schen Lebens, vom System der thierischen Kräf- te, und vom thierischen Tode, aus, die eine sehr große und nützliche Anwendung in der Pa- thologie der eigentlichen thierischen Natur haben.
Jch habe einen kurzen, simpeln, trocknen und methodischen Vortrag erwählt, um den Le- ser immer im Stande zu erhalten, die Wahr- heit der Begriffe und Sätze, sowohl an sich, als in ihrer Anwendung, den Zusammenhang und die Folge der Lehren, und das gesammte Sy- stem der thierischen Physiologie zu prüfen und recht zu ergründen. So viel nur immer mög- lich gewesen, habe ich alle für die Arzneykunst unwesentliche, oder doch unerhebliche, blos spitz- findige Untersuchungen und alle Hypothesen ver- mieden; wenigstens von den letztern in den ei- gentlichen Lehrsätzen keinen Gebrauch gemacht, damit man in diesem neu abgesonderten Theile der Arzneywissenschaft nicht gleich anfänglich, statt wahrer Naturgesetze, als des Resultats richtiger Beobachtungen, ein System voraus- gesetzter Meynungen empfienge, das sich in kur- zer Zeit selbst wieder zu zerstören pflegt.
Was die neuen Lehren, und die Bestrei- tung verschiedener bisheriger anbelangt, so bitte ich meine Leser recht aufrichtig, sie aufs Schärf- ste zu prüfen: aber auch einem Schriftsteller, der ein so weitläuftiges Werk zum erstenmale aus diesem Gesichtspunkte entwirft, kein Verbrechen daraus zu machen, wenn er dieß oder jenes un- richtig, undeutlich, oder nicht ganz gesehen, und falsch gezeichnet hat. Um zu einer solchen Ent- schuldigung sich geneigt finden zu lassen, müßte
man
Vorrede.
ſchen Lebens, vom Syſtem der thieriſchen Kraͤf- te, und vom thieriſchen Tode, aus, die eine ſehr große und nuͤtzliche Anwendung in der Pa- thologie der eigentlichen thieriſchen Natur haben.
Jch habe einen kurzen, ſimpeln, trocknen und methodiſchen Vortrag erwaͤhlt, um den Le- ſer immer im Stande zu erhalten, die Wahr- heit der Begriffe und Saͤtze, ſowohl an ſich, als in ihrer Anwendung, den Zuſammenhang und die Folge der Lehren, und das geſammte Sy- ſtem der thieriſchen Phyſiologie zu pruͤfen und recht zu ergruͤnden. So viel nur immer moͤg- lich geweſen, habe ich alle fuͤr die Arzneykunſt unweſentliche, oder doch unerhebliche, blos ſpitz- findige Unterſuchungen und alle Hypotheſen ver- mieden; wenigſtens von den letztern in den ei- gentlichen Lehrſaͤtzen keinen Gebrauch gemacht, damit man in dieſem neu abgeſonderten Theile der Arzneywiſſenſchaft nicht gleich anfaͤnglich, ſtatt wahrer Naturgeſetze, als des Reſultats richtiger Beobachtungen, ein Syſtem voraus- geſetzter Meynungen empfienge, das ſich in kur- zer Zeit ſelbſt wieder zu zerſtoͤren pflegt.
Was die neuen Lehren, und die Beſtrei- tung verſchiedener bisheriger anbelangt, ſo bitte ich meine Leſer recht aufrichtig, ſie aufs Schaͤrf- ſte zu pruͤfen: aber auch einem Schriftſteller, der ein ſo weitlaͤuftiges Werk zum erſtenmale aus dieſem Geſichtspunkte entwirft, kein Verbrechen daraus zu machen, wenn er dieß oder jenes un- richtig, undeutlich, oder nicht ganz geſehen, und falſch gezeichnet hat. Um zu einer ſolchen Ent- ſchuldigung ſich geneigt finden zu laſſen, muͤßte
man
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[0018]
Vorrede.
ſchen Lebens, vom Syſtem der thieriſchen Kraͤf-
te, und vom thieriſchen Tode, aus, die eine
ſehr große und nuͤtzliche Anwendung in der Pa-
thologie der eigentlichen thieriſchen Natur haben.
Jch habe einen kurzen, ſimpeln, trocknen
und methodiſchen Vortrag erwaͤhlt, um den Le-
ſer immer im Stande zu erhalten, die Wahr-
heit der Begriffe und Saͤtze, ſowohl an ſich, als
in ihrer Anwendung, den Zuſammenhang und
die Folge der Lehren, und das geſammte Sy-
ſtem der thieriſchen Phyſiologie zu pruͤfen und
recht zu ergruͤnden. So viel nur immer moͤg-
lich geweſen, habe ich alle fuͤr die Arzneykunſt
unweſentliche, oder doch unerhebliche, blos ſpitz-
findige Unterſuchungen und alle Hypotheſen ver-
mieden; wenigſtens von den letztern in den ei-
gentlichen Lehrſaͤtzen keinen Gebrauch gemacht,
damit man in dieſem neu abgeſonderten Theile
der Arzneywiſſenſchaft nicht gleich anfaͤnglich,
ſtatt wahrer Naturgeſetze, als des Reſultats
richtiger Beobachtungen, ein Syſtem voraus-
geſetzter Meynungen empfienge, das ſich in kur-
zer Zeit ſelbſt wieder zu zerſtoͤren pflegt.
Was die neuen Lehren, und die Beſtrei-
tung verſchiedener bisheriger anbelangt, ſo bitte
ich meine Leſer recht aufrichtig, ſie aufs Schaͤrf-
ſte zu pruͤfen: aber auch einem Schriftſteller,
der ein ſo weitlaͤuftiges Werk zum erſtenmale aus
dieſem Geſichtspunkte entwirft, kein Verbrechen
daraus zu machen, wenn er dieß oder jenes un-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/18>, abgerufen am 23.11.2024.
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