Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. Eindruck vom Gehirne her einigermaßen gereget werde, §.151. so kann er auch in solchem Falle vielleicht den mecha- nischen Maschinen, die er an solchen Stellen berühret, ei- nige Bewegung mittheilen, die eine Seelenwirkung ge- nennet werden kann. §. 97. Diese Vermuthung wird sehr wahrscheinlich, bey den Nervenschlingen, die sich um manche Blutgefäße winden, und dieselben, gewiß nicht ohne eine Absicht der Natur, umfassen. Wahrscheinlicher Weise können hierdurch manche starke sinnliche Eindrücke im Gehirne, an solchen Stellen die Blutgefäße ein wenig zusammenschnüren und den Umlauf hemmen, wie solches der Herr v. Haller selbst angenommen hat, um unter an- dern die Röthe des Gesichts bey einer Beschämung daraus muthmaßlich zu erklären. (v. Haller. Boerh. Prael. ac. T. 4. S. 448. 449. not. a. S. Hall. op. min. T. 1. pag. 513.) Nach der Zeit aber hat der vortreffliche Mann diese Meynung wieder zurückgenommen, H. P. §. 566. H. gr. P. 4 B. S. 641. und viel andre Gelehrte haben sich dawider erkläret, insgesammt aus dem einzigen Grun- de, weil die sinnlichen Eindrücke, es seyn äußere oder in- nere, ob sie gleich einen Muskel in Convulsionen setzen, doch niemals im Nerven selbst sichtbare Bewegungen er- regten: da doch die sinnlichen Eindrücke ins Gehirn ganz unstreitig die Nervenspitzen regen, §. 147. und dieses über- all möglich und wahrscheinlich ist, wo sich die gerade Rich- tung der Nerven auf einmal stark verändert. §. 151. Ob man also hinlänglichen Grund gehabt habe, einer so wahr- scheinlichen Meynung zu entsagen, das verdiente vielleicht näher geprüft zu werden. (Man vergl. §. 178.) §. 161. Unter die mechanischen Maschinen, in welche sich die muß.
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. Eindruck vom Gehirne her einigermaßen gereget werde, §.151. ſo kann er auch in ſolchem Falle vielleicht den mecha- niſchen Maſchinen, die er an ſolchen Stellen beruͤhret, ei- nige Bewegung mittheilen, die eine Seelenwirkung ge- nennet werden kann. §. 97. Dieſe Vermuthung wird ſehr wahrſcheinlich, bey den Nervenſchlingen, die ſich um manche Blutgefaͤße winden, und dieſelben, gewiß nicht ohne eine Abſicht der Natur, umfaſſen. Wahrſcheinlicher Weiſe koͤnnen hierdurch manche ſtarke ſinnliche Eindruͤcke im Gehirne, an ſolchen Stellen die Blutgefaͤße ein wenig zuſammenſchnuͤren und den Umlauf hemmen, wie ſolches der Herr v. Haller ſelbſt angenommen hat, um unter an- dern die Roͤthe des Geſichts bey einer Beſchaͤmung daraus muthmaßlich zu erklaͤren. (v. Haller. Boerh. Prael. ac. T. 4. S. 448. 449. not. a. S. Hall. op. min. T. 1. pag. 513.) Nach der Zeit aber hat der vortreffliche Mann dieſe Meynung wieder zuruͤckgenommen, H. P. §. 566. H. gr. P. 4 B. S. 641. und viel andre Gelehrte haben ſich dawider erklaͤret, insgeſammt aus dem einzigen Grun- de, weil die ſinnlichen Eindruͤcke, es ſeyn aͤußere oder in- nere, ob ſie gleich einen Muskel in Convulſionen ſetzen, doch niemals im Nerven ſelbſt ſichtbare Bewegungen er- regten: da doch die ſinnlichen Eindruͤcke ins Gehirn ganz unſtreitig die Nervenſpitzen regen, §. 147. und dieſes uͤber- all moͤglich und wahrſcheinlich iſt, wo ſich die gerade Rich- tung der Nerven auf einmal ſtark veraͤndert. §. 151. Ob man alſo hinlaͤnglichen Grund gehabt habe, einer ſo wahr- ſcheinlichen Meynung zu entſagen, das verdiente vielleicht naͤher gepruͤft zu werden. (Man vergl. §. 178.) §. 161. Unter die mechaniſchen Maſchinen, in welche ſich die muß.
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
Eindruck vom Gehirne her einigermaßen gereget werde, §.
151. ſo kann er auch in ſolchem Falle vielleicht den mecha-
niſchen Maſchinen, die er an ſolchen Stellen beruͤhret, ei-
nige Bewegung mittheilen, die eine Seelenwirkung ge-
nennet werden kann. §. 97. Dieſe Vermuthung wird
ſehr wahrſcheinlich, bey den Nervenſchlingen, die ſich um
manche Blutgefaͤße winden, und dieſelben, gewiß nicht
ohne eine Abſicht der Natur, umfaſſen. Wahrſcheinlicher
Weiſe koͤnnen hierdurch manche ſtarke ſinnliche Eindruͤcke
im Gehirne, an ſolchen Stellen die Blutgefaͤße ein wenig
zuſammenſchnuͤren und den Umlauf hemmen, wie ſolches
der Herr v. Haller ſelbſt angenommen hat, um unter an-
dern die Roͤthe des Geſichts bey einer Beſchaͤmung daraus
muthmaßlich zu erklaͤren. (v. Haller. Boerh. Prael. ac. T.
4. S. 448. 449. not. a. S. Hall. op. min. T. 1. pag.
513.) Nach der Zeit aber hat der vortreffliche Mann
dieſe Meynung wieder zuruͤckgenommen, H. P. §. 566.
H. gr. P. 4 B. S. 641. und viel andre Gelehrte haben
ſich dawider erklaͤret, insgeſammt aus dem einzigen Grun-
de, weil die ſinnlichen Eindruͤcke, es ſeyn aͤußere oder in-
nere, ob ſie gleich einen Muskel in Convulſionen ſetzen,
doch niemals im Nerven ſelbſt ſichtbare Bewegungen er-
regten: da doch die ſinnlichen Eindruͤcke ins Gehirn ganz
unſtreitig die Nervenſpitzen regen, §. 147. und dieſes uͤber-
all moͤglich und wahrſcheinlich iſt, wo ſich die gerade Rich-
tung der Nerven auf einmal ſtark veraͤndert. §. 151. Ob
man alſo hinlaͤnglichen Grund gehabt habe, einer ſo wahr-
ſcheinlichen Meynung zu entſagen, das verdiente vielleicht
naͤher gepruͤft zu werden. (Man vergl. §. 178.)
§. 161.
Unter die mechaniſchen Maſchinen, in welche ſich die
Nerven ſo vertheilen, daß ſie ſich ihnen voͤllig einverleiben,
gehoͤren zuerſt und vornehmlich die Muskeln, (das
Fleiſch,) deren Strucktur, Mechanismum und Zweck
man hier aus der mechaniſchen Phyſiologie voraus ſetzen
muß.
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