in einer ungewöhnlichen Bedentung bedient hatte, habe ich erfahren, daß dieß neuen Lehren wenig Vortheil bringe, weil sich die Meisten, die dar- über urtheilten, zu sehr an den Ausdruck hiel- ten, und übrigens die wichtige Sache, worauf es ankam, kaum bemerkten. Jch habe im gegenwär- tigen Werke diesen anstößigen Ausdruck fahren lassen, und dafür die von äußern und innern sinnlichen Eindrücken gewählt, ob ich gleich §. 402. u. f. die Bequemlichkeit und Schicklich- keit des erstern gezeigt habe. Einen von beyden Ausdrücken muß man durchaus gewohnt werden.
Man wird sich übrigens bey manchen Stellen erinnern, daß ich keinen meiner Lehrsätze hier ha- be ausführen, noch seine Anwendung in den prak- tischen medicinischen Wissenschaften zeigen wollen, ob ich gleich einsehe, daß dieses nicht nur über- haupt nützlich gewesen seyn, sondern auch den Beyfall bey vielen erleichtert haben würde. Mein Hauptzweck bestand darinn, es nur erst dahin zu bringen, daß man die Physiologie der eigentli- chen thierischen Natur, als eine von der bishe- rigen allgemeinern Physiologie des ganzen Me- chanismus des Körpers ganz abgesonderte Wis- senschaft, und die Grenzen, die ich Beyden im Wer- ke überall angewiesen, genehmigen möchte. Hier- zu war der bloße Entwurf hinlänglich, und wenn er nicht so manche neue Lehren in sich enthielte, welchen ich einige Ausführlichkeit geben mußte, um sie verständlich zu machen, so würde er noch viel kürzer gerathen seyn: denn alle die- jenigen zur eigentlichen thierischen Physiologie gehörige Lehren, die man schon in der Physio-
logie
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Vorrede.
in einer ungewoͤhnlichen Bedentung bedient hatte, habe ich erfahren, daß dieß neuen Lehren wenig Vortheil bringe, weil ſich die Meiſten, die dar- uͤber urtheilten, zu ſehr an den Ausdruck hiel- ten, und uͤbrigens die wichtige Sache, worauf es ankam, kaum bemerkten. Jch habe im gegenwaͤr- tigen Werke dieſen anſtoͤßigen Ausdruck fahren laſſen, und dafuͤr die von aͤußern und innern ſinnlichen Eindruͤcken gewaͤhlt, ob ich gleich §. 402. u. f. die Bequemlichkeit und Schicklich- keit des erſtern gezeigt habe. Einen von beyden Ausdruͤcken muß man durchaus gewohnt werden.
Man wird ſich uͤbrigens bey manchen Stellen erinnern, daß ich keinen meiner Lehrſaͤtze hier ha- be ausfuͤhren, noch ſeine Anwendung in den prak- tiſchen mediciniſchen Wiſſenſchaften zeigen wollen, ob ich gleich einſehe, daß dieſes nicht nur uͤber- haupt nuͤtzlich geweſen ſeyn, ſondern auch den Beyfall bey vielen erleichtert haben wuͤrde. Mein Hauptzweck beſtand darinn, es nur erſt dahin zu bringen, daß man die Phyſiologie der eigentli- chen thieriſchen Natur, als eine von der bishe- rigen allgemeinern Phyſiologie des ganzen Me- chanismus des Koͤrpers ganz abgeſonderte Wiſ- ſenſchaft, und die Grenzen, die ich Beyden im Wer- ke uͤberall angewieſen, genehmigen moͤchte. Hier- zu war der bloße Entwurf hinlaͤnglich, und wenn er nicht ſo manche neue Lehren in ſich enthielte, welchen ich einige Ausfuͤhrlichkeit geben mußte, um ſie verſtaͤndlich zu machen, ſo wuͤrde er noch viel kuͤrzer gerathen ſeyn: denn alle die- jenigen zur eigentlichen thieriſchen Phyſiologie gehoͤrige Lehren, die man ſchon in der Phyſio-
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[0021]
Vorrede.
in einer ungewoͤhnlichen Bedentung bedient hatte,
habe ich erfahren, daß dieß neuen Lehren wenig
Vortheil bringe, weil ſich die Meiſten, die dar-
uͤber urtheilten, zu ſehr an den Ausdruck hiel-
ten, und uͤbrigens die wichtige Sache, worauf es
ankam, kaum bemerkten. Jch habe im gegenwaͤr-
tigen Werke dieſen anſtoͤßigen Ausdruck fahren
laſſen, und dafuͤr die von aͤußern und innern
ſinnlichen Eindruͤcken gewaͤhlt, ob ich gleich
§. 402. u. f. die Bequemlichkeit und Schicklich-
keit des erſtern gezeigt habe. Einen von beyden
Ausdruͤcken muß man durchaus gewohnt werden.
Man wird ſich uͤbrigens bey manchen Stellen
erinnern, daß ich keinen meiner Lehrſaͤtze hier ha-
be ausfuͤhren, noch ſeine Anwendung in den prak-
tiſchen mediciniſchen Wiſſenſchaften zeigen wollen,
ob ich gleich einſehe, daß dieſes nicht nur uͤber-
haupt nuͤtzlich geweſen ſeyn, ſondern auch den
Beyfall bey vielen erleichtert haben wuͤrde. Mein
Hauptzweck beſtand darinn, es nur erſt dahin zu
bringen, daß man die Phyſiologie der eigentli-
chen thieriſchen Natur, als eine von der bishe-
rigen allgemeinern Phyſiologie des ganzen Me-
chanismus des Koͤrpers ganz abgeſonderte Wiſ-
ſenſchaft, und die Grenzen, die ich Beyden im Wer-
ke uͤberall angewieſen, genehmigen moͤchte. Hier-
zu war der bloße Entwurf hinlaͤnglich, und wenn
er nicht ſo manche neue Lehren in ſich enthielte,
welchen ich einige Ausfuͤhrlichkeit geben mußte,
um ſie verſtaͤndlich zu machen, ſo wuͤrde er
noch viel kuͤrzer gerathen ſeyn: denn alle die-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/21>, abgerufen am 22.11.2024.
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