm eigenen Seelenwirkungen, hervor, §. 272. und wir-
ket demnach in die zum Athemholen dienlichen Theile, das
Zwerchfell, die Muskeln, ꝛc. indem er dieſelben zu den na-
tuͤrlichen Verrichtungen reizet, §. 193. deren ſie uͤberhaupt
faͤhig ſind, (§. 171. 161.) und welche insbeſondre ſeine
Befriedigung, das Athemholen, vollſtaͤndig in ihnen her-
vorbringen wird. §. 208. 214. Daher oͤffnet ſich bey
dieſem Triebe der Mund, die Muskeln bemuͤhen ſich, die
Rippen zu erheben, und das Zwerchfell ſtrebet niederwaͤrts,
lauter zum Athemholen erforderliche Bewegungen, die nach
dem Geſetze der Seelenwirkungen ſinnlicher Triebe fort-
waͤhren, bis ſie das wirkliche Athemholen ergaͤnzet: §. 257.
105. da ſie denn, nach dem Zuſammenhange der phyſi-
ſchen, mechaniſchen und thieriſchen Kraͤfte der zum Athem-
holen dienlichen Theile, die weitern Wirkungen in der

thieri-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0296" n="272"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I</hi> Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ondern offenbar die Seelenwirkung eines Triebes. So-<lb/>
bald man es unterla&#x0364;ßt, ent&#x017F;teht eine bea&#x0364;ng&#x017F;tigende a&#x0364;ußere<lb/>
Empfindung in der Bru&#x017F;t, die man verab&#x017F;cheuet. §. 280.<lb/>
Die&#x017F;e i&#x017F;t die &#x017F;innliche Reizung des Triebes zum Athemho-<lb/>
len, na&#x0364;mlich der &#x017F;tarken Begierde, das Gegentheil die&#x017F;er<lb/>
Bea&#x0364;ng&#x017F;tigung hervorzubringen, welches wir durchs Athem-<lb/>
holen zu erhalten uns erinnern. Es ent&#x017F;teht al&#x017F;o die Be-<lb/>
gierde zum Athemholen, welches die Ab&#x017F;icht der Natur<lb/>
bey die&#x017F;em Triebe, §. 265. und der Gegen&#x017F;tand de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
beym Thiere i&#x017F;t, das u&#x0364;brigens von &#x017F;einem weitern Zwecke<lb/>
nichts weiß. §. 266. Die &#x017F;innliche Reizung, na&#x0364;mlich die<lb/>
unangenehme a&#x0364;ußere Empfindung in der Bru&#x017F;t, a&#x0364;ußert ih-<lb/>
re Seelenwirkung in die Lebensbewegungen, welche &#x017F;ie de-<lb/>
&#x017F;to &#x017F;ta&#x0364;rker vera&#x0364;ndert, je mehr &#x017F;ie u&#x0364;berhand nimmt, §. 271.<lb/>
durch ein widernatu&#x0364;rliches (§. 276. <hi rendition="#aq">N.</hi> 4.) gewalt&#x017F;ames<lb/>
Schlagen des Herzens, §. 252. und in &#x017F;o fern &#x017F;ie eine<lb/>
Vorher&#x017F;ehung der ku&#x0364;nftigen angenehmen Empfindung vom<lb/>
Athemholen i&#x017F;t, dadurch, daß &#x017F;ie die dazu erforderlichen<lb/>
Bewegungen unvoll&#x017F;ta&#x0364;ndig hervorbringt. §. 271. Der<lb/>
Trieb &#x017F;elb&#x017F;t bringt die An&#x017F;trengung der thieri&#x017F;chen Seelen-<lb/>
kra&#x0364;fte zu eben die&#x017F;en unvoll&#x017F;ta&#x0364;ndigen Bewegungen, als die<lb/>
ihm eigenen Seelenwirkungen, hervor, §. 272. und wir-<lb/>
ket demnach in die zum Athemholen dienlichen Theile, das<lb/>
Zwerchfell, die Muskeln, &#xA75B;c. indem er die&#x017F;elben zu den na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen Verrichtungen reizet, §. 193. deren &#x017F;ie u&#x0364;berhaupt<lb/>
fa&#x0364;hig &#x017F;ind, (§. 171. 161.) und welche insbe&#x017F;ondre &#x017F;eine<lb/>
Befriedigung, das Athemholen, voll&#x017F;ta&#x0364;ndig in ihnen her-<lb/>
vorbringen wird. §. 208. 214. Daher o&#x0364;ffnet &#x017F;ich bey<lb/>
die&#x017F;em Triebe der Mund, die Muskeln bemu&#x0364;hen &#x017F;ich, die<lb/>
Rippen zu erheben, und das Zwerchfell &#x017F;trebet niederwa&#x0364;rts,<lb/>
lauter zum Athemholen erforderliche Bewegungen, die nach<lb/>
dem Ge&#x017F;etze der Seelenwirkungen &#x017F;innlicher Triebe fort-<lb/>
wa&#x0364;hren, bis &#x017F;ie das wirkliche Athemholen erga&#x0364;nzet: §. 257.<lb/>
105. da &#x017F;ie denn, nach dem Zu&#x017F;ammenhange der phy&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen, mechani&#x017F;chen und thieri&#x017F;chen Kra&#x0364;fte der zum Athem-<lb/>
holen dienlichen Theile, die weitern Wirkungen in der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">thieri-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0296] I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. ſondern offenbar die Seelenwirkung eines Triebes. So- bald man es unterlaͤßt, entſteht eine beaͤngſtigende aͤußere Empfindung in der Bruſt, die man verabſcheuet. §. 280. Dieſe iſt die ſinnliche Reizung des Triebes zum Athemho- len, naͤmlich der ſtarken Begierde, das Gegentheil dieſer Beaͤngſtigung hervorzubringen, welches wir durchs Athem- holen zu erhalten uns erinnern. Es entſteht alſo die Be- gierde zum Athemholen, welches die Abſicht der Natur bey dieſem Triebe, §. 265. und der Gegenſtand deſſelben beym Thiere iſt, das uͤbrigens von ſeinem weitern Zwecke nichts weiß. §. 266. Die ſinnliche Reizung, naͤmlich die unangenehme aͤußere Empfindung in der Bruſt, aͤußert ih- re Seelenwirkung in die Lebensbewegungen, welche ſie de- ſto ſtaͤrker veraͤndert, je mehr ſie uͤberhand nimmt, §. 271. durch ein widernatuͤrliches (§. 276. N. 4.) gewaltſames Schlagen des Herzens, §. 252. und in ſo fern ſie eine Vorherſehung der kuͤnftigen angenehmen Empfindung vom Athemholen iſt, dadurch, daß ſie die dazu erforderlichen Bewegungen unvollſtaͤndig hervorbringt. §. 271. Der Trieb ſelbſt bringt die Anſtrengung der thieriſchen Seelen- kraͤfte zu eben dieſen unvollſtaͤndigen Bewegungen, als die ihm eigenen Seelenwirkungen, hervor, §. 272. und wir- ket demnach in die zum Athemholen dienlichen Theile, das Zwerchfell, die Muskeln, ꝛc. indem er dieſelben zu den na- tuͤrlichen Verrichtungen reizet, §. 193. deren ſie uͤberhaupt faͤhig ſind, (§. 171. 161.) und welche insbeſondre ſeine Befriedigung, das Athemholen, vollſtaͤndig in ihnen her- vorbringen wird. §. 208. 214. Daher oͤffnet ſich bey dieſem Triebe der Mund, die Muskeln bemuͤhen ſich, die Rippen zu erheben, und das Zwerchfell ſtrebet niederwaͤrts, lauter zum Athemholen erforderliche Bewegungen, die nach dem Geſetze der Seelenwirkungen ſinnlicher Triebe fort- waͤhren, bis ſie das wirkliche Athemholen ergaͤnzet: §. 257. 105. da ſie denn, nach dem Zuſammenhange der phyſi- ſchen, mechaniſchen und thieriſchen Kraͤfte der zum Athem- holen dienlichen Theile, die weitern Wirkungen in der thieri-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/296
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/296>, abgerufen am 23.11.2024.